Momentum

Blu-ray Review

momentum Blu-ray Review Cover
Universum Film, seit 13.11.2015

OT: Momentum

 


Schach

Olga Kurylenko in einem rasanten Actionthriller.

Inhalt

Alex Farraday, einst eine CIA-Agentin für die besonders heiklen Einsätze, zog sich nach einem gescheiterten Einsatz zwangsweise zurück und gab ihre geschulten Kräfte immer mal wieder für einen Ex-Lover und dessen Raubzüge her. Der letzte allerdings geht beinahe schief. Ein Kollege wird getötet und Alex enttarnt. Das ist aber noch nicht genug Ärger, denn das leere Bankschließfach gehörte einem US-Senator, der jetzt nicht nur seine Diamanten, sondern auch einen Speicherchip vermisst, auf dem für ihn höchst kompromittierende Daten enthalten sind. Ergo schickt der Staatsmann seinen besten Killer Mr. Washington, dessen vornehme Gesinnung nur noch von seiner Kaltblütigkeit übertroffen wird. Alex muss all ihre Skills aufwenden, um ihren Häschern zu entkommen und dem korrupten Politiker das Handwerk zu legen …

Stephen S. Campanelli hat zwar schon über zwei Jahrzehnte Erfahrung als Kameramann (u.a. als Haus- und Hof-Kameraoperator von Clint Eastwood) auf dem Buckel, liefert mit Momentum allerdings sein stylishes Regiedebüt ab – und das fällt nicht nur aufgrund seiner Besetzung ins Auge. Wie Campanelli Action zu filmen hat, das weiß er ganz genau und beginnt mit einer furios in Szene gesetzten Bankraubsequenz, die noch dazu mit coolen Anzügen im Splinter-Cell-Look daherkommt. Bis auf eine Ausnahme von fünf Minuten bleibt das Tempo während der ersten 50 Minuten konstant hoch und das tut es auch im letzten Drittel dann wieder. Eigentlich gibt’s kaum mal einen Moment zum Ausruhen und das ist dann auch ein kleines Manko an Momentum. So cool wie seine Bilder (mal abgesehen von den nervigen Zeitraffereffekten während der Verfolgungsjagden), so routiniert wie seine Action ist, so sehr wirkt der Film insgesamt gehetzt und etwas bruchstückhaft. Vor allem die vielen Schauplatzwechsel, deren Entfernungsüberbrückungen mitunter unlogisch schnell vollzogen werden, rufen bisweilen Stirnrunzeln hervor. Ein guter Actionthriller muss aber auch in den ruhigen und bindenden Szenen funktionieren. Bezeichnenderweise ist der beste Moment in Campanellis Debüt die Folterszene nach gut 65 Minuten, die in einem langen und packenden Monolog Washingtons gipfelt. Hier blitzt auf, was den Film durchaus in die A-Liga hätte hieven können, wenn es davon mehr gegeben hätte. Aber genug Kritik, denn es gibt ja neben den smarten Actionszenen auch noch andere positive Dinge. Vor allem in Sachen Schauspielerleistungen kann man Momentum deutlich über dem Durchschnitt ansiedeln. Olga Kurylenko (Das Versprechen eines Lebens) passt perfekt in die Rolle der kampferprobten Ex-Agentin, die auch Schmerzen wegsteckt, um ihren Prinzipien zu entsprechen – ihre beste Leistung seit ihrem Job als Bondgirl in Quantum Trost. Richtig herausragend aber ist James Purefoy, dessen Mr. Washington ebenso kaltblütig ist, wie er distinguiert wirkt. Aus purer Spielfreude durchwirkt er den Film mit Boshaftigkeit und lenkt davon ab, dass Morgan Freeman zwar akzeptabel agiert, seine Rolle letztlich aber scheinbar für den Prominenzfaktor ins Drehbuch geschrieben wurde. Neben den Akteuren sind’s dann natürlich vor allem die Actionszenen, die wirklich unterhalten und bisweilen wirken, als wäre das Budget des Films um ein Vielfaches höher gewesen.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Momentum hat seine Licht- und seine Schattenseiten: Die Bildruhe ist bis auf eine geringe Körnung recht hoch und hält dieses Nivea auch während der dunkleren Szenen. Die Schärfe ist allerdings dauerhaft nur mittelmäßig. Manchmal geraten Figuren fast vollständig aus dem Fokus. Auch der Kontrastumfang dürfte größer sein. Gerade Szenen in Dunkelheit leiden unter mangelnder Schwärze und Durchzeichnung.
Akustisch beginnt Momentum mit satten Beats der Percussionisten und wird direkt im Anschluss durch innovative und reichhaltige Sounds auf den Rears unterstützt. Auch der dumpfe Klang der Bankräuber durch ihre Masken kommt satt rüber. Auch die späteren Schüsse aus Washingtons Waffe während der Verfolgung im Parkhaus gelangen druckvoll ans Ohr. Quietschende Reifen und anderweitige Surroundsounds hätten allerdings bisweilen noch etwas präsenter sein dürfen.

Bonusmaterial

Im 25-minütigen Making-of von Momentum blicken wir einerseits Regiedebütant Campanelli über die Schulter, der zu Protokoll gibt, dass er trotz seiner 25 Jahre Erfahrung als Kameramann (auch von Actionfilmen) ziemlich viel Respekt davor hatte, seinen Erstling in eben jenem Genre anzusiedeln. Ebenso bekommen wir nacheinander die Hauptfiguren des Films vorgestellt. Insgesamt hat man schon gehaltlosere Behind-the-Scenes-Featurettes gesehen.

Fazit

Momentum gehört zweifelsohne zu den besseren Actionthrillern aus der zweiten Reihe: Gut gespielt, rasant und stylisch gefilmt – da mag man sogar über das etwas schwache Drehbuch hinwegsehen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 40%
Film: 65%

Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Stephen S. Campanelli
Darsteller: Olga Kurylenko, James Purefoy, Morgan Freeman, Lee-Anne Summers, Colin Moss, Hlomla Dandala, Brendan Murray
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 96
Codec: AVC
FSK: 16