Mortal Engines: Krieg der Städte 4K UHD

Blu-ray Review

mortal engines krieg der städte 4k uhd blu-ray review cover
Universal Pictures, 18.04.2019
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Universal Pictures, 18.04.2019

OT: Mortal Engines

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Dampf-Punk

Achtung: Dieser Film hat Besseres verdient als sein Kino-Einspiel vermuten lässt.

Inhalt

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Hester hat eine Rechnung offen …

Rund 1000 Jahre ist es her, dass der 60-Minuten-Krieg die Menschheit praktisch ausgelöscht hat. Die meisten Städte wurden vernichtet. Seitdem sind die Ressourcen knapp geworden und die verbliebenen Städte der alten Zeit sind auf gigantischen Räder- oder Kettenantrieben unterwegs. Die Größeren machen dabei Jagd auf die Kleineren. Sie kapern und verleiben sich die unterlegenen Städte ein, um deren Ressourcen zu gewinnen. Eine der räuberischsten Städte ist London unter der Kommandantur von Bürgermeister Lord Magnus Crome. Dessen Leiter der Archäologengild, Thaddeus Valentine, ist der verlängerte Arm von Crome und offenbar ein ziemlich skrupelloser Kerl. Als London sich eine kleine Minenstadt namens Salzhaken einverleibt, gelangt von dieser auch die junge Hester Shaw nach London. Die stets mit einem roten Tuch maskierte Frau hat eine Rechnung mit Valentine offen und verübt einen Anschlag auf ihn. Bei ihrer Flucht folgt ihr der ebenfalls junge Archäologieschüler Tom Natsworthy. Kurz bevor Shaw über eine Müllrutsche aus der Stadt verschwindet, sagt sie Tom den Grund für ihr Tun. Als dieser dann Valentine damit konfrontiert, schubst Thaddeus Tom ebenfalls aus der Stadt. Das nun unfreiwillig zusammengewürfelte Team aus Hester und Tom muss die große Weite des Kontinents überqueren, um Asyl zu suchen. Als sie von Sklavenhändlern gefangen genommen werden, rettet sie letztlich Anna Fang. Die Agentin der AntitraktionistenWiderstansliga kommt aus einer in Asien lebenden Zivilisation, die Wurzeln hinter einer praktisch undurchdringbaren Mauer aus Felsmassiv und Trümmern geschlagen hat. Genau dorthin will auch Crome, der diese Mauer mit einer gigantischen Waffe endlich durchdringen will, um die dortigen Ressourcen zu rauben. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, um dies zu verhindern …

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… und zwar mit diesem Herren

2001 reüssierte der eigentlich als Kinder(comic)buchautor arbeitende Philip Reeve mit seinem ersten Werk für Erwachsene, „Mortal Engines“. In der Graphic Novel entwarf er eine dystopische Welt der Zukunft, in der die Städte auf gigantischen Rädern stehen und unentwegt durch die Lande „fahren“. Visuell stark im Steampunkt verwurzelt gewann Reeve mit der ersten von insgesamt vier Novellen zahlreiche Preise – und das vollkommen zu Recht. Wenn man sich die optisch einzigartigen Werke anschaut und durchliest. Ein Schelm, wer denkt, dass eine gewisse PC-Spielreihe namens BioShock sich von den Comics nicht zumindest hat beeinflussen lassen.
Bereits 2009 sicherte sich Peter Jackson (Herr der Ringe, Bad Taste) die Rechte an dem Stoff, gab aber früh zu erkennen, dass er nicht selbst Regie führen würde. Zunächst arbeitete er gemeinsam mit seinen langjährigen Drehbuch-Begleiterinnen Philippa Boyens und Ehefrau Fran Walsh das Skript aus. Den Posten des Regiestuhls übergab er indes an einen ebenfalls langjährigen Wegbegleiter: Christian Rivers. Der hatte seinerzeit für Jacksons King Kong den Oscar für die besten visuellen Effekte gewonnen und feiert mit Mortal Engines nun sein Regie-Debüt.

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Thaddeus Valentine handelt im Auftrag von Magnus Crome, wenn es um das Einverleiben von anderen Städten geht

Dass es so unglücklich würde, damit konnte er nicht rechnen. Es mögen Gründe des schwachen Marketings gewesen sein, die Platzierung gegen den Animationsfilm Spider-Man: A New Universe oder eine gewisse Übersättigung in Sachen Dystopien (immerhin waren schon halbwegs erfolgreiche Franchises wie die Divergent-Reihe kurz vor der Zielgeraden ausgebremst worden). Dennoch ist es bedauerlich, dass der (je nach Aussage 100 – 150 Mio. Dollar teure) Film mit weltweit 87 Mio. Dollar Einspiel unterging – eine Summe, die eine schwächere der Comic-Verfilmungen in den USA am Startwochenende erzielt. Dort war das Entsetzen besonders groß, wenn man sich das Gesamteinspiel von 13 Mio. Dollar anschaut.
Dazu kommt, dass viele Kritiker Mortal Engines zwar eine berauschende Tricktechnik, aber seelenlose Figuren und ein schwaches Skript vorwarfen. Nichts, was man als einer der erfolgreichsten Regisseure der Moderne gerne hört, wenn man selbst am Drehbuch mitgewirkt hat.

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Salzhaken fällt London zum Opfer

Rein inhaltlich vielleicht eine kleine Anekdote vorweg: Im Vorfeld hatte Anbieter Universal Pictures Presse-Notizen verschickt, in denen der Film unter dem Titel „Mortal Engines: Krieg der Sterne“ angekündigt wurde. Dieser (fast freud’sche) Versprecher ist im Grunde gar nicht so weit hergeholt. Denn hüben wie drüben gibt es eine Hauptfigur mit düsterer Vergangenheit, die im Hier und Jetzt bewusst den Konflikt mit einem Bad Guy sucht. Dieser ist zudem „nur“ ein Handlanger eines über ihm positionierten Kanzlers (hier: Bürgermeister) und fährt auf einer räuberischen Großstadt durch die Lande, die wie ein Sternenzerstörer alle anderen Städte dem Erdboden gleich macht. Dazu will er eine Superwaffe einsetzen, um weitere Städte zu zerstören. Außerdem gibt es eine große Widerstandstruppe und wenn zum Schluss klar wird, was noch hinter Valentine steckt, ist die Verwandschaft zu Star Wars nochmals näher.
Kombiniert man nun diese Ähnlichkeit mit dem zugrunde liegenden Darwinismus-Thema und addiert eine große Menge der bunten Optik eines Hook hinzu, hat man im Groben und Oberflächlichen das Konstrukt von Mortal Engines erfasst.
Sicher ist das vereinfacht dargestellt und fraglich, ob das ein Mit-Grund für das Ausbleiben des Erfolgs war.
Woran sich indes viele Fans der Comic-Vorlage störten, war der Rundschliff, den das Drehbuch der Story und den Details verpasste. Ein Beispiel:
Während Hester im Film bis auf eine zarte Narbe ein ziemlich hübsches Mädel ist, fehlt ihr im Comic ein Auge und die Narbe zieht sich drastisch über das halbe Gesicht bis in den Mund-Kieferbereich. Dies lässt ihr sogar das Sprechen schwer fallen. Für den Zuschauer hätte eine authentischere Darstellung durchaus mehr Emotionalität und mehr Bindung an Hester bewirkt. Offenbar war man hier einfach nicht mutig genug.

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Tom Natsworthy wird ein bisschen wider Willen zum Partner von Hester

Man kann aber noch lange nach Gründen suchen und sie vielleicht auch finden. Die bessere Herangehensweise an Mortal Engines ist indes, sich auf die Bilder einzulassen. Und das ist nur mit einem Wort zusammen zu fassen: Gigantisch.
Was die Pre-Production-Designer und späteren Effekte-Künstler von Weta Digital sowie die Set-Designer/-Bauer hier erschaffen haben, ist wirklich phänomenal. Angefangen bei der immensen Detailtreue schon der Auslegeware in den Läden über die komplett gebauten Gassen auf den Städten bis hin zur digitalen Erschaffung der riesigen Kampffestungen und vor allem der Luftstadt ist das ein einziger Wow-Effekt. Natürlich muss man sich drauf einlassen, dass hier Städte auf Rädern oder Kettenantrieben durchs Land pflügen. Tut man dies aber, kommt man aus dem Staunen nicht mehr raus. Und das alles bis ins kleinste Detail von Knöpfen, Brillen, Ledermützen im sensationellen Steampunk-Design – Wahnsinn. Wer für diesen Look etwas übrig hat, findet hier dutzende Tipps für die nächste Motto-Party.
Außerdem bevölkern zahlreiche skurrile Figuren die Welt. Figuren, die nur Neuseeländer so in einen Big-Budget-Film integrieren können. Das beste Beispiel dafür sind die beiden Wreylands, denen Tom und Hester zwischendurch begegnen und deren Tee sie schlürfen.
Tatsächlich hätte Mortal Engines aber mehr Charaktertiefe verdient gehabt. Denn obwohl Hera Hilmar als Hester ihre Sache gut macht, will sich einfach keine richtige Identifikation mit ihr einstellen. Auch Tom Natsworthy bleibt eine blasse Figur. Und selbst Hugo Weaving hat man schon überzeugender gesehen. Was bleibt ist optische Opulenz – das aber in höchstem Maße.

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London ist die gefräßigste Traction-City auf dem Kontinent

Bild- und Tonqualität BD

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Bevis hat ein unangenehmes Geheimnis für Katherine Valentine

Im nächsten Kapitel unten ist zu lesen, welche herausragende Technik beim Dreh von Mortal Engines zum Einsatz kam. Von diesem Master profitiert auch schon die Blu-ray. Denn wer schon lange auf ein Referenzbild gewartet hat, der wird hier fündig. Mit einer unglaublichen Bildruhe, die nicht mal im Ansatz Körnung offenbart, sind schon mal die Fans von glattem Digital-Look besänftigt. Doch dabei bleibt es nicht allein. Die Schärfe ist schon in Halbtotalen phänomenal gut, glänzt in Close-ups aber noch mehr. Was man hier in Weavings Gesicht an Details erkennen kann, erweckt den Eindruck eines 3D-Bildes ohne dass man die 3D-BD eingelegt hätte. Ebenso übrigens im Gesicht von Sarah Peirse (Dr. Twix 31’40). Dazu kommt ein hervorragender Kontrastumfang, der satte Schwarzwerte ebenso liefert wie warme und kräftige Hauttöne. Eindrucksvoll helle Lichter auf den oberen Etagen runden die Dynamik nach oben hin ab. Wirklich klasse sind auch die ganzen Farben. Prächtig blaue Kostüme, das lilafarbene Licht von Medusa, der rote Mantel von Anna  – das ganze Spektrum, das hier geliefert wird, kommt kräftig und satt rüber.
Wenn da nicht sporadisch auftretende Banding-Artefakte auf dunklen Bereichen wären, die den Gesamteindruck etwas trüben (45’17).

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Anna Fang: Fliegende Händlerin und Agentin des Widerstands

Wie für Anbieter Universal Pictures zuletzt üblich, so kommt auch Mortal Engines schon über die Blu-ray mit einem verlustfreien Dolby-Atmos-Track für beide Sprachen. Das ist ebenso löblich, wie es bei einem Fantasy-Highlight wie diesem auch zwingend erforderlich ist.
Zumal der Sound wirklich was her macht. Die reguläre Surround-Ebene wird praktisch zwei Stunden lang mit Informationen versorgt. Eine unglaubliche Vielzahl an mechanischen, rauschenden, elektrischen oder ächzenden Sounds bevölkert Front-Speaker und Rears gleichermaßen. Spätestens wenn Shrike auftaucht oder Tom und Hester in Wreylands Glieder-Fahrzeug unterwegs sind, weiß man gar nicht mehr, wo man seine Ohren hin ausrichten soll, weil überall Aktivität herrscht. Auch in Sachen Dynamik punktet der Ton. Denn die Spreizung von leisen und lauten Signalen ist durchaus hoch. Lediglich dem Tieffrequenz-Bereich fehlt’s an Druck. Wenn London Jagd auf Salzhaken macht, muss einfach mehr Power aus dem Sub kommen. Auch bei einigen Zerstörungs-Orgien fehlen im 50Hz-und-tiefer-Bereich die Signale. Trotz der grundsätzlichen Dynamik hätte die Unterstützung aus dem Tieffrequenz-Bereich, dem Ganzen mehr Fundament gegeben. So sind die Fußtritte Shrikes mitunter das kräftigste Signal aus dem Sub, während die Maschinen einfach mehr Pfund hätten haben können. Sehr prägnant ist hingegen seine Stimme. Im Original zwar noch mehr, aber auch in der Synchro sehr präsent – leider allerdings deutlich metallischer angelegt, was ihn arg roboterhaft wirken lässt.
Vielleicht hat man sich den Subsonic-Bereich aber auch für den Einsatz von Medusa aufgespart. Denn wenn die nach knapp 95 Minuten losgelassen wird, fegt ein Sweep durchs Heimkino, der sich gewaschen hat.

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Gerade noch mal vor Shrike geflohen

Wechseln wir nun auf die Höhen-Ebene, so beginnt es nach nicht mal einer Minute mit einer heiseren und bedrohlichen Stimme, die prägnant (auch) aus den Heights kommt, auf dass man bereits ohne jeden visuellen Eindruck eine Gänsehaut bekommt. Nack knapp vier Minuten öffnet sich dann der Schlund von London effektvoll und unter martialischem Metall-Gequietsche. Die Dieselmotoren von Salzhaken ertönen kurz darauf ebenfalls aus der Höhe. Zwar ist hier entsprechend schon gut was los, aufgrund der dauerhaften Action auf den Städten und immer wieder über die Kamera rollenden Kettenantrieben, könnte aber noch mehr von oben passieren. So hat man die Heights ein bisschen reserviert für sehr isolierte Geräusche wie ein Zahnrad, das über die Köpfe fliegt (8’16) oder aber die herannahenden Kaperpfeile (8’28). Wenn Hester und Tom aber vor den gigantischen Kettensägen fliehen, rauschen diese praktisch ohne Ton über die Köpfe hinweg.
Ein spektakuläres elektronisches Surr-Geräusch gibt’s aus dem Cockpit (33’02) und auch die Haken, die kurz darauf auf Hester und Tom geschossen werden, zischen und flitzen über die Köpfe. Großartig ist dann das Kettengeräusch, das über Tom hinweg fährt, nachdem er von Wreyland gerettet wurde (38’02). Im Inneren des raupenartigen Fahrzeugs ist dann quietschendes und qualmendes Dauerfeuer angesagt. Hier sitzt man wirklich mittendrin, bzw. mittendrunter.

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Anna mag’s Großkalibrig

Ohnehin wird’s von da an sehr aktiv. Die Flug-Maschinen rattern eindrucksvoll von oben, der singende Chor, der den auftauchenden Shrike begleitet sowie dessen Röcheln lassen unwillkürlich nach oben schauen – allerdings ist dies über die Originalspur leider wesentlich ausgeprägter von oben hörbar als über die Synchro – sehr schade. Es macht den Eindruck, dass man durch die dt. Synchronisation von Shrike gleichzeitig auf dessen Einsatz auf den Höhen-Speakern verzichtete.
Immerhin hört man kurz darauf, wenn die fetten Maschinen über unsere beiden Hauptdarsteller hinweg pflügen und erneut Shrike auftaucht. Dessen grüne Fokus-Sicht beschert dem Film dann sogar einen absolut innovativen 3D-Sound (57’47). Richtig klasse ist auch das flatternde Windgeräusch der Laken nach etwas über 70 Minuten (70’40). Es gibt nach dem anfänglich etwas verhaltenen Beginn also durchaus zahlreiche und sehr hörbare Geräusche aus der Höhe, die immer wieder akustisches Leben in die visuelle Opulenz bringen. Sehr räumlich ist beispielsweise auch die Action-Sequenz mit Shrike in der Luftstadt. Ständig hört man seine Stimme aus allen Speakern, die Explosion wuscht nach oben hin weg und wenn die Ballon-Siedlung langsam in sich zusammenfällt, gibt’s immer wieder Bruchstücke und Sounds aus der Höhe. Valentines Stimme bei der TV-Übertragung nach 86 Minuten ist dann der nächste eindrückliche Moment für die Heights. Ebenso wie das Spratzeln der Waffe nach 94 Minuten und der Wind, der darauf folgt. Die Energie- und Dröhn-Geräusche kurz darauf begleiten die Fluggefährte noch mal eindrucksvoll aus den Heights und die Flakgeschosse im Anschluss fetzen dem Zuschauer auch über die Köpfe – das hat schon was. Selbst wenn hier zwischendurch immer wieder Potenzial für MEHR gewesen wäre.

Bild- und Tonqualität UHD

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Gleich ist es um Salzhaken geschehen

Mortal Engines wurde mit ultramodernen RED-Weapon-Helium-Kameras aufgenommen. Deren 35 Megapixel-Sensor zeichnet in voller 8K-Auflösung auf, was im Redcode-RAW-Format aus dem Speicher ausgelesen werden kann. Von diesem Ursprungsmaterial wurde dann ein 4K-Digital-Intermediate erstellt, das auch als Vorlage für die UHD diente. Wir haben es also nicht nur mit einem nativen 4K-Bild zu tun, sondern mit einem, das aufgrund seiner 8K-Herkunft die allerbesten Voraussetzungen für ein Referenzbild liefert. Hinzu kommt natürlich noch der im Rahmen von Rec.2020 erweiterte Farbraum sowie die größere Bilddynamik in HDR10 und Dolby Vision.
Wo wir aber beim Potenzial für ein Referenzbild sind: Nicht mehr und nicht weniger liefert die UHD. Wo die BD für sich genommen schon herausragend ist, setzt die UHD in jeder Form noch mal einen drauf. Die schon gute Schärfe der Blu-ray ist über die UHD besser als alles, was bisher auf dem Format veröffentlicht wurde. Das geht schon so langsam in die Richtung Hyper-Realismus. Fans von analogem Look werden hier möglicherweise sagen, dass es ihnen zu virtuell-künstlich erscheint. Rein technisch gesehen gibt es hier aber schlicht und ergreifend nichts mehr zu verbessern. Die native 4K-Scheibe reizt das Medium (trotz „nur“ 130 Minuten Laufzeit übrigens auf einer BD-100 mit einer durchschnittlichen Datenrate von ~35-45 Mbps mit Spitzen bis hinauf zu 65 Mbps) erstmalig komplett aus und dürfte auf längere Sicht ein Referenztitel bleiben. Wenn man überhaupt eine kleine Kritik anbringen möchte, dann vielleicht, dass in schnellen Bewegungen Gesichter schon mal ganz leicht verwischen. Aber dafür Abzüge zu geben, wäre fast unfair.
In Sachen HDR kann Dolby Vision immer dann punkten, wenn die visuellen Shots der Städte von außen gezeigt werden. Gerade Tageslichtszenen profitieren von DV, weil hier noch mal ein gewisser Schleier reduziert wird. HDR10 hat allerdings die Nase oft in den dunkleren Szenen sowie bei einigen Einstellungen von Gesichtern vorn, weil es hier weniger harsch kontrastiert. Beide HDR-Varianten hängen die Blu-ray dennoch ab. Farben wie der rote Mantel von Lord Magnus Crome sind einfach noch mal satter. Außerdem kommen graue Flächen neutraler rüber und wirken einfach natürlicher. Alles in allem ist die UHD die nochmals bessere Wahl – obwohl die Blu-ray schon so gut ist. Und das auch, weil die UHD die sporadischen Banding-Artefakte der BD vermeidet.

Blu-ray (5’08): (Slider ganz nach rechts): Gerade bei solchen etwas vernebelten Shots wird deutlich, dass die Blu-ray trotz hervorragender Werte gegenüber der höheren Kontrastdynamik der UHD im Nachsehen ist.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD liefert hier einfach mehr Punch. Wenn man sich mal die Texturen auf der Front von London anschaut, nimmt man viel deutlicher die Struktur und Tiefe wahr.

HDR10 (5’08): (Slider ganz nach rechts): Hier noch mal das gleiche Bild wie oben in der HDR10-Variante im Vergleich mit Dolby Vision.

Dolby Vision (Slider ganz nach links): Dolby Vision ist in solchen Szenen in der Lage, noch mal einen leichten Grauschleier vom Bild zu nehmen und das Ganze noch etwas plastischer zu machen.

Blu-ray (71’12): (Slider ganz nach rechts): Auch in dieser Draufsicht wirkt die Blu-ray nebliger.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD dringt besser durch und zeigt schon Strukturen, wo die Blu-ray noch etwas im Nebel stochert.

Blu-ray (70’04): (Slider ganz nach rechts): Über die Blu-ray kommen die warm gefilterten Szenen schon recht angenehm, vielleicht etwas gelblich rüber.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Hier kommt die UHD aber noch mal etwas wärmer und kräftiger rüber. Außerdem meint man mehr Differenzierung im Gesicht zu sehen.

Blu-ray (24’30): (Slider ganz nach rechts): Die kühler gefilterten Szenen sind hingegen über die BD ein wenig blass und eine Spur grünlich.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD wirkt hier natürlicher und kontrastreicher. Außerdem ist sie neutraler und im Gesicht rosiger.

HDR10 (24’30): (Slider ganz nach rechts): Das gleiche Bild noch mal zwischen HDR10 und Dolby Vision. HDR10 wirkt hier etwas ausgewogener.

Dolby Vision (Slider ganz nach links): Dolby Vision setzt zwar die Kontrastflanke noch etwas steiler und wirkt knackiger im Schwarz, lässt das Gesicht aber eine Spur zu hell erscheinen.

Blu-ray (77’37): (Slider ganz nach rechts): Ja, die Blu-ray ist bereits scharf und detailreich. Dennoch geht es noch besser.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Die UHD wirkt plastischer, texturreicher, liefert mehr Glanz und die klarere Schrift – und das schon im Vollbild.

Blu-ray (77’37): (Slider ganz nach rechts): Gehen wir näher ran, wird der Unterschied noch deutlicher.

UHD HDR10 (Slider ganz nach links): Hier ist dann durchaus erstaunlich, wie viel mehr an Details und Dreidimensionalität die UHD liefert.

Mortal Engines liefert über die UHD die identischen Tonspuren wie über die Blu-ray. Hier gibt’s also keine Veränderung.

Bonusmaterial

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Starke Bilder in einem visuell beeindruckenden Film

Im Bonusmaterial von Mortal Engines: Krieg der Städte wurden insgesamt vier Featurettes sowie der Audiokommentar von Regisseur Christian Rivers abgelegt. Feature #1, „Das Ende der Alten“, schlägt eine Brücke zwischen echter Menschengeschichte und der Parallel-Gegenwart, die im Film zu sehen ist. Nicht ganz ernst zu nehmen – immerhin tauchen auch zwei Minions als alte „Artefakte“ auf. „Willkommen in London“ ist ein fünfteiliges Featurette, das Robert Sheehan einleitet und von Regisseur Rivers oder auch Peter Jackson kommentiert wird. Ein bisschen ist es wie ein Wiedersehen mit der Crew aus Herr der Ringe – nur dass Jackson einen erstaunlich müden Eindruck hinterlässt. Inhaltlich geht’s um die Visualisierung der Städte, um die Struktur innerhalb der rollenden Citys und um die Umsetzung der Waffenkammer in St. Pauls.
Absolut beeindruckend, wie detailreich die einzelnen Ebenen umgesetzt wurden. Ein Wunder, dass der Film „nur“ 100 Mio. Dollar gekostet haben soll.
„In der Luft“ läuft etwa fünf Minuten und kümmert sich um die kleineren Städte des Widerstands, die in der Luft schweben. „Neuseeland filmen“ ist noch einmal ein kleines Feature über das Besondere an der Filmarbeit in diesem einzigartigen Land.
Außerdem kommt die UHD/BD noch mit einer Bonus-DVD, die folgende drei weitere Featurettes sowie eine Fotogalerie liefert: „Vom Manuskript auf die Leinwand“, „Mortal Sounds“ und „Die Erschaffung von Shrike“. Gerade das letzte Featurette ist spannend und lässt Stephen Lang zu Wort kommen, der Vorbild und Stand-in für den wiedererweckten Soldaten war.

Fazit

Mortal Engines ist pures Unterhaltungskino. Nicht mehr, nicht weniger. Wer den tieferen Sinn sucht, sucht vergeblich. Wer auf Logikfehler überprüft, wird fündig.
Wenn man sich aber auf diese visuelle Opulenz konzentriert, macht das Ding wirklich Spaß. Und es ist audiovisuell ein absoluter Leckerbissen im Heimkino. In Sachen Bildqualität macht der UHD so bald kein Realfilm etwas vor – derzeit absolute Referenz.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität BD: 90%
Bildqualität UHD (HDR10): 100%
Bildqualität UHD (Dolby Vision): 100%

Tonqualität BD/UHD 2D-Soundebene (dt. Fassung): 90%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Quantität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Qualität (dt. Fassung): 80%

Tonqualität BD/UHD 2D-Soundebene (Originalversion): 90%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Quantität (Originalversion): 75%
Tonqualität BD/UHD 3D-Soundebene Qualität (Originalversion): 80%

Bonusmaterial: 70%
Film: 70%

Anbieter: Universal Pictures
Land/Jahr: Neuseeland/USA 2018
Regie: Christian Rivers
Darsteller: Hera Hilmar, Robert Sheehan, Hugo Weaving, Jihae, Ronan Raftery, Leila George, Patrick Malahide, Stephen Lang,
Tonformate BD/UHD: Dolby Atmos (True-HD-Kern): de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 128
Codec BD: AVC
Codec UHD: HEVC
Disk-Kapazität: BD-100
Real 4K: Ja (4K DI)
High Dynamic Range: HDR10, Dolby Vision
Maximale Lichtstärke: 1000 Nit
FSK: 12

(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots liegt bei Anbieter: Universal Pictures)

Trailer zu Mortal Engines

Mortal Engines - Krieg der Städte - Trailer HD deutsch / german - Trailer FSK 12

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15 Kommentare
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Stefan

Hallo Timo,

ich habe mir jetzt dann doch endlich den Film geholt, Deiner Empfehlung folgend. Ich muss sagen, Film ist recht flach, aber was das Bild angeht – wirklich beeindruckend. Ich finde Dolby Vision bringt das bei meinem Equipment am besten rüber. Ton ist – 2D – sehr ansprechend, wobei die Musik schon recht dominant ist.

Danke für die Empfehlung.

Julian Michel

Wäre es möglich, noch ein Review der 3D Blu-ray zu erhalten?

Carsten

Hab den Film gerade bei Sky gesehen und fand ihn super. Hat eigentlich alles stimmig gepasst, einzig negativ vllt. dass an einigen Stellen ab der Mitte etwa einiges zu Schnell abgehandelt wurde. Auf jeden Fall 1000mal besser als Transformers, da hat mir schon Teil 1 die endlose Action ab einem bestimmten Punkt nicht mehr gefallen.
Werd mir sicher die UHD holen, hab aber noch keine Hardware… bei Sky Q hab ich nur über 16.000er DSL gesehen und selbst da war das Bild gut, einige Einstellungen aber verschwommen z.B. beim Gesicht von Valentine öfters wobei es aber schätze ich so sein sollte.
Man sah aber schon deutlich dass die Quelle wohl 4K war, jedenfalls sieht HD bei Sky oft schlechter aus und Satellitenübertragung ist nicht mehr das was es mal war..da läuft er ja auch erst ab Sonntag glaube dann im Programm…vielen Dank für die Rezensionen hier, schau schon lange oft hier vorbei!

Patrick Bach

Hallo! Wie immer… TOP Rezension. 🙂 Allerdings… beim zweiten Mal schauen wurde der Film auch nicht besser! Ziemlich inhaltlos und einige Handlungsfäden werden noch nicht mal ausführlicher erklärt und einfach lieblos abgehandelt. Da war mehr drin! Sehr schwache Charakterzeichnung obendrauf. Immerhin war das Bild in 4K deutlich besser als die Kino-Version, auch wenn ich hier keine Referenz sehe. Vor allem die Schärfe gibt es bei einigen Filmen wie z.B. The Revenant oder Mord im Orient Express deutlich „schärfer“ zu sehen. Kann aber auch an der Steampunk Optik liegen. Ansonsten bin ich da ganz bei Dir, absolut beeindruckend ist die Optik dennoch.

Daniel S.

Halli Timo,
Klasse rezensiert!
Hab nur ein paar kleine Anmerkungen dazu:

„..auf einer BD-100 mit einer durchschnittlichen Datenrate von ~35-45 Mbps mit Spitzen bis hinauf zu 65 Mbps) erstmalig komplett aus..“
Das ist nicht ganz korrekt, wenn Extras mit auf der UHD BD sind.
Darüber hinaus werden Computer werden immer leistungsfähiger, CG Effekte immer günstiger zu produzieren.
Wenn dann noch „No-Names“ (für mich zumindest) die Hauptrollen übernehmen, verwundert es wenig, dass der Film „preisgünstig“ produziert werden konnte.
Davon abgesehen, kein Film,
den man (abseits der visuellen Qualität) gesehen haben muss.
Erinnert mich aus dieser Sicht, an Edge of Tommorow (3D). Gute technische Umsetzung, aber dass ist auch das einzige was von dem Film wirklich in Erinnerung bleibt.
Mal sehen.

P.s. konntest du schon die US und DE UHD BD von Dredd vergleichen und eventuell einen Kommentar zur grundlegend verschiedenen Bitrate geben?

MfG

Martin Hellmuth

Wie immer tolle Rezension von Dir, danke dafür. UHD ist bestellt.

Rüdiger Petersen

Habe den Film im Kino gesehen und war sowas von enttäuscht. Die Effekte sind auch gut gelungen machen aber insgesamt kein guten Film. Einer der größten Flops 2018.

Tim

Sind auf der Scheibe Nits Metadaten enthalten?
Oder muss bei der Scheibe wieder manuell korrigiert werden?

flash77

Danke für das tolle Review, ich freu mich jetzt um so mehr auf die UHD Scheibe. Wurden die CGI Effekte auch in 4k produziert?