Minions 3D

Blu-ray Review

Minions 3D Blu-ray Review Cover
Universal Pictures, seit 12.11.2015

OT: Minions

 


Barlet Bobbabill

Banana, Papagena und Bukka – Der geneigte Animationsfilmfan weiß genau, welcher Film damit gemeint ist.

Inhalt

Die Dinosaurier: Zum Aussterben gebracht, Der Urzeitmensch: Im Bauch des Bären gelandet, Dracula: In der Sonne verpufft, Napoleon: Über den Haufen geschossen – es ist nicht leicht für die Minions, einen Schurken zu finden. Denn ohne einen Meister sind sie lustlos und deprimiert. Damit das kein böses Ende nimmt, beschließt Kevin, das Schicksal seiner Freunde in die Hand zu nehmen. Gemeinsam mit Stuart und dem schmächtigen Bob reist der entschlossene Kerl mitten ins New York der Hippizeit und hört durch Zufall von der Messe für Superschurken, der sogenannten Villain-Con. Es sollte doch mit dem Teufel oder einem anderen Bösewicht zugehen, wenn sich dort nicht ein neuer Herr für die zahlreichen gelben Gehilfen finden ließe. Und tatsächlich: Vor Ort schaffen die drei Kerlchen es doch tatsächlich, bei der angesagtesten Schurkin der Welt zu landen. Scarlet Overkill engagiert Stuart, Kevin und Bob und verspricht den Dreien eine dauerhafte Anstellung, wenn diese ihr nur einen Wunschen erfüllen würden. Dass dieser Wunsch der Raub der englischen Krone ist, mithin dem bewachtesten Objekt auf dem Planeten, das verschweigt Scarlet zunächst. Doch selbst diese Aufgabe werden die drei Minions meistern, oder?

Was Nagetier Scrat für Ice Age oder die Pinguine für Madagascar waren, sind die Minions für Ich, einfach unverbesserlich: Die heimlichen Helden des Films. Nachdem sich schon während der beiden Ursprungsfilme eine große Fangemeinde um die gelben Eierköpfe versammelte und die Handy/Tablet-App des Minion-Spiels sich in die Reihe der erfolgreichsten überhaupt je produzierten Games für Smartphones eingliederte, war es letztlich nur eine Frage der Zeit, bevor die Unberbesserlich-Macher auch ihren kleinen Schurken-Gehilfen einen eigenen Film widmeten. WIE beliebt die Figuren sind, lässt sich nicht nur anhand des seit dem Film überall durchdringenden eigenen Merchandising (von Stofftieren bis zu Tic Tacs mit – natürlich – Bananengeschmack) ablesen, sondern auch an der Zuschauerzahl in den deutschen Kinos. Mehr als 6,8 Millionen Besucher verzeichnete das Spin-off, was in Summe mehr als dem Einspiel BEIDER Mutterfilme entspricht. Sie sind aber auch einfach zu knuddelig, die gelben Kerlchen. Angefüttert mit ein paar sensationellen Teasern war kaum ein Animationsstreifen der letzten Jahre im Vorfeld seines Kinostarts so sehr in aller Munde wie Minions. Man wünschte dem Film von Herzen alles Gute und hoffte darauf, dass nicht sämtliche Gags schon in den zweiminütigen Trailern verbraten wurden. Das ist zwar am Ende nicht geschehen, doch die besten Brüller, das muss man leider sagen, liefert der von Pierre Coffin und Kyle Balda inszenierte Film tatsächlich während der ersten 25 Minuten. Es ist schon einfach eine grandiose Idee, der Tollpatschigkeit und dem Übereifer der Minions den Untergang zahlreicher mystischer (oder echter) Schurken/Bösewichte/Ungeheuer zu unterstellen. Wie Stewart, Kevin, Bob sowie ihre Hundertschaft an knubbeligen Kollegen nacheinander die Dinosaurier, die Urzeitmenschen, Napoleon oder Dracula höchstpersönlich vernichten, das versprüht den gleichen Charme wie ihre zahlreichen anarchischen Aktionen unter Superschurke Gru. Allerdings lässt die Gagdichte dann doch spürbar nach, sobald die drei Hauptfiguren sich von ihrem „Volk“ getrennt haben und auf der Villain Con angekommen sind. Der Grund dafür ist gar nicht mal in den witzigen Situationen mit Kevin, Stewart und Bob zu suchen, sondern vor allem in der blassen und vollkommen unsympathischen Figur der Scarlet Overkill. Ihre Auftritte sind anstrengend-überkandidelt und bisweilen hochgradig nervtötend. Bezeichnenderweise ist ihr unter ihrem Pantoffel stehender Partner Herb bedeutend witziger, wenn er die Minions mit britisch-distinguierter Art begrüßt und seine schlaksigen Glieder dabei kaum unter Kontrolle bringt.

Hinzu kommt die Tatsache, dass die Geschichte um den Diebstahl der britischen Krone ziemlich dünn daherkommt und die eigentliche Plotidee, nämlich die Suche nach einem neuen Superschurken, in den Hintergrund rückt. Für Erwachsene ist zudem ärgerlich, dass ein Kommentator die anfänglichen Sequenzen durchgängig kommentiert. Hier hätten die Macher durchaus mehr Mut beweisen können und ihrem Publikum (auch dem jungen) zutrauen dürfen, dass man die Aktionen auch ohne (wenig witzige) Erklärungen verstehen würde. Das ist beispielsweise bei Kevins Auswahl seiner Begleiter arg allumfassend beschrieben und wirkt eher wie eine Version für Sehbehinderte, denen man jede Bewegung der Protagonisten erklären möchte. Umso unverständlicher ist diese Erklärneigung, da der Film von dem Moment der Ankunft in der neuzeitlichen Zivilisation den Kommentar vollkommen abschaltet – und das obwohl noch zahlreiche Szenen kommen, die ausschließlich von der Mimik und Gestik sowie dem Gebrabbel der kleinen Protagonisten leben. Es hätte im Prinzip vollständig gereicht, wenn man ganz zu Beginn des Films eine kleine Storyeinführung gegeben und sich dann auf die witzigen Aktionen der Minions konzentriert hätte. Denn die Slapstickeinlagen und die physische Komik der drei gelben Helden ist selbsterklärend und bisweilen grandios. Wenn Stuart beispielsweise voller Elan beabsichtigt per Anhalter einen LKW oder den ollen Straßenkreuzer einer alten Dame anzuhalten, daran verzweifelt und am Ende entrüstet auf dem Boden zusammensackt, dann ist das ebenso witzig wie die sich anschließende Autofahrt mit den gemeingefährlichen Nelsons. Hier spielt Minions seine Trümpfe voll aus und man wünscht sich, dass der Film vielleicht länger oder sogar die ganze Zeit über ein Abenteuer mit dieser total verrückt-durchtriebenen Familie abgefeiert hätte. Was hingegen gut funktioniert, ist die Splittung der Geschichte in die drei Abenteuer sowie die daheimgebliebenen Minions. Deren deprimierte Versuche, ihrem Leben etwas Spaß abzugewinnen sind bereits witzig und erst Recht lustig ist es, wenn sie auch den Yeti in die ewigen Jagdgründe befördern. Und noch ein unterhaltsamer und positiver Aspekt begleitet die Minions, denn die Ausstattung der Städte New York und London sowie deren Einwohner der 68er Jahre ist wunderbar gelungen und herrlich poppig.

Bild- und Tonqualität

Tja, was soll man an der Bildqualität von Minions schon groß mäkeln? Dass hier und da ein heller Bereich auf den gelben Schädeln der Hauptfiguren mal etwas überstrahlt oder Halbtotale schon mal etwas softer wirken als bei der Konkurrenz? Man könnte – oder aber es sein lassen. Denn das ist Kritik auf derart hohem Niveau, dass ein guter Realfilm sich hier schon in die Ecke schämen müsste. Fakt ist: Die Farbkontraste sind nicht von dieser Welt, die grundsätzliche Auflösung offenbart selbst in Massenszenen kleinste Details (78’32) und die Bildruhe ist nahezu perfekt. Dass es während der regnerischen Nachtszene in London ein wenig weicher aussieht, könnte auch beabsichtigt sein, um der britischen Atmosphäre gerecht zu werden. Wie gut aber beispielsweise das Zusammenspiel von Bildruhe und Auflösung ist, zeigt auch der Schnee in der Minion-Höhle. So sieht man hier nicht nur einzelne Schuhabdrücke sehr gut, sondern auch aufblitzende Reflexionen von Schneekristallen (7’58).
Gab es zuletzt auch für Anbieter Universal immer wieder Schelte, was die Nutzung von verlustfreien HD-Tonspuren angeht, so hält man für die Minions ein echtes Schmankerl bereit: Sowohl die Originalspur als auch die deutsche und die französische Version liegen mit Dolby-Atmos-Kodierung vor. Zwar nutzte man für die hiesige und die französische „nur“ das mit fester Datenrate laufende Dolby-Digital-Plus (auf das dann auch ein Nicht-Atmos-Receiver zurückgreift), während die US-Fassung mit hochbitratigem Dolby True HD daherkommt, doch akustisch sind die beiden Fassungen bis auf wenige Ausnahmen dicht beieinander. Ohne Übertreibung gehört der Sound schon ohne Atmos-Erweiterung zu den effektvollsten und räumlichsten der letzten Animationsfilme. Ständig tummelt sich einer der kleinen gelben Kerle auf einem der Lautsprecher oder springt gleich hyperaktiv komplett durch den Raum. Direktionale Soundeffekte hagelt es während der Actionszenen gleich im Sekundentakt und wenn die Minions Napoleon ins ewige Eis bomben, darf der Subwoofer richtig zulangen – ähnlich übrigens wie beim Signalhorn des vorbeiziehenden Ozeanriesen oder während Kevins und Stuarts Abwehr per Raketenwerfer. Richtig voluminös, druckvoll und räumlich wird’s dann noch mal im finalen Fight zwischen Riesen-Kevin und Scarlet Overkill. Sinkt der Mega-Minion zu Boden, bebt das Heimkino. Hier gibt’s dann allerdings einen der hörbaren Unterschiede zwischen der englischen True-HD- und der deutschen DD-Plus-Fassung, denn beim Originalton wackelt der Boden einfach noch ein bisschen drastischer und etwas ausgiebiger.

3D-Effekt

Ein digital kreiierter Animationsfilm ist in Sachen 3D-Effekt immer dankbar(er) als ein Realfilm, der entweder aufwändig mit stereoskopischen Kameras gefilmt oder im Anschluss an die Dreharbeiten posteditiv konvertiert werden muss. Und so gehört Minions zu den effektvollsten 3D-Produktionen der letzten Zeit. Seine Tiefenstaffelung ist bisweilen dermaßen greifbar, dass man sich ernsthaft mitten im Film wähnt. Wenn Kevin, Stuart und Bob bspw. im Auto der Nelsons unterwegs sind, hat man von der Haube bis zum Heck gleich vier bis fünf Ebenen, die allesamt funktionieren und keine Schielen verursachen. Ebenso großartig der Moment, wenn Herb den Minions von oben herab einen Vortrag hält und sie anschließend mit Gimmicks ausstattet (37’50). Dazu gibt’s bisweilen sensationelle Pop-Out-Effeke, die nicht nur Spaß machen, sondern vor allem das Kunststück fertig bringen, kaum Randverletzungen zu verursachen. Scarlets High-Heel-Flugobjekt dreht sich beispielsweise beeindruckend über den Bildschirm und auch ihre Nase sorgt immer wieder für ein cooles 3D-Feeling. Dazu dürfen die Minions Schabernack treiben und auf ihrem Bett herumhüpfen (39’00) oder die Wächter des Tower ihre Piken Richtung Zuschauer schwingen. Selbst während der rasanten Kutschen-Action bleibt der 3D-Effekt Herr der Lage und lässt nur wenige kurze Unruhen zu. Etwas anstrengend ist lediglich Scarlets Energiestrahl, der arg schnell aus der Leinwand schießt (72’20).

Bonusmaterial

Das Bonusmaterial der Doppel-Blu-ray von Minions enthält zuallererst drei neue Minion-Kurzfilme sowie eine Jingle-Bells-Interpretion der Filmhelden. Der Short-Movie „Cro-Minion“ vertieft die Geschichte zwischen den Filmhelden und den Urzeitmenschen. „Wettbewerb“ ist ein brüllkomischer Clip zwischen Bob und Stuart, die sich in immer wilderen Kämpfen herausfordern. „Binky Nelson Schnullerlos“ letztlich zeigt die Auswirkungen eines Raubzugs der Nelson-Familie. Weiter geht’s mit dem Kernbereich: „Hinter den Brillen: Die Illuminations-Geschichte der Minions“ führt den Zuschauer in die kreativen Abteilunge des Films. Eine 2D-Grafik veranschaulich das ziemlich niedlich und man kann nacheinander auswählen, in welchen Bereich  man tiefer eintauchen möchte. Auswählen kann man dabei aus „Writers“, „The Boss Office“, „Art Dept.“, „Recording Studio“, „The Break Room“, „Reception“, „Animation“, „Lighting and Layoue“, „Director“, „Producer“, „Editorial“, „Story“ – doch, Obacht: In nahezu jedem einzelnen Raum verstecken sich noch Unterbereiche bzw. Hidden Features. Zwar laufen all diese Featurettes nie sonderlich lange und es ist auf Dauer ein wenig umständlich, immer wieder aus den beiden Menüseiten auswählen zu müssen, doch immerhin sind die gesammelten Infos am Ende recht erschöpfend. So erfahren wir nicht nur, wie sich die Story entwickelt hat, sondern lernen auch den Gründer von Illuminations-Entertainment sowie den Erschaffer der Minions-Figuren, Eric Guillard, kennen. Im „Recording Studio“ schauen wir dem Komponisten des Soundtracks über die Schulter und sehen den (Original)-Synchronsprechern bei ihrer Arbeit zu. Natürlich bekommt man auch Einblicke in die digitale Animation oder den Schnitt von Minions. Dazu gesellt sich eine interaktive Landkarte, anhand derer man zahlreiche Kurzfeaturettes zu Gesicht bekommt, welche Storyboardvergleiche und Interviews der Macher zu den entsprechenden Stationen des Films liefern. Leider besteht auch hier keine Möglichkeit, die Teilbereiche am Stück wiederzugeben, weshalb das Bonusmaterial einen ziemlich zerklüfteten Charakter hat, den die Kids vielleicht gerne noch erkunden, der aber für die ältere Generation irgendwann ziemlich nervend ist. Nach dem x-ten Kurzfilmchen von 0:40 Sekunden Laufzeit hat man einfach keine Lust mehr, noch irgendwohin zu Klicken.

Fazit

„Hello Papagena tout le bella con la Papaya“ – die Minions sind nicht nur kauzig sprechende und höchst knuddelige Kerle, sondern tragen mühelos auch einen ganzen Film alleine. Beziehungsweise sie hätten den Film alleine getragen, wenn man mehr Mut gehabt hätte, eine unkonventionellere Geschichte zu erzählen, die nicht wirkt wie ein Ich – Einfach unverbesserlich ohne Gru und die Mädels. So ist trotz vieler sensationell witziger Gags in Sachen Story einfach Potenzial auf der Strecke geblieben. Wer darüber hinwegsehen kann, hat natürlich dennoch viel Spaß und wird ganz nebenbei mit einer technisch sensationellen Blu-ray belohnt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 95%
Tonqualität (dt. Fassung): 90%
Tonqualität (Originalversion): 90%
Bonusmaterial: 60%
Film: 70%
3D-Effekt: 90%

Anbieter: Universal Pictures
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Pierre Coffin, Kyle Balda
Sprecher: Pierre Coffin, Chris Renaud, Carolin Kebekus, Sascha Rotermund, Friedel Morgenstern, Oliver Rohrbeck
Tonformate: Dolby Atmos DD True HD: en // Dolby Atmos DD+: de, fr
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 91
Codec: AVC/MVC
FSK: 0

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