Mara

Blu-ray Review

mara blu-ray review cover
Universum Film, 07.12.2018

OT: Mara

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Stufe eins, Stufe zwei, Stufe drei, Stufe …

Angenehm gruseliger Dämonen-Thriller mit Olga Kurylenko.

Inhalt

Kate Fuller ist Kriminal-Psychologin und wird zu seinem bizarren Mordfall gerufen. Scheinbar hat eine Frau ihren Mann im Schlaf erwürgt, was ihn zu einer grotesken Todesverrenkung hat erstarren lassen. Leider musste das die Tochter Sophie mitansehen, die zuvor von den Geräuschen aufgewacht war. Ihre Mutter Helena konnte das nicht mehr verhindern. Helena selbst gibt zu Protokoll, dass sie ihren Mann nicht getötet habe, sondern aufwachte und wie paralysiert dagelegen habe. Ein schweres Gewicht hätte auf ihr gelastet und gleichzeitig hätte der Schlaf-Dämon „Mara“ ihren Mann erdrosselt. Auch Sophie nennt nur diesen einen Namen, als man sie unabhängig von der Mutter befragt: „Mara“.
Kate, die der Polizei während der Ermittlungen eigentlich helfen soll, Helena zu überführen, kommen Zweifel. Ist die Mutter und Ehefrau wirklich verrückt? Während ihrer Recherchen begegnen Kate weitere, sehr ähnlich gelagerte Fälle. Bis sie selbst offenbar von Mara heimgesucht wird …

Ein bisschen reißerisch beginnt Mara, der als Prämisse für seine Story nimmt, dass 40% der Bevölkerung unter einer Schlafparalyse leiden würden. Die Zahl ist zwar richtig (geschätzt), aber „leiden“ wäre dann doch ein wenig zu hoch gegriffen. 40% der Bevölkerung haben den Zustand schon mal bewusst erlebt, dass ihre Glieder in der Schlafphase gelähmt waren. Meist geschieht das kurz vor dem Einschlafen oder nach dem Aufwachen. Eine pathologische Form tritt allerdings erst dann ein, wenn man chronisch unter etwas leidet.
Aber sei’s drum: Der moderne Horrorfilm übertreibt es ja auch gerne mal mit den „angeblich“ wahren Begebenheiten so mancher erdachter Story.
Im Falle von Mara darf man sogar ein Auge mehr zudrücken, denn der von Langfilm-Debütant Clive Tonge inszenierte Grusel-Thriller beginnt extrem spannend und hat auch in der Folge immer mal wieder unangenehme Gänsehaut-Momente. Weil vermutlich auch viele Zuschauer schon mal das Gefühl hatten, im Bett wie gelähmt da zu liegen, kann man sich ziemlich gut in Kates Lage versetzen, wenn sie das erste Mal (und in der Folge entsprechend öfter) bewegungslos in ihren Federn liegt und furchteinflößende Personen sieht. Obwohl es dabei bisweilen taghell ist, erzeugt der Film eine gruselige Atmosphäre. Außerdem nutzt Mara recht effektiv den optischen Kniff von entsprechenden Zoom-Einstellungen, die an jene aus Sam Raimis Schneller als der Tod erinnern. Gleichzeitig sieht man, wie Kate stärker ins Bett gedrückt wird, um das Gewicht des Schlaf-Dämonen zu symbolisieren, der ihr auf der Brust sitzt. Das sind die spannenden Szenen des Films. Jene, die einen vor dem Bildschirm selbst ein wenig lähmen.
Zum Gelingen während dieser Sequenzen trägt auch hier Javier Botet bei, dessen außergewöhnliche Extremitäten schon in Filmen wie Mama oder ES zum Fürchten lehrten.

Wie in den meisten Genre-Filme dieser Art, so gibt es aber auch hier diese Phasen, in denen die Hauptfigur Recherche betreibt, um dem Rätsel auf die Spur zu kommen. Wie in vielen anderen Genre-Beiträgen ist das auch hier manchmal etwas zäh. Zumal Szenen wie jene in der Selbsthilfegruppe arg amateurhaft daherkommen. Was in diesem Fall aber vor allem am nüchternen Setdesign liegt, nicht zwingend an den Darstellern. Olga Kurylenko macht ihre Sache als Kate ziemlich gut. Zwar wirkt sie in all ihren Filmen immer ein bisschen müde, aber das macht ihre Art halt auch ein bisschen aus. Und in Mara passt es ohnehin zur Geschichte.
Als leidenschaftlich-aggresiver Kontrapunkt tritt Craig Conway als Doug auf. Der als Hauptmonster aus The Descent oder als Aggro-Punk aus Doomsday bekannte Schauspieler darf als einziger der unter Schlafparalyse leidenden so richtig aus sich raus gehen und dient Kurylenkos Kate als Insider innerhalb der von Mara heimgesuchten „Opfer“. In seiner abgerockten Behausung hat er die Wände mit Zetteln und Berichten über Mara gepflastert und bei seinen Erklärungen wandelt er zwischen Wahn und Verzweiflung.
Wie so oft stehen sich Naturwissenschaft und Spiritualität in direkter Konfrontation gegenüber. Und weil die Naturwissenschaft nun mal langweilig ist, gewinnt meist die spirituelle Ebene. Das muss man als Grusel-/Horrorfilm-Freund eben hinnehmen, weil die Überraschungen am Ende halt doch ausbleiben – zumal die Auflösung hinter dem Erscheinen des Schlafdämons dann doch arg weit hergeholt ist.
Was bleibt, ist ein routiniert gespielter Grusler mit einigen netten Schockeffekten und ein paar ziemlich spannenden Szenen – und das ist ja schon mehr als man von vielen Genre-Vertretern erwarten darf.

Bild- und Tonqualität

Die Blu-ray von Mara dürfe durchweg einen satteren Schwarzwert haben. Dass der nicht sonderlich gut geraten ist, sieht man von Beginn an, wenn das Geschehen innerhalb der 2,35:1 Bildinhalt eher gräulich wirkt, die Cinemascope-Balken aber pechschwarz daher kommen. Die Bildschärfe gerät in Close-ups ganz gut (10’08). In Bewegungen wird’s aber schon mal unruhig. Farben bleiben bei den Hautoberflächen sehr natürlich, könnten aber bei den kräftigeren Tönen etwas satter sein. Was gut gelingt, sind die uniformen Oberflächen, die meist sehr rauscharm und körnungsfrei sind. Weniger hübsch sind die Banding-Artefakte während Maras Session in der Badewanne (44’05).
Akustisch beginnt Mara vorzüglich und mega spannend. Die Eröffnungsszene mit dem aufwachenden Kind wird von nur ganz leisen, aber sehr direktionalen Geräuschen unterstützt, die Unheil aus dem Nachbarzimmer verkünden. Dazu gibt fast keine unterstützende Filmmusik, was das Ganze noch unangenehmer werden lässt. Natürlich löst sich die Szene dann in einem Schockeffekt auf, der die zuvor aufgebaute Spannung auch vom Sound her wieder löst. Ebenfalls extrem räumlich ist der Vorspann unterlegt. Man hört eine nach Luft schnappende Stimme, die abgehackt aus den Rears haucht und röchelt. Bis hierhin liefert der Ton eine beeindruckende Vorstellung. Und bleibt dabei. Denn Direktionalität und Dynamik sind durchweg gelungen. Auch wenn Detective McCarthy die Vorhänge im Schlafzimmer öffnet, erschrickt man heftig.

Bonusmaterial

Bonusmaterial gibt es bis auf einige Programmtipps des Anbieters leider keins auf der Blu-ray.

Fazit

Wenngleich die großen Überraschungen ausbleiben: Mara liefert solide Genrekost mit einigen sehr spannenden Szenen. Dazu fetzt der Sound mit zahlreichen direktionalen Effekten und effektiven Schock-Sequenzen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 5%
Film: 65%

Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: USA 2017
Regie: Clive Tonge
Darsteller: Olga Kurylenko, Craig Conway, Javier Botet, Rosie Fellner, Lance E. Nichols, Ted Johnson
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit:
Codec: AVC
FSK: 16

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Universum Film.)

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Martin Zopick

Das ist einer dieser Horrorschocker, bei denen man am Ende keine etwas mit Logik zu tun habende Erklärung bekommt. Man soll sich nur ordentlich gruseln. Insofern macht es Regisseur Tonge schon ganz gut: man sieht nicht so genau was da in Halbdunkel passiert, kann aber anhand von sichtbaren Merkmalen das Auftreten des Monsters Mara verfolgen. Wir erfahren von vier Stufen, in denen Mara bei ihren Opfern zuschlägt und sehen verschieden intensive rote Augen. Gut kommt auch der Wissenschaftler an, der alles erklären kann, obwohl er nichts weiß. Ihm gegenüber wird der Polizist McCarthy (Lance E. Nichols) ins Feld geführt, der als vernunftbegabtes Wesen die Gegenposition zur betroffenen Polizeipsychologin Kate (Olga Kurylenko) einnimmt. Nach dem ersten Mord ist für ihn klar ‘ Entweder die Frau ist irre und eine Gefahr für die Allgemeinheit oder ein Dämon ist der Mörder.‘ Für ihn existiert der Dämon schlichtweg einfach nicht, obwohl philosophische Unterstützung von Fernost kommt.
Fürs Drehbuch ist aber gut recherchiert worden: man sieht auch mal das berühmteste Bild von Fuseli ‘Nichtmare‘, wo der Dämon auf der lasziv hingestreckten Schönen sitzt.
Ansonsten würgt die ominöse Mara auch schon mal Kate, die seltsame Stimmen hört und dazu selber eigenartige Laute von sich gibt. Ein Rotweinglas platzt oder ein Heimgesuchter schneidet sich für Mara ein Augenlid aus. Wichtig ist, man darf nicht schlafen. Dafür gab es gleich zu Anfang einen zentralen Fachausdruck nämlich Schlafparalyse und ein Beispiel für Selbstverbrennung. Am Ende bewegt sich ein klapperndes Gerippe mit einem Mullschleier wie ein Spastiker auf Kate zu und fällt auf sie und die Kamera drauf. Aus. Vollends dunkel. Ende. Der Zuschauer hat erfahren, dass alles, was er in den letzten zwei Stunden gesehen hat, reine Einbildung war, die sich auf Halluzinationen stützte. Aber gruslig war’s schon. Für den der’s mag.