Blu-ray Review
OT: Mission: Impossible
Der Mount Everest für Hacker
1996 war ein gutes Jahr für Tom Cruise.
Inhalt
Jim Phelbs, Chef der IMF (Impossible Missions Force) des CIA, bekommt den Auftrag, mit seinem Team dabei zu sein, wenn ein Verräter aus den Reihen der Agency die sogenannte NOC-Liste stiehlt. Diese enthält die Decknamen sämtlicher verdeckt in Osteuropa arbeitenden CIA-Agenten. Wenn der Verräter die Liste an seinen Käufer übergeben will, folgt die Festnahme beider. Doch der ausgefuchste Plan zur Überwachung und Sicherung der Liste geht schief. Außer Phelbs Ehefrau Claire und Team-Leader Ethan Hunt sterben alle eingesetzten Agenten. Doch es kommt noch schlimmer: Denn wer überlebt, dem glaubt man ungerne. Tatsächlich verdächtigt man Ethan nun, der gesuchte Maulwurf zu sein. Der nimmt erst einmal die Beine in die Hände und flieht. Aus der Entfernung muss er nun seine Unschuld beweisen …
Ob Brian De Palma und Tom Cruise 1996 geahnt haben, dass sie mit ihrer Kino-Adaption der berühmten 60er Jahre Serie Kobra, übernehmen sie! ein Franchise lostreten würden, das bis heute anhält und zu den erfolgreichsten Actionfilm-Serien überhaupt gehört.
Erstaunlich genug, denn Mission: Impossible legte vor 22 Jahren noch als lupenreiner Agentenfilm los, der sich viel stärker bei James Bond bediente als die Folgefilme. Die Action stand noch im Hintergrund, die Verschwörungsanteile und doppelten Spiele nahmen den größeren Raum ein. Tom Cruise, seinerzeit 34 Jahre alt, war noch der hübsche Sunnyboy, der schauspielerisch – sagen wir mal – limitiert war. Sein Grinsen wirkt immer noch wie das des Maverick aus Top Gun und von Selbstironie war auch noch keine Spur zu sehen.
Schön, dass sich Dinge ändern. Denn heute ist Cruise nicht nur der bessere Darsteller, sondern auch einer der, sich in den Mission-Impossible-Filmen nicht immer allzu ernst nimmt.
Was der erste Teil den Nachfolgern allerdings voraus hat, ist der unnachahmliche Aufbau von Suspense und Spannung. Die logistische Planung und (gescheiterte) Durchführung in Prag ist schon fesselnd, wird aber vom Einbruch in den Tresor-Raum von Langley noch übertroffen. Die heute legendär gewordene Szene, in der Cruise von oben in den von Lasern überwachten Raum eindringt, ist an Nagelkau-Potenzial kaum steigerbar. Gerade deshalb, weil man hier fast kein Geräusch wahrnimmt und sämtliche Haarwurzeln gespannt bleiben, ob Hunt es wirklich schafft. Auch zeigt Cruise hier bereits, was er in den späteren Werken perfektionierte: Seinen Hang dazu, Stunts selbst zu bestreiten und auch körperlich schwierige Szenen mit Bravour zu bestehen.
De Palma bewies hier (bis heute) letztmalig, dass er eigentlich ein Meister seines Fachs ist. Leider sind sämtliche Nachfolgewerke nur noch ein Abklatsch seines Könnens. Ob er den zweiten Teil spannender, besser und inhaltlich gehaltvoller gestaltet hätte? Wer weiß. Übernommen hat die Regie für die Fortsetzung jedenfalls ein anderer. Dazu aber mehr im Review zu Mission: Impossible 2.
Bild- und Tonqualität BD
Ganz nüchtern und mit dem Abstand von nunmehr gut zehn Jahren betrachtet, ist die Blu-ray von Mission: Impossible, die 2008 erstmalig erschien, in MPEG-2 kodiert ist und der UHD beiliegt, gruselig schlecht.
Sind die Close-ups von Estevez zu Beginn noch scharf und auch im Verlaufe immer mal wieder ein paar Naheinstellungen recht knackig, können sämtliche anderen Parameter kaum überzeugen. Farben wirken manchmal ausgewaschen, manchmal im Rotanteil zu übertrieben. Das Korn ist hier kein Korn, sondern in der Tat eher MPEG-2-Artefakt (eine der frühen BDs, die noch mit dem antiquierten Codec gemastert wurden). Gemeinsam mit dem hohen Verschmutzungsgrad trübt das das Ansehen doch beträchtlich. Immer wieder blitzt es, gibt es Schmutzpartikel, Haare auf dem Negativ oder Risse.
Dazu kommt das inkonsistente Schwanken zwischen heftigem Rauschfilter, der die Bilder und Details aufweicht und an anderer Stelle einem Hang zum Überschärfen.
Das ist alles andere als schön und im Jahre 2018 wirklich ein Graus. Noch schlimmer sind die Halbtotalen oder Totalen. Der Beginn von Kapitel acht beispielsweise wirkt so verwaschen und unscharf, dass man die Feuerwehr-LKWs praktisch nur anhand ihrer akustischen Signalhörner erkennt. Die Unruhen in den Baumwipfeln während des Schwenks lassen außerdem auf eine ganz schlechte Komprimierung schließen und ein Helligkeitspumpen gibt’s noch obendrauf, wenn die Kamera auf das Hauptquartier in Langley schwenkt. Man kann nur inständig hoffen, dass die UHD das alles besser macht.
Im Übrigen gilt das auch (zumindest im Ansatz) für den Ton. Denn der lag 2008 für beide Sprachen nur in Dolby Digital 5.1 vor. Während Paramount auch heute noch nicht gelernt hat, dass man auch das deutsche Publikum mit einer verlustfreien HD-Spur beglücken darf, bekommen die Filmfans englischer Muttersprache fast flächendeckend unkomprimierte Tonspuren.
Bei der BD von Mission: Impossible muss man allerdings zugeben, dass man 2008 sicherlich schlechtere DD-Fassungen gehört hat. Denn gerade das von den U2-Mitgliedern Adam Clayton und Larry Mullen jr. interpretierte Titelthema Lalo Schifrins kommt wirklich lebendig und offen aus den Lautsprechern, bezieht auch die Rears mit ein. Letztere bekommen erstmalig Gelegenheit, dedizierte Sounds wiederzugeben, wenn Jack in Kapitel drei im Aufzug unterwegs ist – eine schön räumliche Gestaltung des Schachts ist die Folge (12’55). Die Explosion sowie das zwischenzeitliche Platzen des Fischbeckens sind zwar nach heutigen Maßstäben etwas krachledern, bewirken aber ein bisschen Abwechselung von den ansonsten ein wenig dünn klingenden Stimmen.
Bild- und Tonqualität UHD
Mission: Impossible wurde 1996 natürlich analog aufgenommen. Zum Einsatz kam eine Panavision-Panaflex-Platinum-Kamera, die auf 35mm aufzeichnete. Von diesem Material wurde ein neuer 4K-Scan vorgenommen und über ein 4K Digital Intermediate auf die UHD gebracht. Es handelt sich bei der Ultra-HD also um eine native 4K-Scheibe. Ebenfalls wurden natürlich ein erweiterter Farbraum im Rahmen von Rec.2020 sowie ein größerer Dynamikumfang untergebracht. Letzterer sogar in HDR10 und Dolby Vision.
Das Wichtigste aber direkt vorweg: Der neue Scan des Filmmaterials wurde zeitgleich dazu genutzt, den Film von Staub und Schmutz zu befreien. Wo man bei der Blu-ray kaum ein Bild ohne Blitzer und Drop-outs zu sehen bekommt, ist die UHD absolut frei von Bilddefekten. Dazu hat man es nun endlich mit einer guten und hochwertigen Kompression zu tun. Die zu Beginn von Kapitel acht über die Blu-ray zu sehenden Artefakte sind über die UHD Geschichte. Auch das Helligkeitspumpen ist getilgt und Korn ist jetzt Korn und kein Blockrauschen. Allerdings ist das Korn durchaus sichtbar und wird all jenen nicht gefallen, die es gerne lupenrein haben. Gerade auf hellen Hintergründen oder im Himmel zu Beginn von Kapitel sieben wuselt es doch anständig.
Der zweite, extrem auffällige Punkt, ist die drastisch geänderte Farbgebung sowie ein anderer Bildausschnitt. Letzterer zeigt am unteren Bildrand mehr und verschiebt den sichtbaren Anteil auf der X-Achse etwas nach rechts. Man sieht also links deutlich mehr und rechts etwas weniger als über die BD.
Das durch HDR und den erweiterten Farbraum begünstigte neue Color-Grading präsentiert das Bild deutlich wärmer und mit mehr Braun-Anteilen. Während der dunkleren Szenen kommen Gesichter dann schon mal ein bisschen übergebräunt daher, in den besser ausgeleuchteten Momenten ist die neue Farbgebung aber angenehmer, kräftiger und durchweg zeitgemäßer. Selten war der Unterschied zwischen einer BD- und einer UHD-Fassung eines Films deutlicher als hier.
Fantastisch auch, was der 4K-Scan in Naheinstellungen noch einmal an Details herausholen konnte. Die feinen Einzelheiten auf Cruise‘ Gesicht eigen, dass er zwar seinerzeit erst 34 Jahre alt war, aber durchaus schon die eine oder andere Falte zur Schau trug. Das charakterstarke Gesicht von Vanessa Redgrave kommt derart plastisch zum Betrachter, dass man sich fast in einem 3D-Film wähnt (46’45). Weiterhin nicht ganz perfekt sind Halbtotale bei Außenaufnahmen. Hier scheint aber bereits bei der Aufzeichnung durch die analogen Kameras mit den entsprechenden Objektiven nicht das Maximum herausgeholt worden zu sein.
Dennoch: Der Unterschied zum antiquierten Dolby Digital ist deutlich hörbar – und das, obwohl der erste Teil noch nicht exzessiv Gebraucht von den Surroundspeakern macht. Aber schon das Titelthema nach drei Minuten oder auch in Kapitel acht nach 56 Minuten kommt derart viel freier und dynamischer rüber, dass man aus dem Staunen kaum rauskommt. Mächtig drückt der Sub die Bass-Drum in den Magen und die Bläser klingen ebenso fein wie ausgewogen. Richtig klasse tönt dann der sich bewegende Aufzug in Kapitel drei. War der über die DD-Fassungen schon ein akustisches Highlight, öffnet er hier den Raum noch mal spürbar. Klasse, wie man die einzelnen Knack- und Knarzgeräusche wahrnehmen kann und wie dynamisch das Gestell einrastet (ab 12’55). Auch die Explosion des Fahrzeugs ist nun wesentlich kräftiger und druckvoller – ohne jedoch heute Soundeffekte zu erreichen, dafür ist das Ganze ein bisschen zu dünn geraten (23’45). Wenn Hunt dann das Fischbecken im Restaurant sprengt, gelingt der True-HD-Spur das deutlich wuchtiger und auch hier ist auf den Rears einfach mehr los als bei der DD-Fassung – akustisch ist die UHD also für Freunde des Originaltons ein echter Gewinn. Leider nicht für denjenigen, der gerne die deutsche Synchro hört.
Bonusmaterial
Mission: Impossible liefert auf der UHD keine Extras. Die ebenfalls enthaltene, altbekannte Blu-ray kommt aber mit einigen Featurettes, die allerdings fast ausnahmslos in SD (und 4:3) vorliegen. Fünf Featurettes mit einer Gesamtspielzeit von ca. 34 Minuten schildern die Bezüge zur Serie der 60er/70er und kümmern sich um ein paar der Schlüsselszenen. „Hervorragende Leistung im Film“ liefert einen Zusammenschnitt von Cruise-Filmen vor dem Hintergrund von dessen Gewinn des Stanley Kubrick Britannia Award 2005. Und „Generation Cruise“ macht (fast) das Gleiche noch mal – beides entbehrliche Featurettes.
Fazit
Den Anfang der fünf Teile, die nun auf UHD erschienen sind, macht Mission: Impossible – und was ist das für ein Start. Natürlich holt auch die UHD aus dem vorhandenen, nicht ganz optimalen Filmmaterial nicht raus, was aktuelle Filme bieten. Aber die Differenz zur bisherigen Blu-ray ist in jeder Hinsicht dermaßen gravierend, dass man sich bisweilen die Augen reibt.
Leider ist der deutsche DD-Ton geblieben, was bei Anbieter Paramount aber nicht verwundert. Immerhin gibt’s jetzt verlustfreies True HD für die Originalspur – und das klingt wirklich erstaunlich gut.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität BD: 60%
Bildqualität UHD (HDR10 und DV): 80%
Tonqualität BD/UHD (dt. Fassung): 70%
Tonqualität BD (Originalversion): 70%
Tonqualität UHD (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 50%
Film: 75%
Anbieter: Paramount Home
Land/Jahr: USA 1996
Regie: Brian De Palma
Darsteller: Tom Cruise, Jon Voight, Emmanuelle Béart, Henry Czerny, Jean Reno, Ving Rhames, Kristin Scott Thomas, Vanessa Redgrave
Tonformate BD: Dolby Digital 5.1: de, en
Tonformate UHD: Dolby True HD 5.1: en // Dolby Digital 5.1: de
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 110
Codec BD: MPEG-2
Codec UHD: HEVC
Real 4K: Ja (4K DI)
High Dynamic Range: HDR10, Dolby Vision
FSK: 12
(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots liegt bei Anbieter: Paramount Home Entertainment)