Maria Mafiosi – Jeder sehnt sich nach Familie

Blu-ray Review

Maria Mafiosi - Jeder sehnt sich nach Familie Blu-ray Review Cover
Universum Film, 01.12.2017

OT: –

 


Mortadella to go

Bayern hat nun auch eine Polizistin im (Heim)kino.

Inhalt

Maria Moosandl ist Polizistin in Landsberg am Lech – eine gute Polizistin ist sie. Gleichzeitig ist sie aber auch hochschwanger, und zwar vom Italiener Rocco Pacelli. Der ist zwar handzahm und gutmütiger Spross der örtlichen Pizzeria. Doch sein Vater hält die Verbindung zu Maria für unehrenhaft – zumal irgendwann ja jemand das Familiengeschäft weiterführen muss. Und damit ist nicht das Restaurant gemeint. Denn Patron Pacelli ist lupenreiner Mafiosi und will seinen Sohnemann ohnehin lieber mit einer Italienerin verheiratet wissen. Marias Vater Jürgen indes hätte gerne überhaupt mal gewusst, wer der Vater des werdenden Kindes ist, das Maria unübersehbar in ihrem Bauch spazieren trägt. Und weil das alles noch nicht genug Chaos verursacht, gibt’s aa no aa frische Leich …

Ein bayerischer Film mit einer weiblichen Hauptrolle – also quasi doppeltes Minderheiten-Kino … SPAAASSS!
Noch mal von vorne – nicht, dass einem hier noch Bundeslands-Vorurteilismus vorgeworfen wird.
Also: Nachdem die Eberhofer-Krimis nicht nur literarische Erfolge verzeichnen, sondern auch im Kino und Heimkino grenzübergreifend (also innerdeutsch) zu Erfolgen mutierten, sollte es doch mit dem Teufel (baierisch: Deifi) zugehen, wenn man das nicht auch mit einer Frau als Protagonistin hinbekäme. In Maria Mafiosi, dem Regiedebüt von Schauspielerin Jule Ronstedt, für das sie auch selbst das Drehbuch schrieb, darf Lisa Maria Potthoff die Polizistin spielen. Eben jene Darstellerin, die an Bezzels Seite die weibliche Nebenrolle in Winterkartoffelknödel oder Schweinskopf al dente spielt. Ronstedt hatte sich ihre Story eigentlich auf den eigenen Leib geschrieben, weil sie endlich mal eine starke weibliche Hauptrolle im deutschen Kino sehen wollte. Und so schrieb sie monatelang immer mal wieder an dem Skript, denn Eile hatte sie ja nicht. Am Ende hielt sie es aber doch für schlauer, die Hauptrolle anderweitig zu besetzen. Potthoff ist zwar in Berlin geboren, aber in München aufgewachsen und von daher auch mundarttechnisch geeignet für den Charakter. Leider ist zumindest das Schauspieltalent nicht bei allen Darstellern gleichermaßen vorhanden, weshalb ein paar Figuren etwas – sagen wir – ungelenk wirken. Außerdem fehlt’s Maria Mafiosi an bösem Humor, den die Eberharter-Krimis liefern. Es hätte ein bisschen mehr Pepp sein dürfen bei der Beschreibung der Culture-Clash-Szenen und der Mixtur aus Krimi und Komödie. So wirkt das Ding immer mal wieder wie ein netter TV-Film. Immerhin blitzt ab und an etwas anarchischer Witz auf, wenn sich Familie Pacelli darüber streitet, wie man den Fantuzzi viel besser hätte beseitigen können als ausgerechnet in der Jauchegrube. Auch die augenzwinkernd beschriebenen Klischees von italienischem Schmiergeld und deutscher Beamten-Demokratie bieten ein wenig Witz. Aber am Ende fehlt dann doch ein wenig Tempo, um den Mix aus Krimi, Komödie und Romanze vorwärts zu treiben.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Maria Mafiosi punktet mit seinen farbstarken Aufnahmen und dem recht hohen Kontrastumfang. Close-ups von Gesichtern wirken ein wenig weich gefiltert und schon mal etwas wachsartig. In dunklen Szenen saufen Details im Schwarz leider brutal ab und Hintergründe werden arg grieselig 8’35). Dazu überstrahlen helle Bereiche grundsätzlich. Die Bildruhe geht soweit in Ordnung. So stellt die ultrakomplexe Einstellung des Sonnenblumen-Feldes von oben nach knapp zwei Minuten eine Blu-ray schon mal vor eine Herausforderung. Bis auf leichte Unruhen wirkt die Szene aber erstaunlich gut (2’08).
Beim Sound von Maria Mafiosi gibt es zwar zunächst vor allem akustisch gut verständliche Dialoge (die Verständlichkeit in Sachen Mundart muss natürlich jeder für sich beurteilen), doch der Score ist tatsächlich luftig und recht räumlich. Auch die Atmosphäre im Park mit dem Rauschen des Wassers oder der authentische Hall in der Kirche machen Stimmung.

Bonusmaterial

Neben dem Trailer enthält das Bonusmaterial von Maria Mafiosi noch drei Interviews. Die beiden Hauptdarsteller kommen neben Regisseurin Ronstedt zu Wort. Letztere hat mit knapp einer halben Stunde die meiste Redezeit und liefert durchaus interessante Infos.

Fazit

Maria Mafiosi bietet nette Unterhaltung, erreicht aber nicht das Kino-Niveau der Eberharter-G’schichtn. Für einen charmanten Familien-Sonntag mit Mundart-Heimkino ist das aber allemal ausreichend.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Bonusmaterial: 30%
Film: 60%

Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: Deutschland 2016
Regie: Jule Ronstedt
Darsteller: Lisa Maria Potthoff, Serkan Kaya, Antonella Attili, Tommaso Ragno, Maximilian Dirr, Alexander Held, Carol Schuler
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 93
Codec: AVC
FSK: 12

Trailer zu Maria Mafiosi

Maria Mafiosi - Trailer (deutsch/german; FSK 0)

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