Operation Duval – Das Geheimprotokoll

Blu-ray Review

Operation Duval Blu-ray Review Cover
Lighthouse Entertainment, 16.03.2018

OT: La mécanique de l’ombre

 


Schwarz auf Weiß

Ein gewöhnlicher Bürger gerät in die Mühlen von Geheimorganisationen.

Inhalt

Duval war engagierter Mitarbeiter eines großen Unternehmensberater-Büros. Nach einer stressigen Nacht, in der er versucht hat, Ordnung in die Akten eines Kollegen zu bringen, um eine ihm gestellte Aufgabe zu erledigen, bricht er psychisch zusammen: Burn-Out.
Zwei Jahre später ist er darüber immer noch nicht hinweg und Arbeit hat er auch keine. Er sehnt sich nach einer Beschäftigung, um wieder das Gefühl zu bekommen, gebraucht zu werden. Allerdings ist er mittlerweile im fortgeschrittenen Alter und seine Vita ist für neue Arbeitgeber nicht gerade herausragend attraktiv. Dann jedoch bekommt er einen Telefonanruf des mysteriösen Herrn Clément. Der bittet ihn zu einem Vorstellungsgespräch ins Verteidigungsministerium und bietet ihm dort einen Job an. Unter dem Mantel absoluter Verschwiegenheit soll er Abschriften geheimer Tonmitschnitte anfertigen – aus Sicherheitsgründen in einer leerstehenden Wohnung, die lediglich mit einer maschinellen Schreibmaschine ausgestattet ist. Etwas widerwillig nimmt er an und hält sich an die Anweisungen. Die Tondokumente schildern zunächst private Gespräche, werden dann aber zunehmend politischer und brisanter. Mysteriös beginnt es zu werden, als Duval Erinnerungsnotizen von Clément vorfindet, in denen er darum gebeten wird, doch bitte (wie abgesprochen) nicht in der Wohnung zu rauchen. Selbstredend hat Duval das nicht getan. Es muss also noch jemand anders Zutritt zum Appartement haben. Bald wird es allerdings noch unangenehmer, denn ein Unbekannter betritt die Wohnung und eine dritte Partei schaltet sich ein. Bald wird Duval in etwas hineingezogen, das er weder verstehen, noch kontrollieren kann …

Für Kenner unverkennbar stand für den französischen Thriller Franz Kafkas Der Prozess Pate. Bei Kafka war es ein Bankprokurist, der in die Mangel einer mysteriösen Verwaltungs- und Gerichtsmaschinerie kam. In Operation Duval ist es nun ein ehemaliger Unternehmensberater, der zwischen die Räder des Geheimdienstes und einer weiteren Organisation gerät. Dabei entwickelt sich aus dem anfänglichen „Job“ bald mehr und Duval muss bald feststellen, dass er selbst Bestandteil der Abhöraktionen wird. Mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks skizziert Thomas Kruithofs Werk die präzisen Abläufe in der karg eingerichteten Wohnung und taucht seinen Film in graue, düster-schmuddeligen Bilder. Die Tapeten an den Wänden bilden noch ehemalige Bilder ab, der Boden wurde schon lange nicht mehr gewischt und in Duvals Appartement scheint es auch nur den wenig stilvollen Küchentisch zu geben. François Cluzet in der Titelrolle beweist einmal mehr, dass er alles spielen kann, was man ihm bietet und wofür er sich interessiert. Vom ganzkörpergelähmten Philippe in Ziemlich beste Freunde über den traditionellen Provinzdoktor Jean-Pierre Werner in Der Landarzt von Chaussy bis hin zu diesem psychisch und körperlich angeschlagenen Büroangestellten, der in einen Strudel aus Politik und Verrat gezogen wird.

Ebenso exakt wie Operation Duval seine Ereignisse schildert, spielt Cluzet die Hauptfigur. Schon in der ersten Sequenz, in der er zunehmend an der katastrophalen Systematik seines Kollegen verzweifelt, meister er mit unglaublich eindrücklicher Mimik. Man sieht ihm an, wie verzweifelt der von ihm gespielte Charakter ist. Seine schüchterne, zurückgezogene Art Menschen gegenüber bringt Cluzet absolut authentisch rüber. Der Zuschauer kann sich in diesen Momenten kaum vorstellen, dass der beliebte französische Akteur privat ganz anders sein könnte – so glaubwürdig kommt er rüber. Noch unterstützt wird das Ganze durch den soghaften Score, der klassische Instrumente mit elektronischen Tönen kombiniert und eher zum Dissonanten neigt. Da der sich oft äußerst zurückhält und nur in bestimmten Momenten ertönt, steigert sich die Spannung bisweilen extrem und wird bewusst nur selten gelöst. Man muss zwar ein Faible für langsam und konzentriert erzählte Verschwörungs-Geschichten haben, wird dann aber mit einem faszinierenden Geflecht aus Politik, Moral und Schuld belohnt, das von einem herausragenden Darsteller getragen wird und zum Ende hin mehr und mehr offenbart, wie ohnmächtig der „kleine Mann“ gegenüber den großen Apparaten ist, die im Hintergrund ihre Spielchen treiben.

Bild- und Tonqualität

Operation Duval wurde, was heutzutage sehr unüblich ist, mit dem alten MPEG-2-Verfahren kodiert, das bei höheren Datenraten dennoch weniger genau arbeitet und gerade in der Bewegtdarstellung Defizite hat. Da der Film allerdings größtenteils ruhig gefilmt wurde und keine schnellen oder ruckartigen Bewegungen liefert, wird ein ungeübtes Auge den Unterschied nicht feststellen. Insgesamt ist das Bild sehr stabil und in ruhigen Close-ups durchaus scharf. Wenn Gesichter in Bewegung kommen, wird es ein wenig weicher, doch das ist eher marginal. Vom Kontrastumfang her wäre noch etwas mehr drin gewesen. So wirkt Schwarz aufgrund einer leichten Filterung ein wenig grünlich. Das fördert die kühle Gesamtstimmung des Films, verhindert aber die letzte Präsenz in Sachen Bilddynamik.
Da es in Operation Duval vornehmlich ruhig zugeht und man sich auf Gespräche konzentrieren muss, dominiert der Center das Geschehen. Die Abhörprotokolle weiten sich dann auf die beiden Hauptlautsprecher aus. Das, was die Speaker wiedergeben müssen, tun sie sauber und klar. Dialoge kommen perfekt verständlich und auch die Aufzeichnungen sind sehr präzise. Der Subwoofer meldet sich hingegen nur äußerst selten mal (Fahrt im Auto, Einsatz der Filmmusik im späteren Verlauf) und die Effektlautsprecher sind praktisch dauerhaft still – bis dann unvermittelt nach 71 Minuten ein Autounfall das Schweigen durchbricht und für einen Hallo-Wach-Effekt sorgt.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Operation Duval findet sich nur der Trailer zum Film. Selbst eine Kapitelanwahl wurde nicht integriert.

Fazit

Operation Duval ist ein präzises Psychogramm und gleichzeitig ein brisanter Thriller – allerdings mit gemächlichem Tempo und ohne jede Action-Rasanz. Wenn man das weiß, kann man sich auf herausragend gespielte 90 Minuten freuen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 5%
Film: 80%

Anbieter: Lighthouse Entertainment
Land/Jahr: Belgien/Frankreich 2016
Regie: Thomas Kruithof
Darsteller: François Cluzet, Denis Podalydès, Sami Bouajila, Simon Abkarian, Alba Rohrwacher, Philippe Résimont, Daniel Hanssens, Bruno Georis
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, fr
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 91
Codec: MPEG-2
FSK: 12

Trailer zu Operation Duval

Operation Duval - Das Geheimprotokoll - Trailer

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