Mara und der Feuerbringer

Blu-ray Review

Mara und der Feuerbringer Blu-ray Review Cover
Highlight Communications, seit 22.10.2015

OT: –

 


Spákona

Schülerin Mara muss die Welt retten.

Inhalt

Mara ist 14 und würde gerne eine ganz normale Schülerin sein. Das würde vermutlich auch klappen, wenn da nicht ihre Singkreis-Feng-Shui-Öko-Mutter wäre, die sie vor ihren Schulkameradinnen immer wieder bloß stellt. Mit einer regenbogenfarbenen Wollmütze von Schafen, die bei abnehmendem Mond geschert wurden ist man bei den angesagten Girls der Clique eben auch nicht gerade trendy. So leidet Mara still vor sich hin, begegnet ihrer Mutter mit Sarkasmus und … hat düstere Tagtraumsequenzen. In denen sieht sie den Weltuntergang kommen sieht. Aber nicht nur das. Plötzlich ist sie es selbst, die sich mit einem abgebrochenen Ästchen unterhält. Das lose Blätterwerk erzählt der Schülerin, dass sie eine Auserwählte oder so etwas in der Art ist. Und zwar eine solche, die das Ende der Welt verhindern kann. Loki, der vor zwei Jahrtausenden von Thor in den Untergrund verbannt wurde, scheint wieder zu Kräften zu kommen und sinnt auf Rache. Eine Rache, die Ragnarök, die Götterdämmerung heraufbeschwören würde. An Mara, die offenbar seherische Fähigkeiten hat, ist es nun, Loki in seiner Höhle festzuhalten, damit genau dies nicht eintreten kann. Um nicht alleine ihr Abenteuer zu bestehen, konsultiert sie Dr. Reinhold Weissinger, der als Uniprofessor für germanische Mythologie mit Rat (und auch Tat) zur Seite steht …

Tommy Krappweis mag nicht jedem sofort geläufig sein, „Bernd, das Brot“ dafür umso mehr. Eben jenes miesepetrige Mehlprodukt hat Krappweis seinerzeit für KIKA entworfen. Krappweis hat aber auch die Fantasy-Romantrilogie um Mara Lorbeer geschrieben, die er nun, um die Wege kurz zu halten, gleich selbst inszeniert. Dass er damit sein Regiedebüt gibt, sieht man Mara und der Feuerbringer kaum an. Der Fantasyfilm nimmt es locker mit den Cornelia-Funke-Verfilmungen der Tintenwelt-Trilogie auf. Eigentlich sogar noch mehr. Aufgrund der absolut authentischen Hauptfigur, die eigentlich genug Probleme mit sich selbst und ihrem Umfeld hat, dann aber ein episches Weltrettungsabenteuer bestehen muss, hebt sich Mara wohltuend vom überheblichen Fantasy-Einerlei ab. Und obwohl Humor ein wichtiger Faktor im Kosmos der Romantrilogie ist, driftet das Ganze nie ins Platte ab. So teilen Maras ausformulierte Gedankengänge dem Zuschauer das Seelenleben und die ganz eigene Sichtweise einer 14-jährigen auf die Welt mit. Das ist meist schnippisch bis sarkastisch und immer witzig aber nie albern. Die Langfilmdebütantin Lilian Prent meistert ihre Rolle mit Bravour und absoluter Natürlichkeit. Man nimmt ihr sowohl die Außenseiterrolle in der Schule als auch die widerwillige Heldin absolut ab. Darstellerisch geht’s ebenso herausragend und vor allem oft ungewohnt weiter. Gerade Christoph Maria Herbst ist als Loki erfrischend gegen sein sonstiges Image besetzt. Bisweilen spricht er gar so ernsthaft seine Rolle, dass man gar nicht glaubt, es mit dem extrovertieren und quirligen Schauspieler zu tun zu haben, der ansonsten in der Regel die komischen Rollen übernimmt. Die ist hier mal für Esther Schweins vorbehalten, die sich als Regenbogen-Lichtatem-Mama für keinen esoterischen Quatsch zu schade ist und saukomisch agiert – wohlgemerkt, ohne ins unerträglich Alberne abzurutschen. Ganz toll agiert Jan Josef Liefers, der als bärtiger Dozent für germanische Mythologie eben nicht den verwirrten Professor mit Dick-und-Doof-Slapstick mimt, sondern eine hervorragende Gratwanderung zwischen komischen Aspekten und erstgemeintem Faible für seine Wissenschaft abliefert. Herr-der-Ringe-Fans werden sich übrigens verwundert die Augen reiben, wenn ein bekannter Hobbit als schottischer Tourist etwas vom Oktoberfest faselt. Mara und der Feuerbringer gelingt erzählerisch das Kunststück, sowohl die Szenen in der Realwelt mit den realen Problemen treffend zu beschreiben als auch die Fantasyelemente glaubwürdig zu inszenieren. Schön, dass der Film gerade die pubertären Schulprobleme nicht in Klischees ersäuft, sondern diese in der Auseinandersetzung mit Schulzicke Larissa ausgewogen reflektiert. Vielleicht ist es gerade die Unaufgeregtheit und Natürlichkeit, die dazu geführt haben, dass Mara und der Feuerbringer im Kino überhaupt nicht im Fahrwasser der etwas überladenen Tintenherz-Filme schwimmen konnte. Gerade mal 35.000 Besucher wollten den Film sehen, was so unverständlich wie schade ist. Auf der anderen Seite macht es Krappweis‘ Film auch sympathisch, denn so gebührt ihm die Rolle des unterstützenswerten Underdog.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Mara könnte noch ein wenig dynamischer und kontraststärker sein, ist aber relativ gut aufgelöst und zeigt natürliche Farben. In den düsteren Szenen bei Loki und dem Feuergott werden Gesichter schon mal etwas weich und Konturen bekommen einen leichten Heiligenschein. Die gut ausgeleuchteten Außenaufnahmen sind meist natürlich und wirken aufgrund einer ganz leichten Körnung recht filmisch.
Jawoll! Endlich mal ein deutscher Film, der mit richtiger Dynamik und Räumlichkeit zu begeistern weiß – zumindest während der Fantasy-Szenen von Mara und der Feuerbringer. Das Grollen des Feuergotts zu Beginn zeugt bereits davon und Maras Übergänge in die Zeit der Germanen wird von tollen räumlichen Effekten begleitet. Dagegen schwächeln die Dialoge etwas, die nicht immer hervorragend verständlich sind. Richtig packend wird’s wenn nach 70 Minuten Loge gegen Siegfried antreten muss

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial von Mara und der Feuerbringer ist verhältnismäßig reichhaltig gefühllt. Angefangen bei insgesamt zehn Interviews (unter anderem auch mit Billy Boyd), die recht entspannt daherkommen über das zehnminütige Making-of, das allerdings nicht sonderlich aufschlussreich ist, bis zum Blick hinter die Kulissen, der da schon mehr Aufschluss bietet. Noch interessanter sind die vier Featurettes, die sich um die Mythologie, die Story, die Dreharbeiten und die visuellen Effekte kümmern. Obendrauf gibt’s noch das Musikvideo zu „Ein echter wahrer Held“ sowie das Making-of zu dessen Dreharbeiten. Zwei weitere Featurettes geben kurze Einblicke in die Synchro von Oliver Kalkofe und eine lustige Improvisationen von Christoph Maria Herbst am Set, während die Co-Produzenten von RTL zugegen waren. Der Audiokommentar mit Krappweis, dem Produzenten der visuellen Effekte und den beiden Komponisten rundet das Angebot ab.

Fazit

Mara und der Feuerbringer ist tolles Fantasykino aus Deutschland, das mit zwei tollen Hauptdarstellern glänzt und erzählerisch über den Niveau vergleichbarer Werke liegt. Da dies im Kino nur viel zu wenig Leute zu schätzen wussten, sollte es doch mit Loki zugehen, wenn es auf DVD/Blu-ray nicht besser läuft – verdient hätte es der Film allemal.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Bonusmaterial: 70%
Film: 80%

Anbieter: Highlight Communications
Land/Jahr: Deutschland 2015
Regie: Tommy Krappweis
Darsteller: Lilian Prent, Jan Josef Liefers, Esther Schweins, Christoph Maria Herbst, Eva Habermann, Alex Simon, Carin C. Tietze, Billy Boyd
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 94
Codec: AVC
FSK: 6

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