Magic Magic

Blu-ray Review

Magic Magic Blu-ray Review Cover
Koch Media, ab 26.06.2014

OT: Magic Magic

 


Schlaflose Nächte

Von einer die auszog, das Fürchten zu lernen.

Inhalt

Ein Besuch bei Verwandten in Südamerika? Klingt doch gar nicht mal schlecht. Und schließlich wäre es das erste Mal, dass die junge Alicia die Vereinigten Staaten verlässt. Im Flugzeug hat sie allerdings kein Auge zudrücken können.
Als sie ankommt, erfährt sie von ihrer besten Freundin und Cousine Sarah, dass sie sich sogleich zusammen mit deren Freunden auf einen Trip in Richtung einer verlassenen Insel machen. Mit der forschen Bárbara, dem eigentümlichen Brink und Sarahs Liebhaber Agustín in einem Auto geht es in Richtung Einsamkeit.
Dort angekommen fällt es Alicia nach wie vor schwer, einzuschlafen und so verbringt sie mehrere Tage am Stück komplett ohne Schlaf – nicht, ohne die Auswirkungen davon spüren zu müssen. Langsam zeichnet sich ab, dass Alicia den Bezug zur Realität verliert und sich immer wieder an Dinge erinnert, die so gar nicht passiert sind. Anfangs will sie keiner der Freunde ernst nehmen, doch bald stehen sogar Leben auf dem Spiel…

Eines muss man Regisseur Sebastián Silva hoch anrechnen: Magic Magic ist ein so typischer Teenie-Psychostreifen, dass man chaotische Schnitte und ermüdende Jumpscares eigentlich erwarten sollte. Der Horror des Erschreckens wird im Film allerdings deutlich zurückgeschraubt, vielmehr ist es die Identifikation mit Juno Temples Charakter Alicia, welche für Unbehagen sorgen soll. Warum gelingt es Magic Magic dennoch kaum, irgendwelche Spannungsbögen aufzubauen?
Die Antwort darauf begründet sich vor allem im Tempo des Films. Viel zu lange plätschert die Story vor sich hin, erst etwa nach der Hälfte versteht der Zuschauer überhaupt, worum es sich eigentlich dreht. Denn über die erste halbe Stunde hinweg geschieht quasi nichts, was für die übrige Handlung des Films noch relevant ist. Hier wird über weite Strecken verfehlt, den Zuseher in den Bann zu ziehen. Daran ändert sich auch im späteren Verlauf nicht viel. Magic Magic findet kaum eine klare Linie, sondern irrt mit seiner Story genauso ziellos umher, wie Alicia in ihrer Schlaflosigkeit. Wenn man die typischen Handlungsmuster eines solchen Genrefilms kennt, wird man zudem kaum überrascht werden. Der Regisseur glänzt mit wenigen eigenen Ideen, die Visualisierung von Alicias langsam voranschreitendem Wahnsinn fällt mitunter so dürftig aus, dass – trotz der überzeugenden schauspielerischen Leistung von Juno Temple – man Alicia ihre Insomnie nicht wirklich abkauft.

Michael Cera als Brink und Juno Temple als Alicia stehen nicht nur in der Filmhandlung deutlich im Vordergrund, sondern fallen auch schauspielerisch vor den anderen Akteuren auf. Gerade dass Juno Temple allerdings oftmals nur dazu zu dienen scheint, nackte Haut an völlig irrsinnigen Punkten der Story zu zeigen und damit Aufmerksamkeit beim männlich-pubertierenden Publikum generieren soll, ist wirklich ärgerlich. Auch die südamerikanischen Naturrituale gegen Ende des Films wirken in ihrer Darstellung eher hochgradig klischeehaft als glaubwürdig. Eine Figur, die hingegen völlig verblasst, ist Catalina Sandino Moreno in der Rolle der Bárbara. Oftmals stellt sich die Frage, wozu sie überhaupt in einigen Szenen auftaucht, da sie effektiv nichts tut oder irgendwie die Handlung beeinflusst. Das mag allgemein gesehen kein unbedingt negativ zu wertender Punkt sein. Da die Story des Films aber offensichtlich auf wenige Charaktere angelegt ist, die umso intensiver in die Geschehnisse verwickelt werden, scheint ihre Figur – salopp gesagt – überflüssig. Magic Magic verschenkt an zu vielen Stellen Potenzial, aus der Masse der Teeniestreifen auszubrechen. Keineswegs ist er der Schwächste seiner Art, da er doch mit einer recht namhaften Besetzung und seiner Abgrenzung zum Jumpscare-Wahn ein wenig glänzen kann. Schlaflose Nächte, wie Alicia sie erlebt, wird man aber nach dem Genuss dieses Films kaum haben.

Bild- und Tonqualität

Ein wenig soft und relativ kontrastschwach bleibt das Bild von Magic Magic über den gesamten Verlauf. Die Farben könnten etwas kräftiger sein, dafür bleibt Bildrauschen nur schwach ausgeprägt. Die Kantenschärfe geht in Ordnung, Überzeichnungen bleiben aus.
Der Ton von Magic Magic bleibt nahezu vollständig auf die Front beschränkt und Stimmen gehen mitunter komprimiert im Gesamtgeschehen unter. Da macht es der Originalton besser und lässt die Dialoge prägnanter erscheinen. Nur selten mal werden die Effektlautsprecher miteinbezogen – dies vor allem dann, wenn die Natur in ihren Umgebungsgeräuschen etwas dominanter wird. Läuft Musik im Autoradio, scheppert es bisweilen ganz schön blechern aus den Speakern.

Bonusmaterial

Neben dem Hauptfilm und einigen Trailern findet sich auf der Blu-ray zu „Magic Magic“ ein 15-minütiges Making of, das Einblick hinter die Szenen gewährt. So erfahren wir zum Beispiel, dass Regisseur Sebastián Silva vor Drehbeginn jede Einstellung noch einmal selbst durchspielt und seinen Bruder, der Agustín spielt, besonders hart in die Kritik nimmt.

Fazit

Unterm Strich bleibt Magic Magic ein wenig innovativer Teenie-Thriller, der – obwohl glücklicherweise nicht nach dem Paranormal Acitivity-Muster gestrickt – kaum mehr als durchschnittlich ist. Das einzige, womit dieser Film Aufmerksamkeit erregen kann, ist seine schamlose Zurschaustellung von Juno Temples Körper – und das ist wirklich traurig.
Marc Scheffer


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (deutsche Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 20%
Film: 40%

Anbieter: Koch Media
Land/Jahr: USA/Chile 2013
Regie: Sebastián Silva
Darsteller: Juno Temple, Emily Browning, Michael Cera
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: : 2,35:1
Laufzeit: 98
Codec: AVC
FSK: 16