Blu-ray Review
OT: Chariot
Weltuntergang
Sind die sieben Anwesenden an Bord eines Passagierfliegers die letzten Überlebenden nach dem Ausbruch des 3. Weltkriegs?
Inhalt
Cole, Aden, Emily, Genevieve, Belinda, Michael und Ra – Sieben vollkommen unterschiedliche Menschen, die zum selben Zeitpunkt an Bord eines in der Luft befindlichen Flugzeugs aufwachen – allein, wohlgemerkt. Keiner weiß, wie er in die Maschine kam und der Kontakt zum Cockpit bleibt ihnen verwehrt, wenn überhaupt jemand drin sitzt. Während die sieben Flugreisenden spekulieren, was los ist und sich langsam in Verschwörungstheorien verstricken, weckt ein herumliegendes Handy ihre Aufmerksamkeit. Über dieses bekommen sie eine Live-Einspielung eines Nachrichtensenders, der davon berichtet, dass die USA Opfer eines massiven Angriffs wurden. Noch während der Übertragung werden weitere Großstädte des Landes ausgelöscht. An Bord ist man fassungslos. Einzig Genevieve, Mitarbeiterin des Heimatschutzes scheint mehr zu wissen. Nach und nach werden Informationen preisgegeben, die zumindest erklären, warum gerade diese sieben Personen an Bord sind – aber was genau passiert ist, bleibt weiter unklar. Nicht nur das sorgt für immer größere Spannungen an Bord …
Wie man für möglichst wenig Geld einen möglichst spannenden Film produzieren kann, zeigt Missing – Terror at 35,000 Feet eindrucksvoll. Tatsächlich brauchten die Produzenten nur das Innere eines Flugzeugs, zwei Handvoll Schauspieler und ein Handy, um ein Szenario zu kreieren, das beklemmender wird, je länger der Film andauert. Dabei sind weder Regisseur Bard Osborne, der bisher vornehmlich Episoden von TV-Serien inszenierte sowie Drehbuchautor Eric Vale sonderlich genreerfahren. Vale hat seine Sporen bisher fast ausschließlich als Autor und Synchronsprecher für Anime-Serien verdient, zeigt aber in Missing, dass er aus dem reduzierten Setting ein Maximum rausholt. Ohne während der Dialoge ins Peinliche oder Alberne abzudriften, konzentriert er sich auf die Spannung, die aus der Situation resultiert und die Dynamik, die zwischen den Figuren entsteht. Dass man auch durch die Fenster des Flugszeugs nichts anderes sieht als schwarze Nacht und somit darum weiß, dass man so vermied, teure Umgebungsbilder zu generieren, fällt aufgrund der konstanten Spannung bald schon nicht mehr auf. Während sämtliche Darsteller weitaus besser agieren als der Amateurdurchschnitt und ihre Figuren wirklich glaubwürdig präsentieren, ist das größte Manko von Missing – Terror at 35,000 Feet die fehlende emotionale Bindung zu ihnen. Leider ist keiner der Charaktere sonderlich sympathisch und man bekommt auch nur wenig Hintergrundwissen mit an die Hand. Außer den Jobs der sieben Passagiere erfährt man im Prinzip nichts über sie. Wohl aber über die Motivation und den Ursprung der Idee für Missing. Vale nahm sich die Geschichte der 2003 verschollenen Boeing 727 mit der Flugnummer N844AA an, deren Verbleib bis heute ungeklärt ist, trotzdem CIA und FBI lange nach der Maschine fahndeten. Drumherum spann er mit der fiktiven Operation “Chariot” ein Storygewebe, das den Bezug zum übersteigerten Sicherheitsgedanken der USA herstellt und Raum für Verschwörungsgedanken und gesellschaftspolitische Kritik lässt.
Bild- und Tonqualität
Technisch geseüge. hen ist Missing – Terror at 35,000 Feet maximal Durchschnitt: Das Bild liefert zu steile Kontraste, ist farblich deutlich reduziert, fast monochrom und überzeugt lediglich durch sehr scharfe Close-ups. Etwas Unruhe schleicht sich bei Bewegungen und in dunklen Szenen ein, helle Bereiche überstrahlen bisweilen. Akustisch lässt Missing ebenfalls nur wenig Raum für Höhenflüge. Mit Ausnahme der gut verständlichen (wenngleich im Deutschen nicht immer gelungen synchronisierten) Dialoge lässt sich noch etwas über die beinahe dauerhaft unterlegten Fluggeräusche und den wenig passenden Filmscore sagen – allerdings ist beides weder effektvoll noch dynamisch.
Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Missing ist lediglich der Originaltrailer abgelegt.
Fazit
Missing – Terror at 35,000 Feet liefert ein hohes Maß an Spannung in einem vollständig reduzierten Szenario. Schauspielerisch ist das besser als bei einem Gros der Amateurproduktionen und das Fehlen von Actionszenen oder groß angelegten Tricks lässt sich aufgrund der dynamischen Entwicklungen zwischen den Figuren und dem hohen Miträtselfaktor verschmerzen.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 55%
Tonqualität (dt. Fassung): 55%
Tonqualität (Originalversion): 55%
Bonusmaterial: 5%
Film: 60%
Anbieter: Mad Dimension
Land/Jahr: USA 2013
Regie: Brad Osborne
Darsteller: Anthony Montgomery, Ian Sinclair, Brina Palencia, Michelle Sherill, Leslie Hippensteel
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 93
Codec: AVC
FSK: 12