Blu-ray Review
OT: Mamma Mia! Here We Go Again
Familie ist das Wichtigste
Es geht weiter mit den ABBA-Songs.
Inhalt
Fünf Jahre sind vergangen, dass Sophie ihren Sky auf Kalokairi geheiratet hat. Kurz darauf verstarb ihre Mutter Donna, weshalb Sophie nun in ihrem Namen und ihr zu Ehren das Hotel wiedereröffnen will. Während der Vorbereitungen erinnert sie sich an die Erzählungen ihrer Mutter, wie sie 1979 ihren Abschluss an der Uni Oxford absolviert hat und über Paris letztlich auf Kalokairi gelandet ist. Dabei lernt sie nach und nach Harry, Bill und Sam kennen – der Rest ist Geschichte.
Zuhause geraten indes die Vorbereitungen für die Wiedereröffnung in schwere Unwetter und müssen neu gestartet werden. Dabei hilft Sam Sophie. Beide rechnen jedoch nicht damit, dass Sophies Einladungen sogar Großmutter Ruby Folge leistet. Immerhin hatte sie kein gutes Verhältnis zu ihrer Tochter Donna. Ruby indes trifft auf der Insel ihre alte Jugendliebe wieder …
Als Mischung aus Rückblick und Gegenwarts-Fortsetzung präsentiert sich zehn Jahre nach dem gigantisch erfolgreichen Mamma Mia! das Sequel Mamma Mia! Here We Go Again. Eine Weiterführung des Stoffs war natürlich schon deshalb unvermeidlich, weil ABBA noch so viele wahnsinnig gute Songs im Repertoire hat, die der erste Teil noch nicht beinhaltete. Man mag darüber streiten, ob die beständigen Zeitsprünge in Donnas Vergangenheit dem Fluss des Films – und damit auch der Unterhaltung – im Weg stehen. Letztlich war aber auch der Vorgänger schon einer ein relativ episodenhafter Film, der sich von Song zu Song hangelte. Das natürlich sehr charmant, ohne Frage.
Die Konflikte, die Mamma Mia! Here We Go Again verhandelt (Jobangebot in der Ferne, Familien-Zusammenführung, Trauerarbeit) wurden allerdings schon so häufig thematisiert, dass man hier getrost drüber hinwegsehen darf. Oder vielmehr hinweghören. Denn natürlich ist auch die Fortsetzung ein Vehikel, um möglichst schwungvolle oder gefühlvolle Songs des schwedischen Pop-Quartetts zu präsentieren.
Aufgrund der etwas dramatischeren Story-Aspekte kommen hier bisweilen die melancholischeren und langsameren Songs zum Einsatz – wie beispielsweise beim Fern-Duett von Sky und Sophie zu „One of us“ – übrigens eins, das stimmlich nicht so ganz passt. Ebenso wie die kurze Intonation Brosnans einer sehr langsamen Variante von SOS. Bei Brosnan allerdings gehört es irgendwie dazu, dass er im Ton etwas daneben liegt.
Allerdings ist das Tempo einfach zu lahm. Mit 113 Minuten läuft Mamma Mia! Here We Go Again schlicht zu lang und die bisweilen sich zäh hinziehenden Rückblicke tragen nicht gerade zum Schwung bei. Bewusst sein sollte man sich überdies darüber, dass Meryl Streep praktisch nicht (bzw. SEHR spät) auftaucht. Die Darstellerin, die den Vorgänger fast im Alleingang so extrem schwungvoll hat werden lassen, fehlt spürbar.
In Teilen reißen das die anderen Schauspieler zwar wieder raus und das Wiedersehen mit einigen charmanten Figuren ist natürlich eine Freude. Ob es die rassige Tanya ist, die ihre Libido nur schlecht unter Kontrolle hat. Oder Rosie, die bei jeder Erwähnung des Namens „Donna“ in Tränen ausbricht.
Auch die neu hinzugekommen Darsteller bereichern das Ensemble. Vor allem die spielfreudige Lily James (Baby Driver) als junge Donna begeistert. Aber auch Hugh Skinner (Les Miserables), der den jungen Harry mit bezaubernder Schüchternheit spielt, funktioniert prächtig.
Erneut großartig sind zudem die Arrangements, welche die Stimmungen des Films kongenial wiedergeben, bis sie dann in den entsprechenden Song münden. Dies und der vorzügliche Schnitt, der die Szenen aus beiden Erzählebenen fließend miteinander verknüpft, erfreuen Auge und Ohr gleichermaßen.
Dass die Stimmung durchweg ernster ist und weniger ausgelassen, könnte allerdings den einen oder anderen stören. Immerhin gibt’s aber durchaus auch humorvolle Situationen, wie die sehr eigenwillige Interpration von „Kisses of Fire“ des griechischen Barmusikers Lazaros.
Und dann gibt es ja noch die letzten 15 Minuten. In denen kehrt (auch dank des famosen Duos von Cher und Andy Garcia) der alte Drive und die Energie zurück, womit Mamma Mia! Here We Go Again dann doch versöhnlich schließt.
Bild- und Tonqualität
Die Blu-ray von Mamma Mia! Here We Go Again punktet mit warmen Farben – ähnlich wie beim Vorgänger fühlt man sich sofort in Urlaubsstimmung, wenn die ersten Bilder von der (fiktiven) griechischen Insel über den Bildschirm flimmern. Das hinzugefügte Korn lässt die Atmosphäre etwas analog(er) erscheinen, was vielleicht nicht so ganz passt. Jedenfalls nicht zu den Szenen auf der griechischen Insel. Dort hätte hochglanzpolierte Optik etwas besser gepasst. Die Schärfe passt meist ganz gut, Farben wirken natürlich, mit einem leichten Touch ins rosafarbene.
Beim Sound punktet Universal Pictures (mal wieder). Denn schon die Blu-ray liefert Dolby Atmos für beide sprachen (jeweils in True HD kodiert). Zwar nutzt der Anbieter ansonsten oft dts:X, aber auch Skyscraper zeigte zuletzt, dass die Universal-Atmos-Spuren durchaus Spaß machen. Bevor wir uns aber der Höhen-Ebene zuwenden, lauschen wir erst einmal dem regulären 5.1-Surround-Umfeld. Der hätte die Dialoge ein wenig offener darstellen können. Auch Umgebungsgeräusche wie die wackelnden Taue oder die im Wind etwas flatternden Segeltücher auf Bills Segelboot hätten etwas mehr Räumlichkeit verdient gehabt. Die Songs kommen dann deutlich offener und dynamischer rüber und während des Gewitters nach etwa 40 Minuten setzt es dann doch spürbaren Druck. Dabei bleibt es dann aber auch. Im Übrigen ist der Original-Ton trotz identischer Kodierung wesentlich lauter, etwas offener, hat mehr Nachhall und wirkt präsenter. Gerade in den Musikszenen ist er der hiesigen Fassung vorzuziehen.
Der Höhen-Bereich der Atmos-Fassungen unterstützt die Songs mit leichtem Nachhall sowie die Stimmen des Background-Chors. Allerdings etwas weniger deutlich als der dts:X-Ton des Vorgängers. Echte 3D-Sounds sind eher selten. So hört man erstmals ein dediziertes Geräusch von oben, wenn die Räder über die Kamera rauschen (6’30). Das heftige Gewitter, das (Regen inklusive) gut hörbar aus dem oberen Bereich kommt, ist dann das erste 3D-Sound-Highlight des Films. Nach gut 85 Minuten gibt’s dann noch mal einen authentischen Hubschrauber-Sound von oben (84’40) und ein bisschen Feuerwerkt explodiert dann auch noch auf den Heights (97’05)
Bonusmaterial
Das Bonusmaterial von Mamma Mia! Here We Go Again ist reichhaltig gefüllt. Beginnen tut es mit einigen unveröffentlichten, bzw. erweiterten (Songs) und Szenen. Daran schließen sich insgesamt 15 Featurettes an, die von zwei Audiokommentaren flankiert werden. Einen von diesen sprach der Regisseur selbst ein, den anderen steuert Produzentin Judy Craymer bei. Innerhalb der Featurettes gibt es kurz wie ein paar ausgelassene Aufnahmen vom Set bis hin zu längeren und weiter unterteilten wie die insgesamt 18 verbesserten Singalongs. Wir sehen Aufnahmen von der Wiedervereinigung des Casts, bekommen eine Huldigung an Produzentin Craymer und natürlich auch ein Kurzfeature über das Engagement von Cher. Ein Bericht klärt über die Choreografie des Films auf und eine komplette Szene („Dancing Queen“) wird auch analysiert. Zwar läuft jedes Featurette nur knappe 2-5 Minuten, doch einen guten Einblick in die Produktion erhält man dennoch.
Fazit
Ungeachtet der tollen Songs: Mamma Mia! Here We Go Again hat nicht das Tempo und den hohen Unterhaltungswert des Vorgängers. Ein spielfreudiges Ensemble, schöne Bilder sowie der Auftritt von Cher entschädigen dafür.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 70%
Tonqualität BD 2D-Soundebene (dt. Fassung): 70%
Tonqualität BD 3D-Soundebene Quantität (dt. Fassung): 50%
Tonqualität BD 3D-Soundebene Qualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität BD 2D-Soundebene (Originalversion): 80%
Tonqualität BD 3D-Soundebene Quantität (Originalversion): 50%
Tonqualität BD 3D-Soundebene Qualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 70%
Film: 60%
Anbieter: Universal Pictures
Land/Jahr: USA 2018
Regie: Ol Parker
Darsteller: Amanda Seyfried, Pierce Brosnan, Cher, Stellan Skarsgård, Colin Firth, Christine Baranski, Dominic Cooper, Andy Garcia, Lily James, Meryl Streep
Tonformate: Dolby Atmos (True HD): de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 114
Codec: AVC
FSK: 0
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Universal Pictures)