Madame Mallory und der Duft von Curry

Blu-ray Review

Madame Mallory und der Duft von Curry Blu-ray Review Cover
Highlight Communications, seit 05.02.2015

OT: The Hundred-Foot Journey

 


Kulinarische Begegnungen

Wenn die indische auf die französische Küche trifft, ist eine Geschmacksexplosion garantiert.

Inhalt

Die Familie von Hassan hatte ein gutes Leben in Indien – bis die Tragöde zuschlug. Im Feuer ihres in Brand gesetzten Restaurants starb Hassans Mutter – jene gütige Frau, die ihrem Sohn das Kochen beibrachte. Nun versuchen die Übriggebliebenen fern von ihrer Heimat Indien in Europa einen Neuanfang. Da es ihnen in London zu kalt war, führt sie der Weg, bzw. die defekten Bremsen des alten Ford Transit nach Frankreich. Vor Ort findet Papa dann ein geeignetes Grundstück und lässt sich auch nicht durch gutes Zureden davon abbringen, genau dort ein indisches Lokal zu eröffnen. Auch dann nicht, nachdem feststeht, dass sich exakt gegenüber das beste Restaurant im Umkreis von 50km befindet – mit Michelinstern! Unter der Leitung der gestrengen Madame Mallory werden dort täglich die frischesten Zutaten zubereitet und locken damit sogar den Präsidenten selbst an. Hassan ist zwar nicht begeistert, dass er in dieser Konkurrenzsituation arbeiten muss, zumal die charmante Marguerite, in die er sich schon bei der ersten Begegnung verguckt hat, gegenüber als Sous-Chef arbeitet, doch was der Papa sich in den Kopf setzt, wird nun mal gemacht. Schwierig wird’s nur, als Madame Mallory pünktlich zur Eröffnung des neuen Restaurants den Markt mit sämtlichen Zutaten leer kauft und die Konkurrenz bewusst sabotiert – der Krieg der Küchen scheint eröffnet …

Lasse Hallström gehört zu den absoluten Poeten des Kinos. Immer wieder nimmt er sich Literaturvorlagen oder Originalstoffe und macht aus ihnen wahre Liebeserklärungen an das Kino, das Leben oder an kulinarische Genüsse. Wer Gottes Werk und Teufels Beitrag oder Chocolat gesehen hat, weiß, wie wunderbar gut erzähltes Kino sein kann. In Madame Mallory und der Duft von Curry adaptiert er nun Richard C. Morais‘ Bestseller und macht daraus erneut eine Ode an die Lebensfreude, die, wie in Chocolat auch, durch den Magen geht. Mit stets präsentem lakonischem Witz lässt er die indische Familie mit all ihren Eigenheiten und kulturellen Gewohnheiten auf die französiche Gemeinde treffen und gibt gleichzeitig ein flammendes Plädoyer für Toleranz und Völkerfreundschaft ab – manifestiert in den wunderbar-witzigen Zickereien zwischen Papa und Madame Mallory. Großartig auch die Szene, in der Papa seine Tochter an die Straße stellt, damit am Tag der Eröffnung doch noch ein Besucher kommt – und wenn es nur deshalb ist, weil Mahira so hübsch ist. Apropos hübsch: Zwar sieht Madame Mallorys Restaurant etwas nach Pappkulisse aus, doch man kann sich dem Reiz des südfranzösischen Drehorts Saint-Antonin-Noble-Val nur schlecht entziehen. Optisch passt das verträumt wirkende Nest perfekt zum märchenhaften Film Hallströms.

Natürlich ist das alles unbedingt positiv und viel zu gut um wahr zu sein, natürlich werden gesellschaftspolitische Problematiken gerade mal gestriffen – aber das ist das, was Hallströms Filme eben auch ausmacht: Märchenhaftes Kino zum Wohlfühlen und Liebhaben. Ein wenig schade ist es, dass Madame Mallory und der Duft von Curry sich während der Szenen in der Molekularküche etwas verliert und dann auch arg konventionell auf sein vorhersehbares Ende zuläuft, doch man mag es aufgrund des augenzwinkernden Humors, der charmanten Atmosphäre und den tollen Darstellern gerne verzeihen. Helen Mirren ist erneut fantastisch als zunächst zickige und später gutmütige Restaurantbesitzerin und liefert sich mit einem blendend aufgelegten Om Puri (einer der meistbeschäftigten Darsteller des Subkontinents) großartige Wort- und Mimikgefechte. Dass Manish Dayal und Charlotte Le Bon als Hassan und Marguerite in deren Schatten nicht verschwinden, muss man den jungen Darstellern hoch anrechen, obschon gerade die Rolle der Marguerite ein wenig unter den Möglichkeiten bleibt. Das ist aber spätestens dann geschenkt, wenn man sieht, mit welchem Genuss Hallström die Szenen der Essenszubereitungen inszeniert hat. Wer bei diesen sinnlichen Bildern keinen Hunger bekommt, der würde sein Hochzeitsbuffet vermutlich auch von einer Burgerkette zusammenstellen lassen.

Bild- und Tonqualität

Die Szenerie auf dem indischen Wochenmarkt könnte kaum farbkräftiger und kontrastintensiver wiedergegeben werden. Die große Stärke des Bildes von Madame Mallory und der Duft von Curry sind dessen Farben und die satten Schwarzwerte. Die Schärfe geht meist in Ordnung, zeigt in Nahaufnahmen die charakteristische Nase von „Papa“ bis in jede Furche detailliert, schwächelt allerdings öfter mal in Halbtotalen. Dafür gibt’s immer wieder mal Szenen in Innenräumen, die sichtbare Überschärfungen offenbaren (Madame Mallory instruiert ihre Mitarbeiter zum ersten Mal) und insgesamt dürfte das Bild ein wenig heller sein.
Ebenso bunt wie das Bild zu Beginn von Madame Mallory ist der Ton lebhaft auf dem stark frequentierten Markt. Die Stimmen scheinen von überall zu kommen, die wunderbar luftig eingesetzten traditionellen Trommeln erfüllen den Raum ebenso sanft wie detailreich. Das Feuerwerk zum Nationalfeiertag lässt sogar ein wenig Tiefbass erklingen und die Stimmen fügen sich homogen ins harmonische Gesamtgeschehen ein.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Madame Mallory und der Duft von Curry gibt es ein paar Featurettes zu entdecken. Im Ersten gibt’s ein entspanntes Interview mit Steven Spielberg und Oprah Winfrey, den beiden Ko-Produzenten des Films. Das Zweite begleitet die erfolgreiche TV-Talkerin an den Set und in „Coconut Chicken“ bereitet uns der Koch-Consultant des Films ein schmackhaftes Kokosnuss-Hühnchen. „Das Rezept, die Zutaten und die Reise“ letztlich ist das eigentliche, knapp viertelstündige Making-of, in dem auch der Autor der Buchvorlage zu Wort kommt.

Fazit

Madame Mallory und der Duft von Curry ist eine wunderbare Melange aus Chocolat und Best Exotic Marrigold Hotel, gewürzt mit einer mutigen Prise Chili und fein abgeschmeckt mit lakonischem Humor.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: %
Film: 85%

Anbieter: Highlight Communications
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Lasse Hallström
Darsteller: Helen Mirren, Om Puri, Manish Dayal, Charlotte Le Bon, Farzana Dua Elahe
Tonformate: dts High Resolution 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 123
Codec: AVC
FSK: 0

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