Blu-ray Review
OT: Il mio nome è Thomas
Ich reise alleine
Etwas wehmütiger Roadtrip von und mit Terrence Hill.
Inhalt
Schon gegenüber dem blinden Passagier auf dem Sattel seines schweren Bikes ist unerbittlich. Mit den Worten, er reise alleine, setzt er den verirrten Skorpion sanft auf einem Stein ab. Der alternde „Jemand“ hätte gerne seine Ruhe bei seinem Trip in die (kleine) Wüste Spaniens, um dort ein bestimmtes Buch zu lesen. Selbst von der Kirche hat er sich dafür seinen Segen (und den ungeliebten Namen: Thomas) geholt, denn er würde gerne zu sich finden. Deshalb verneint er auch die Frage der jungen Lucia, ob er sie mitnehmen könne. Als die jedoch von zwei Kerlen bedrängt wird, rettet er sie mit zwei kräftigen Hieben seines Kochgeschirrs. Weil Lucia zufällig in die gleiche Richtung will, kann er sich noch so sehr verstecken, sie findet ihn und hängt sich an seine Fersen. Während sie ihm also zunächst zünftig auf die Nerven geht, merkt Thomas langsam, dass es hinter ihrer chaotischen Fassade mehr zu entdecken gibt. Also entwickelt er langsam so etwas wie väterliche Gefühle für sie und ergründet, auf welcher Reise Lucia wiederum ist …
Gut 20 Jahre hat sich Mario Girotti alias Terence Hill nicht mehr auf der großen Leinwand blicken lassen. Lediglich in TV-Filmen und Serien hatte man ihn noch gesehen. Dass man ihn vermisst hat, merkt man schon nach wenigen Minuten in Mein Name ist Somebody. Diese stahlblauen Augen, die auch aus dem mittlerweile 79!-jährigen Gesicht strahlen, sind einfach unverwechselbar. Und weil er es noch einmal wissen wollte, hat er sich den Herzenswunsch, noch einmal auf große Filmreise zu gehen, gleich selbst auf den (immer noch schlanken) Leib geschrieben und – sicher ist sicher – auch gleich selbst inszeniert. Und das (fast) ganz im Stile der alten Vier-Fäuste-Filme. Mit mindestens einem Augenzwinkern befördert er nach knapp fünf Minuten zwei Kerle per Bratpfanne und einem zünftigen „Yin“ und „Yang“ in die Welt der Träume. Mit einer Mischung aus ungläubigem Erstaunen und väterlicher Fürsorge begegnet er daraufhin der jungen Lucia, deren Geheimnis er trotz seines eigentlichen Willens alleine zu bleiben, nach und nach ergründet. Natürlich ist das eine typische Geschichte zweier vollkommen unterschiedlicher Menschen, die nicht zueinander passen und dennoch zueinander finden. Die nach und nach voneinander lernen und sich zu mögen beginnen.Das Gefühl, dass viel Persönliches in der Story steckt, kommt nicht von Ungefähr: Schon 2016 war Hill auf der Suche nach Drehorten für einen Film – eventuell mit seinem alten Partner Bud Spencer. Als er vor einem bestimmten Haus stand, kam dann der Anruf von Spencers Sohn, der den Tod des Freundes mitteilte. Hill erinnerte sich daraufhin an die Hafenstadt Almeria, die in der kleinen spanischen Wüste liegt, die sein Filmcharakter nun bereisen möchte. ja, Mein Name ist Somebody ist ein persönlicher Film – das wird auch deutlich, wenn man die Widmung an Bud Spencer im Abspann liest.
Gleichzeitig vermittelt Hill inszenatorisch das flippige Lebensgefühl der Italiener, wenn Lucia zu rockigen Rhythmen vor Thomas einen wilden Tanz hinlegt. Nicht immer spielt die bisher noch recht unerfahrene Veronica Bitto das treffsicher, aber selbst das kann man dem Film nur bedingt übel nehmen. Denn auf der anderen Seite ist es es eben Terrence Hill, dessen entspanntes und ausdrucksstarkes Spiel für so ziemlich alle Unzulänglichkeiten des Films und der Co-Darstellerin entschädigt. Ihn bringt es nicht mal aus der Ruhe, wenn Lucia sich mal sein Motorrad borgt und selbst das Lenkrad übernimmt. Als ob man mit ihm machen könne, was man wolle, reagiert sein Thomas entspannt und mit der Gelassenheit eines Menschen, der nicht mehr beabsichtigt, sich aufzuregen. Wenn er dann mit Lucia am Zielort angekommen ist und „das Buch“ liest, wirkt das auch ein bisschen wie die Übergabe an eine neue Generation.
Der christliche Unterton macht die Story allerdings bedeutungsschwerer als sie eigentlich ist, wobei er es dann doch vermeidet, zu sehr ins Missionarische abzudriften. Ein bisschen Melodram gesellt sich auch noch hinzu, weil Lucia eben nicht nur ein bisschen chaotisch ist, sondern auch eine dunkle Vergangenheit hat. Doch bevor es zu tiefschürfend wird, gibt’s ’ne zünftige Keilerei in einer Kneipe, die Hill auch mit 79 noch voller Verve und Witz absolviert – inklusive der typischen Kommentare, die schon damals solche Szenen begleitet haben. Hill baut also genug Reminiszenzen an die gute alte Zeit ein, damit die Fans von damals auch hier auf ihre Kosten kommen.
Bild- und Tonqualität
Die Blu-ray von Mein Name ist Somebody liefert ein sauberes und sehr rauscharmes Bild, das in den knalligen Wüstenszenen wunderbar kontraststark ausfällt und selbst in dunklen Lagerfeuer-Momenten noch gut durchzeichnet. Ab und an wirken Gesichter etwas zu hell und flach, aber das ist hier Jammern auf hohem Niveau. Farben kommen zudem prächtig und sehr ausdrucksstark rüber. Beispielsweise, wenn des Abends die spanische Band spielt und deren Sänger mit einem knallroten Hemd gefilmt wird. Auch die Kontrastgebung und Schärfe passen. Während der Close-ups von Jutesäcken oder Baumstämmen kann man fast jedes Detail erkennen.
Der Ton bleibt trotz 5.1-Spur in dts-HD-MA praktisch vollkommen unspektakulär. Lediglich die Straßen- und Umgebungsgeräusche während der Motorrad-Fahrten sowie die Filmmusik liefern etwas Räumlichkeit. Während der Kneipenschlägerei indes kommen die Sounds ausschließlich aus dem Center. Hier werden nicht mal die Hauptlautsprecher mit einbezogen. Stimmen sind dafür durchweg gut verständlich.
Bonusmaterial
Nicht wirklich Bonusmaterial, aber ziemlich charmant ist die Tatsache, dass uns Hill mit einem netten Willkommensgruß empfängt, sobald das Menü der Blu-ray auftaucht. Dazu gibt’s dann auf der Filmdisk noch 13 entfernte Szenen. Auf der Bonus-DVD (keine Blu-ray) der Special Edition wurden dann noch Bilder von der Kinotour 2018, eine B’Roll sowie Fotos vom Set und ein Interview mit Hill abgelegt. Letzteres hat er teils auf Deutsch abgeliefert – immerhin wuchs er als Junge in Lommatzsch bei Dresden auf. Ein 16-seitiges Booklet und zwei Postkarten gibt’s noch oben drauf.
Fazit
Mein Name ist Somebody ist gemächlich inszeniert und fordert ein bisschen Sitzfleisch. Doch der wehmütige Blick auf die guten alten Filme und die fantastischen Landschaftsaufnahmen sowie das entspannte Spiel eines toll aufgelegten Terrence Hill entschädigen für ein paar Längen.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 40%
Film: 70%
Anbieter: NEW KSM
Land/Jahr: Italien 2018
Regie: Terence Hill
Darsteller: Terence Hill, Veronica Bitto, Andy Luotto, Guia Jelo
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, it
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 96
Codec: AVC
FSK: 6
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter NEW KSM)
Hallo Timo,
in einer Amazon Rezension wurde die italienische Tonspur bemängelt (Geräusche nur aus den Surrounds). Kannst du das bestätigen?
Danke
Andreas