Männerhort

Blu-ray Review

Männerhort Blu-ray Review Cover
Highlight Communications, seit 12.03.2015

OT: –

 


Rückzugsgebiet

Männer brauchen Zeit für sich. Das jedenfalls postuliert Franziska Meyer Price in ihrem letzten Film.

Inhalt

„Das ist doch nicht Shoppen, das ist Klicken!“ – Die Antwort von Erolls Freundin auf dessen Bemerkung, sie habe doch schon das halbe Internet leergekauft und muss jetzt nicht auch noch ins Einfaufszentrum, macht unmissverständlich klar, wer hier die Hosen anhat. Ähnlich geht’s auch Berufspilot Helmut, dessen Lebensabschnittsgefährte zwar eine knackige Figur hat, aber ziemlich klammert. Und auch Lars, der beruflich erfolgreiche und unfassbar selbstverliebte Dixie-Klo-Vertreter, dessen Partnerin hochschwanger ist, hätte gerne zwischendurch mal etwas Zeit für sich. Und genau das passiert regelmäßig, denn die drei Jungs treffen sich im weitläufigen Keller der gemeinsamen Neubausiedlung, um dort Bier zu trinken, Fußball zu schauen und über die Damenwelt herzuziehen. Doch der Spaß scheint vorbei, als Aykut, der neue Hausmeister, ähm … Facility Manager der Siedlung aufkreuzt, pflichterfüllt auf die Gefahren eines PVC-Sofas in einem Heizungskeller hinweist und die unverzügliche Räumung anberaunt. Außerdem fragt er sich, warum die Herren sich überhaupt zurückziehen müssen, denn bei ihm zuhause sagt ER, wo es lang geht und seine Frau gehorcht – sagt er, stimmt aber nicht. Und als Eroll herausfindet, dass Aykut genauso unter der Fuchtel steht, wie er und seine Kumpels, gibt’s vielleicht doch noch Hoffnung für den Männerhort …

Neben all den romantischen Komödien, in denen Männer zu Frauenverstehern versoftet werden sowie den typischen Ballermann-Albernheiten, stellt Männerhort eine absolute Ausnahme dar. Selten dürfen Männer mal so richtig vom Leder ziehen und das tun die drei Hauptfiguren hier mächtig. Daran ändert auch nichts, dass Helmut (heimlich) schwul ist – stereotype Darstellung der Rollenverteilungen in homosexuellen Beziehungen hin oder her. Es sind ja gerade die Klischees, die hier lustvoll gebrochen werden. Zwar passiert das kaum subtil und alles andere als psychologisch ausgefeilt, aber dafür passt die Besetzung wie die Faust aufs Auge. Elyas M’Barek, der momentan wohl der größte Kinomagnet überhaupt ist, kommt mit der am deutlichsten grau schattierten Rolle gut zurecht. Ihm gebührt die Figur, die am stärksten zwischen Männlein und Weiblein vermitteln muss. Deutlich schwarz-weißer geht’s da bei Lars zu: Christoph Maria Herbst ist zwar vollkommen in seiner chauvinistischen Stromberg-Arschloch-Rolle und variiert kein Stück, macht aber nichts, denn das kann keiner besser als er. Wenn er, nach dem Besetzen eines Behindertenparkplatzes auf die Frage einer Passantin, welche Behinderung er habe, mit „Tourette, du Fotze!“ antwortet, dann würde man das jedem anderen übel nehmen. Nicht so Christoph Maria, der sich gleich zu Beginn mal herrlich selbstironisch über seinen Zweitnamen lustig macht und zum Besten gibt, dass eher Chuck Norris seine Tage bekäme, bevor er, Lars, weinen würde. Detlev Buck, nordisch zurückhaltend und mit lakonischem Humor ausgestattet wie immer, darf überraschend den Schwulen mimen und macht das gar nicht schlecht. Serkan Çetinkaya, der seine Bekanntheit den Youtube-Videos zu verdanken hat, in denen er sich unter dem Pseudonym „Tiger“ über den Proll-Bodybuilder lustig macht, ist in seiner ersten Kinorolle erstaunlich zurückhaltend und ernst, was immerhin überraschend ist. Apropos Überraschung(en): Die bleiben in Männerhort ansonsten vollständig aus. Die Geschichte ist flach und vorhersehbar, es geht nie bis unter eine hauchdünne Oberfäche und lange nicht jeder Gag sitzt. Tatsächlich mangelt es oft am Timing und so stehen einige gute Gags und Brüller sehr isoliert in einer ansonsten etwas unausgegoren zwischen Komödie und Drama schwankenden Geschichte, die man hätte charmanter umsetzen können. Charme ist aber ein gutes Stichwort: Den versprüht immerhin Cosma Shiva Hagen als kauf- und sexsüchtige Freundin Erolls.

Bild- und Tonqualität

Dem kontraststarken und farbenfrohen Bild, das im Zentrum und vor allem bei Nahaufnahmen sehr scharf ist, fehlt es beständig an Auflösung in den Randbereichen. Alles, was nicht im mittigen Fokus ist, wirkt verwaschen und soft. Der satte Schwarzwert von Männerhort sumpft in dunklen Schattenbereichen schon mal etwas ab. Die Bildruhe und Artefaktfreiheit des Cinemascope-Transfers ist hingegen exemplarisch gut. Gut ist auch der Ton von Männerhort, der ausgiebig von gut ortbaren Stereo- und Surroundeffekten Gebrauch macht, den Boxermotor von Erolls VW T2 satt über den Subwoofer brummen lässt und den rockigen Filmsoundtrack lebhaft und weiträumig ins Heimkino überträgt.

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Männerhort ist typisch für den Anbieter Highlight: Ein zehnminütiges, deutsch off-kommentiertes Making-of fürs Fernsehen, zehn Interviews, die kaum kürzer sein könnten und praktisch mit Nullaussage daher kommen. Dazu ein Blick hinter die Kulissen der als unkommentiertes , Interviews, Onlineclips

Fazit

Männerhort ist eine ebenso kurzweilige wie kurzlebige Komödie, die nicht immer den richtigen Ton trifft und deren anfängliche Bissigkeit zum Ende hin ziemlich weichgespült wird. Ein gut aufgelegtes Darstellerensemble macht das teilweise wett.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Bonusmaterial: 30%
Film: 60%

Anbieter: Highlight Communications
Land/Jahr: Deutschland 2014
Regie: Franziska Meyer Price
Darsteller: Elyas M’Barek, Christoph Maria Herbst, Detlev Buck, Cosma Shiva Hagen, Serkan Cetinkaya, Michael Gwisdek,
Tonformate: dts HD-High-Resolution 5.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 98
Codec: AVC
FSK: 12

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