Officer Downe – Seine Stadt. Sein Gesetz.

Blu-ray Review

Officer Downe - Seine Stadt. Sein Gesetz. Blu-ray Review Cover
EuroVideo, 06.10.2017

OT: Officer Downe

 


I am the Law

Kim Coates als Inkarnation eines ultrabrutalen Comic-Charakters.

Inhalt

Officer Downe ist nicht nur ein sensationeller Liebhaber, sondern der härteste Cop, den die Stadt hat. Und er ist unsterblich. Jedes Mal, wenn Gangster ihn killen, wird er mittels eines telepathischen Wissenschafts-Experiments verbessert wiederbelebt. Zuletzt riss ihn eine Explosion in den Tod und hinterließ seinen Körper völlig verkohlt. Doch kurze Zeit später sieht er frischer aus als zuvor und stattet sich in der Waffenkammer aus. Obwohl er ihn ohnehin ignorieren wird, stellt man ihm nun mit Officer Gable einen jungen Kollegen zur Seite. Doch der kann sich erst Mal nur über die Methoden Downes wundern, wenn er ohne jede Gnade eine schon in Handschellen gelegte Killer-Nonne exekutiert. Doch Downe geht es schlicht und ergreifend darum, das Böse aus der Stadt zu tilgen und nicht zu inhaftieren. Ob er es aber bis zum Verbrechersyndikat Fortune 500 schafft, ohne ständig wiederbelebt werden zu müssen …?

Wenn sich Percussionist und Gründungsmitglied Shawn Crahan von Slipknot (dort besser bekannt unter „Clown“ oder #6) für seinen ersten abendfüllenden Spielfilm den ultrabrutalen Comic von Joe Casey zur Brust nimmt, dann erwartet der Fan beste und blutige Unterhaltung. Und Crahan liefert genau das ab. Beginnend mit einer (unscharfen) Fahrt auf die primäre Lustzone einer Frau gibt’s direkt mal für US-Verhältnisse extrem viel nackte Haut und einen eingeblendeten Orgasmus-Counter, der dem titelgebenden Officer äußerst herausragende Talente in oraler Praxis bescheinigt. Weil Crahan im Anschluss neue Rekorde in Sachen F-Word aufstellt, bizarrste Figuren etabliert und skurril abgefahrene Kamerapositionen mit harschen Schnittabfolgen, eingeblendeten Texttafeln und wackeligen Einstellungen nutzt, wird dem Filmgourmet schnell kotzübel, während der geneigte Genrefan schon mal Bier und Chips holen geht. Officer Downe ist wie ein Mix aus Sin City, RoboCop und Judge Dredd, deren Eingeweide man in einen Mixer gesteckt und mit einer Überdosis Speed vermengt hat. Inhaltlich ist das abstrus, filmisch manchmal etwas bemüht „anders“, aber schauspielerisch immerhin in der Titelfigur grandios besetzt und fulminant vorgetragen. Kim Coates (Sons of Anarchy) flucht und gewaltet sich durch eine gefühlte Hundertschaft an Gegnern.

Dabei darf er sogar mal selbst auch schon mal Blessuren übelster Art davontragen und behält dennoch immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. Diese allerdings verpuffen in der Synchronisation aufgrund ihrer platten Übersetzung. Dass es die Originalspur bei den Dialogen nicht zwingend besser macht, zeigt die Stimme von Zen Master Flash. Während er die japanischen Zeilen selbst sprechen darf, hat man den in den USA geborenen Schauspieler Sony Eyambe in den englischsprachigen O-Ton-Szenen synchronisiert. Und weil es in Amerika dafür kaum eine entsprechende Industrie gibt. klingt das so mies wie eine Pornofilm-Synchro hierzulande. Neben den schwachen (deutschen) Dialogen bleiben natürlich auch die Charaktere vollkommen eindimensional und kommen nicht über die Tiefe ihrer 2D-Comic-Pendants hinaus. Sie hätten aber ohnehin schweres Spiel, weil Officer Downe derart auf seine optischen Mätzchen setzt, dass andere Dinge überhaupt nicht ins Gewicht fallen. Dass Crahan sich dabei oft nicht so ganz zwischen Videospiel-Look und Ästhetik einer Graphic Novel entscheiden kann, wird den einen oder anderen stören. Der Rest feiert einfach beides – egal, ob die Kamera auf der selbstgemachten Kanone Downes montiert ist und in 3D-Shooter-Manier ballert oder witzige Einfälle die Comic-Herkunft zitieren. Weil Crahan aber zwischendurch auch einiges an Leerlauf fabriziert, wenn er (vergeblich) versucht, seinen Charakteren etwas Hintergrund zu geben, wünscht man sich durchaus, dass die 95 Minuten Laufzeit ein wenig verkürzt worden wären – zumal die Gewalteskapaden dann auch nicht so wirklich abwechslungsreich sind und auf Dauer ermüden. In Sachen Gewalt ließ die FSK den Streifen ohne Schnittauflagen passieren. Das liegt sicherlich vor allem daran, dass die gezeigten Brutalitäten nicht nur im Kontext der Story comicartig überzogen sind, sondern auch in ihrer grafischen Umsetzung. Wenn Köpfe durch den großkalibrigen Einsatz von Waffen zerplatzen, ist das visuell so übertrieben, dass man von Realismus kaum sprechen kann. Wenn dann an der Hauptfigur selbst Folter vorgenommen wird, wechseln die Farben in ein NTSC-artiges grüntürkis, was ebenfalls entschärfend wirkt. Dennoch muss man schon sagen: Zimperlich geht’s in Officer Downe kaum zu.

Bild- und Tonqualität

Crahan scheint Fan von optischen Spielereien zu sein. So nutzt er ausgiebig Weichzeichner-Einstellungen, (äußerst nervige) Lens-Flare-Effekte und spielt mit Überkontrastierungen und der Schärfentiefe. Außerdem nutzt er bisweilen Weitwinkel-Objektive, die das Geschehen im Vordergrund krümmen. Immer wieder eingestreute massiv eingefärbte Beleuchtung ergänzt die ständig wechselnde Optik. So viel zu den Stilelementen. Technisch gesehen ist die Schärfe durchweg nur mittelprächtig, Kontraste lassen gerade in Innenräumen zu wünschen übrig und in Bewegungen zeigen sich Unschärfe-Wischproblematiken.
Akustisch kann Officer Downe zumindest in Sachen Effektplatzierung nicht überzeugen. Zwar sind die abgefeuerten Schüsse laut und druckvoll, passieren aber vornehmlich auf der Front. Die Effektlautsprecher bleiben zunächst ziemlich unterversorgt. Selbst die Explosion nach knapp sechs Minuten knallt nur auf dem Center so richtig. Interessant dabei: Die englische Fassung ist zwar ebenfalls eher frontbezogen, klingt aber wesentlich weicher und weniger dynamisch. Das liegt vor allem daran, dass der O-Ton breiter über die Hauptlautsprecher kommt und deutlich leiser auf dem Center ist. Für beide Tonspuren gilt, dass die geringe Ausnutzung der Surroundspeaker richtig schade ist, denn der Film hält (theoretisch) eine Vielzahl an akustischen Sounds und Effekten parat. Richtig übel ist der manchmal brutal dröhnende Subwoofer, dessen Rumoren die Gläser im Schrank wackeln lässt, ohne dass es Sinn machen würde oder sich gut anhört. Manchmal bedeutet Druck nicht, dass das auch gleichzeitig gut ist oder gar erwünscht.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Officer Downe kommen nicht nur die Darsteller zu Wort, sondern auch Joy Casey, der Erfinder der Graphic Novel. Der ist zwar ein ziemlich oberflächlicher Möchtegern-Cooler (der offenbar nie die Sonnenbrille absetzt), aber immerhin hat er eine ganz nette Vorlage für einen ziemlich brutalen Film erschaffen.

Fazit

Officer Down ist die optische Eskapade geworden, die man einem Gründungsmitglied der harten Nu-Metal Band Slipknot zugetraut hatte. Mit absurd comichaften Shoot-outs und ultrabrutalen Einstellung ist der Film das gefundene Fressen für die Fangemeinde des Genres. So richtig viel Innovation hat Crahan zwar nicht einfließen lassen und die Story ist ebenso zerfasert wie belanglos, doch immerhin zitiert er seine Genre-Favoriten standesgemäß und lässt dabei Köpfe am Fließband platzen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 55%
Bonusmaterial: 40%
Film: 55%

Anbieter: EuroVideo 2017
Land/Jahr: USA 2016
Regie: Shawn Crahan
Darsteller: Kim Coates, Tyler Ross, Lauren Vélez, Sona Eyambe, Alison Lohman, Meadow Williams
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 95
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)

Trailer zu Officer Downe

Officer Downe - Trailer Deutsch Trailer German

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