Blu-ray Review
OT: –
Geschenk des Himmels
In dieser bösen Teeniekomödie darf des Teufels Tochter nur locken und verführen.
Inhalt
Lilith hat lange rote Haare, einen stechenden Blick und schwarz lackierte Fingernägel – ach ja: Und ihr Vater ist der Teufel. Also in echt jetzt. Und weil das so ist, bekommt sie beispielsweise Heimunterricht, bei dem sie lernt, wie man die sieben Todsünden einsetzt, um Zwietracht bei den Menschen zu säen. Die pubertäre Lilith braucht aber langsam mal Action. Und zwar in der realen Welt. Sie will endlich auf die Menschen losgelassen werden. Während ihr Dad aber denkt, dass sie dafür noch viel zu jung ist, macht sie ihm den Vorschlag, eine Woche auf Probe böse zu sein. Der Papa allerdings bestimmt die Person, die sie zum Böse sein verführen soll. Schafft sie es nicht, darf sie ihr Leben lang Akten im Keller abstauben. Und weil der Teufel es seiner Tochter nicht leicht macht, lässt er sie auf eine herzensgute Öko-Familie los, die am allerliebsten umarmt – und Umarmung sind unter Teufels absolut verpönt. Das Dumme an Liliths Job: So böse sie auch ist. So sehr wie sie es versucht, einen Keil zwischen die Familie zu treiben und Greta Birnstein, die Tochter des Hauses, zum Bösen zu bewegen – sie bleiben allesamt lammfromm. Lilith wähnt sich schon im Keller bei den Akten. Zumal passiert, was passieren muss: Sie findet die Welt da draußen gar nicht mal so schlecht und einen bestimmten Jungen sogar ganz süß. Dumm, dass man sich als des Teufels Tochter nicht zu verlieben hat …
Na das ist doch mal eine Überraschung aus deutscher Produktion: Eine respektlose, schwarze Komödie mit bissigem Humor. Zu oft sind die hiesigen Komödien einfach zu brav und harmlos. In Meine teuflisch gute Freundin aber darf’s tatsächlich mal richtig fies zugehen. Und weil sich sowas am besten über Klischees abarbeitet, gibt’s davon satt. Von der Körner-Familie, die ihr Gemüse im eigenen Garten anbaut über die eingeschüchterte Tochter bis hin zur Schul-Zicke und dem arroganten Schönling. Klar, das bleibt stets vollkommen überraschungsfrei und man weiß schon ziemlich früh, wohin die Reise gehen wird. Klar ist auch, dass die Gags ab und an bewusst aufs Fremdschämen abzielen. Aber so ist das halt, wenn ein böser Mensch versucht, einen guten Menschen zu bekehren. Marco Petrys Film funktioniert aber primär über seine Figuren. Und die sind so charmant, dass man sie einfach mögen muss – trotz der Schablone, durch die man sie gedrückt hat. Greta beispielsweise ist dermaßen entwaffnend freundlich, dass man sich sofort auf ihre Seite schlägt – selbst wenn sie sich natürlich auch mal wehren könnte. Auch Emma Bading als Teufelstochter im Lederdress überzeugt. Mit stechendem Blick und dem schnippischsten Augenaufschlag seit es deutsche Komödien gibt, rockt sie im Maiden-Shirt den Film.
Grandios sind aber vor allem die Nebenfiguren. An Litliths Vater, dem echten Teufel ist gar ein eigener Film verloren gegangen. Samuel Finzi gehören die ersten fünf Minuten, in denen er die Leinwand zum Lodern bringt. Klasse, wie bösartig er mit seinen Angestellten umgeht und welchen Sarkasmus er an den Tag legt. Die Antithese zu ihm liefert Oliver Korittke als Müsli-Papa ab. Wenn er seine Angetraute zärtlich mit „Möhrchen“ anredet oder das Gemüse im Garten besingt, dann ist das schon ein Brüller. Auch Axel Stein als Vertrauenlehrer überzeugt (mal wieder). Wenngleich man ihm nicht sonderlich viel Screentime vergönnt hat. Inhaltlich ist Meine teuflische Freundin natürlich auch „nur“ ein weiterer Jugendfilm über das Erwachsenwerden und das Verliebtsein. Über das selbstbewusste Vertreten seines eigenen Selbst – auch wenn dieses nicht ganz mit dem Strom schwimmt. Aber wenn’s so frisch angesetzt ist und so charmant gespielt, dann darf man das auch mal mögen, obwohl es im Grunde gängige Themen behandelt.
Bild- und Tonqualität
Das Bild von Meine teuflische Freundin gefällt mit hoher Stabilität, guter Ruhe auf uniformen Hintergründen und satten Farben. Schon der rote Lippenstift von Lilith ist sehr kräftig. Das pinke Kleid, das Lilith Greta zum Anziehen verdonnert knallt dermaßen, das es fast ein bisschen überstrahlt. Die Kontrastierung ist demnach schon mal etwas drüber und hat bisweilen etwas starke Flanken. Das Überbunte passt dennoch gut zum Film und sieht trotz nicht ganz natürlicher Farben auf neutralen Oberflächen beeindruckend aus. Die Schärfe leidet bisweilen etwas unter dem leichten Überkontrastieren, liegt aber dennoch auf gutem Niveau.
Überraschung beim Sound: Denn für eine deutsche Komödie ist hier mitunter eine Menge los. Schon die Zaubereien und Tricks von Vater Teufel nutzen die Surround-Lautsprecher ausgiebig. Und weil es solche Spielereien auch im späteren Verlauf immer wieder gibt, gehört Meine teuflische Freundin zu den effektvolleren und räumlicheren Vertretern seiner Zunft. Die Dialoge kommen zudem stets hervorragend verständlich aus dem Center, sind aber dennoch homogen eingebettet und nicht zu laut.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Meine teuflische Freundin hat man nur den Trailer zum Film abgelegt.
Fazit
Etwas böser hätte Meine teuflische Freundin noch sein dürfen und Samuel Finzi als Teufel hätte man gerne öfter auftauchen sehen. Doch so harmlos wie der Film ist, so gut unterhält er dann eben auch. Und das Herz am rechten Fleck hat er ohnehin.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Bonusmaterial: 5%
Film: 70%
Anbieter: EuroVideo
Land/Jahr: Deutschland 2018
Regie: Marco Petry
Darsteller: Emma Bading, Janina Fautz, Ludwig Simon, Samuel Finzi, Axel Stein, Oliver Korittke
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 100
Codec: AVC
FSK: 6
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter EuroVideo)