Night Fare – Bezahl mit deinem Leben

Blu-ray Review

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Tiberius Film, ab 10.11.2016

OT: Night Fare

 


Jede Schuld wird bezahlt

Hopsala – ein überraschend gelungener und ungewöhnlicher Genrebeitrag aus Frankreich, den man auf dem Schirm haben sollte.

Inhalt

Chris war vor einiger Zeit einfach so nach London gezogen, ohne seiner Freundin Ludivine irgendein Wort der Erklärung zu hinterlassen. Nun kommt er ebenso wortlos nach Paris zurück und erntet von ihr eine gute Portion Verachtung. Zudem ist sein Kumpel Luc nun mit ihr zusammen, was Chris nur semigut findet. Eine gemeinsame Party soll’s richten, doch Chris hat nur wenig Lust auf Drogen, Alkohol und Sex. Also beschließt er, nach Hause zu fahren. Luc lässt ihn nicht alleine ziehen und überredet ihn, mit in ein schickes Apartment am Rand der Stadt zu fahren. Sie steigen in ein schickes schwarzes Taxi, das von einem geheimnisvoll-stillen Fahrer gelenkt wird. Da Luc ein kleinkriminelles Arschloch ist, prellt er die Zeche, sobald sie am Ziel angekommen sind. Doch der Fahrer des Taxis denkt gar nicht daran, es dabei bewenden zu lassen und macht Jagd auf die zwei Fußgänger. Je  länger die Verfolgung dauert, desto mehr Geld steht auf dem Zähler des Taxis und desto teurer kommt es Chris und Luc zu stehen …

Wenn französische Kinomacher eins können, dann Filme über Taxis. Das war bei Taxi, Taxi von Drehbuchautor Luc Besson so und so ist es auch hier bei diesem ebenso kleinen wie feinen Genrestück. Night Fare – Bezahl mit deinem Leben zeigt von Beginn an, dass Regisseur Julien Séri seine Hausaufgaben gemacht hat. Mit stylishen Bildern, die zeitweise in Zeitlupe ablaufen zeigt er Eindrücke auf der Party und unterlegt es mit passender elektronischer Musik. Ähnlich gestaltet er die Aufnahmen des (noch) unbekannten Taxifahrers, wie er sein Gefährt für die Nachtschicht präpariert. Die Szenen menschenleerer Straßen in der französischen Hauptstadt wirken gespenstisch und stimmen ein auf eine Atmosphäre, die bald zum Bersten spannend ist. Man kann sicher bemängeln, dass der unbekannte Taxifahrer praktisch immer schon weiß, wo die zwei Kumpels hinrennen werden und ihnen damit stets einen Schritt voraus zu sein scheint. Doch wenn das so stimmungsvoll und rasant passiert, wie es hier der Fall ist, darf man auch schon mal ein Auge zudrücken. Die Bedrohung, die von dem kantigen Kerl ausgeht, setzt Night Fare äußerst packend in Szene und streut zwischendurch krasse Gewaltmomente ein, mit denen man zunächst kaum rechnet und die deshalb umso heftiger (und ziemlich realistisch) rüberkommen. Nur manchmal kommen da diese typischen französischen Elemente durch, wie man beispielsweise an der Reaktion des Polizisten ablesen kann, als er dem Killer mit seinem Taser nicht beikommen kann (warum überhaupt probiert er es damit und zückt nicht gleich die Feuerwaffe?). Aber diese Situationen bleiben glücklicherweise selten, was Night Fare durchaus zum Horrorthriller von internationalem Format macht. Schauspielerisch kann Jonathan Howard (spielte in Thor – The Dark Kingdom schon mal eine kleinere Rolle) als Chris durchaus überzeugen und vereint Sympathien auf sich. Jonathan Demurger gibt den fiesen kriminellen Freund ebenfalls überzeugend, muss sich aber nicht wundern, wenn man ihm den Killer durchaus auf den Hals wünscht. Dass der Film nach gut 50 Minuten seinen doppelten Boden offenbart und in dramatischen Bildern schildert, warum Chris seinerzeit die Stadt übereilt verlassen hat, tut dem Grundkonstrukt der Story gut und arbeitet auf ein überraschendes Finale hin, das eine moderate Nähe zu SAW sucht und doch eigenständig genug ist, um zu überzeugen. Allerdings wirkt es auch ein wenig arg abrupt, was verständlich wird, wenn man das Feature „Die Hintergründe erläutert“ im Extrabereich anschaut.

Bild- und Tonqualität

Obwohl Night Fare nahezu komplett im Dunkeln spielt, bleibt die Durchzeichnung stets gut. Die Aufnahmen des Killers in seinem Taxi werden von etwas Korn begleitet, was allerdings noch zur Stimmung beiträgt und nicht störend wirkt. Die Schärfe bleibt beständig gut, allerdings ohne Herausragendes zu leisten. Der Kontrastumfang arbeitet Schwarz ebenso gut heraus wie helle Bereiche. Farben wirken aufgrund der nächtlichen Szenerie etwas reduziert, sind aber dennoch natürlich.
Akustisch könnte der Ton von Night Fare noch ein wenig kräftiger zupacken. Allerdings ist der Score sehr räumlich und der Sound des Taxis kommt fett rüber. Dialoge gelangen gut verständlich ans Ohr und sind homogen ins Gesamtgeschehen eingebettet. Abgefeuerte Schüsse zerreißen die Nacht wirkungsvoll und

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Night Fare gibt’s ein viertelstündiges Making-of, das unter dem Motto: „Fahren wir in Urlaub oder machen wir einen Film?“ steht – erstaunlich, wie spontan die Idee zur Geschichte entstand. Dazu kommen noch drei Featurettes: „Die Hintergründe erläutert“ erzählt, dass der Film seine überraschende Wendung erst im Nachhinein bekam und man nach einer Drehpause des schon vollständig mit einem anderen Ende abgefilmten Werks noch einmal für die Nachdrehs zusammenkam. „Premiere in Paris“ zeigt Bilder und Kommentare von ebendieser und „Die Ulules“ ist ein erweiterter Abspann mit sämtlichen Beteiligten, die den Film ermöglicht haben.

Fazit

Night Fare – Bezahl mit deinem Leben erzählt eine fürs Genre innovative Geschichte und nutzt seine Quasi-Echtzeit-Inszenierung für stimmungsvolle und äußerst spannende Szenen im nächtlichen Paris. Durchaus herausragender Horrorthriller mit viel Action und einigen harten Einstellungen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 40%
Film: 70%

Anbieter: Tiberius Film
Land/Jahr: Frankreich 2015
Regie: Julien Séri
Darsteller: Jonathan Howard, Jonathan Demurger, Fanny Valette, Jess Liaudin
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 81
Codec: AVC
FSK: 18 (uncut)

Trailer zu Night Fare

Night Fare (HD Trailer Deutsch)

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