Omnia – Starke Krieger, weise Magier

Blu-ray Review

Omnia Starke Krieger, weise Magier Blu-ray Review Cover
Maritim Pictures/Ascot Elite, seit 17.02.2015

OT: –

 


Parallelwelt

Die Brandl-Geschwister haben wieder zugeschlagen.

Inhalt

Nikolai überredet seine Freundin Tess, sich gemeinsam auf ein Experiment einzulassen – ein Spiel, wie Nikolai sagt. Kaum hat sich Tess die für den Spieleintritt nötige Substanz spritzen lassen, erwacht sie in einem hautengen Kampfdress mit zwei Schwertern in der Hand. Nur kurze Zeit später steht sie zwei fies dreinblickenden Wesen gegenüber, die ihr kettenschwingend ans Leder wollen – Tess stirbt. Zumindest für den Moment und nur in der Welt von Omnia. Denn im echten Leben erwacht sie und findet augenblicklich Gefallen an diesem virtuellen Szenario. Immer öfter geht sie daraufhin nach Omnia, begegnet dort Magiern und fremden Wesen, erweist sich als echte Heldin. Doch die Droge, die den Spieleintritt garantiert, hat Nebenwirkungen …

Seit 15 Jahren nun drehen die Brandls gemeinsam No-Budget-Filme und sind stolz drauf. Perlen wie Tomb Raider III, Castle of Horror oder Moor-Monster wären ohne die Drei, die sich auch gerne mal in den Haupt- und Nebenrollen (Günther hält den Rekort mit fast 500 Figuren innerhalb der gemeinsam gedrehten Filme) wiederfinden, nicht möglich gewesen. Wer sich davon selbst ein Bild machen möchte, der besucht die familieneigene Homepage. Dort erfährt man auch viele Hintergründe zu den einzelnen Filmen. Bei Omnia – Starke Krieger, weise Magier sticht heraus, dass man gemeinsam mit dem parallel gedrehten Western … und sie kehrten niemals wieder mit einem echten Produzenten kooperierte und über ein Kleinstbudget verfügte. Dies ermöglichte immerhin den Besuch so attraktiver Drehorte wie der spanischen Andalusien-Küste oder dem österreichischen Gebirge. Außerdem filmte man in den Bavaria-Filmstudios. Herausgekommen ist ein Fan-Film erster Kajüte, für den unübersehbar die 80er-Jahre-Spielfiguren der Masters of the Universe Pate standen. Bisweilen wurden die Charaktere fast eins zu eins durch sehenswerte Masken zum Leben erweckt und in ein virtuelles Umfeld gesetzt, das durch seine eigenwillige matallisch-reflektierende Farbfilteroptik auffällt. Und obwohl hier sämtliche Posten aus Amateuren bestehen, kann man nicht umhin, Omnia deutlich mehr Herzblut zu attestieren als der albernen 87er Hollywoodprodutkion mit Dolph Lundgren als He-Man. Als Mischung aus Live Action Role Playing und ambitioniertem Fantasy-Spektakel macht die Brandl-Produktion mehr Spaß als man zunächst erwarten würde.

Natürlich sind die 135 Minuten Laufzeit bisweilen ein bisschen gedehnt und am Ende des knallgrellen Farbfilter-Overkills reibt man sich erst einmal die gestressten Augen, aber es gibt durchaus Aspekte des Films, denen man hohen Respekt zollen muss. Zum einen ist das Schauspiel in Omnia bisweilen weniger amateurhaft als man fürchten muss (Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel und amüsieren in bester Trash-Film-Manier vor allem durch den kaum wegzudiskutierenden bayerischen oder osteuropäischen Slang diverser Darsteller/innen), zum anderen sind Regie sowie vor allem Kameraführung und Schnitt deutlich professioneller als bei so mancher B-Produktion aus den USA – gerade die aufwendig gedrehten Kampfsequenzen mit zahlreichen Kontrahenten sind aller Ehren wert. Außerdem, und damit kommen wir zu Pudels Kern, geht’s hier auch nicht zwingend darum, einen Mainstream-Blockbuster zu inszenieren, sondern vor allem um den Spaß an der Sache. Und Spaß macht Omnia – Starke Krieger, weise Magier vor allem durch seinen Charme im Stile der Raumpatrouille Orion. Es ist schon beeindruckend zu sehen, was man aus einem Geringstbudget rausholen kann, wenn sich ein Dutzend Filmbeteiligte zwei Jahre lang richtig ins Zeug legen – vor allem in Sachen Masken, Make-up und Kostüme hat man hier wirklich alles rausgeholt. Da macht es dann auch rein gar nichts, dass der Kerker bei Minute 35 aussieht, wie der SM-Bereich eines Swingerclubs, das High-Tech-Analyse-Entgifter-Gerät ein angemalter Pürierstab ist oder die Brustprotektoren der Helden aus dem Motorrad-Zubehör stammen. Überraschend gut – immer eingedenk des Budgets – gelingen die visuellen Rauch-, Licht- und Laser-Effekte sowie die Green-Screen-Aufnahmen. Und wenn ein junger T-Rex seinen wackeligen Kopf ins Bild hält, ist man durchaus positiv beeindruckt. Was immer wieder aufs Tempo drückt, sind die Szenen im „Geheimlabor“ – diese funktionieren weder darstellerisch, noch atmosphärisch oder vom Setting her, das an ein kleines Call-Center-Büro mit Sonnenliegen erinnert. Ebenso ist die Geschichte selbst letztlich arg dünn und eine echte Hauptfigur gibt’s auch nicht. Aber was soll’s, solange das Herz am rechten Fleck sitzt.

Bild- und Tonqualität

Vom Bild und Ton der Blu-ray zu Omnia – Starke Krieger, weise Magier sollte man keine großen Wunder erwarten. Zwar gelingt der Disk der Transport der übertriebenen Farben recht überzeugend und in gut ausgeleuchteten Momenten gehen Schärfe und Kontrastumfang in Ordnung, doch immer wieder trüben die weiche Optik, überstrahlende digital eingefärbte Hintergründe und Bewegungsunschärfen den Eindruck. Akustisch gibt die Dolby-Digital-2.0-Stereo-Spur alles, was sie kann. So wummert der elektronische, an Thron: Legacy erinnernde, Soundtrack recht voluminös aus den Speakern und einige der Soundeffekte sind zumindest stereo-effektvoll. Die Stimmen komprimieren hingegen immer wieder, sobald sie innerhalb eines authentischen Umfelds etwas lauter werden.

Bonusmaterial

Wie es sich für einen fanbased-Film gehört, gibt’s auch zünftiges, selbstgedrehtes Bonusmaterial. Neben fünfeinhalb Minuten an entfernten Szenen wartet noch ein gut 50-minütiges Making-of auf den Zuschauer. Das veranschaunlicht ziemlich beeindruckend, wie leidenschaftlich die Brandls bei der Sache sind. Es ist einfach nett anzuschauen, wie jeder praktisch mit anpackt, beispielsweise Monika zwischen den Drehsituationen zur Schminke greift, um ihren Co-Star ein wenig aufzuhübschen. Dazu gesellen sich Outtakes oder die kleine Berichterstattung über Omnia im donau tv.

Fazit

Omnia – Starke Krieger, weise Magier ist ein ambitionierter, leidenschaftlich produzierter und gedrehter Amateur-Fantasymix aus Masters of the Universe, Matrix und Excalibur, der vor allem aufgrund seines Charmes punkten kann. Wer eine professionelle Big-Budget-Produktion erwartet, macht allerdings besser einen großen Bogen um den Film.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 50%
Tonqualität (dt. Fassung): 50%
Bonusmaterial: 60%
Film: 50%

Anbieter: Maritim Pictures/Ascot Elite
Land/Jahr: Deutschland 2014
Regie: Helmut, Günther & Monika Brandl
Darsteller: Timo Tirado, Günter Brandl, Clarissa Hopfensitz, Christian Meilhammer, Monika Brandl
Tonformate: DD 2.0: de
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 133
Codec: AVC
FSK: 16

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