Mom and Dad

Blu-ray Review

Mom and Dad Blu-ray Review Cover
New KSM, 20.09.2018

OT: Mom and Dad

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Helikopter-Eltern

Wenn Eltern ihre Kinder jagen …

Inhalt

Eine idyllische Vorstadtgemeinde: Das Ehepaar Brent und Kendall gehört zu den glücklichen Bewohnern. Zwei Kinder, eine Haushaltshilfe und ein schickes Wochenend-Auto in der Garage. Doch die Idylle trügt. Plötzlich tauchen hysterische Eltern an der Schule auf und fordern die augenblickliche Rückgabe ihrer Kids. Allerdings nur um diese im nächsten Moment aufs Brutalste anzugreifen wie wütende Zombies. Es dauert nicht lange, bis dieser „Virus“ um sich greift und auch Brent und Kendall ihm zum Opfer fallen. Von nun an müssen deren Kids Carly und Josh um ihr Leben fürchten …

Vielfilmer Nicolas Cage (zum Zeitpunkt des Reviews sind nicht weniger als acht Filme mit ihm in Produktion) scheint nach dem Prinzip zu arbeiten, dass er einfach nur so viele Drehbücher annimmt, wie man ihm (noch) anbietet – irgendwann wird dann schon mal ein guter Film dabei herauskommen (und seine Schulden abbauen). Neben haufenweise Schrott wie USS Indianapolis oder Arsenal gab es deshalb auch mal Highlights wie Joe – Die Rache ist sein. Ob Mom and Dad zu Ersterem oder Letzerem gehört, sei hier noch nicht verraten.
Die Wahl des Regisseurs lässt auf jeden Fall schon mal aufhorchen – immerhin hat man mit Crank-Erfinder und Gamer-Inszenator Brian Taylor einen Dirigenten gefunden, der zumindest weiß, wie man atemlos und zeitgemäß inszenieren kann. Auch wenn er hier ohne seinen Counterpart Mark Neveldine unterwegs ist, mit dem zusammen er bisher alle anderen Filme drehte. Macht aber gar nichts, denn diese typisch-irren Breaks in der Filmfolge kann Taylor auch alleine. Schon nach knapp zehn Minuten gibt’s eine scheinbar völlig unsinnige Szene eines irren Paares, die sich Pirouetten drehend in einem Trans Am vergnügen. Dazu ist die Filmmusik teilweise scheinbar vollkommen unpassend gewählt, um mit gängigen Konventionen zu brechen. Zu Kaufhaus-Trällergedudel bricht das Chaos in der Schule los und spritzt erstes Blut meterweit. Das beginnt zunächst vornehmlich irrwitzig, verfällt aber spätestens bei der Attacke von Damons Vater auf den Sohnemann in tiefschwarze Komik, bei der einem schon mal das Lachen im Halse stecken bleiben kann. Auch das versuchte Erwürgen eines gerade geborenen Babys dürfte nicht jedermanns Sache sein.

Natürlich muss man hier nicht viel Kombinationsgabe besitzen, um die völlig abgedrehte Farce als überspitzte Satire auf das Thema Helikopter-Eltern zu deuten. Ob Cage selbst ein solcher Vater war, vermag der Autor dieser Zeilen nicht zu klären. Dass er den langsam psychotisch werdenden Vater aber in Mom and Dad so richtig ausgiebig rauslässt, sieht man schon, wenn er zu den Klängen der Misfits einen Billardtisch baut und ihn direkt danach wieder abreißt. Selten war er zuletzt so leidenschaftlich bei der Sache – und das (ausnahmsweise) mal ganz ohne bescheuerte Frisur (oder wahlweise Perücke). Unterstützt durch die für Taylor typischen Extrem-Kamerawinkel wird schon der erste Angriff auf seine Kinder zum Fest mit ein paar irrwitzigen Abläufen. Leider verliert der Film während der Belagerung der Kids ein wenig an Fahrt – hier hätte man sich durchaus noch ein paar Ideen mehr einfallen lassen können. Das ändert sich allerdings glücklicherweise, wenn nach 70 Minuten ein gnadenlos guter Lance Henriksen in einer überraschenden Story-Zugabe auftaucht.

Bild- und Tonqualität

Sieht man von den bewusst im körnigen 70er-Jahre-Stil gehaltenen Eingangsbildern ab, ist Mom and Dad gerade in Close-ups von bestechender Schärfe. Sowohl Cages als auch Blairs Gesicht offenbaren sämtliche Poren und Einzelheiten. Genauso gut geraten die Kontraste und Schwarzwerte, die für ein sehr dynamisches Bild sorgen. Unruhen oder Körnung sieht man zudem nur in kurzen, ruckartigen Schwenks, ansonsten bleibt das Geschehen absolut stabil. Gar nicht stabil ist der Sound, der extrem wechselhafte Songs und Geräusche implementiert, um das wirre Geschehen auszugestalten. Das passt perfekt zum dem, was man sieht – selbst wenn’s nie wirklich druckvoll wird. Zum Finale hin gibt’s aber durchaus mal Rumms, während einer Explosion und die fiesen Sounds, die zwischendurch genutzt werden gelangen direktional zum Ohr.

Bonusmaterial

Das Featurette „Midnight Madness“ ist eine knapp 12-minütige Podiumsdiskussion im Anschluss an eine Premieren-Vorführung. In der ist Nicolas Cage genauso durchgeknallt wie im Film und wirkt, als hätte er ungefähr zehn Kaffee zu viel konsumiert und fünfzehn Kaugummis zu viel im Mund. Schade, dass die Technik etwas streikte und die Stimmen über die Mikros entweder schreiend verzerrt oder viel zu leise wiedergibt.

Fazit

Um die eingangs gestellte Frage zu beantworten: Mom & Dad gehört zu Cages besseren Filmen und vor allem besseren Leistungen der letzten Jahre. Dass nicht immer alles passt, liegt am etwas lückenhaften Drehbuch und ein paar Timing-Schwierigkeiten. Spaß macht’s trotzdem und für Cage-Fans ist’s praktisch eh Pflicht.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 90%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 40%
Film: 65%

Anbieter: New KSM Cinema
Land/Jahr: USA 2017
Regie: Brian Taylor
Darsteller: Nicolas Cage, Selma Blair, Anne Winters, Zackary Arthur, Lance Henriksen
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 85
Codec: AVC
FSK: 16

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter New KSM Cinema)

Trailer zu Mom and Dad

Mom and Dad (Deutscher Trailer) | Nicolas Cage, Selma Blair | HD | KSM

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