Out of the Dark

Blu-ray Review

Out of the Dark Blu-ray Review Cover
WVG/Eye One, seit 26.06.2015

OT: Aguas rojas

 


Das Fest der heiligen Kinder

Horror in Kolumbien – und zwei Amerikaner mittendrin.

Inhalt

Paul und Sarah ziehen mit ihrer kleinen Tochter Hannah aus England ins kolumbianische Hinterland. Sarah soll dort eine verantwortungsvolle Position in der Papierfabrik des Herrn Papa übernehmen. Was zunächst wie eine Idylle nahe des Regenwalds aussieht, hält allerdings schon bald Überraschungen parat. So entdeckt Paul auf aktuellen Fotos von Hannah eine seltsame Kinderfratze im Hintergrund. Überhaupt scheinen Kinder in der Gegend eine große Rolle zu spielen, denn man feiert aktuell ein Fest zu Ehren der Kinder, die vor hunderten Jahren von den Conquistadores entführt und schließlich umgebracht wurden. Abergläubische Bewohner sagen, dass die Geister der toten Kids umherstreifen und nach wie vor auf Rache aus sind. Zwei pragmatische US-Bürger tun das selbstredend als Quatsch ab – bis Hannah verschwindet und die Eltern währenddessen verhüllte und gar missgestaltete kleine Wesen sehen …

Abweichend vom üblichen Haunted-House-Einerlei spukt es in Out of the Dark zwar, jedoch zum einen mit einem eher untypischen Gegner (bzw. einer ganzen Schar) und vor allem – und hier ist Lluis Quilez‘ Film tatsächlich außergewöhnlich – mit einem ganz realen gesellschaftskritischen Hintergrund. Die lateinamerikanischen Länder sind von jeher in vielerlei Formen dem mächtigen Nordamerika und anderen ach so zivlisierten Ländern ausgeliefert gewesen. Gerade der Kapitalismus großer Industrie-, Pharma- oder Landwirtschaftsunternehmen hat die Bevölkerung der südamerikanischen Staaten massiv beeinflusst und viel Leid hervorgerufen. Quilez nimmt diese Problematik und verpackt sie in einen vor atmosphärischer Kulisse gedrehten und bisweilen sehr spannenden Grusler. Dabei ist die Kritik am skrupellosen Vorgang der großen Papierfirma aus den USA nicht mal aufgesetzt, sondern funktioniert aufgrund der Schadstoffproblematik und der damit verbundenen Auswirkungen auf die Menschen ganz hervorragend. Verbunden mit einem (erfundenen) Mythos wirkt Out of the Dark stimmig und ist mit Julia Stiles, Scott Speedman und Stephen Rea hochkarätiger besetzt, als man denken könnte. Rea bleibt zwar blass und unterfordert, dafür kann Speedman zeigen, dass er auf dem Weg ist, ein charismatischer Darsteller zu werden. Seltsamerweise hat es Quilez nur bedingt mit Figurenentwicklung und beleuchtet das Verhältnis der beiden Eltern nahezu überhaupt nicht. Dafür setzt er auf Stimmung und Atmosphäre – und das hat er drauf, der Spanier. Sowohl die schaurigen Momente in der alten Villa als auch das packende Finale in der alten Papierfabrik machen richtig Spaß. Er findet immer den richtigen Kamerawinkel und lässt seinen Beleuchter intensives Licht- und Schattenspiel gestalten. Außerdem ist es durchaus effektiv (wenngleich nicht ganz neu), sich das scheinbar harmlose Wesen Kind auszusuchen und dieses in einer Gruppe gruselig verunstalteter Vertreter Jagd auf die Protagonisten machen zu lassen. Dazu gesellt sich ein höchst effektvoll umgesetzter Tonsektor, der für diverse Schockmomente sorgt – gut gemacht, Herr Quilez.

Bild- und Tonqualität

Out of the Dark hat ein während der Innenraumszenen oft etwas bräunlich-warm gefiltertes Bild, das angenehm zur Stimmung beiträgt. Randunschärfen stören das pedantische Auge, während fokussierte Bereiche sauber sind und der Kontrastumfang das Geschehen gut im Griff hat. Die (wenigen) Aufnahmen in der neuen Fabrik des Vaters bestechen durch eine sehr hohe Dynamik und die Bildruhe ist grundsätzlich sehr gut.
In Sachen Raumakustik gefällt Out of the Dark mit sehr effektvollem Regen zu Beginn und einem vehement-druckvollen Klopfen an der Haustür. Ein akustisches Highlight ist auch das kurze Feuerwerk nach einer guten halben Stunde. Noch besser allerdings funktionieren die gezielt gesetzten Schockeffekte, die durch plötzliche Sounds und Dynamiksprünge transportiert werden – inklusive Schreckgarantie.

Bonusmaterial

Im Bonusbereich von Out of the Dark findet sich ein Making-of, das ein wenig über die Entstehung berichtet und die Arbeit der multinationalen Crew beleuchtet.

Fazit

Out of the Dark ist atmosphärisch gefilmt, gut gespielt und liefert eine interessante, variantenreiche Geschichte – viel mehr muss man von einem Genrefilm eigentlich nicht erwarten, auch wenn er nicht das ganz große Highlight ist.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 85%
Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 20%
Film: 60%

Anbieter: WVG/Entertainment One
Land/Jahr: Kolumbien/Spanien/USA 2014
Regie: Lluis Quilez
Darsteller: Julia Stiles, Scott Speedman, Stephen Rea, Pixie Davies, Alejandro Furth
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 93
Codec: AVC
FSK: 16

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anschauen!