Blu-ray Review
OT: Matriarch
Geschenk des Lebens
Günstig produziert und dennoch atmosphärisch gewirkter Psycho-Horror.
Inhalt
Es hätte Rachel und Matt komisch vorkommen sollen, dass der fremde Bauer und seine Frau Agnes die beiden zunächst achtkantig vom Privatbesitz werfen wollten, nachdem das Paar unweit einen Unfall hatte und erst dann freundlicher reagieren, als die Zwei davon erzählen, dass Rachel hochschwanger ist. Eingeladen zum Essen und über die Nacht (ein Telefon gibt’s natürlich nicht), gerät schon das Abendmahl mit den beiden angeblichen Adoptivkindern zum gruseligen Ereignis in Sekten-Manier. Als Rachel und Matt am nächsten Morgen frühzeitig vom Hof fliehen wollen, überraschen die Grundbesitzer mit Aggressivität. Matt wird ins Land der Träume geschickt und Rachel darf ihr Kind kurz darauf in einem der Zimmer gebären. Doch so sehr wie Agnes sich auf das Kind gefreut hat, so enttäuscht ist sie, als sie es sieht. Rachel wird klar, dass es jetzt nicht nur um ihr eigenes, sondern vor allem auch um das Leben des Kindes geht …
Scott Vickers holt in seinem Langfilmdebüt zum großen Rundumschlag gegen erzkonservative Religion und rückschrittliche Gesellschaftsformen aus, wenn er ein junges Paar auf eines treffen lässt, das die Bibel auf ganz eigene Art und Weise interpretiert. Zwar versprüht Matriarch ein bisschen den optischen Charme einer Folge „Der Doktor und das liebe Vieh“ (und nutzt auch die gleichen Riesen-Spritzen, um Matt ins Land der Träume zu schicken), aber es muss ja nicht immer das production value eines Marvel-Films sein. Und dass der Film aus englischer Produktion kommt, darf man ihm ja auch ruhig ansehen. Immerhin stemmte man das Ergebnis mit einem Budget von gerade einmal 60.000$ und darf man ruhig Respekt für zollen. Thematisch schlägt er dort zu, wo es für junge Paare mit Kinderwunsch besonders schmerzvoll ist. Auch wenn das Zuschlagen eher sinnbildlich gemeint ist. Denn wirklich blutig geht’s in Matriarch nicht zu. Der kleine Hinterwäldler-Genre-Beitrag bezieht seine Atmosphäre und Spannung eher aus dem Psychospiel, das Agnes und ihr Mann mit Rachel (und dem Zuschauer) treiben. Dabei gelingt es Regisseur Vickers (auch in der Rolle des Matt zu sehen) durchaus, eine eigene Kraft zu erzeugen.
Nicht nur sind seine Darsteller durchweg gut gecastet und talentiert, hat er doch auch ein Auge für gemeine Kamera-Einstellungen und Schnitte. Gleich zu Beginn auf dem Hof erschrickt man zweimal ganz ordentlich, wenn im Zusammenspiel mit dem Score plötzlich das mysteriöse Mädchen der Farm zu sehen ist. Die taucht gleich mehrfach auf, um so etwas wie den kleinen Schutzengel von Rachel zu geben. Was mitunter etwas an der Stimmung zerrt, ist das etwas dämliche Verhalten von Tätern und Opfern. Wenn Matt sich seinen Weg zurück zur Farm kämpft und über zwei Kiffer stolpert, darf man sich schon fragen, warum der zweite Kerl nicht eingreift. An anderer Stelle macht Matriarch das aber wieder wett, wenn er sein geringes Budget recht einfallsreich nutzt, um einen der Mitspieler mit Schrot zu durchlöchern. Und weil die Intensität der Bilder nach 65 Minuten durchaus zunimmt, darf sich Vickers Film durchaus in die gelungeneren Backwood-Horrorfilme einreihen. Und das nicht nur, weil er mit einem fürs Genre ungewöhnlichen Gedicht von Khalil Gibran beginnt und schließt.
Bild- und Tonqualität
Nicht nur die Atmosphäre wirkt britisch, auch das Bild hat den typischen Look vieler Filme von der Insel. Matriarch hat einen stark entsättigten, kontrastschwachen Look. Farben sind (wenn überhaupt) gerade mal von pastellartiger Intensität und die Schärfe ist bis auf einigermaßen detaillierte Close-ups auf eher schwachem Niveau. Das sieht technisch zwar nicht sehr hübsch aus, vermittelt die Stimmung aber durchaus angemessen. Positiv hervorzuheben ist die relative Rauschfreiheit, die nur mal auf ein paar Hintergründen nachlässt.
Akustisch liegt Matriarch in dts-HD-Master vor, macht aber nur selten Gebrauch von einer immersiven Stimmung. Die meiste Zeit spielt sich das Geschehen auf der Front ab und wenn der Subwoofer mal hinzu kommt, dröhnt er eher als er drückt. Stimmen hingegen sind gut verständlich und auch nicht zu leise eingebettet.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial zu Matriarch gibt es nur die Originaltrailer sowie Programmtipps des Anbieters zu entdecken.
Fazit
Matriarch – Sie will dein Baby ist als Backwood-Psychothriller gar nicht mal so übel. Regisseur Vickers zeigt durchaus Talent und liefert ein paar ungewohnte Bilder. Da kann man auch darüber hinwegsehen, dass man es nicht mit einem Hochglanzprodukt zu tun hat.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 10%
Film: 65%
Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: GB 2018
Regie: Scott Vickers
Darsteller: Charlie Blackwood, Julie Hannan, Alan Cuthbert, Scott Vickers, Briony Monroe
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 92
Codec: AVC
FSK: 16
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Tiberius Film)