Maggie

Blu-ray Review

Maggie Blu-ray Review Cover
Splendid Film, seit 28.08.2015

OT: Maggie

 


Acht Wochen …

… Zeit hat Wade Vogel noch, bis seine Tochter sich zu einem hirntoten Zombie verwandelt haben wird.

Inhalt

Die USA wurden von einem rätselhaften Virus heimgesucht, das die befallenen Menschen nach und nach äußerlich verwesen und innerlich abtöten wird. Nur wenige Wochen dauert es, bis sie dann ohne jeden Willen andere Menschen anfallen und diese ebenfalls infizieren. Auch Maggie, die älteste Tochter von Wade Vogel aus dessen erster Ehe wurde gebissen und hat sich deshalb vom ländlichen Zuhause in die Stadt verdrückt. Denn das Letzte, das Maggie will, ist ihren Vater sowie dessen neue Frau und ihre zwei kleinen Stiefgeschwister in Gefahr bringen. Wade jedoch macht sich auf die Suche nach seiner Ältesten, findet sie auf einer Quarantänestation und bringt sie wieder nach Hause. Ein paar Wochen bleiben ihm jetzt noch mit ihr, bis sie sich verwandeln wird und zurück in Quarantäne muss. Dorthin, da ist sich Wade sicher, wird er seine Tochter jedoch nicht bringen. Während die beiden jüngeren Geschwister sicherheitshalber bei der Tante unterkommen, will er (ein wenig zum Leidwesen von Maggies Stiefmutter) die noch verbleibende Zeit mit Maggie verbringen. Doch was passiert, wenn die sich zu verwandeln beginnt? Was wird Wade tun …?

Mit dem Comeback von Arnold Schwarzenegger nach seiner Zeit im Amt des Gouverneurs von Kalifornien ist das so eine Sache: Sieht man von den Gastauftritten in den Expendables Filmen ab, waren da mit Escape Plan und Sabotage zwei Actionthriller nach altbewährtem Muster und mit der Fortsetzung des Terminator Franchise ein weiterer Ausflug in die Rolle des Cyborgs aus der Zukunft. Alle drei Filme waren nur bedingt erfolgreich und künstlerisch limitiert. In The Last Stand, einem Actioner im Westernstil durfte der bei Graz geborene Ex-Mr. Olympia erstmalig künstlerisch überzeugen, spielte er den alternden Sheriff doch mit augenzwinkernder Selbstironie. Doch auch das wollte so richtig niemand sehen. Alle genannten Filme liefen jedoch noch um Welten erfolgreicher in den Kinos als es Maggie tat – und das vollkommen zu Unrecht. Offenbar will niemand sehen, wie ein stereotyper Actionheld endlich mal seinen weichen Kern offenbart und richtig schauspielert. Denn das ist wirklich das größte Überraschungsmoment von Maggie: Arnold zeigt seine mit Abstand beste Darstellerleistung seit er Ende der 60er als Schauspieler in den USA begann. Jetzt werden die einen sagen, dass das kaum ein Kunststück sei, denn bisher hatte der Österreicher das mimische Vermögen einer Mischung aus Steven Seagal und Sylvester Stallone, doch tatsächlich ist das, was er hier zeigt, auf einem Niveau, welches man ihm so nicht zugetraut hätte. Vielleicht funktioniert das auch deshalb so gut, weil ihm gegenüber eine Abigail Breslin (Signs, Little Miss Sunshine) spielt, die glaubhaft vermittelt, wie es jemanden gehen muss, der von sich weiß, dass er irgendwann für andere zur Gefahr wird. Breslin bringt das nicht nur authentisch, sondern höchst bewegend rüber – und zwar bis zum unvermeidlichen Ende.
Was den Film und seinen Inhalt angeht, zunächst eine Warnung: Achtung Horrorfans, trotz herausragend gelungener Masken, ist Maggie kein Zombiesplatterfilm. Wer das erwartet, weil die Story (auch) von zombievirusinfizierten Menschen handelt, sollte einen großen Bogen um den Film machen, denn er kann nur enttäuscht werden. Maggie ist vor allem für jene Klientel, die The Walking Dead auch während der leiseren Zwischentöne mag und etwas damit anfangen kann, dass die Genrethematik genutzt wird, um ein Familiendrama zu erzählen. Eins, das mit höchst atmosphärischen Bildern entvölkerter und verwüsteter Gegenden aufwartet und Gänsehaut verbreitet, wenn Wade im Dunklen vor den brennenden Feldern der Farmen steht. Dazu kommen höchst intensive Momente, in denen bspw. der infizierte Nachbar und dessen ebenfalls bereits verwandelte Tochter auf dem Grundstück der Vogels auftauchen. Der Zuschauer weiß genau wie Wade, dass gleich eine Entscheidung getroffen wird, die Gnade mit Brutalität paart – noch dramatischer wird dieser Akt dadurch, dass Nachts die Frau des Getöteten auftaucht und von Wade zu den Leichen geführt werden will.

Während all dieser bitteren Momente in Maggie liegt ein bedrohlich-melancholischer Filmscore über dem Geschehen, der mit tieffrequenten Tönen weit in die Magengrube vordringt und dort wahlweise ein unangenehmes oder berührendes Gefühl verbreitet. Denn wenn Maggie noch ein letztes Mal einen Abend mit ihren gleichaltrigen Freunden verbringt, sorgt die traurige Musik für einen dicken Kloß im Hals. Regisseur Hobson kann dabei auf ein Drehbuch vertrauen, das im Prinzip alles richtig macht. Jeder Dialog sitzt, jedes Gefühl passt und wenn Maggie sich langsam zu verändern beginnt, wird man Zeuge einer bisher nicht dagewesenen Charakterisierung des sich einschleichenden Bösen. Auf eine solch intensive Art und Weise wurde sich noch nie mit dem Thema der Zombifizierung auseinandergesetzt und es ist ein kleiner Geniestreich, dass die infizierten Menschen sich hier nicht innerhalb von Minuten oder Stunden, sondern im Laufe mehrerer Wochen verwandeln. Auf diese Weise bleibt genug Zeit zu schildern, welche Anpassungen und Veränderungen die Figuren durchlaufen, wie sich der Horror und die Angst bei den “Gesunden” langsam aufbaut. Die Kamera fängt die Bilder dazu zwar bisweilen mit dezenter Wackeloptik per Hand ein, entwickelt dabei dennoch keine Hektik und bleibt stets darauf bedacht, die sachten, fast vorsichtigen Bewegungen der Figuren fließend einzufangen. All diese Komponenten lassen Hobsons Werk zu einem herausragenden Drama werden, sofern man sich darauf einlassen kann. Dass die internationale Rezeption dies teilweise anders sieht, die Bewertungen des Films extrem stark schwanken, ist wohl nur dadurch zu erklären, dass die Erwartungshaltung falsch war. Für mich jedenfalls gehört Maggie zu den bisherigen Highlights des Jahres.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Maggie ist stark stilisiert, deutlich braun gefiltert und damit sehr erdig gehalten. Das hinzuaddierte Korn lässt den Film extrem analog wirken, was sehr gut zu den dramatischen Sequenzen und dem Thema an sich passt. Die Schärfe in Nahaufnahmen ist derart gut, dass man doch erkennen kann, wie alt der gute Herr Schwarzenegger mittlerweile geworden ist. Doch sie stehen ihm gut, die Falten und Furchen, die man aufgrund der hohen Plastizität sehr gut erkennen kann. Der Kontrastumfang ist das größte Manko von Maggie, denn gerade während der dunklen Szenen ist es oft schwer, überhaupt noch etwas zu erkennen. Noch dazu verfärbt sich Schwarz dann schon mal grünlich.
In Sachen Tondynamik gefällt der Film hervorragend. Zwar gibt es nur wenige Actionszenen mit wuchtiger Kulisse, doch immer wieder wummert der Subwoofer beim tieffrequenten Soundtrack. Dann wiederum grummelt in der Ferne ein Gewitter oder ein paar Holzbohlen in Wades Haus knarzen unheimlich. Dazu weht ein beständiger Wind rund um das Anwesen, der räumlich von den Rearspeaker ins Heimkino gelangt.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Maggie wartet ein untertitelter Audiokommentar von Regisseur Hobson sowie ein Making-of und zwei Interviews. Das Making-of läuft knapp 20 Minuten und erzählt davon, wie Regisseur und Darsteller über die erfrischende Idee des Films denken. Die Interviews mit Regisseur Hobson und Hauptdarsteller Arnold Schwarzenegger (von denen Auszüge schon im Making-of zu sehen sind) nehmen darauf noch einmal etwas ausgedehnter Bezug.

Fazit

Maggie gehört zu den ungewöhnlichsten Zombiefilmen, die je das Licht eines Filmprojektors zu sehen bekamen. Zwar wollte das im Kino kaum jemand sehen, doch das mindert nicht die Qualität des Familiendramas vor der Kulisse einer durch einen Nekrovirus in die Apokalypse gerutschten Welt. Herausragend ist aber nicht nur die Stimmung und Atmosphäre sowie der Ansatz des Films, sondern vor allem dessen Hauptdarsteller: Arnold Schwarzenegger zeigt, das ein echter Schauspieler in ihm steckt, der Emotionen zeigen und fernab jedes Testosteronklischees reduziert und einfühlsam agieren kann. Alleine seine Darstellung ist den Film wert – vielleicht sogar für Horrorfans, die ein wenig über den eigenen Tellerrand zu schauen bereit sind.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 30%
Film: 90%

Anbieter: Splendid Entertainment
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Henry Hobson
Darsteller: Abigail Breslin, Arnold Schwarzenegger, Joely Richardson, Amy Brassette, Aiden Flowers, Laura Cayouette
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 98
Codec: AVC
FSK: 18 (uncut)