Nomads – Tod aus dem Nichts

Blu-ray Review

Nomads - Tod aus dem Nichts Blu-ray Review Cover
Koch Media, seit 12.05.2016

OT: Nomads

 


Böse Geister

Ein kleiner Kultstreifen der 80er erblickt erstmals das Licht einer Veröffentlichung auf einem digitalen Datenträger.

Inhalt

Als die Ärztin Dr. Eileen Flax zum Notfall eines französisch sprechenden Unbekannten geholt wird, der im Krankenhaus wild um sich geschlagen hat und offensichtlich gemeingefährlich ist, bekommt auch sie einen Schlag ab – und zwar kurz nachdem der Patient einen Anfall bekam und offensichtlich verstarb. Es stellt sich heraus, dass der Typ auf den Namen Jean Charles Pommier hörte und als Anthropologe an der Uni arbeitete. Sein letzter gesprochener Satz hinterlässt bei Eileen ziemlichen Eindruck, obwohl sie das französische Kauderwelsch nicht verstanden hat. Schon am Tag später hat sie seltsame Visionen von Pommier, scheint dessen Leben nacherleben und sehen zu können, was er gesehen hat. Während sie dabei psychologisch immer stärker zu leiden beginnt, findet sie heraus, dass der Anthropologe es mit „Nomaden“ zu tun hatte – bösen Geistern, die den Menschen nach dem Leben trachten. Und da Jean nun tot ist, scheinen die Nomaden nun hinter dessen Frau und Eileen her zu sein …

Ein Jahr vor Predator und zwei Jahre vor seinem kommerziellen Durchbruch mit Stirb Langsam gab John McTiernan sein Regiedebüt mit diesem im Übersinnlichen verwurzelten Thriller. Koch Media hat sich des seinerzeit viel beachteten Werks nun angenommen und veröffentlicht ihn erstmals auf DVD und Blu-ray. Und das nicht ganz ohne Grund, wurde Nomads doch im Laufe seiner Veröffentlichung auf VHS beliebter als noch im Kino und erfreute sich einer zunehmenden Anhängergemeinde. Mit Lesley Anne Down (die kurz zuvor in Fackeln im Sturm bei Männern für erhöhten Puls gesorgt hatte) und „Mr. Remmington Steel“ Pierce Brosnan durch zwei TV-Darsteller idealbesetzt, ist Nomads beständig um Atmosphäre bemüht. Die funktioniert nicht nur aufgrund des großartigen 80er-Jahre-Filmscores von Bill Conti (auch heute noch) wirklich gut, sondern weil McTiernan mit attraktiven Schauplätzen und großen Einstellungen L.A.s nicht geizig umgeht. Dazu gesellen sich noch ein bisschen Zeitkolorit in Sachen Mode- und Musikgeschmack sowie durchaus brutale Sequenzen. Allerdings sollten Gorehounds nicht nach der bisherigen FSK-18-Freigabe urteilen, denn diese wurde nach einer Neupfüfung im April 2016 auf 16 heruntergesetzt, was dem Gezeigten nach heutigen Maßstäben auch bedeutend gerechter wird. Während man Nomads sicherlich einfach als den Thriller mit übersinnlichem Touch nehmen kann, liegt in der Metaebene auch eine deutlich fühlbare Kritik an der gelangweilten No-Future-Generation der 80er – gut erkennbar, wenn die bösen Geister in den Nebengassen und Straßen rumlungern und scheinbar „just for fun“ ihre Mordstaten begehen. Dass das aus heutiger Sicht eher albern und klischeehaft wirkt, liegt sicher auch daran, dass man sich damals Rocker/Punker in Lederkluft als böse Nomaden aussuchte, diese aber nicht mal halbwegs authentisch einkleidete oder aussehen ließ. Gelungener sind dann auch eher die späteren Aufnahmen Pommiers im Kloster, die sogar ein wenig Spannung aufkommen lassen. Ohnehin ist es Brosnan, der (entgegen einer später arg hysterischen Lesley Anne Down) den Zuschauer durch den Film führt und zu Beginn mit Witz und Charme agiert.

Bild- und Tonqualität

Mit Erstveröffentlichungen auf Blu-ray ist das immer so eine Sache: Viele werden aufwändig restauriert, entstaubt, nachbearbeitet und erstrahlen dann in ganz neuem Licht. Manche werden aber einfach lieblos durch einen Prozessor geschickt und auf Full HD aufgeblasen. Bei Nomads liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Während in Sachen Auflösung in jedem Fall Potenzial auf der Strecke bleibt (man sehe sich die Nachtszene der Totale von L.A. an, deren Lichter verwaschen wirken oder der spätere Panoramaschwenk 71’30), sind Close-ups und Halbtotale in Innenräumen ansprechend scharf und zeigen deutlich mehr Details als man das bisher von ‚der VHS gewohnt war. Der Kontrastumfang liegt irgendwo im mittleren Bereich und Gesichtsfarben haben die für die 80er oft typische, leichte Purpurtönung. Relativ gut ist die Freiheit von Schmutzpartikeln, das deutlich sichtbare Korn lässt den Film analog wirken und nimmt auch in dunklen Szenen nicht über die Maßen zu. Weniger schön hingegen sind die häufigen Blitzer, die immer wieder erscheinen.
Akustisch hat man bei Nomads den leichten Weg beschritten und sich für eine 2.0-dts-HD-Master-Abmischung entschieden. Also kein künstliches Hochpusten auf Mehrkanal, sondern einfach verlustfreier Steresound. Der klingt etwas sauberer als die bisherigen Fassung, wenngleich das Rauschen zu Beginn in Contis Filmmusik ziemlich minderwertig klingt. Das bessert sich jedoch im Laufe des Films und von ein paar spitzen Dialogmomenten abgesehen, die leicht übersteuert sind, bleibt der Ton gut verständlich und halbwegs differenziert. Natürlich greift hier kein Subwoofer unterstützend ein, doch während einiger Filmscore-Momente, die eine Art Herzschlag integrieren, gibt es durchaus so etwas wie Druck.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Nomads warten zwei recht ausführliche und lange Interviews mit Hauptdarstellerin Lesley Anne Down und Filmkomponist Bill Conti. Die Britin führt aus, dass es viele Fans des Films gibt, die sich erst nach und nach zu Grüppchen formierten und eine Art Kult um McTiernans Debüt haben entstehen lassen. Conti konzentriert sich auf die Bedeutung von Filmmusik zur Transportation von Emotionen und Stimmungen. Leider sind beide Gespräche nicht untertitelt.

Fazit

Nomads, so viel ist sicher, sah noch nie besser aus. Dass er nicht ganz das Niveau aktueller Produktionen erreicht, liegt daran, dass die Umsetzung eher nach Standard-Maßstäben geschah. Im Vergleich zum VHS-Tape liegen allerdings fast Welten dazwischen
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 55%
Tonqualität (dt. Fassung): 50%
Tonqualität (Originalversion): 55%
Bonusmaterial: 30%
Film: 60%

Anbieter: Koch Media
Land/Jahr: USA 1985
Regie: John McTiernan
Darsteller: Lesley-Anne Down, Pierce Brosnan, Anna-Maria Montecelli, Jeannie Elias, Adam Ant, Hector Mercado
Tonformate: dts HD-Master 2.0: de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 93
Codec: AVC
FSK: 16

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