Mutafukaz

Blu-ray Review

mutafukaz blu-ray review cover
EuroVideo Medien, 14.03.2019

OT: Mutafukaz

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Depression-Miserabel-Chaos

Visuell einzigartige Comic-Adaption

Inhalt

Schon Angelinos Kindheit war alles andere als gewöhnlich. Immerhin hatte ihn seine Mutter ihn auf der Flucht vor  einem Müllcontainer zurück gelassen. Nicht sonderlich viel anders lebt Angelino nun immer noch. Während er tagsüber als Pizzafahrer seine Brötchen verdient, fristet er Abends ein ziemlich trostloses Dasein mit seinem Mitbewohner Vinz – und mit einer Heerschar an Kakerlaken. Denn das Appartement liegt in einer der schmuddeligsten Gegenden der ohnehin schmuddeligen Megastadt Dark Meat City. Es könnte ewig so ereignislos weitergehen, wenn Angelino nicht eines Tages durch das geheimnisvolle und wunderhübsche Mädchen Luna abgelenkt würde. Das wiederum führt zu einem schweren Unfall. Nach diesem verliert er zwar seinen Job, sieht dafür aber urplötzlich komische Gestalten. Und die scheinen es auf die Erde abgesehen zu haben. Gut, dass Lino (wie Vinz ihn nennt) plötzlich auch über Superheldenkräfte verfügt und sich zu wehren weiß …

Puh, Mutafukaz zu beschreiben, ist nicht ganz einfach. Denn die französisch-japanische Koproduktion entzieht sich gängigen Konventionen und ist alles andere als geradlinig. Basieren tut das Ganze auf der gleichnamigen Comic-Vorlage von Guillaume Renard, die Letzterer gleich selbst für den Film adaptierte. Helfen ließ er sich von Shoujirou Nishimi, den man als Regisseur einer der Episoden von Batman: Gotham Knight kennt. Gemeinsam, so sagen sie selbst, wollten sie einen Animationsfilm für die Generation GTA und Tarantino drehen. Und das sieht man Mutafukaz durchweg an. Doch es bleibt kaum bei Referenzen an Computer-Shooter („dachtest du, wir sind bei GTA, oder was?“) und den Erzählstil eines Q.T. Vielmehr ist der Streifen eine wilde Mixtur japanischer und europäischer Comic-Stile mit Zitaten aus Matrix (schwarze Männer und Shoot-outs in Zeitlupe) über starke Anleihen beim Hispano-Gangsterfilm bis hin zur Action-Ästhetik eines Luc Besson und faschistoide designten Polizei-Kräften – um auch noch ein gesellschaftskritisches Element einzufügen. Dazu gibt es immer mal wieder Kamerawinkel, die auch aus einem Sin City stammen könnten, Titeleinblendungen wie bei Grand Theft Auto und eine aus dem Ärmel geschüttelte Pac-Man-Sequenz, die die Verfolgungsjagd zwischen Lino und der Polizei visualisiert. Klingt skurril? Ist es auch! Aber ein großer Spaß durchweg.

Die eigentliche Story bleibt dabei eher von geringerem Belang und entfaltet sich auch nur mühselig. Immer wieder fühlt man sich wie Angelino selbst: Man ist abgelenkt durch das, was man sieht, um dem, was sich vor einem entfaltet, weiter folgen zu können. Schon alleine das Aussehen Linos, Vinz‘ oder Willys sticht extrem heraus. Während unser Titelheld eine schwarzer Junge mit kugelrundem Kopf und riesigen Augen ist, wirkt Vinz mit seinem brennenden Totenschädel wie ein Zitat aus Ghost Rider. Die Zwei fallen gemeinsam mit dem katzengesichtigen Willy in der eher realistisch gehaltenen Rest-Welt auf wie bunte Hunde – und dabei ist es doch Linos Leitspruch, möglichst NICHT aus der Masse heraus aufzufallen. Das Aussehen des Hauptfiguren-Trios führt im Kontrast zu den ganzen kantigen Schurken und Straßengangstern allerdings zu einem hohen Grad an Identifikation. Denn süß sind die Drei ja alle irgendwie.
Was man im Übrigen herausstellen muss, ist die vorzügliche Synchro. Abseits von der gewollten Besetzung mit (Semi)-Promis in den zahlreichen Pixar-/Disney-Animationsfilmen hat man hier auf echte Profis gesetzt, die auch in einem Gangster-Realfilm hervorragend funktionieren würden. Gerade Thomas Nero Wolff (Hugh Jackman oder Woody Harrelson) als Gangster Bruce ist klasse. Aber auch Gerrit Schmidt-Foß (Leonardo DiCaprio) als Vinz überzeugt.

Bild- und Tonqualität

Mutafukaz beginnt mit leicht körnigem Bild während des Rückblicks zu Anfang des Films. Das ist aber nur bewusst eingesetztes Stilmittel, das beim Wechsel in die Gegenwart sofort aufhört. Fortan ist es frei von Rauschen oder Körnung. Allerdings für einen Animationsfilm nicht sonderlich scharf oder konturiert. Viele Einstellungen wirken eher etwas weicher, was allerdings gut zum klassischen Animationsstil in 2D-Optik passt. Die etwas entsättigten Farben und eher gräulichen Schwarzwerte funktionieren im Zusammenspiel mit der in den schmuddeligen Gegenden der Stadt spielenden Szenen
Beim Sound bleibt Mutafukaz leider hinter den Erwartungen zurück. Schießereien der Polizei finden zwar mit MPs und Pumpguns statt, beliefern aber kaum mal die Surroundspeaker. Auch die anderen Actionelemente finden nur wenig Räumlichkeit und das Geschehen bleibt sehr vordergründig. Dafür kommen die Stimmen sauber zum Gehör und während der Musikelemente gibt’s auch ein bisschen Druck aus dem Sub.

Bonusmaterial

Das neunteilige Making-of im Bonusmaterial begleitet die beiden Regisseure ins Studio 4°C, lässt Renard erklären, warum er Los Angeles als Vorlage für seinen Comic nutzte und begleitet ihn außerdem auf eine Shoot-Range, wo er all die Waffen ausprobieren durfte, die im Film zu sehen sind. Zwei weitere Teilbereiche referieren über das Sounddesign, für das Renard teils an den echten Locations in L.A. aufnahm.

Fazit

Mutafukaz ist inhaltlich zwar im Kern konventionell und an der Oberfläche unnötig wirr, aber das zählt hier wenig. Denn was Nishimi und Renard hier visuell abfeiern ist ein Animations-Potpourri mit unzähligen Zitaten. Und das gehört in jede Sammlung von Comic-Fans.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: %
Film: 80%

Anbieter: EuroVideo
Land/Jahr: Frankreich, Japan 2017
Regie: Shoujirou Nishimi, Guillaume Renard
Sprecher: Kim Hasper, Thomas Nero Wolff, Gerrit Schmidt-Foß, David Turba
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, fr
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 94
Codec: AVC
FSK: 16

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter EuroVideo)

Trailer zu Mutafukaz

MUTAFUKAZ | Trailer deutsch german [HD]

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