Operation Arsenal – Schlacht um Warschau

Blu-ray Review

Operation Arsenal - Schlacht um Warschau Blu-ray Review Cover
Ascot Elite, seit 04.08.2015

OT: Kamienie na szaniec

 


Axt und Hacke

In Operation Arsenal – Schlacht um Warschau zeigt und Regisseur Robert Glinski, wie junge polnische Widerständler dem Naziterror trotzten.

Inhalt

Warschau während des Zweiten Weltkriegs: Die deutschen Besatzer patrouillieren in der Stadt und setzen ihre eigenen Gesetzt zur Not gewaltsam durch. Während die meisten Erwachsenen darauf hoffen, dass der Terror bald ein Ende hat und sich solange möglichst still und unauffällig verhalten, formiert sich der Widerstand im Untergrund. Jan und Tadeusz waren vor dem Krieg in derselben Pfadfindergruppe und wehren sich mit kleinen Aktionen immer wieder gegen die Nazis. Kein großer Schritt also bis zum Beitritt in den Widerstand. Zwar sind ihre Aktionen überhastet und unorganisiert, jedoch werden sie bald in ein Trainingsprogramm geschickt, das ihnen den Umgang mit schwerem Geschütz und Sprengstoff sowie taktische Maßnahmen lehrt. Voller Elan sind die Jungs bei der Sache und stürzen sich in ihre Aufgabe. Doch dann wird Jan mitsamt seiner Familie von der SS in Gewahrsam genommen und gefoltert. Wird er seine Einheit verraten oder schaffen die es, ihn zu befreien …?

Robert Glinski inszeniert Operation Arsenal – Schlacht um Warschau auf Basis des in Polen legendär gewordenen Romans von Aleksander Kaminski, konzentriert sich dabei aber auf die jungen Hauptfiguren. Damit wird das Werk eher zum Coming-of-Age-Film vor dem Hintergrund des Dritten Reichs als zum Kriegsfilm. Das wird zu Beginn noch dadurch betont, dass Glinski die teils dramatischen Auseinandersetzungen zwischen den polnischen Widerständlern und den deutschen Soldaten als Actionszenen mit modernem Rocksoundtrack unterlegt. Da nimmt es nicht Wunder, dass er sich in den Interviews im Bonusmaterial auch davor bewahrt, einen Film mit Botschaft gemacht zu haben. Vornehmlich wollte er ein junges Zielpublikum ansprechen und das verschrecke man ja nur, wenn man ein Werk mit zu viel Message überfachten oder vermarkten würde. Allerdings stehen diese fast schon zu locker angelegten Szenen im krassen Widerspruch zu dem, was mit Jan im Verhör mit der SS passiert. Dort wird gefoltert, geprügelt, gebrandmarkt und erpresst, dass es einem Torture-Film gut zu Gesicht stünde. Filmisch gesehen nutzt Glinski diesen Übergang in Operation Arsenal, um zu demonstrieren, dass es mit dem „Spaß“ nun endgültig vorbei ist. Keine Rockhymnen mit gesampleten Goebbels-Reden werden mehr intoniert und die Stimmung wird düster und bedrohlich.

Dabei agieren die jungen Schauspieler glaubwürdig und emotional – ebenso übrigens die die deutschen Co-Stars Wolfgang Boss und Hans Heiko Raulin, die ziemlich fiese SS-Offiziere abgeben. Dass die Geschichte auf Tatsachen beruht, macht den Film für die polnische Historie enorm wichtig und zeigt auch hierzulande, dass es mitunter erbitterten Widerstand gegen das faschistische Regime Hitlers und seiner Helfer gegeben hat. Operation Arsenal – Schlacht um Warschau macht es sich aber nicht so einfach, wie man denken könnte. Er zeichnet nicht einfach ein überhöhtes Heldenbild, sondern interessiert sich ebenso für die persönlichen Hintergründe seiner Figuren. Die Tatsache, dass der Besatzungszustand allgegenwärtig war, wirkte in vielfälter Weise auf das Leben der Bewohner Warschaus ein, schränkte das Leben drastisch ein, unterdrückte und führte immer wieder zu willkürlichen Exekutionen. Dass so etwas kaum spurlos an Jugendlichen vorbeigeht, wird in Glinskis Film durchaus deutlich. Weniger überzeugend ist das allzu simpel dargestellte von Rache geleitete Finale.
Übrigens jähren sich die Aufstände gegen die Nazibesatzer in Warschau, die 1944 begannen und am Ende über 200.000 Menschenleben forderten, in diesen Tagen zum 81. Mal.

Bild- und Tonqualität

Dem Thema angepasst ist das Bild von Operation Arsenal – Schlacht um Warschau farbreduziert und vor allem Grau. Die Inneneinrichtungen und die Straßenzüge Warschaus weisen kaum Farben auf und Gesichter wirken aschfahl. Dabei ist die Bildruhe erstaunlich hoch und die Schärfe relativ homogen über den Bildschirm verteilt – Randunschärfen fallen jedenfalls nicht auf. Etwas störend ist der manchmal zu steile Kontrast, der dunklen Elementen die Durchzeichnung etwas verwehrt.
Tonal gesehen ist Operation Arsenal nur selten räumlich – im selben Maße, wie er hin und wieder Actionelemente einstreut, öffnet sich das Geschehen auch nach hinten. Ansonsten dominieren die Frontlautsprecher den sehr gut synchronisierten Film.

Bonusmaterial

Insgesamt neun Interviews mit bis zu fünf Minuten Laufzeit warten im Bonusmaterial von Operation Arsenal – Schlacht um Warschau.

Fazit

Operation Arsenal – Schlacht um Warschau öffnet ein wichtiges Kapitel des Widerstand gegen das Naziregime im Dritten Reich und liefert durchaus dramatisch-emotinale Momente, die von sehr guten Darstellern vorgetragen werden. Dass der Film dann doch nicht die Wucht herausragender Kriegsfilme erreicht, liegt an dem etwas unausgeglichen Hin und Her zwischen Jugend- und Kriegsdrama.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 30%
Film: 65%

Anbieter: Ascot Elite
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Robert Glinski
Darsteller: Tomasz Zietek, Marcel Sabat, Kamil Szeptycki, Magdalena Kolesnik
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 106
Codec: AVC
FSK: 16

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!