Need for Speed

Blu-ray Review

OT: Need for Speed

Need for Speed Blu-ray Review Cover
Highlight Communications, 09.10.2014

 


Asphalt-Rivalen

Mit Vollgas von der virtuellen in die cineastische Welt.

Inhalt

Tobey ist einer der besten Mechaniker weit und breit und ein hervorragender Rennfahrer noch dazu. Der Tod seines Vaters hat ihn allerdings hart getroffen. Am schlimmsten ist, dass Tobey finanzielle Schwierigkeiten hat und das auch die Rate von Vaters Werkstatt betroffen ist. Um die klamme Kasse aufzubessern, lässt er sich auf einen Deal mit Erzfeind Dino ein. Er baut diesem einen Shelby Cobra auf und sorgt so für einen extrem hohen Kaufpreis. Bei einem anschließenden Kräftemessen zwischen Tobey und Dino kommt es zu einem Unfall und Tobeys Freund Little Pete stirbt. Zwei Jahre sitzt Tobey dafür ein, weil Dino, der eigentliche Verursacher, sich geschickt dem Zugriff der Polizei entzog. Am Tag seiner Entlassung krallt sich Tobey den Shelby (mitsamt Beifahrerin Julia) und setzt alles auf eine Karte: Er will beim illegalen Straßenrennen „De Leon“ gegen Dino endlich beweisen, dass er der bessere Fahrer ist …

Zunächst mal verdient Need for Speed Respekt: Wie man aus einer Daddel-Serie, deren Story schon für ein Computerspiel meist äußerst dünn gerät und in der es ausnahmslos darum geht, mit schnellen Autos schneller zu fahren als sämtliche Gegner, einen Film drehen kann, der 130 Minuten dauert, das zeugt von Selbstbewusstsein. Selbstbewusstsein auch deshalb, weil es da eine ganz ähnliche Filmserie schon gibt. Denn wenn man’s nicht wüsste und sich die ersten zehn Minuten anschauen würde, man wähnte sich glattweg in Fast & Furious oder dessen zweitem Teil: Junge Typen treffen sich abends unter Neonlicht und in der Anwesenheit knapp bekleideter Damen zum Rennen fahren. Einzig, es taucht kein muskelbepackter Glatzkopf auf … Tatsächlich muss man sich durchaus etwas anstrengen, um die optischen und storytechnischen Parallelen zur Adrenalinserie mit Vin Diesel zu ignorieren und sich auf Need for Speed einzulassen. Die Differenz bekommt man allerdings hin, wenn man sich an den Schauspielern orientiert, die gleichsam eine Schwachstelle des Films sind. Aaron Paul ist leichenblass und seine Werkstattkollegen wirken zum Teil so jung, dass man ihnen nicht mal zutraut, überhaupt einen Führerschein zu besitzen.

So fällt es dann umso leichter, sich auf die Hauptakteure zu konzentrieren – die Fahrzeuge. Und hier hat wiederum Need for Speed der Fast & Furious-Reihe etwas voraus: die bunte Mischung aus unterschiedlichsten Sportwagen bietet deutlich mehr Abwechslung als die Konzentration auf amerikanische und japanische Vertreter der PS-Zunft. So sehen wir beispielsweise einen superseltenen Lamborghini Sesto Elemento oder einen Saleen S7 sowie einen Koenigsegg Agera R (wenngleich sie in Rennszenen von Replikas gedoublet wurden). Die Fahrzeuge sind allerdings nicht das einzige Positive an Need for Speed. Denn wenn man sich, wie eingangs erwähnt, vor Augen führt, dass die Computerspiel-Reihe kaum geeignet erscheint, um darum eine richtige Geschichte zu stricken, holen die Macher das Maximum aus ihrem Film heraus. Natürlich ist das alles oberflächlich, voller Machosprüche und auf puren Hedonismus ausgelegt, und natürlich darf sich Imogen Poots, stellvertretend für alle Mädchen dieser Welt, demonstrieren lassen, dass Männer die besseren Fahrer sind. Dazu ist’s richtig albern, wenn Julia Tobey nach 80 Minuten erzählt, dass ein Hummer-fahrender Gegner unter einem Minderwertigkeitskomplex leidet, während sie selbst neben einem Typen sitzt, der 700.000 Dollar ausschlägt, weil ein verhasster Typ ihn zum Rennen fordert – aber wer bitte hätte hier im Vorhinein tiefschürfende Dialoge und über Weltfrieden philosophierende Figuren erwartet?

Für Freunde der Rennwagen-Filmhistorie gibt’s zahlreiche Anspielungen auf Ein ausgekochtes Schlitzohr oder Gone in 60 Seconds und für Fans von Michael Keaton gibt’s eine hübsch extrovertierte Darstellung des „Monarch“. Und dann sind da ja noch die Renn-Sequenzen, die es wirklich in sich haben: Es wurden extra schnelle Kamerafahrzeuge mit verstärkten Rigs entworfen, damit man nicht auf digitale Effekte ausweichen musste, sondern real drehen konnte. Dass solche Szenen in der Regel bei geringen Geschwindigkeiten mit dynamischer Kameraführung und schnellen Schnitten realisiert werden, ignorierten die Macher von Need for Speed und filmten bei 160km/h und mehr. Diese Tatsache verleiht dem finalen Rennen eine extreme Rasanz, womit wir wieder beim Computerspiel wären. Dessen jüngere Teile wurden derart schnell, dass man selbst als geübter Rennsimulations-Spieler schnell das Frusthandtuch warf.

Bild- und Tonqualität

Mit leichten Filtern versehen (oftmals sind’s gelbe oder bräunliche) gelingen dem Bild von Need for Speed beeindruckende Farbkontraste und ein sehr plastischer Eindruck. Die Schärfe, gerade in den ruhigen Nahaufnahmen ist herausragend gut und die Bildruhe hoch.
Nun ist es schon schön, dass das Bild von Need for Speed durchaus gut gelungen ist, aber letztlich geht’s hier, seien wir ehrlich, doch vornehmlich um den anderen Bereich der Technik, den Ton. Und was soll man dazu sagen, außer dass die sechs Tonspuren ebenso wie die Fahrzeuge auf der Leinwand alles geben. Für solche Zuschauer, denen nicht Blut, sondern Benzin durch die Adern fließt, sind die Rennszenen Gänsehaut pur. Egal ob es amerikanische Muscle-Cars sind, deren großvolumige V8-Motoren vor Kraft brabbeln oder die späteren Geräusche der hochgezüchteten Supersportler – Need for Speed setzt Maßstäbe in Sachen Präsenz, Effektereichtum und Aggressivität. Und das nicht nur durch seine brachialen Momente, sondern auch in Sachen Detaildarstellung: Da rast der frisch getunte Shelby Mustang auf der Rennstrecke vorwärts, hinterlässt nichts als verbrannte Erde und wirbelt dabei dennoch absolut klasse ortbare und fein aufgelöste Bröckchen auf.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Need for Speed warten neben einem Audiokommentar von Scott Waugh und Aaron Paul und entfallenen Szenen einige Featurettes. In „Das Gefühl von Geschwindigkeit“ geht’s vornehmlich um die extrem aufwändigen Stunts. Man beschreibt, welche Anforderungen an die Kameras gestellt wurden und dass, um nicht Autos von Millionenwert zu schrotten, schnelle Dummies zum Einsatz kamen. In „Familienbande“ erfahren wir, dass die Stuntfahrer von Need for Speed einer großen Familie von Rennfahrern entstammen und die Dreharbeiten wie ein Familientreffen waren. In „Der Zirkus ist in der Stadt“ geht es ebenfalls vornehmlich um die Arbeiten des Stuntteams und dann gibt’s in „Monarch & Maverick“ herausgenommene Improvisationen von Michael Keaton und Scott Mescudi.

Fazit

Need for Speed ist eine testosterongesteuerte Verfilmung einer Computerspielreihe, deren Sound auf Blu-ray nahe an die Perfektion kommt. Über die Inhalte und schauspielerischen Darbietungen muss und sollte man nicht viele Worte verlieren, denn darum geht’s in Scott Waughs Film nicht. Vielmehr werden Autofans beim Anblick der teuren Supersportwagen feuchte Augen bekommen. Nervig ist allerdings die arg offensichtlich werbegesteuerte Platzierung des Mustang – hier hat der Hersteller sicherlich den einen oder anderen Dollar springen lassen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 85%
Tonqualität (dt. Fassung): 95%
Tonqualität (Originalversion): 95%
Bonusmaterial: 50%
Film: 50%

Anbieter: Highlight Communications
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Scott Waugh
Darsteller: Aaron Paul, Imogen Poots, Dominic Cooper, Ramon Rodriguez, Michael Keaton, Dakota Johnson
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 131
Codec: AVC
FSK: 12

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