Made in France – Im Namen des Terrors

Blu-ray Review

Made in France - Im Namen des Terrors Blu-ray Review Cover
Universum Film, seit 26.08.2016

OT: Made in France

 


Ziel: Paris

Ein Film, der rückwirkend gespenstisch wirkt.

Inhalt

Sam El Kansouri ist Sohn eines algerischen Vaters und einer französischen Mutter – und er ist Journalist. Als solcher hat er sich in eine islamistische Terrorzelle eingenistet, um herauszufinden, was als nächstes geplant ist. Da Sam (im Gegensatz zu den oftmals jungen konvertierten Radikalen) sowohl die arabische Sprache als auch den Koran gut kennt, genießt er schnell das Vertrauen der Gruppe – zumal die anderen eigentlich mehr in der westlichen Welt verwurzelt sind als sie es zugeben würden. Mit der Rückkehr eines aktiven Mitglieds der Gemeinde scheinen die Pläne für einen bevorstehenden Anschlag konkreter zu werden. Von nun an gilt es, sich die Bärte zu enfernen, keinen Kontakt mehr untereinander zu halten und sich so unauffällig wie möglich zu benehmen. Als sich die Zelle zu bewaffnen beginnt und direkt im Anschluss ihren Händler beseitigt, wendet sich Sam an die Polizei. Die ist zwar froh, dass er ihnen von der Gruppe berichtet, die sie noch nicht auf dem Schirm hatten, akzeptiert aber nicht, dass er nicht mehr weitermachen und aus der Sache aussteigen will. Die Beamten indes haben ihn in der Hand: Da er unauthorisiert war, könnte die Polizei ihn wegen Komplizenschaft verhaften. Verweigert er also die Kooperation mit den Behörden, müsste er die Konsequenzen tragen. Sam muss also weitermachen und wird von der Terrorzelle bald selbst kritisch beäugt, als er seinerseits keinen Totschlag begehen will …

Was wie eine Dokumentation zur Entwicklung der Ereignisse in Paris vom 13. November 2015 wirkt, ist ein tatsächlich schon zuvor produzierter Politthriller. Made in France nutzt das reale Bedrohungsszenario, um eine spannende Geschichte von Terror, Angst und journalistischer Aufklärungsarbeit zu erzählen. Je länger der Film läuft, desto stärker rückt die persönliche Geschichte Sams in den Vordergrund. Die Dynamiken zwischen den jungen Neu-Dschihadisten, dem militanten Anführer und Sam sorgen für Gänsehaut, wenn man merkt, wie unbedarft die meisten in den heiligen Krieg zu rutschen scheinen. Klischeefrei bleibt Made in France dabei nicht, wenn sich Christophe/Yousef blauäugig dagegen wehrt, seinen Fernseher oder das Porträt von Tony Montana auf den Müll zu werfen, weil das „amerikanische Propaganda“ und damit „Futter für Schweine“ ist – derartige Bilder wirken dann doch etwas banal. Ebenso wie es kaum nachvollziehbar ist, dass Anführer Hassan nicht mal den Koran lesen kann und Nachhilfe von Sam braucht. Dennoch gibt es auch beängstigend realistisch wirkende Ansätze: Das Besorgen eines Fahrzeugs für die Sprengstoffladung wirkt durchaus authentisch und die Einfachheit mit der sich eine Terrorzelle formieren, welche einsamen Seelen es anziehen kann, vermittelt eindringlich, wie ungreifbar und diffus der Terror ist. Mittendrin fällt dann außerdem ein Satz, der durchaus länger im Kopf bleibt. Hassan fragt Sam, ob er ahne, warum er seine Frau bald nach dem gemeinsamen Kennenlernen geheiratet habe und schickt die Antwort gleich hinterher: „… damit ich was zu verlieren habe. Als Märtyrer zu sterben hat keinen Wert, wenn man nichts zu verlieren hat.“ Wird dann der Plan offenbart und verkündet, dass man den Champs-Élysées überfallen wird, während andere Zellen weitere Ziele angreifen, wäre es gut verständlich, wenn französische Zuschauer oder gar solche aus Paris nicht weiterschauen könnten – denn das wirkt im Nachhinein beinahe prophetisch. Wirklich ärgerlich ist das Verhalten der Polizei Sam gegenüber. Wie sie ihn unter Druck setzen, ist indiskutabel und entbehrt jeder Logik. Es dient einzig der Story, die ansonsten nicht weiterleben könnte. Allerdings kann man darüber vor allem während der letzten halben Stunde hinwegsehen. Denn spätestens mit der besten Szene des Films (jener, in der Driss gegen Hassan aufbegehrt) entwickelt Made in France eine Spannung, der man sich bis zum Finale kaum entziehen kann.

Bild- und Tonqualität

Made in France ist zu keiner Zeit richtig scharf und liefert auch nur mittelmäßige Kontraste. Umrisse wirken oft etwas ausgewaschen und die vielen Innenraumszenen dürften ein kräftigeres Schwarz liefern. Die Farben wirken etwas grünlich und lassen den Film etwas kränklich wirken. Das sichtbare Filmkorn bleibt auf akzeptablem Niveau und stört nur jene, die mit Körnung nichts anfangen können.
Akustisch bleibt Made in France hauptsächlich auf die Stimmen konzentriert. Die (nicht immer ganz passenden) Filmmusik wird dann bisweilen schlagartig effektvoll und öffnet den Raum. Auch die fallenden Schüsse zwischendurch und im Finale werden räumlich und mit akzeptabler Dynamik wiedergegeben.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Made in France gibt’s lediglich die Originaltrailer und einige Programmtipps zu entdecken.

Fazit

Made in France dürfte für direkt vom Terror in Paris betroffene Menschen kaum anzuschauen sein. Für Freunde von spannenden Thrillern ist der Film vor allem aufgrund der guten Darstellern und dem letzten Dritte sehenswert, das ärgerliche Details vergessen lässt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 10%
Film: 65%

Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: Frankreich 2015
Regie: Nicolas Boukhrief
Darsteller: Malik Zidi, Dimitri Storoge, François Civil, Nassim Si Ahmed, Ahmed Dramé
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 95
Codec: AVC
FSK: 16