Murphys Gesetz – Limited Collector’s Edition

Blu-ray Review

Murphys Gesetz Blu-ray Review Cover
Capelight Pictures, 16.02.2018

OT: Murphys Gesetz

 


Ein äußerst ungleiches Paar

Charles-Bronson-Klassiker erstmals auf Blu-ray.

Inhalt

Murphys Gesetz Blu-ray Review Szene 10
Murphy hat mal wieder einen Mord am Hals …

Bei Detective Jack Murphy läuft’s seit einiger Zeit nicht so richtig. Er hätte gerne mal eine Beförderung, seine Frau ist mittlerweile Ex-Frau und Mr. Alkohol, der einzige Trostspender, sorgt für einen verkaterten Schädel am nächsten Tag. Als ihm dann auch noch eine Straßen-Gaunerin den Wagen klaut, scheint es viel schlimmer nicht kommen zu können. Doch Murphys Gesetz besagt nicht umsonst: „Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen“. Und die Dinge gehen noch schiefer als zuvor schon. Denn irgendeine Dame hat offensichtlich noch eine Rechnung mit Murphy offen. Also lässt sie seine Ex sowie dessen Lover töten und schiebt das Ganze dem Detective selbst in die Schuhe. Der wird folgerichtig von den Kollegen festgenommen, kann jedoch kurz darauf fliehen. Dumm, dass an seinem Handgelenk noch die Handschellen sitzen und an deren zweitem Ende besagte Autodiebin Arabella, die Murphy fortan mit ihrem Schandmaul auf die Nerven geht. Es gibt wahrlich bessere Voraussetzungen, einen Rachefeldzug zu starten und Indizien für seine eigene Entlastung zu besorgen …

Murphys Gesetz Blu-ray Review Szene 9
… und bald auch diese nervige junge Dame

Wenn man über sich selbst sagt, dass man aussehe wie ein gesprengter Steinblock, dann ist man wohl für den Film prädestiniert. Charles Bronson, der mit 14! Geschwistern aufwuchs und seine Familie nach dem Tod des Vaters mit harter Arbeit zusätzlich unterstützen musste, war Zeit seines Schauspiel-Lebens ein streitbarer Charakter, zu dem niemand wirklich Zugang erhielt. Nachdem er in in Western wie Spiel mir das Lied vom Tod brillierte, waren die 70er seine Zeit. In diversen harten Actionfilmen gab er den wortkargen Polizisten oder Rächer, was ihm mit Ein Mann sieht rot 1974 die erfolgreichste, aber auch kontroverseste Rolle einbrachte. Die Figur des Selbstjustiz übenden harten Kerls konnte er nicht mehr abschütteln, weshalb Motive davon auch Murphys Gesetz von 1986 durchziehen. Regisseur J. Lee Thompson vermischte hierfür einfach die Motive von Death Wish mit jener von Gesprengte Ketten und ließ Bronson angekettet an Kathleen Wilhoite durch eine Rache-Story pflügen.
Capelight macht den Film nun erstmals auf Blu-ray verfügbar und spendiert direkt ein schickes Mediabook. Das liefert neben dem wertigen Einband ein 24-seitiges Booklet mit zahlreichen Produktionsinformationen sowie den Film selbstverständlich in seiner ungeschnittenen 18er-Fassung (die VHS-Version der damaligen Videotheken-Zeit war noch um drei Minuten erleichtert worden).

Murphys Gesetz Blu-ray Review Szene 8
Aneinander gekettet geht man durch dick und dünn

Murphys Gesetz selbst atmet den Zeitgeist der günstig(er) produzierten 80er-Jahre-Action-Genre-Filme und lebt vor allem durch das ironische Brechen der Selbstjustiz-Klischees, die Bronson über die Jahre in seinen Filmen angehäuft hat. In Person von Co-Star Kathleen Wilhoite darf man zudem so ziemlich jedes Schimpfwort genießen, dass das Jahrzehnt zu bieten hatte. Von „Rattenfurz“ bis „Dinosaurier-Arsch“, von alberner „Gurkennase“ bis politische unkorrektes „Homo“ – weder dem Original noch der Synchronfassung war irgendein Ausdruck zu offensiv oder peinlich. Das hat aus heutiger Sicht natürlich einen charmanten Retro-Trash-Faktor und unterhält durchaus. Zumal Charles Bronson seiner ansonsten so stoischen Miene durchaus mal ein paar Varianten verpasst. Großartig ist aber vor allem Carrie Snodgress als erbarmungslose Killerin. Sie ballert genüsslich um sich und exekutiert ihre Opfer auch mal ohne Gnade per Kopfschuss. Das wird im Übrigen durchaus grafisch und für die Zeit ziemlich heftig in Szene gesetzt. Kein Wunder, dass die FSK das seinerzeit nicht witzig fand und Kürzungen empfahl. Was natürlich ebenfalls nicht fehlen darf, sind die 80ies-Synthie-Sounds, die man sogar als isolierte Audiospur anwählen kann. Hier kommt immer wieder dieses typische Beverly-Hills-Cop-Feeling auf.
Am Ende muss man zwar ein paar gute Nerven haben, um (wie Murphy selbst) das ständige Geseire von Arabella zu ertragen, doch der spannende Showdown im leer stehenden Gebäude entschädigt für so manches Manko.

Bild- und Tonqualität

Murphys Gesetz Blu-ray Review Szene 2
Sie wusste gleich, dass der Hubschrauber keine gute Idee war

Für einen gut 30 Jahre alten Film sieht das Bild von Murphys Gesetz ziemlich ansprechend aus. Natürlich geht’s nicht ganz ohne Blitzer und Drop-outs ab und das sichtbare Korn zeugt von der analogen Herkunft des Filmmaterials. Ab und an gibt’s mal einen Störstreifen, was aber nicht zu sehr ins Auge fällt (10’50). In Close-ups gelingt die Schärfe durchweg gut und arbeitet Hautdetails durchaus plastisch heraus. Dass die Farben etwas entsättigt wirken, könnte mit dem Alter des Ausgangsmaterials zusammenhängen. In Verbindung mit dem eher durchschnittlichen Kontrastumfang in gut ausgeleuchteten Szenen bleibt das Geschehen zwar gut erkennbar, aber halt eben nicht herausragend dynamisch.
Der Ton von Murphys Gesetz liegt für beide Sprachen in gedoppeltem Mono vor, das per PCM-Kodierung auf Disk gebannt wurde. Beide Fassungen sind nach heutigen Maßstäben natürlich auf eher schwächerm Niveau. Man hört eine deutliche Kompression, die Rauschen unterdrücken soll und schon die englische Version klingt brumpfig. Noch etwas müder allerdings ertönt die hiesige Version, die in ihrer Dumpfheit auch schon mal Geräusche unterschlägt (Doppel-Aufschlag der Vorderachse auf dem Bürgersteig direkt zu Beginn). Die Synchronstimmen sind ebenfalls nicht gerade luftig und Hintergrund-Gemurmel hat dieses typisch überdreht-hysterische der 80er-Jahre-Synchros. Hier ist die Originalfassung weitaus ausgewogener und stimmiger. Aufgrund der Mono-Herkunft gibt’s natürlich keinerlei räumliche Effekte und Schüsse aus der Pistole verpuffen mit dem bekannten Silvesterknaller-Geräusch der 80er.

Bonusmaterial

Abseits vom 24-seitigen Booklet gibt’s noch die Originaltrailer sowie einen (deutsch untertitelter) Audiokommentar von Co-Star Kathleen Wilhoite im Bonusmaterial von Murphys Gesetz. Letzterer ist eher ein Gespräch zwischen ihr und Dokumentarfilmer Nick Redman, der ebenfalls mit von der Partie ist. Außerdem winkt noch die Filmmusik auf einer isolierten Tonspur.

Fazit

Murphys Gesetz ist keine Sternstunde des 80er-Jahre Actionfilms. Sehr wohl aber ein entspannter und betont lockerer Bronson-Film, der aufgrund seiner ungewöhnlichen Schauspiel-Paarung unterhält und am Ende sogar richtig spannend wird. Die Blu-ray zeigt ein gutes Bild, leidet aber etwas unter dem muffigen 80er-Jahre Sound. Das Mediabook hingegen ist über jeden Zweifel erhaben.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 55%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 50%
Film: 60%

Anbieter: Capelight Pictures
Land/Jahr: USA 1986
Regie: J. Lee Thompson
Darsteller: Charles Bronson, Kathleen Wilhoite, Carrie Snodgress, Robert F. Lyons, Richard Romanus, Angel Tompkins
Tonformate: PCM 2.0 (Mono): de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 100
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)

(Copyright der Cover, Szenenbilder und vergleichenden Screenshots: © 2018 Capelight Pictures. All Rights Reserved.)

Trailer zu Murphys Gesetz

Trailer MURPHYS GESETZ mit Charles Bronson (Deutsch)

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