Blu-ray Review
OT: River
One-Way-Ticket nach Laos
Rossif Sutherland rennt in Mekong Rush um sein Leben
Inhalt
John Lake ist einer von den Guten: Er arbeitet als Arzt für eine NGO im fernen Loas und versucht mit den gegebenen Mitteln (als Tragen werden Teppiche benutzt) das Beste für seine Patienten herauszuholen. Bei einem Routineeingriff verletzt er die Hauptschlagader einer Patientin – sie stirbt. Weil John deren Tod nicht akzeptieren kann, schickit ihn seine Chefin in den Zwangsurlaub. Er soll sich klar darüber werden, ob er diesen Job wirklich machen will. Also zieht er sich für ein paar Tage auf eine kleine Insel zurück. Dort findet er allerdings keine Ruhe, denn ein paar australische Urlauber bedrängen zwei einheimische Mädchen. Auf dem Heimweg muss er entdecken, dass einer der Beiden eins der Mädchen vergewaltigt hat, weshalb er ihn im Affekt und in einer Kombination aus Wut und Suff totschlägt. Dumm, dass er bei der Aktion seine Brieftasche verloren hat und noch dümmer, dass der Tote der Sohn eines australischen Politikers war. Das bleibt nicht ungesehen und so sucht man bald den Mörder – John flieht in Panik …
Nach einer kurzen Einführung treibt Mekong Rush seinen Protagonisten schnell an den Rand den Verzweiflung. Seine Tat bereuend und nicht wissend, wie man mit ihm umgehen würde, wenn er sich stellt, rennt er um sein Leben. Die Kamera bleibt in Jamie M. Daggs Film dabei stets in Bewegung, folgt Lake mal aus der Distanz mit Zoom, mal ganz nahe am Körper. Der Zuschauer, der weiß, dass Lakes Tat begründet war, kann sich aufgrund der fiebrigen Inszenierung und der emotionalen Darstellung des John hervorragend in dessen Situation versetzen und die Spannung, wenn sein Bootsführer plötzlich wieder umdreht, ist greifbar. Was täte man, wäre man selbst in dieser Situation – eine unangenehme Frage, die besonders plastisch wird, wenn sich Lake unter einem Fischernetz versteckt, fürchtend, jeden Moment verraten zu werden. Rossif Sutherland ist hier auf der anderen Seite des Gesetzes, das sein Bruder Kiefer in 24 repräsentierte und läuft gute 60 Minuten lang quasi in Realzeit um sein Leben. Mekong Rush setzt auf diese Rasanz, die zwar ohne große Actionszenen auskommt, aber eben dennoch pausenlose Bewegung demonstriert. Sutherland, der ausgemergelt wirkt und mit dem wild wachsenden Bart per se bereits krank und fragil aussieht, steigert sich förmlich in seine Rolle hinein, schwitzt, blutet und panikt sich durch den Film, während man sich die Frage stellt, wie er aus dieser Situation entkommen kann. Die teilweise etwas abgehackte Inszenierung mag zeigen, dass Dagg noch nicht der versierteste Regisseur ist, dennoch packt er den Zuschauer. Die äußerst dynamische Kamera von Adam Marsden, die, wie oben schon beschrieben, mal nahe dran ist, mal aus der Entfernung „beobachtet“, sorgt für den Hauptanteil der Atmosphäre und vermittelt die Odyssee Johns perfekt – erst Recht, wenn nach 67 Minuten der titelgebende Fluss zum Hauptakteur wird. Außergewöhnlich ist im Übrigen die musikalische Untermalung von Mekong Rush, die mit einer Mischung aus melancholischen wie bedrohlich wirkenden elektrischen Sounds ebenso untypisch wie thematisch erstaunlicherweise dann doch passend gerät. Passend ist auch das konsequente und bittere Ende, das Jamie M. Dagg, der auch das Drehbuch schrieb, für den Zuschauer bereithält.
Bild- und Tonqualität
Um möglichst nahe an der Geschichte und dem Protagonisten zu bleiben, nutzt Mekong Rush ausgiebig die Handkamera und formatfüllende Gesichtsaufnahmen. Das typische Wackeln bleibt allerdings glücklicherweise meist aus, bzw. gerät nicht zum Ärgernis. Das sichtbare Korn sowie die deutliche Filterung intensivieren die Atmosphäre zusätzlich, da man noch mehr ein Gefühl für die drückende Hitze im Land bekommt. Der Kontrastumfang ist eher schwach – gerade dunkle Bereiche und Schwarz sind nicht kräftig genug. Auch könnte die Schärfe etwas besser sein, denn sie verliert in Halbtotalen häufig die Kontrolle. Dies dürfte allerdings ebenso ein Stilelement sein, wie das körnige Bild.
Der Ton von Mekong Rush ist bisweilen etwas überpräsent. So hört sich das Bremsen des kleinen Transporters bei der Fahrzeugkontrolle zu Beginn arg laut an und die beiden Fremden in der Bar kommen so deutlich aus dem rechten Rearspeaker, dass man ihn mit dem Center verwechseln könnte (14’00). Das macht den Film zwar sehr räumlich, wirkt aber wenig natürlich. Kommen die Dialoge von der Front, führt dies stets zu sauberer und klar verständlicher Dialogwiedergabe. Sehr schön atmosphärisch gelingen die Naturgeräusche, die dem Zuschauer das Gefühl vermitteln, mittendrin zu sein. Der Subwoofer bleibt meist etwas unterfordert, weil es kaum Dynamikattacken oder große Actionszenen gibt.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Mekong Rush finden sich neben Programmtipps nur die zwei Original- und ein deutscher Alternativtrailer.
Fazit
Mekong Rush ist ein kleiner, atmosphärischer Thriller, der durch seinen exotischen Schauplatz, das allgegenwärtige Bedrohungsszenario und seinen Hauptdarsteller überzeugt.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 10%
Film: 70%
Anbieter: Ascot Elite
Land/Jahr: Kanada 2015
Regie: Jamie M. Dagg
Darsteller: Rossif Sutherland, Sara Botsford, Douangmany Soliphanh, Ted Atherton, David Soncin, Aidan Gillett
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 87
Codec: AVC
FSK: 12