Blu-ray Review
OT: Mega Time Squad
Wer bin ich und – genau: Wie viele eigentlich?
Zeitreise-Gangster-Action-Komödien-Mix aus Neuseeland.
Inhalt
Johnny ist ein kleiner Taugenichts. Sonderlich intelligent ist er auch nicht. Ab und an erledigt er aber ein paar kleine Jobs für Shelton, den lokalen Unterwelt-Boss – oder so ähnlich. Shelton ist es aktuell ein Dorn im Auge, dass die Asiaten möglicherweise die Stadt übernehmen. Deshalb beauftragt er John, eine Lieferung der Chinesen im örtlichen Antiquitäten-Laden „Wah Lee“ abzufangen. Während er das mit Kumpel Damage in die Tat umsetzt, klaut er auch noch ein antikes Amulett. Kaum ahnend, dass dieses es in sich hat. Denn als er von Sheltons Schergen gejagt wird, drückt er einen Auslöser auf dem Schmuckstück. Das wiederum verursacht einen Zeitsprung rückwärts, während Johnnys Ich der Gegenwart bestehen bleibt. Es dauert also nicht lange und es gibt Johnny gleich mehrfach, um nicht zu sagen dutzendfach. Und weil man mit sich selbst durchaus eine respektable Gang formieren kann, nutzt er die Möglichkeit und nennt sich „Mega Time Squad“. Blöd nur, dass er selbst bald nicht mehr weiß, welcher Johnny welcher ist und über jedes Paradoxon stolpert, das die zahlreichen Zeitreisen so mit sich bringen …
Der Neuseeländer Tim van Dammen hatte vor diesem abgedrehten Genremix erst eine Regiearbeit auf seiner Vita, den 2013er Romeo and Juliet: A Love Song. Die Shakespeare-Vorlage inszenierter er damals als Rock-Oper. Ansonsten „kennt“ man ihn vielleicht als einen der Dämonen aus Deathgasm, in dem er noch als Schauspieler unterwegs war. Mit Mega Time Squad füllte er eine Zeit, in der er mehr oder weniger gelangweilt herum saß. Da er auch kein Geld hatte, kam ihm die Idee, einen Film mit nur einem Darsteller zu drehen. Die Idee zur Zeitreise, in der ein Kerl sich immer weiter multipliziert, war geboren. Drehort war sein damaliger Wohnort, die kleine Küstenstadt Thames im Südwesten der Coromandel Halbinsel. Und als Darsteller versammelte er all seine Freunde und Bekannte um sich herum – ganz ähnlich wie ein anderer Regisseur aus Neuseeland, der es mittlerweile zu Weltruhm gebracht hat. Denn Peter Jacksons Langfilmdebüt Bad Taste entstand praktisch auf demselben Weg – allerdings benötigte Jackson seinerzeit vier Jahre für die Verwirklichung.
Aber hier soll es ja um Mega Time Squad gehen, nicht um Bad Taste. Wobei van Dammen durchaus gerne andere Genrewerke zitiert. so gibt es eine witzige Hommage an Taxi Driver und natürlich wird fröhlich durch sämtliche Zeitreise-Filme parodiert.
Außerdem ist’s schon spaßig, wenn Johnny und sein Kumpel mit Pavian- und Gans-Maske in einer uralten Klapperkiste vor dem Antiquitäten-Geschäft auftauchen und den Ladenbesitzer auch noch um ein leihweises Messer bitten. Der Humor ist allerdings schon speziell und das Timing nicht immer perfekt. Man muss sich auf den oft beiläufigen Witz (wie eine lange Einstellung von einem herunterfahrenden Garagentor) einlassen, um das Geschehen wirklich amüsant zu finden. Und natürlich auch darauf, dass hier viele Amateurdarsteller am Werk sind. Aber gerade das ist ja so charmant an dieser Art Film – zumal der Produktionswert durchaus hoch ist. Die Tricks zur Visualisierung der multiplen Johnnys sind überraschend gut gelungen und harmonieren mit der Umgebung.
Was Mega Time Squad am Ende etwas die Suppe versalzt, ist der Mangel an Tempo. Trotz der 79 Minuten fehlt’s etwas an Rasanz und die Tatsache, dass es kaum Filmmusik gibt, trägt auch nicht dazu bei, dass es schneller wird. Zu Neuseeland-Highlights wie 5 Zimmer Küche Sarg oder I Survived a Zombie Holocaust fehlen dann doch ein paar Ideen. Eine der besten Momente hat der Film während einer Verfolgungsjagd durch Sheltons Haus, bei der die Johns ihre Gegner vollkommen verwirren. Diese Szene zeigt, dass van Dammen durchaus Talent für Inszenierung hat. Vielleicht sollte er beim nächsten Mal das Drehbuchschreiben jemand anderem überlassen, der mehr Gags und Tempo hinein schreibt und sich auf die Regie konzentrieren.
Bild- und Tonqualität
Mega Time Squad liefert erstaunlich gute Bildwerte. Gerade Kontrastierung und Farbgebung gefallen mit knackigem Schwarz und kräftigen, aber auch natürlich erscheinenden Farben. Die Schärfe ist hingegen oft nur mittelprächtig. Selbst Close-ups wirken eher soft als krisp. Die Bildruhe geht halbwegs in Ordnung, ein kleines bisschen Grieseln ist allerdings sichtbar – gerade bei Totalen wie der Wiese (21’28).
Beim Sound liefert die Blu-ray ein eher durchweg frontales Erlebnis, das nur während der Zeitsprünge die Rears ein kleines bisschen nutzt. Auch die (selten) eingesetzte Filmmusik darf mal von dort ertönen und während dieser gibt’s auch mal etwas Druck. Die dynamischste Szene gibt’s nach gut 26 Minuten während einer Kampfkunst-Szene. Ansonsten konzentriert sich der Ton auf die Dialoge und sehr deutlich auf die Front.
Bonusmaterial
Knapp zehn Minuten an entfernten Szenen sowie ein alternatives Intro finden sich neben den Trailern im Bonusmaterial von Mega Time Squad. Dazu gibt es auch noch einen Audiokommentar
Fazit
Mit etwas mehr Tempo und ein paar mehr Ideen hätte Mega Time Squad ein kleines B-Movie Kulthighlight werden können. So zeigt er „nur“, dass er Potenzial gehabt hätte und bietet ein paar nette Gags und gelungene Sequenzen.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 40%
Film: 60%
Anbieter: Pandastorm Pictures
Land/Jahr: Neuseeland 2018
Regie: Tim van Dammen
Darsteller: Morgan Albrecht, Anton Tennet, Yoson An, Jaya Beach-Robertson, Jonny Brugh, Milo Cawthorne
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 79
Codec: AVC
FSK: 16
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Pandastorm Pictures)