Blu-ray Review
OT: The Maze Runner
WCKD ist gut!
Wo bin ich, wer bin ich und vor allem warum?
Inhalt
„Geh niemals weiter als bis zur Mauer!“ Der Rat, den Alby dem Frischling Thomas gibt, ist ernst gemeint. Der ist gerade über einen Aufzug auf einer Lichtung gelandet, wo ihn eine Horde anderer Jugendlicher empfängt. Weder weiß er, wie er dort hingekommen ist, noch wer die anderen sind. Man sagt ihm nur, dass alle mal auf diese Weise dort gestrandet sind. Die Lichtung selbst ist umgeben von riesigen Mauern, die wie ein Labyrinth angelegt sind und tagsüber einen gierigen Schlund als Öffnung präsentieren. Während die sogenannten „Läufer“ bei Helligkeit die Gänge zwischen den Mauern erforschen, um einen Ausweg aus ihrer „Gefangenschaft“ zu suchen, streunen Nachts grausame Kreaturen durch das Labyrinth. Denen fallen immer wieder Jungs zum Opfer und Thomas denkt gar nicht dran, diesen Kreislauf so einfach hinzunehmen. Als eines Tages Anführer Alby mit Läufer Minho ins Labyrinth geht und die zwei es nicht mehr hinausschaffen, hält es Thomas nicht mehr in der passiven Warteposition – er rennt ohne zu überlegen hinein, um zu helfen. Entgegen aller Erwartungen überleben er und Minho in der Dunkelheit, töten gar einen Griever. Doch das wird in der Gruppe kontrovers aufgefasst. Während die einen ihn zum Helden machen, ist es für die anderen ein klarer Verstoß gegen die Regeln. Doch bevor entschieden wird, wie man mit dem Frischling verfährt, geschieht auch noch etwas vollkommen Unerwartetes: Ein weiterer Mensch kommt über den Aufzug auf die Lichtung – der Letzte, wie eine Nachricht vermittelt, und es ist eine Frau …
Von all den Dystopien, die seit dem Erfolg von Panem ins Kino gelangt sind, ist Maze Runner – die Auserwählten im Labyrinth sicher der Eigenständigste. Sowohl aufgrund seiner einzigartigen Ausgangssituation als auch wegen seines außergewöhnlichen Looks. Was Regisseur und Produzent im Making-of als Mischung aus Herr der Fliegen und LOST beschreiben, könnte kaum treffender umrissen werden. Zum einen fragt man sich, ebenso wie die Protagonisten auf der Lichtung auch, was hinter dem Labyrinth steckt und rätselt wie seinerzeit Jack, Kate und Hurley, zum anderen ist der Konflikt zweier Parteien allgegenwärtig. Selbst wenn gegen Ende offenbart wird, was James Dashner in seiner Romanreihe angelegt hat und Maze Runner doch wieder näher an die Geschichte von bspw. The Giver rückt, wirft er dann gerade genug neue Fragen auf, um gespannt auf die Fortsetzung zu sein (Kinostart noch in diesem Jahr). Dass die Produzenten diesen nicht eben günstig produzierten Film Regiedebütant Wes Ball übergaben, mag erklärbar sein, wenn man dessen Kurzfilm „Ruin“ im Bonusmaterial schaut; dass dieser den Job allerdings so unterhaltsam und dennoch mit Gespür und Tiefe für seine Figuren inszenierte, das ist dann schon ein bisschen erstaunlich. Fakt ist, sieht man von ein paar Logiklöchern ab, die der Geschichte grundsätzlich innewohnen, dass diese Dystopie ohne Längen auskommt und durchweg packend ist.
Das wiederum liegt auch an der spannenden, dem System innewohnenden Frage, die zwischen Thomas und Gally entbrennt: Folgt man den bewährten Regeln, die jahrelang funktioniert haben oder betritt man neue, unbekannte Pfade, um einen Ausweg aus der Situation zu finden. Dieser Konflikt funktioniert vor allem deshalb sehr gut, weil die Jungdarsteller allesamt unverwechselbar gecastet wurden und ausnahmslos charakterstark gespielt sind. Bei insgesamt sieben wichtigen Figuren ist das eine beachtliche Leistung. So hat Dylan O‘ Brien (Teen Wolf) alles, was ein jugendlicher Held braucht: Ausstrahlung, Führungseigenschaften und gutes Aussehen. Thomas Brodie-Sangster, den man aus Tatsächlich … Liebe kennt und sehr gerne wiedersieht, ist wie geschaffen für den gewitzten und intelligenten Newt und Will Poulter ist als Prinzipienreiter Gally gerade böse genug, um Respekt einzuflößen aber dennoch nicht ohne tragischen Hintergrund, der zum Mitfühlen einlädt. Schön, dass in einem dieser Jugendfilme die Figuren nicht ausschließlich schwarz-weiß gezeichnet sind und man auch ein wenig zwischen den Zeilen lesen darf. Gefüttert mit beeindruckenden Sequenzen des Labyrinths und recht gut gelungenen Kreatureneffekten hält Maze Runner eine ausgeglichene Waage zwischen Action und Drama, krankt allerdings an einem nicht ganz unwesentlichen Teil: Die Erklärung, warum die Jungs gerade in dem Labyrinth mit den Kreaturen als Bewacher ausgesetzt sind, ist arg dünn geraten. Der technische Aufwand, der für das gigantische Bauwerk nötig war, hinterlässt am Ende doch ein mittelgroßes Fragezeichen.
Bild- und Tonqualität
Das Bild von Maze Runner – Die Auserwählten im Labyrinth ist zwar recht kontrastintensiv und liefert vor allem ziemlich plastische Farben, verschluckt allerdings in dunklen Szenen schon mal Details und könnte insgesamt auch etwas schärfer sein. Optisch passt das gut zum schwülen Look des Films und wurde mit Filtern auch entsprechend auf die bräunlich-erdige Richtung getrimmt.
Bohrendes Rumoren, klickende Geräusche des Aufzugs, satter Tiefbass während der vorbeirauschenden Lichter und erst Recht beim Anschlag des Fahrstuhls – Maze Runner beginnt äußerst dynmisch und effektvoll. Und das sogar auf der „nur“ mit regulärem dts gemasterten deutschen Tonspur. Zwar langt die Originalfassung bisweilen noch etwas brachialer zu, doch der Unterschied ist bei Weitem nicht so gravierend, wie bei vielen größeren Produktionen der letzten Zeit, bei denen der deutsche Sound mit einer komprimierten Dolby-Digital-Spur auskommen musste. Die Insekten schwirren sirrend um die Köpfe, die Hitze auf der Lichtung scheint allgegenwärtig und wird auch akustisch spürbar. Des größte Spaßpotenzial bietet aber das Labyrinth selbst. Ob es nun Nachts in weiter Ferne seine Gestalt grummelnd verändert oder die Tore an der Lichtung mit Bassgewalt zugehen – stets ist der Sound auf der Höhe. Wenn man etwas kritisieren möchte, dann die Tatsache, dass die Stimmen ein wenig zu leise eingebettet sind. Doch das wird förmlich weggebügelt, wenn das erste Mal ein Griever vorbeischleicht, seine gurgelnden Geräusche abgiebt und vehement mit seinen Beinen auf den Boden stapft.
Bonusmaterial
Wenn alberne Kinder Filme drehen – unter diesem Motto könnte das Making-of stehen, das den jungen Regisseur Wes Ball am Set umherspringen, Witze machen und Geräuschmaschine spielend zeigt. Das mehrteilige Feature läuft etwas über 40 Minuten, erzählt vom Casting, lässt sämtliche Hauptfiguren zu Wort kommen, veranschaulicht die anstrengenden Arbeiten auf der Lichtung und natürlich auch das Erstellen des Labyrinths. In „The Chuck Diaries“ sehen wir den jungen Blake Cooper, der sich wie ein Schneekönig darüber freut, als er die Rolle bekommt. Hinzu gesellt sich eine Gag Reel sowie ein ausgedehntes Feature über die Special Effects in Maze Runner. Zu guter Letzt gesellt sich der Kurzfilm „Ruin“ (wahlweise in 2D oder 3D) zu den Extras, aufgrunddessen Wes Ball überhaupt den Regieposten bekam. Der darf dann gemeinsam mit dem Produzenten auch noch den Audiokommentar einsprechen.
Fazit
Maze Runner – Die Auserwählten im Labyrinth unterhält trotz einiger Logikbrüche durchgängig gut, ist hinreichend spannend, liefert ansehnliche Effekte und ist mit guten Darstellern besetzt – macht Lust auf Mehr!
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 90%
Tonqualität (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: 80%
Film: 75%
Anbieter: 20th Century Fox
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Wes Ball
Darsteller: Dylan O’Brien, Kaya Scodelario, Thomas Brodie-Sangster, Will Poulter, Patricia Clarkson, Aml Ameen
Tonformate: dts HD-Master 7.1: en // dts 5.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 113
Codec: AVC
FSK: 12