One Last Call

Blu-ray Review

EuroVideo, 17. Juni 2021

OT: The Call

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Ein Penny für deine Gedanken

SAW-Fallensteller Tobin Bell in einem Horrorthriller mit Insidous-Kultdarstellerin Lin Shaye.

Inhalt

Noch sind sie vergnügt

Irgendwann Ende der 80er: Der junge Chris ist neu an der Schule von Willow Falls und wird von seiner Mitschülerin Tonya direkt mal in ihren kleinen Zirkel aus Freunden eingeführt. Das sind zwar nur zwei Kerle (unter anderem ihr Ex, der großspurige Zack), aber als Quartett kann man die Gegend ja durchaus ausreichend unsicher machen. und das tun sie dann auch direkt. Wie jedes Jahr zur selben Zeit tauchen Tonya und die Jungs beim Haus von Edith und Edward Cranston auf. Und zwar, um Edith zu terrorisieren. Tonya ist sich sicher, dass ihre Schwester Laura unter der Obhut von Edith einst verschwand. Die Cranstons betrieben seinerzeit eine Kindertagesstätte, in die Laura gegangen ist. Und von dieser kehrte Laura eines Tages nicht zurück. Edith die Schuld gebend kehrt Tonya nun jedes Jahr zum Heis der Cranstons zurück und terrorisiert Edith. Dieses Mal weihen sie Chris ein und zerschmeißen die Fensterscheiben mit Steinen. Doch irgendetwas wirkt anders. Als Edith das Ganze mitbekommt und plötzlich vor ihnen steht, wirkt sie gebrochen. Kurz darauf erfährt Chris aus der Zeitung, dass Edith tot ist. Und schon bald danach bekommen alle vier Kids einen Anruf von Edward. Der lädt sie unter einem Vorwand ins Haus ein und bietet ihnen dort eine verlockenden Deal an: Edith habe die vier Jugendlichen allesamt in ihrem Testament bedacht. Sie müssten nur eine Minute am Telefon bleiben (können) und bekämen dafür ihr Leben und 100.000 Dollar. Doch was verlockend klingt, wird für die Teenager zum absoluten Alptraum …

Fans von Tobin Bell bekommen leider zu wenig von ihrem Idol

Ja, die beiden Hauptdarsteller dürfte man kennen. Und ja, es ist so ein bisschen wie die vom Anbieter EuroVideo als „SAW meets Insidious“ werbewirksam vermittelte Verquickung der beiden Horror-Franchises. Zumindest, wenn es darum geht, dass man Tobin Bell (aus SAW) und Lin Shaye (das Medium aus der Insidous-Reihe) erstmalig gemeinsam vor der Kamera vereinte. In One Last Call macht man sich aber nicht mal die Mühe, etwas großartig Eigenes zu erzählen. Vielmehr darf Tobin Bells deutsche Synchronstimme genauso kränklich röchelnd sprechen, wenn er die Kids anruft, auf dass man erst gar nicht in Verlegenheit kommt, etwas anderes als einen SAW-Ableger zu bekommen. Und rein inhaltlich ist das auch nicht so weit entfernt. Immerhin bekommen hier vier Jugendliche eine bittere und tödliche Lehre, nachdem sie einer anderen Person Leid und Schaden zugefügt haben. Der einzige Unterschied zu SAW sind die nicht vorhandenen Fallen. Und hier kommt dann ein bisschen Insidious ins Spiel. Denn während Tobin Bell für den SAW-Anteil steht und die Kids in das böse Spiel hineinzieht, darf Lin Shaye auch hier wieder das Tor zur Geisterwelt öffnen. Nur, dass sie dieses Mal nicht als Medium, sondern selbst als Jenseitige auftritt. Timothy Woodward jr. ist mit seinen 38 Jahren noch ziemlich jung, hat aber schon fast 20 Filme auf dem Buckel – nicht eingerechnet jene, in denen er als Darsteller aktiv war. Samt und sonders darf man seine Regiearbeiten als Genrebeiträge sehen. Manchmal aus dem Action-, oft aber aus dem Horror-/Thriller-Fach. Nachdem er mit Lin Shaye bereits The Final Wish realisiert hatte, inszeniert er um sie herum eine durchaus mal Spannung erzeugende, aber durchweg in die Kiste der Genre-Stereotypen greifende Geschichte, die ihren Reiz aus atmosphärischer Beleuchtung und dem 80er-Jahre-Score bezieht.

Nur 60 Sekunden

Es weht immer mal wieder das Flair des guten alten Videotheken-Horrors durch One Last Call – selbst wenn er über vorhersehbare Jumpscares und dem typischen Dämonen-aus-der-Kindheit/-Jugend nicht hinaus kommt. Teilweise werden auch Gruselelemente wie die umgedreht auf allen Vieren laufende Horrorfrau aus anderen Filmen entliehen, während das Szenario in den schwach ausgeleuchteten und katakombenartigen Räumen immerhin für visuelle Stimmigkeit sorgt.
Was man dem Film zugute halten muss, ist, dass er seine vier jugendlichen Hauptdarsteller recht ausgiebig vorstellt und porträtiert. Zumindest drei von ihnen  sind außerdem hinreichend sympathisch, um mit ihnen mitzufiebern. Allerdings stolpert das Drehbuch dann doch über ein paar unlogische Kleinigkeiten – bspw. jene, die die Frage aufwirft, warum das Quartett überhaupt die „Einladung“ von Edward Cranston annimmt und sich ins Haus begibt. Dass die Rolle von Tobin Bell am Ende außerdem ziemlich schwach beschrieben bleibt und man den Eindruck nicht ganz los wird, er wurde nur aufgrund seiner Genre-Prominenz besetzt, ist ein Wehrmutstropfen für die SAW-Fans, die sich hier etwas mehr von ihrem Lieblingsdarsteller gewünscht hätten.
Nach etwas über 50 Minuten geht es dann überhaupt erst los mit den gruseligen Szenen und den Telefonanrufen. Bis dahin nimmt sich One Last Call die beschriebene Zeit, um seine Figuren zu etablieren, zieht sich dadurch aber auch schon mal ein wenig. Ediths Vergeltung wird dann hauptsächlich über stimmungsvolle Bilder und zahlreiche Schockmomente transportiert, was im Horror-Vielseher zwar nicht mehr viel Schrecken erzeugen dürfte, aber immerhin fürs FSK-16-Zielpublikum noch ganz gut funktionieren dürfte.

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Format: Blu-ray
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Erscheinungstermin: Thu, 17 Jun 2021
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Bild- und Tonqualität

Edith sah schon mal besser aus

Ob die Blu-ray (bzw. der Film) dem 80er-Jahre-Setting Rechnung trägt oder nicht, sie sieht nicht wirklich toll aus. Die Kontraste sind zu steil, was für ein sichtbares Absaufen von Details im Schwarz sorgt. Gerade in den dunklen Szenen sieht man nur noch Teilbereiche der Gesichter, die von der Beleuchtung entsprechend getroffen werden. Dazu wirkt die nachträglich hinzugefügte Körnung nicht ganz glücklich und die Farbgebung tendiert zu wenig neutralen Oberflächen. Auf dem Jahrmarkt wirken Hautfarben zudem etwas überbunt. Die Schärfe geht in Close-ups maximal in Ordnung, lässt in Halbtotalen aber bereits nach und hin und wieder gibt’s auch mal deutlichere Unschärfen. Hier und da offenbaren sich leichte Farbverlaufsartefakte auf uniformen oder nebligen Hintergründen, was allerdings bei anderen Disks schon mal schlimmer ausgesehen hat.
Beim Ton von One Last Call stechen die Jumpscares heraus, die als dynamische „Attacke“ durchaus abliefern. Und da der Film das recht exzessiv nutzt, gibt’s immer wieder Möglichkeit für den Subwoofer, spürbar ins Geschehen einzugreifen. Beispielsweise, wenn Edith nach 16 Minuten vor den Kids steht oder natürlich auch während der Geschehnisse nach dem Telefonanruf. Ebenfalls ziemlich präsent und beeindruckend klingt das Gewitter nach knapp 67 Minuten. Die Räumlichkeit mit ein paar frei gesetzten Sounds während der Jahrmarktszene zu Beginn ist okay und sorgt für ein wenig Atmosphäre. Der Score bleibt allerdings oft recht dünn und die wenig voluminöse deutsche Synchro passt sich diesem Eindruck an. Voluminöser werden die Dialoge nur beim (wie immer) heise flüsternden Tobin Bell und während der dämonenartigen (An)Sprache von Edith nach 86 Minuten.

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Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von One Last Call findet sich lediglich der Trailer zum Film.

Fazit

One Last Call wirkt etwas wie ein zusammengewürfelter Mix aus anderen Genrefilmen, der über seine inhaltsleere Story genauso stolpert wie über die etwas unausgegorenen Vergeltungsmaßnahmen und den wenig überraschenden Storytwist. Lichtblick ist in der Tat Lin Shaye, die in Sachen Präsenz auch Tobin Bell überstrahlt – zumal der SAW-Darsteller nur wenig Screentime hat.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 5%
Film: 55%

Anbieter: EuroVideo
Land/Jahr: USA 2020
Regie: Timothy Woodward jr.
Darsteller: Lin Shaye, Tobin Bell, Chester Rushing, Mike Manning, Sloane Morgan Siegel
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 97
Codec: AVC
FSK: 16

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter EuroVideo)
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Trailer zu One Last Call

ONE LAST CALL I Offizieller Trailer


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2 Kommentare
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David

Hi.

Kurze Info: Falsches „Filmposter“ in der Übersicht. Da ist noch das von „Bad Hair“.

Grüße und vielen Dank für die ganzen Rezensionen!