Blu-ray Review
OT: Mortal
Ruinen von Asgard
Ungewöhnlicher Genremix aus dem hohen Norden.
Inhalt
Seit einiger Zeit lebt der amerikanischstämmige Eric in den Wäldern Norwegens. Dort versucht er, überleben, nachdem Herr herausgefunden hat, dass er Kräfte hat, die ihn von anderen deutlich unterscheiden. Kräfte, die gefährlich werden können für andere Menschen. Aufgrund einer Verletzung am Bein muss er sich Medikamente in der Stadt besorgen Punkt auf dem Rückweg provozieren ihn ein paar Teenager, die für einen Penner halten. Eric stößt noch eine Warnung aus, doch die schlägt mit Teenager in den Wind Punkt wenige Sekunden später ist er tot. Und Eric ist schuld. Die lokale Polizei wird aus ihm jedoch nicht schlau, denn er spricht nicht. Also ziehen Sie die junge Psychologin Christine hinzu, die in kurzer Zeit etwas aus ihm heraus bringen soll. Christine hat gerade selbst etwas zu verarbeiten, denn eine ihre ersten Patienten hat der Ankündigung, sich umzubringen Taten folgen lassen. Christine gibt sich dafür die Schuld. Und so nimmt es nicht wunder, dass sie in Eric auch die Möglichkeit sieht, sich zu rehabilitieren. Weil sie stets das Gute im Menschen sieht und Eric auf sie zu reagieren scheint, beginnt sie, sich für seine Geschichte zu interessieren. Doch bevor sie weiter eintauchen kann holt die Kripo Eric ab, um ihn nach Amerika zurückzubringen. Der Flug allerdings geht schief, der Helikopter stürzt ab. Und Eric will sich nur von einem Menschen helfen lassen: Christine …
Der norwegische Regisseur André Øvredal hatte 2010 mit Trollhunter ein nicht nur für den skandinavischen Film bemerkenswertes Werk realisiert und damit schnell eine kleine Fangemeinde um sich geschart. Außerdem wurde man in den USA auf ihn aufmerksam, was ihm 2016 die Regie beim kleinen Genre-Meisterwerk The Autopsy of Jane Doe einbrachte – ein Drehbuch, das lange im Giftschrank Hollywoods gelegen hatte. 2017 kam Øvredal dann in Kontakt mit Guillermo del Toro, der in naher Zukunft die Filmadaption Scary Stories to Tell in the Dark von US-Autor Alvin Schwartz realisieren wollte. Zunächst galt er selbst als möglicher Regisseur, übergab dann aber an den Norweger. Mit Mortal kehrt er nun in sein Heimatland zurück und inszeniert einen Superhelden-Film? Nein, nicht wirklich. Mortal wirkt optisch eher wie eine Kreuzung aus MCU und dem dänisch-schwedischen Dramas Border, gewürzt mit einer guten Prise Folklore wie in Trollhunter. Schon alleine die gut zehnminütige Eröffnungsszene ist alles andere als konventionelle Superheldenkost. In düsteren und schwermütigen Szenen bekommen wir unseren Titelhelden vorgestellt, der sich in die Wälder zurückgezogen hat und dort mehr schlecht als recht vor sich hin lebt. Mit einem schwerverletzten Bein, dass ihm nicht nur Schmerzen bereitet, sondern handicapped versucht er irgendwie zu überleben. Zehn Minuten dauert es, bevor der erste Dialog zu hören ist. Erst dann setzt die eigentliche Geschichte an, deren Initialzündung der Tod des Jungen ist.
Was darauf folgt, ist ein Fantasy-Drama, das zunächst (leider) versucht, mit üblichem Hollywood-Bombast mitzuhalten. Zwar düsterer, als das aus Amerika bekannte Kino, aber eben mit ähnlichen Schauwerten. Vom Hubschrauberabsturz in einen Fjord über eine spektakuläre Zerstörung eines armen VW Beetle bis hin zu einer durchaus beachtlichen Sequenz auf einer riesigen Hängebrücke – der Produktionswert ist durchaus ansehnlich. Leider vergisst Mortal auf diesem Weg, die Tiefe seiner Figuren auszuarbeiten. Man ahnt, dass in Eric mehr steckt als man annimmt. Man weiß, dass sich zwischen ihm und Christine frühzeitig eine Romanze entwickelt und sieht zu, wie beide versuchen, seinem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Doch vor lauter Flucht vor den offiziellen Polizeibehörden bleibt kaum Zeit, tiefer in die nordische Mythologie einzutauchen, wie es der Klappentext auf der Blu-ray verspricht. Erst nach über 70 Minuten beginnt man, Bücher über die nordischen Götter; über Thor und seine Nachkommen zu wälzen. Allerdings nicht, ohne zuvor ziemlich abrupt eine Messias-Thematik zu integrieren, die trotz der durchaus noblen Geste, dass man gottähnliche Kräfte nicht nur für Schlechtes einsetzen kann, etwas mit dem Holzhammer daher kommt. Hätte man die vorherige Flucht ein bisschen gestrafft und die Motive etwas mehr verteilt, wäre das Geschehen vielleicht homogener geworden. Ach ja: Eine etwas intelligentere Vorgehensweise der SEK-Leute auf der Brücke wäre ebenfalls wünschenswert gewesen.
Atmosphärisch lässt sich Mortal immer noch sehr gut anschauen – trotz all der kleinen Mankos. Die Naturkulisse Norwegens bietet einen famosen Hintergrund und die leicht unterkühlte Art der Darsteller passt sich der schroffen Natur an. Die Tricks sind weitgehend gut gelungen – immer gemessen an einem europäischen Standard. Vor allem im Finale ist das durchaus überzeugend gemacht. Apropos Finale: Das gerät überraschend düster und konsequent, wenngleich es erneut durch eine (man verzeihe mir das Wortspiel mit dem Filminhalt) unglaubliche Torheit der Polizei ausgelöst wird.
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Bild- und Tonqualität
Mortal liegt auf der Blu-ray leider lediglich in 1080i vor, also nicht mit progressiven Vollbildern, sondern mit 50 Halbbildern. Entweder Player oder TV müssen daraus also wieder Vollbilder generieren – je nach den jeweiligen Einstellungen und der technischen Qualität der Geräte. Das kann schon mal zu leichten Unruhen im Bild führen, ist aber auf der hier genutzten Wiedergabekette durchaus im Rahmen und fällt nicht wirklich negativ ins Gewicht. Wirklich gut erscheinen die Kontraste, die trotz recht düsterer Gesamtabstimmung Norwegens Natur dynamisch wiedergeben und in dunklen Szenen nicht zum Absaufen neigen. Auch zeigen sich in den schwierigeren Unterwasser-Szenen nur ganz dezente Banding-Probleme (32’14). Close-ups sind zudem schön scharf, was für detaillierte Gesichter sorgt.
Die beiden DTS-HD-Master-Spuren sorgen während der entsprechenden Szenen durchaus für Räumlichkeit. Beispielsweise, wenn Eric mit der Polizei im Hubschrauber abtransportiert wird und der Helikopter auf allen Speakern zu hören ist. Während des Gewitters und zahlreicher Blitzeinlagen bleibt es zwar räumlich und sehr unmittelbar, könnte aber mehr Dynamik vertragen. Die Spreizung zwischen lauten und leisen Tönen ist nicht sonderlich groß. Die Dialogverständlichkeit geht dafür in Ordnung.
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Bonusmaterial
Im Bonusmaterial von Mortal hat man lediglich die jeweiligen Trailer für die deutsche und die englische Fassung abgelegt.
Fazit
Mortal – Mut ist unsterblich (was für ein unpassender deutscher Untertitel, wenn man den Film mal gesehen hat) ist der düstere Gegenentwurf zum bonbonbunten MCU. Leider dauert es etwas zu lange, bevor im Finale die Mythologie ins Spiel kommt. Womöglich aber auch, weil der Film das Ende insofern offen lässt, dass eine Fortsetzung nicht ausgeschlossen scheint. Und dann würde genug Zeit bleiben, die Hintergründe von Erics Herkunft noch näher zu beleuchten. Atmosphärisch sitzt man hier jedenfalls schon mal in der ersten Reihe, denn das Setting in Norwegen passt hervorragend zum Filmthema.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 10%
Film: 60%
Anbieter: Ascot Elite Entertainment
Land/Jahr: Norwegen/USA/Großbritannien 2020
Regie: André Øvredal
Darsteller: Nat Wolff, Priyanka Bose, Iben Akerlie, Ania Nova, Arthur Hakalahti, Ravdeep Singh Bajwa, Per Agil Aske, Per Frisch
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, nor
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 105
Codec: AVC
FSK: 16
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Ascot Elite Entertainment)
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Trailer zu Mortal – Mut ist unsterblich
So testet Blu-ray-rezensionen.net
Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
Die technische Expertise ist aber lediglich eine Seite der Medaille. Um stets auf der Basis von aktuellem technischen Wiedergabegerät zu bleiben, wird das Testequipment regelmäßig auf dem aktuellen Stand gehalten – sowohl in puncto Hardware (also der Neuanschaffung von TV-Displays, Playern oder ähnlichem, wenn es der technische Fortschritt verlangt) als auch in puncto Firmware-Updates. Dazu werden die Tests stets im komplett verdunkelbaren, dedizierten Heimkino angefertigt. Den Aufbau des Heimkinos könnt ihr hier nachlesen —> Klick.
Dort findet ihr auch das aktuelle Referenz-Gerät für die Bewertung der Tonqualität, das aus folgenden Geräten besteht:
- Mainspeaker: 2 x Canton Reference 5.2 DC
- Center: Canton Vento 858.2
- Surroundspeaker: 2 x Canton Vento 890.2 DC
- Subwoofer: 2 x Canton Sub 12 R
- Heights: 4 x Canton Plus X.3
- AV-Receiver: Denon AVR-X4500H
- AV-Receiver: Pioneer SC-LX59
- Mini-DSP 2x4HD Boxed
Das Referenz-Equipment fürs Bild findet ihr wiederum hier aufgelistet. Dort steht auch, wie die Bildgeräte auf Norm kalibriert wurden. Denn selbstverständlich finden die Bildbewertungen ausschließlich mit möglichst perfekt kalibriertem Gerät statt, um den Eindruck nicht durch falsche Farbtemperaturen, -intensitäten oder irrigerweise aktivierten Bild“verbesserern“ zu verfälschen.