Necromancer – Stay Metal!

Blu-ray Review

Meteor Film, 15. 01.2021

OT: Lad de døde hvile

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Der örtliche Satanist

Charmante Genre-Horror-Komödie aus dänischer Independent-Produktion.

Inhalt

Jimmy steht auf Horror. Und Jimmy steht auf Metal. Jimmy ist Satanist. Jimmy hat auch ein Problem. Er vermisst seine Mutter. Die verstarb viel zu früh, weshalb er jeden Morgen versucht, sie in einem satanischen Ritual zum Leben zu erwecken. Sein Lehrer nimmt es mit Humor, dass er stets mit Asche an den Schuhen zur Klasse kommt. Seine Mitschüler allerdings machen sich ein bisschen lustig über ihn. Als Amir, ein neuer Mitschüler, in die Klasse kommt, teilt ihn der Lehrer Jimmy zu, damit dieser Amir beim Studienprojekt hilft. Der junge Migrant erhofft sich durch die Freundschaft, bei den lokalen Mädels zu landen. Denn dieser Satanismuskram macht ja auch irgendwie interessant. Da kommt es ihm gerade Recht, dass die Klassenhübscheste Louise gerade ein ziemliches Problem mit einem Nachtalb zu haben scheint. Also verabredet man sich, um dem Geist den Garaus zu machen. Die Séance scheint zu funktionieren, denn der Geist verschwindet im Nebel aus dem Fenster. Sehr zur Freude von Amir, denn die beiden Mädels finden das tatsächlich ziemlich cool und zur Belohnung gibt’s einen Kuss. Außerdem eine Einladung zu einer Party. Und auf der der dürfen Jimmy und Amir direkt noch einmal ran, weil ein Quartett von hübschen Mädels gerne das Ouija-Brett bemühen möchte. Während dieser Aktion hat Jimmy jedoch fürwahr ganz höllisch echte Vision von einer gequälten Seele, die nun die Ambitionen hat, wieder aufzuerstehen …

Die Skandinavier (im weiteren geografischen Sinne) haben’s drauf, wenn es um die abwegigen Themen in Komödien geht. Okkultes und Metal scheint ihnen in die Wiege gelegt zu sein. Das war zuletzt beim grandiosen Heavy Trip so und das ist nun auch bei Necromancer der Fall. Wobei das Thema Metal hier nur eine Randerscheinung ist, da es vielmehr um die Verknüpfung mit dem Horrorfilm geht. Das aber macht den Film nicht weniger charmant. Man merkt Regisseur Hassan an, dass er ein echter Fanboy ist. Mit vielen liebevollen Details angereichert, zitiert er vor allem den 80er-Jahre-Horrorfilm ausgiebig. Seine Figuren zeichnet er liebevoll und mit dem gebotenen Respekt. Dazu passt, dass zwei Außenseiter zueinander finden: Der Metalfan/Satanist und der Migrant, der neu in der Schule ist.
Dass Hassan dabei nur ein begrenztes Budget zur Verfügung stand, ist spätestens dann vergessen, wenn Amir und Jimmy gemeinsam zu Death Metal moshen. Man mag bemerken, dass die zwei Darsteller privat vermutlich andere Musik hören – aber selbst das macht die Sache irgendwie charmant. Außerdem kann man mangelndes Budget eben auch mit liebevollen Masken egalisieren, die im Falle von Necromancer glücklicherweise nicht digital basiert sind, sondern praktisch umgesetzt wurden. Und das sieht man im Finale anhand der hübsch gestalteten Untoten sehr deutlich.

Gegenüber einem Heavy Trip ist der Humorfaktor zwar etwas zurückgefahren, um durchaus ernst gemeinten Grusel zu erzeugen, doch die teenagertypischen Problemchen und Sehnsüchte haben dennoch ihren Platz und werden bisweilen witzig umgesetzt. In der Regel ist die Figur des Amir dafür zuständig, der immer wieder nachvollziehbare Höllenqualen durchstehen muss – selbst wenn’s nur in einem Traum der Fall ist.
Dass der Nackedei-Faktor erstaunlich hoch ist, dürfte an der Freizügigkeit liegen, die in den nordeuropäischen Ländern durchaus etwas höher ist als hierzulande. Man kann es für den Film selbst aber auch als unnötig empfinden. Oder als erfreulich unkompliziert – je nachdem, wie man es möchte.
Was unzweifelhaft ist, ist das unterliegende Motiv des Loslassens. Necromancer nutzt seine vordergründige Hommage an die Horrorfilme der 80er, um seine Coming-of-Age-Story mit Trauer-Verarbeitungs-Aspekten anzureichern, die vor allem Hauptdarsteller Jakob Hasselstrøm überzeugend umsetzt. Der junge Darsteller ist noch ein relativ unbeschriebenes Blatt, schultert aber souverän, dass er als Metalhead ein Außenseiter ist und gleichzeitig mit der Trauer über den Tod der Mutter sowie der Entfremdung vom Vater klarkommen muss. Die beiden weiblichen Darstellerinnen schlagen sich ebenfalls wacker und der dänische YouTube-Komiker Razi Irawani, der sein Langfilmdebüt in Necromancer gibt, ist so naiv-charmant, dass man ihm gar nichts übel nehmen mag. Vielleicht hätte es hier und da etwas gestrafft werden können, weil’s sich schon mal etwas zieht, aber am Ende muss man Regisseur Hassan Respekt dafür zollen, dass er unermüdlich versucht hat, das Budget zusammen zu kratzen und er hartnäckig drangeblieben ist – denn die Realisation des Films zog sich über mehrere Jahre.

Preis: 8,89 €
(Stand von: 2024/04/24 9:54 pm - Details
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12 neu von 7,53 €2 gebraucht von 3,02 €
Studio:
Format: Blu-ray
Spieldauer:
Erscheinungstermin: Fri, 15 Jan 2021
(* = Affiliate-Link / Bildquelle: Amazon-Partnerprogramm)

Bild- und Tonqualität

Necromancer liegt nicht mit 24 Vollbildern vor, sondern wurde auf der Blu-ray in 1080i/50 abgelegt. Hier wurden also Halbbilder auf die Scheibe gemastert wie seinerzeit zu Röhrenfernseher-Zeiten. Entsprechend muss entweder der Player oder der TV die Wandlung in Vollbilder übernehmen, was bei hochwertigen Geräten in aller Regel allerdings meist gut gelingt. Bei den Drohnenaufnahmen aus der Luft wird das dann aber schon mal etwas haarig und das eine oder andere Gerät könnte hier schon mal Probleme mit der Kantendarstellung bekommen – Stichwort: Kammartefakte. Gar nicht schön sind allerdings die zuckend-wolkigen Unruhen auf dem Asphalt vor der Schule und dem Gebäude selbst (3’20). Ähnliche Probleme gibt es in der Tat dann immer mal wieder, sodass der Film hier keine Referenzwerte erreichen kann. Ganz offensichtlich ist Necromancer mit Digitalkameras aufgenommen worden, wofür seine sehr glatten Bilder sprechen, die auch schon mal etwas arg soft und ein wenig wachsig wirken. Dazu gibt’s bei uniformen Flächen des Öfteren mal Banding-Probleme (bspw. ab 22’00). Schade, dass man hier nicht den Weg aller normalen Veröffentlichungen gegangen ist und das Material in Vollbildern abgelegt hat.
Akustisch liegt Necromancer in 5.1-dts-HD-Master für Deutsch und Dänisch vor und präsentiert sich verhältnismäßig offen. Zwar wirkt die Filmmusik oft ein bisschen wie ein 5.1-Upmix, aber die Stimmen kommen recht verständlich von vorne. Allerdings könnten sie noch etwas dedizierter aus der Mitte kommen. Gegenüber der dänischen Originalfassung wirken sie etwas zu verhallt und gespreizt. Apropos Hall: Während der Metall-Songs gibt’s auch mal ein bisschen Nachhall auf den Rears. Die Main-Speaker bekommen während der Musik sogar mal ein bisschen Bassanteil. In Summe ist das allerdings nichts, was einen effektvollen und dynamischen Sound ausmacht.

Preis: 8,89 €
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Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Necromancer gibt’s neben den Trailern noch ein Making-of, das mit 55 Minuten sehr ausgiebig ausgefallen ist und ebenso ausführlich schildert, wie Regisseur Hassan filmisch sozialisiert wurde und welche Idole er hat. Von der Idee zum Drehbuch zur Besetzung mit den Darstellern, die ebenfalls zu Wort kommen, bis hin zur Findung der Locations. Den Keller indes fand man nicht einfach irgendwo, man baute ihn innerhalb von drei Tagen selbst auf (und riss ihn in 30 Minuten wieder ab). Besonders witzig sind die unerwarteten Probleme, die während eines so knapp kalkulierten Drehs plötzlich auftreten – beispielsweise quietschende Gläser auf dem Silbertablett. Da muss dann erste einmal eine Idee her, wie man das vermeiden kann.

Fazit

Necromancer ist ein Fanfilm mit charmanten Querverweisen auf das Genrekino der 80er. Die Darsteller sind gut aufgelegt, die praktischen Masken im Finale machen Spaß und Figuren und Film haben das Herz am rechten Fleck – in Summe ist das schon mehr als so manch anderer Genre-Beitrag zu bieten hat.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 40%
Film: 70%

Anbieter: Meteor Film
Land/Jahr: Dänemark 2018
Regie: Sohail A. Hassan
Darsteller: Jakob Hasselstrøm, Baard Owe, Razi Irawani, Sidse Kinnerup, Maria Fritsche, Danny Thykær, Stine Ruge, Sigurd Barrett
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, dk
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 104
Codec: AVC
FSK: 16

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Meteor Film)
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Trailer zu Necromancer

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