Love. Sex. Life.

Blu-ray Review

Love. Sex. Life. Blu-ray Review Cover
Tiberius Film, ab 07.05.2015

OT: Afternoon Delight

 


Mit offenen Augen

Wenn ein Film ganz anders ist, als es Titel und Cover vermuten lassen.

Inhalt

Rachel, Hausfrau und Mutter, ist irgendwie unzufrieden mit ihrem Leben – und sexuell frustriert obendrein. Mit ihrem Mann Jeff läuft schon lange nichts mehr im Bett und ihre Therapeutin schwärmt nur von ihrer eigenen lesbischen Beziehung. Irgendwann kommt Rachels Freundin Stephanie auf die Idee, doch mal gemeinsam einen Stripclub zu besuchen, um ein wenig Feuer ins Sexleben zu bringen. Dort lernt sie während eines Lapdance die junge Tänzerin McKenna kennen. Anfangs unheimlich scheu, trifft sich Rachel fortan immer wieder mit der Stripperin und nachdem diese irgendwie ihre Bleibe verloren hat, lässt Rachel McKenna erst einmal bei sich wohnen. Das bringt zwar etwas Verwirrung aber auch spürbaren Schwung in den Alltag. Selbst als McKenna beichtet, dass sie nicht nur für Männer tanzt, sondern eine „Rumdumdienstleisterin“ ist. Während also die Ehe von Jeff und Rachel auflebt, sind die Differenzen zwischen den beiden Frauen irgendwann doch zu groß …

Zunächst einmal ein Kompliment für den Mut der beiden Hauptdarstellerinnen. Während Juno Temple nun schon zum wiederholten Mal recht freizügig unterwegs ist, geht Kathryn Hahn (Sieben verdammt lange Tage) extrem offen mit ihrem Körper um – selbst wenn dieser mal unvorteilhaft von der Kamera festgehalten wird. Durch diese Besetzung ist auch gleich das Vorurteil beseitigt, das der effektheischende deutsche Verleihtitel und das dazugehörige Cover schüren. „Afternoon Delight“, so der Originaltitel, passt deutlich besser zur Story, die eigentlich keine Erotik-Komödie, sondern eher ein Drama mit humorvollen Elementen ist. Eines, das zwar insgesamt etwas mehr Tempo vertragen hätte, jedoch immer wieder behutsame und schöne Augenblicke hat. Beispielsweise, wenn McKenna Rachel zur Ruhe zwingt und ihr, beginnend mit einer Fußmassage, eine körperliche Erfahrung verschafft, die sie so noch nicht erlebt hat. Das zeigt zwar in diesem Moment, wie konservativ das Gesellschaftsbild in den USA immer noch ist, wurde von Regisseurin Soloway in ihrem Langfilm-Regiedebut aber sensibel und stets respektvoll umgesetzt. Natürlich lebt Love. Sex. Life. auch von dem Culture Clash zwischen konservativem Familien- und freizügigem Sexleben einer Tänzerin. So ist es beispielsweise schon ganz witzig, wenn Juno Temple den beiden Hausfrauen etwas Schwung in die Hüften zu bringen versucht. Oder wenn Rachel als Begleitung von McKenna zu einem ihrer Kunden unsicher danach fragt, wie lange „die Session“ denn so dauert. Dazu gesellt sich aber auch ein ungeschönter Blick auf das Alltagsleben eines Ehepaares – rumpulen an den Füßen im Bad und Erledigung der Toilette im Beisein des Anderen inklusive. Love. Sex. Life. ist dabei nicht nur von Temple und Hahn gut gespielt, sondern auch von den Nebendarstellern. Josh Radnor (How I Met Your Mother) hat da als inaktiver Ehemann noch die undankbarste Aufgabe. Ziemlich großartig hingegen ist Jane Lynch, die als Raches Therapeutin aufgrund drohender Unterzuckerung beherzt ihren mitgebrachten Salat verspeist. Schade, dass sich Love. Sex. Life. so ungelenk vorhersehbar von Juno Temple verabschiedet, denn bis dahin deutete nichts auf das stereotype Verhalten hin, das letztlich zum Bruch mit ihr führt. Hier wäre ein wenig mehr Innovation und Mut durchaus wünschenswert gewesen.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Love. Sex. Life. ist flau, kontrastarm und kraftlos. Farben wirken gräulich und wenig plastisch – selbst im bunten Stripclub. Die Schärfe ist eher schwach, dafür ist die Bildruhe recht hoch und Rauschen ist praktisch nicht vorhanden.
Ebenso unspektakulär bleibt der Sound, der nicht mal ansatzweise den rückwärtigen Raum bemüht und nahezu vollständig aus dem Center kommt. Love. Sex. Life. ist zwar absolut dialoglastig, doch gerade die Filmmusik (die übrigens dezent und angenehm ausgewählt wurde) dürfte ab und an mal aus den Surrounds kommen. Immerhin bekommt man mal ein wenig Stereoinformation während des Scores. Und, wenn man ganz genau hinhört, dann nimmt man gegen Ende ein paar zwitschernde Vögel auf den hinteren Lautsprechern wahr.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Love. Sex. Life. gibt’s neben dem Audiokommentar von Regisseurin und Hauptdarstellerin noch ein zehnminütiges Making-of sowie das Featurette „The Silver Lake Dream Home“. In diesem kommt der Architekt des Hauses zu Wort, in dem Rachel und Jeff wohnen.

Fazit

Love. Sex. Life. ist zwar kein filmisches Kleinod, allerdings um Längen besser, als man zunächst vermuten würde, wenn man sich vom Titel alleine leiten lässt. Zwei intensive Schauspielleistungen und einige entwaffnend ehrliche Blicke aufs Alltagsleben einer Ehe trösten über mangelndes Tempo hinweg.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 55%
Tonqualität (dt. Fassung): 55%
Tonqualität (Originalversion): 55%
Bonusmaterial: 40%
Film: 65%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: USA 2013
Regie: Jilll Soloway
Darsteller: Kathryn Hahn, Juno Temple, Jane Lynch, Josh Radnor, Jessica St. Clair
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 98
Codec: AVC
FSK: 16

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!