Operation Avalanche

Blu-ray Review

Universum Film, 13.01.2017

OT: Operation Avalanche

 


Operation Reißverschluss

Wurden die Mond-Aufnahmen der USA wirklich gefälscht?

Inhalt

Owen Williams und Matt Johnson kamen durch das „Bright Recruit“-Programm zusammen, das die CIA in den 60ern ins Leben gerufen hatte. Eigentlich sollten sie herausfinden, was Stanley Kubrick im Schilde führt, jetzt allerdings wollen sie zur „Operation Zipper“ hinzustoßen, die ermitteln soll, wer der vermutete Spion bei der NASA ist. Denn immerhin möchte man JFKs Versprechen einlösen, noch bis zum Ende der Dekade zum Mond zu reisen. Johnson hat die geniale Idee, sich als Dokumentarfilmer bei der Weltraumbehörde einzuschmuggeln und findet damit bei Direktor Brackett tatsächlich einen Unterstützer. Vor Ort verwanzen sie die Telefone (und werden selbst überwacht) und finden heraus, dass die NASA nicht in der Lage ist, eine Raumfähre zu bauen, die auf dem Mond landen UND wieder zurückkehren kann. Erst 1971 wäre man technisch weit genug, das zu gewährleisten. Johnson will das aber nicht akzeptieren – schon alleine um JFKs Willen. Also beschließt er, so zu tun als ob. Mit Owen macht er sich daran, die Mondlandung – ganz irdisch – nur zu filmen. Also klauen sie einen Raumanzug und üben den „Moonwalk“ an einem Sandstrand. Und, kaum zu glauben, aber wahr: Der CIA-Direktor gibt tatsächlich grünes Licht für das Vorhaben …

Die Fake Documentary hat in den letzten Jahren immer wieder bizarre und äußerst witzige Vertreter hervorgebracht. Man denke nur an den grandiosen Alien Autopsy. Operation Avalanche nutzt nun die Gerüchte um die angeblich gefakte Mondlandung der Amerikaner und spinnt die Geschichte weiter. Matthew Johnson, der in Personalunion als Regisseur, Hauptdarsteller und Autor fungierte, machte aus der Not des geringen Budgets eine Tugend und filmte oft im Guerilla-Stil überall dort, wo Häuser und Umgebung zum 60er-Jahre-Look passten. Ein Auto kaufte er immerhin (und fährt es heute noch). Dabei war er unglaublich erfinderisch, was die Aufnahmen in scheinbaren Laboren und Konferenzräumen der NASA angeht. Großartig sind die Akteure der Fake-Doku, die das „Drehteam“ erst Mal darauf hinweisen muss, NICHT in die Kamera zu schauen. Operation Avalanche wahrt seinen ernsten Ton zunächst, was die vemeintliche Authentizität noch steigert. Beinahe ist man geneigt, den beiden Filmern zu glauben. Dabei macht sich Johnson auf hintersinnige Art nicht nur über die Verschwörungstheoretiker lustig, sondern auch über das absurde Wettrüsten der USA und Russlands um den technologischen Fortschritt im Kalten Krieg. Wie er mit Williams auf einem Stück Strand übt, wie man auf dem Mond zu laufen hat, ist ein echter Brüller. Man merkt gerade Johnson an, mit wie viel Leidenschaft er sein Projekt verwirklicht hat – beispielsweise, wenn er wie ein freudiges Kind auf einem Gesteinsfeld irgendwo in den USA so tut als wäre er auf dem Mond. Auch seine unermüdliche Hartnäckigkeit, Stanley Kubrick telefonisch zu erwischen, ist beeindruckend. Und der Einfall, Aufnahmen von dessen 2001 – a space odyssey (für dessen Dreh eigens zwei NASA-Spezialisten am Set sind, damit der Film so aussieht wie das echte All und der Mond) zu verwenden, um den eigenen falschen Film über die Mondlandung möglichst echt wirken zu lassen, ist genauso konstruiert wie komisch. Kubrick selbst (großartig umgesetzt die Szene, in der Johnson ihn um ein Autogramm bittet) bringt die beiden Filmer auf den Trick des Front-Screen-Effekts. Mit dem ist es möglich, einen zuvor gefilmten Hintergrund hinter einen Protagonisten zu projizieren – mit vollständiger Tiefendarstellung. Großartig ist die Akribie, mit der das kleine Filmteam eine Mond-Landefähre gebastelt hat und die bekannten Sequenzen absolut realistisch nachstellt. Und weil das Ganze im DIY-Stil gefilmt wurde und auch die Figuren alle mit anpacken müssen, wird ein Fake-Neil-Armstrong auch schon mal dazu verdonnert, die Kameralinse von Staub zu befreien.

Bild- und Tonqualität

Operation Avalanche arbeitet mit unterschiedlichen Bildformaten, wenn Archivaufnahmen eingestreut werden und zeigt sich auch sonst extrem stilisiert. Die Bilder, die das Fake-Dreh-Team im Found-Footage-Stil aufnehmen, sind massiv körnig, brutal überbelichtet und quasi frei von Schärfe. Störstreifen und Schmutz wurde ebenso eingefügt, wie abrupt stattfindende Farbverfälschungen. All das sieht überhaupt nicht hübsch aus, unterstützt den Anspruch des Films aber perfekt. Wer gegenüber solch bewusst stilisierten Bildern empfindlich reagiert, der sollte sich hier auf anstrengende 94 Minuten einstellen. Alle anderen erfreuen sich am authentisch wirkenden Look.
„Bad Moon Rising“, einer der ersten Filmsongs, kommt relativ luftig aus den Lautsprechern, konzentriert sich aber vornehmlich auf die Frontspeaker. Das gilt auch für den weiteren Verlauf, in dem die Dialoge (der nicht ganz so geglückten deutschen Synchro) dominieren. Im Prinzip wird Operation Avalanche nur sehr selten räumlich, wie beispielsweise, wenn der Filmscore erstmalig nach etwas über 20 Minuten beim Einsatz des Orchesters (21’10) richtig aufdreht.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Operation Avalanche gibt’s neben den Originaltrailern und weiteren Programmtipps noch ein Interview mit Regisseur und Darsteller Matt Johnson, das man während des Zürich Filmfestivals machte. In diesem gibt er erstaunlich viele (und witzige) Fakten vom Dreh preis.

Fazit

Operation Avalanche ist sowohl brillante Satire als auch eine hochspannende Fake-Doku mit viel Thriller-Appeal. Wer wissen will, wie die Mondlandung abgelaufen sein könnte, für den ist Johnsons Film Pflichtprogramm.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 45%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 40%
Film: 75%

Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: USA/Kanada 2016
Regie: Matthew Johnson
Darsteller: Matthew Johnson, Owen Williams, Josh Boles, Krista Madison
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 1,85:1
Laufzeit: 94
Codec: AVC
FSK: 12

Trailer zu Operation Avalanche

Operation Avalanche (2016 Movie) - Official Trailer

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