Lügen und andere Wahrheiten

Blu-ray Review

Lügen und andere Wahrheiten Blu-ray Review Cover
EuroVideo, seit 05.03.2015

OT: –

 


Vertrauensprobleme

In Lügen und andere Wahrheiten hat jeder so seine Geheimnisse.

Inhalt

Carlos möchte gerne seine Verlobte Coco heiraten, verschweigt jedoch, dass er es hin und wieder mit dem Trinken übertreibt und seine Immobiliengeschäfte eher schlecht laufen. Das ist für die kontrollierte Zahnärztin, die sich gerade von ihrer Helferin Vera trennen musste, ein zusätzlich hartes Brot – zumal sie ihm in Sachen Treue auch nicht so recht über den Weg traut. Auch Cocos beste Freundin Patti hat Geheimnisse, versucht sie doch Besitzansprüche an den gemeinsamen Yoga-Lehrer Andi anzumelden. Der wiederum verliert dadurch sein seelisches Gleichgewicht und schlägt im Affekt auf der Straße einen Typen zusammen. Das bekommt Vera mit und nutzt es, um Andi zu erpressen. Es scheint also alles aus dem Ruder zu laufen und Coco fürchtet, dass nicht mal ihre minutiös geplante Hochzeit anständig über die Bühne geht …

Ein aktueller Film mit Florian David Fitz, der im Kino mit gerade mal 30.000 Besuchern abgeschmiert ist – das ist zumindest überraschend. Vermutlich liegt’s aber daran, dass Lügen und andere Wahrheiten vom Titel zunächst noch den Eindruck einer reinen Rom-Com macht, tatsächlich aber durchaus tragische und dramatische Töne anschlägt. Auch muss man sich ein wenig damit anfreunden, dass Fitz eben einerseits nicht die Hauptrolle inne hat und seine Figur durchaus ambivalent agiert und nicht mit der sonst üblichen reinen weißen Weste. Meret Becker, die als zentrale Figur den Film trägt, ist erstaunlich zurückhaltend, fernab ihrer sonst schon mal eher extrovertierten Rollen. Die Sympathien sammelt Thomas Heinze, der erstaunlich charmant und witzig rüberkommt – auch wenn seine Figur ebenfalls Dreck am Stecken hat. Was Vanessa Jopp (Der fast perfekte Mann) gut hinbekommt, ist die Balance zwischen den dramatischen und den komischen Szenen – zumindest während der ersten Dreiviertelstunde. Danach driftet Lügen und andere Wahrheiten etwas in die Problemschiene ab und häuft ein Elend aufs andere. Das wirkt dann zunehmend etwas gedehnt konstruiert und anstrengend, hält aber auch ein paar sehr existenzielle Wahrheiten bereit, die verdeutlichen, dass es der Regisseurin und Ko-Autorin offensichtlich eine Herzensangelegenheit war, diesen Film zu machen. Ein weiterer Grund, warum Jopps Film am Ende die Kurve doch noch kriegt, liegt am engagiert aufspielenden Ensemble, womit wir wieder bei Florian David Fitz währen. Der ist zwar in einer ungewohnten Rolle zu sehen, meistert diese jedoch (vom etwas gestelzten Asi-Slang mal abgesehen) sehr gut.

Bild- und Tonqualität

Für einen aktuellen Film ist das Bild von Lügen und andere Wahrheiten gewöhnungsbedürftig schmuddelig und kontrastschwach. Noch dazu wechselt es plötzlich vollkommen die Farbfilterung von kühl-bläulich zu sepia-braun, wenn’s von der Tagsüber-Stimmung in der Praxis zur abendlichen Vernissage geht. Das Ganze sieht dannn eher aus wie ein 80er-Jahre-Tatort. Auch die Schärfe lässt zu Wünschen übrig, ist selbst in Nahaufnahmen eher schwach, hat dann aber plötzlich ein paar lichte Momente (Cocos Besuch beim Wahrheitsfinder).
Ein wenig besser und homogener schlägt sich der Ton, der nicht nur gut verständliche Dialoge liefert, sondern in den atmosphärischen Szenen durchaus räumlich und recht authentisch wirkt. So regnet es am Tag der Hochzeit beispielsweise recht atmosphärisch. Natürlich gibt’s hier kaum Anlass für die Effektlautsprecher massiv ins Geschehen einzugreifen und auch der Subwoofer bleibt praktisch vollständig ruhig.

Bonusmaterial

Außer dem Filmtrailer herrscht im Bonusmaterial Ebbe.

Fazit

Lügen und andere Wahrheiten ist alles andere als eine typisch deutsche Rom-Com. Ganz im Gegenteil: Vanessa Jopps Film berührt sensible Themen, scheut nicht vor unangenehmen Wahrheiten und taugt auch nur bedingt als gutgelaunter Sonntags-Nachmittags-Film. Wer allerdings nicht unter falschen Vorzeichen rangeht und weiß, was ihn erwartet, der wird mit einem gut gespielten Werk belohnt, das bisweilen nah am echten Leben ist.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 50%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Bonusmaterial: 5%
Film: 60%

Anbieter: EuroVideo
Land/Jahr: Deutschland 2014
Regie: Vanessa Jopp
Darsteller: Meret Becker, Florian David Fitz, Thomas Heinze, Jeanette Hain, Alina Levshin, Lilith Stangenberg
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de // PCM 2.0: de
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 111
Codec: AVC
FSK: 12

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