Miss Meadows – Rache ist süß

Blu-ray Review

Miss Meadows - Rache ist süß Blu-ray Review Cover
Lighthouse Entertainment, seit 21.08.2015

OT: Miss Meadows

 


Toodeloo

Katie Holmes merzt das Böse aus.

Inhalt

Blümchenkleid, mondäne Damenhandschuhe und ein Schleifchen im Haar – Miss Meadows ist wohl der Inbegriff einer liebreizenden, gut erzogenen Frau mit herzensguter Seele. Das gibt sie selbstredend auch an ihre jungen Grundschüler weiter, die sie zur Zeit als Aushilfslehrerin betreut. Doch wehe, man kommt ihr krumm oder droht ihr. Denn dann zückt sie ihren Damenrevolver und trifft gezielt jede beliebige Hauptschlagader präzise. Natürlich nur, um kurz danach wieder ein hübsches Blümchen zu pflücken oder einen kurzen Stepptanz auf’s Trottoir zu legen. Während ihre Nachbarn zwar keinen kausalen Zusammenhang herstellen, aber doch immerhin erfreut darüber sind, dass es in der Gegend so friedlich geworden ist, seit Miss Meadows hergezogen ist. Pikant wird das Ganze, als sich der örtliche Sheriff für die Frau zu interessieren beginnt, die er dabei erwischt, wie sie mitten auf der Straße anhält, um einen Frosch vor dem Überfahren zu retten. Das Interesse des Gesetzeshüters ist allerdings nicht beruflicher, sondern vielmehr privater Natur, denn der Sternträger findet Gefallen an der Lady mit einem Herz für Tiere. Noch prekärer wird’s, als sie erfährt, dass er an dem letzten Selbstjustzifall dran ist, der natürlich auf ihr Konto geht. Als dann auch noch einige entlassene Straftäger im Ort auftauchen, wird die Situation zunehmend unkontrollierbar …

Wenn Katie Holmes dem Sheriff mit verzückendem Blick den Unterschied zwischen „kann“ und „darf“ erklärt, dann weiß man, dass dieser schwarzhumorige Mix aus Killerthriller und Komödie kaum besser hätte besetzt werden können als mit All-American-Girl Katie Holmes. Ihr leichter Schlafzimmerblick passt perfekt in die Rolle der mit allen Wassern gewaschenen Hauptfigur, die vordergründig so zuckersüß und naiv scheint, es aber faustdick hinter den Ohren hat. Dabei bleibt der Ton in Miss Meadows – Rache ist süß zunächst sehr freundlich, hält sich (mal abgesehen von der Eingangstat) eine halbe Stunde lang extrem bedeckt und erzählt dabei auf der Subebene eine nette Liebesgeschichte. Das Tempo bleibt beständig eher niedrig, Actionelemente gibt es trotz mehrerer Selbstjustizmomente nicht und der Zuschauer muss sich voll auf die Hauptfigur sowie die sich langsam entwickelnde Geschichte konzentrieren. Im Übrigen handelt diese zu keiner Zeit von Rache, wie es der deutsche Zusatztitel suggeriert. Um Rache zu üben, muss zunächst mal eine Tat verübt werden, die einen persönlich betrifft. Das, so erfahren wir im Laufe des Films, ist Marie Meadows zwar vor dreißig Jahren passiert, doch ihre Aktionen in der Gegenwart sind pure Selbstjustiz, keine Rache. Dieses höchst reaktionäre und fragwürdige Element einer verachtungswürdigen Selbstjustiz wird noch verstärkt, da Miss Meadows als zuckersüße Vorbildamerikanerin deutlich stärker das Gefühl vermittelt, ihre Taten seien in Ordnung, als dies zum Beispiel bei John Kramer in der SAW-Reihe der Fall ist. Die satirische Überhöhung, die seinerzeit bspw. Falling Down durch die extremen Gemütsumstände, denen sich der Protagonist ausgesetzt fühlte, erfuhr, bleibt in Miss Meadows aufgrund der moralischen Integrität der Hauptfigur im Verborgenen. Lange Zeit hat man dadurch das Gefühl, es wäre vollkommen okay, wenn man (oder Frau) das Gesetz selbst in die Hand nimmt. Besonders schwierig wird dies, wenn ein wegen Kindesmissbrauchs verurteiler Täter ins Visier der Lehrerin gerät, denn die USA sind von diesem Verhalten auch real nicht weit entfernt, wenn man sich offizielle Homepages anschaut, auf denen gerade solche Straftäter mitsamt Wohnsitz veröffentlicht und angeprangert werden. Um diesem Verhalten filmisch etwas entgegenzusetzen, wird zu wenig klargemacht, dass die Aktionen von Miss Meadows alles andere als rechtens sind. Die 50er-Jahre-Liebchen-Atmosphäre reicht da als satirischer Kontrapunkt einfach nicht aus. Karen Leigh Hopkins‘ Film rettet sich zwar immer irgendwie in Notwehrsituationen, doch der Grundtenor bleibt erhalten. Den besten Moment hat Miss Meadows dann beim Teetrinken zwischen dem angesprochenen Kinderschänder und der Hauptfigur. Der in Therapie befindliche Mann macht dem Engel der Selbstjustiz unmissverständlich klar, dass sie ihre Manieren gerade verliert, indem sie sein Leben bedroht, obwohl er nach seiner abgesessenen Strafe versucht, ins Leben zurückzufinden und niemandem etwas getan hat. Und richtig: Nach fast einer Stunde überrascht uns der Film mit einem Täter, den keiner der rechtschaffenen Menschen der Stadt verdächtigt hätte. Hier wird Miss Meadows das erste Mal beinahe gesellschaftskritisch, nur um im Finale dann wieder vollkommen den Mut zu verlieren und in die gleiche Falle zu tappen, wie zuvor schon.

Bild- und Tonqualität

Während viele Einstellungen von Miss Meadows angenehm kontrastiert und laufruhig sind, gibt es Halbtotale, die fast frei von Schärfe sind (Kirche bei 72’10). Die Farben sind natürlich, manchmal sogar recht kräftig, wie beispielsweise das in voller Pracht stehende Laub der Bäume. Close-ups von Katie Holmes glänzen durch eine sehr gute Auflösung und eine hohen Realismus.
Akustisch muss man schon genau hinhören, ob Miss Meadows überhaupt eine 5.1-Spur hat. Da selbst während des Abfeuerns von Maries kleinkalibrigem Revolver die Sounds vollkommen dünn und vordergründig bleiben. Die Stimmen sind dafür gut verständlich und die Filmmusik liefert immerhin Stereoeffekte.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Miss Meadows gibt’s lediglich vier Programmtipps.

Fazit

Man kann in Miss Meadows wohlwollend die in den Vereinigten Staaten allgegenwärtige Angst vor sämtlichen vermeintlichen und diffusen oder echten Bedrohungen ausmachen und dem Film damit so etwas wie eine moderate Spiegelung der Gesellschaft unterstellen. In Wahrheit ist er aber ein mutloses und fragwürdiges Plädoyer für Selbstjustiz, dessen satirisches Element viel zu unterbelichtet bleibt, um den reaktionären Grundtenor zu kontern. Das ist am Ende ziemlich schade, denn die Hauptfigur und deren Darstellung durch Katie Holmes hätte durchaus Potenzial gehabt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 55%
Tonqualität (Originalversion): 55%
Bonusmaterial: 5%
Film: 30%

Anbieter: Lighthouse Entertainment
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Karen Leigh Hopkins
Darsteller: Katie Holmes, James Badge Dale, Callan Mulvey, Jean Smart, Mary Kay Place, Ava Kolker
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 84
Codec: AVC
FSK: 16

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