Blu-ray Review
OT: Omnívoros
Eventgastronomie
Kannibalismus ist etwas für urtümliche Völker im Regenwald, oder?
Inhalt
Als seine Chefin ihn bittet, einen Bericht über private Geheimrestaurants mit extravaganter Karte zu schreiben, willigt Gastro-Kritiker Marcos ein. Zu Beginn noch etwas gelangweilt, da er scheinbar schon von jeder kostbaren und/oder lebensgefährlichen Speise probiert hat, trägt man ihm alsbald die Information zu, dass an einem speziellen Ort tatsächlich Menschenfleisch angeboten zu werden scheint. Um daran teilzuhaben, lässt er seine Kontakte spielen, denn er wittert das Tüpfelchen auf dem „i“ seiner Kritiker-Karriere. Auch ein etwas brutaler Zwischenfall auf der Fahrt zum besagten Etablissement hält ihn davon nicht ab. Währenddessen bereitet man vor Ort alles vor, um die Gäste kulinarisch zufrieden zu stellen – wird Marcos sich tatsächlich ein humanoides Filet einverleiben?
Fernab vom dreckigen Kannibalenfilm eines Ruggero Deodatos findet das Verzehren von Menschenfleisch in Omnivoros in der schicken Realität statt. War beispielsweise Nackt und Zerfleischt von Deodato (unter anderem) ein Kommentar darauf, wie schnell die Grenze zwischen ziviliertem Benehmen und tierischem Verhalten überschritten werden kann, seziert Omnivoros das heutige Verhalten satter Wohlständler, die für den „Kick“ scheinbar alles tun würden und Skrupel über Bord werfen. Dabei ist Rojos Film ernsthafter und etwas vielschichtiger als beispielsweise Roths deutlich vordergründigerer Hostel. Obschon die (wenigen) Szenen im „Schlachthaus“ durchaus magenverderbenden Charakter haben – sie sind übrigens ungeschnitten durch die FSK gekommen. Omnivoros ersetzt das bluttriefende Spektakel der Hostel-Reihe durch elegant in Zeitlupe gefilmte Bilder, die in ihrer Stimmung an Momente aus Das große Fressen erinnern. Wenngleich der Film in einem smarten Finale endet, dürfte er zwischendurch ein wenig rasanter inszeniert sein. Zudem bleiben einige Fragen ungeklärt. Davon ab bietet sich dem Zuschauer eine stilsicher aufgetischte Schlachtplatte, die im Genre zu einem Geheimtipp avancieren könnte.
Bild- und Tonqualität
Omnivoros beginnt mit einem stark stilisierten Bild während der Rückblende. Hier kommen nahezu ausschließlich Brauntöne zum Einsatz, Kontrast findet kaum statt. Im späteren Verlauf gesellen sich Farben dazu, der Kontrastumfang erreicht dennoch keine Mustergültigkeit, gerade dunkle Bereiche wirken etwas blass und aufgehellt. Die Schärfe geht in Ordnung, wenngleich auch hier keine Plastizitätsbäume ausgerissen werden. Die Bildruhe hingegen ist sehr gut. Während die Räumlichkeit von Omnivoros von Beginn an gut ist und beispielsweise Naturgeräusche schön einbebettet werden, fehlt in Innenräumen die nötige Atmosphäre. Hier wirkt die deutsche Synchronisation statisch, vor allem Trittgeräusche von Schuhen zeugen hörbar von ihrer Nachvertonung. Im spanischen Original wirkt das Ganze authentischer und realer.
Bonusmaterial
Außer dem Originaltrailer und einer Trailershow gibt’s im Bonusmaterial von Omnivoros nichts weiter zu entdecken.
Fazit
Omnivoros (Allesfresser) ist ein kleiner Leckerbissen für Genregourmets. Nicht zwingend etwas, das man zum abendlichen Grillen ansehen sollte, aber auch fernab vom üblichen sinnlos wirkenden Gemetzel der Filme mit ähnlicher Thematik.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt.): 50%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 10%
Film: 70%
Anbieter: Mad Dimension/AL!VE AG
Land/Jahr: Spanien 2013
Regie: Óscar Rojo
Darsteller: Mario de la Rosa, Paco Manzanedo, Fernando Albizu, Marta Flich
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, sp
Bildformat: 1,78:1
Laufzeit: 85
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)