Outlaws – Die wahre Geschichte der Kelly Gang

Blu-ray Review

Koch Films, 20.08.2020

OT: True History of the Kelly Gang

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Söhne der Schande

Historisches vermengt mit Fiktion, in diesem Film über Australiens bekanntesten Banditen.

Inhalt

Sgt. O’Neill geht bei Neds Mutter ein uns aus

Edward „Ned“ Kelly wächst unter wenig erquicklichen Umständen auf. Die Hütte irgendwo in der öden Wildnis Tasmaniens bietet kaum Annehmlichkeiten und er kann von Glück reden, wenn sein Vater und seine Mutter genug zum Essen auf den Tisch bekamen. Das 19. Jahrhundert hält für die Nachkommen von irischen Einwanderern nun mal keine tollen Früchte parat. Die Tatsache, dass Neds Mutter dem lokalen Polizei-Sergeant ab und an sexuelle Gefälligkeiten zukommen lässt, sorgt zumindest ab und an für ein wenig Geld. Da Neds Vater immer stärker dem Alkohol verfällt, muss Ned bald selbst für die Familie sorgen. Und wenn das durch das Schlachten von fremdem Vieh passiert, was natürlich wieder die Polizei auf den Plan ruft. Für einen Moment scheint sich Neds Leben aber zum Besseren zu wenden, nachdem er einem reichen Jungen das Leben rettet. Doch die Bestimmung des Edward sollte eine andere sein. Nachdem man seinen Vater tot auffindet, kümmert sich ein gewisser Harry Power um Ned. Harry ist ein geflohener Verurteilter Räuber, ein „Bushranger“. Und er wird Neds Mentor, macht ihn zum „Mann“. Dass das nur in eine (brutale) Richtung gehen kann, ist sehr bald offensichtlich …

Harry Power lehrt Ned die „wirklich männlichen“ Dinge

Was den Briten ihr Robin Hood und den Amerikanern ihr Billy the Kid, ist für (einige) Australier Edward „Ned“ Kelly. Der Sohn katholischer Iren, die als Strafgefangene einige Zeit vor seiner Geburt nach Australien verbracht worden waren, wuchs unter ziemlich ärmlichen Bedingungen auf und verließ im Alter von elf Jahren die Schule, um die Familie finanziell zu unterstützen, nachdem der Vater gestorben war. Wie das für einen Sohn von Einwanderern um das Jahr 1866 aussah, der eher beschränkte Mittel hatte, kann man sich ausmalen. Kelly begann als Teenager damit, Leute zu überfallen und geriet deshalb des Öfteren mit dem Gesetz in Konflikt. Die Büchse der Pandora hatte er damit aber schon lange geöffnet und je öfter man ihn einsperrte, desto radikaler wurde er nach seinen Freilassungen. Ein Vorfall mit einem Polizisten im Heim der Kellys führte dazu, dass man ihn fortan des versuchten Mordes beschuldigte, was ihn zur Flucht trieb. Die Situationen eskalierten, je öfter Kelly und seine Gang auf Polizisten trafen und bald wurde der erste tatsächliche Mord an einem Staatsdiener begangen. Das Ende war unvermeidlich: Am 11. November 1880 wurde Edward Kelly in Melbourne nach einem kurzen Gerichtsverfahren gehängt.
Na wenn das mal kein Stoff für eine Verfilmung ist. So dachten bisher bereits diverse Regisseure, von der ersten Adaption 1907 über die 1970er Verfilmung mit Mick Jagger! in der Hauptrolle bis hin zum 2003er mit Heath Ledger.

David MacKay spielt den erwachsenen Ned mit ungeheurer Physis

Der englische Originaltitel „The True History of the Kelly Gang“ impliziert ebenso wie der deutsche Untertitel „Die wahre Geschichte der Kelly Gang“, dass man eine akkurate Darstellung der oben beschriebenen Ereignisse bekommt. Bekommt man aber nicht. Und der Film macht das (trotz seines Titels) auch direkt klar, wenn er Schriften einblendet, die verkünden, dass NICHTS von dem, was man gleich sehen wird, wirklich wahr ist. Tatsächlich basiert der Film auf dem gleichnamigen Roman von Peter Carey, der im Jahre 2000 veröffentlicht wurde und seine ganz eigene, eher fiktive Variante der Geschichte Kellys erzählt. Ziemlich sicher ist es bspw. schwer romantisiert, dass Ned im Film mehr Opfer der Umstände ist. Ganz zu schweigen von der hier anfangs erstaunlich freundschaftlichen Beziehung zu Polizist Fitzpatrick.
Allerdings romantisiert die Buchvorlage eben auf einem ähnlichen Niveau, weshalb man Outlaws tatsächlich als Film für sich sehen sollte. Und als solcher beginnt er in der ersten halben Stunde mit einem eher langsamen Erzähltempo, schildert die Kindheit des jungen Ned und seine ersten Begegnungen mit Harry Power (aufgedunsen: Russell Crowe).

Die Heimkehr Neds gerät zum Drama

Mit dem Wechsel auf den erwachsenen Ned nach etwa 40 Minuten wird die zuvor eher getragene Stimmung schlagartig und abrupt verändert. Zu Punkrock-Rhythmen kämpft sich der nun von George MacKay gespielte Kelly durch einen Bareknuckle-Kampf im Fight-Club-Stil und lässt den momentan ungemein angesagten Darsteller (Geheimnis von Marrowbone, 1917) auch mal von seiner beeindruckend-physischen Seite auftreten.
Seine Präsenz und sein außergewöhnliches Äußeres dominieren fortan den Film. Stets wirkt er am Rande des Wahnsinns, wenn er sich mit bloßem, vom Fett praktisch völlig freien Oberkörper in der kalten Wildnis wie ein King Kong Australiens aufführt. MacKay vermittelt packend, dass Ned (auch wenn’s höchstwahrscheinlich) versuchte, ein ehrbares Leben zu führen, nachdem er erstmals verhaftet wurde. Doch wie sollte das funktionieren? Mit einer Mutter, der er nie Manns genug war und die sich an jeden Kerl der Umgebung verkaufte? Bei einem Vater, der trank und kaum als Vorbild taugte? Outlaws lotet die Grauzonen zwischen Neds ehrenhaftem Vorhaben und dem unweigerlichen Scheitern aus und MacKay bleibt dabei stets glaubwürdig.
Die Kamera fängt dazu (bedingt durch das sich weitende, bzw. schmaler werdende Bildformat) die australische Landschaft in teils epischen Bildern ein. Inszenatorisch ist das bisweilen etwas gewöhnungsbedürftig und nicht so straight und konventionell wie man das von US-Filmen kennt. Vielmehr integriert Outlaws in der zweiten Hälfte schon mal surreale Elemente, Stroboskop-Flackern oder Sequenzen, die einem drogenhaften Fieberwahn zu entstammen scheinen. Auch deshalb dürfte der Film eher für aufgeschlossene Western-Freunde, denn für jene sein, die einen Shootout-Action-Western erwarten.

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Bild- und Tonqualität

Fitzpatrick erpresst Mary

Das Bild der Blu-ray von Outlaws weist eine sehr einzigartige Besonderheit auf: Es verändert sein Bildseitenformat. Und das nicht abrupt, sondern fließend. Mal wird es oben etwas schmaler, mal von unten ausgehend. Beginnen tut’s mit 1,85:1 und enden tut’s mit 2,35:1,zwischendurch hat’s aber auch 1,92:1 und 2,00. Den Sinn dahinter wird wohl einzig Justin Kurzel erklären können.
Davon abgesehen sticht die Schärfe einen Großteil aktueller Produktionen locker aus. Ob es die Close-ups von Russell Crowe sind, in denen dessen gekräuselter Bart jedes Haar erkennen lässt oder die authentischen Klamotten der damaligen Zeit. Der viel zu große Ledermantel, den der junge Ned zwischendurch trägt, offenbart jede speckige Pore und Charlie Hunnam darf seinen gestählten Körper eindrucksvoll dreidimensional in die Kamera halten. Manche Szenen bei Tageslicht geraten etwas überstrahlt, was aber bewusstest Stilmittel sein dürfte. Denn in dunklen Szenen ist der Schwarzwert wirklich gut und bei normaler Beleuchtung in Innenräumen sind die Kontraste wirklich klasse.
Die beiden dts-HD-Master-Spuren von Outlaws bieten zunächst einmal sehr gut verständliche Dialoge. Obendrauf gibt es einen sehr atmosphärisch Score, der dem Western-Flair entsprechende Töne zufügt und der schön weiträumig abgelegt wurde. Auch Pferdegetrappel nach etwas über 28 Minuten wurde beeindruckend vertont und Schüsse hallen nicht nur räumlich nach, sondern werden vehement und mit Nachruck ins Heimkino gedrückt (23’52). Richtig los geht’s dann aber auch erst im Showdown nach 104 Minuten, wenn innerhalb mehrerer Minuten gleich ganze Salven von Gewehrschüssen abgegeben werden, die aber immer wieder (bewusst) von gemuteten Bildern unterbrochen werden.

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Bonusmaterial

Im Bonusmaterial gibt’s insgesamt sechs Interviews mit den Darstellern und dem Regisseur, die mit einer Gesamtlaufzeit von weit über zwei Stunden ziemlich umfassend ausfallen. Auch das Behind-the-Scenes-Featurette ist mit 45 Minuten wirklich lang und erschöpfend. Obwohl es praktisch unkommentiert ist und tatsächlich „nur“ über die Schulter blickt, sind die Dialoge ebenso untertitelt wie die Interviews.

Fazit

Outlaws – Die wahre Geschichte von Ned Kelly lebt vom Spiel des jungen George MacKay und seiner auf Tatsachen beruhenden Geschichte. Dass sich der Film in der letzten halben Stunde visuell ein bisschen verzettelt und durchaus deutlich von der Historie abweicht, sollte aufgeschlossene Filmfreunde nicht scheuen. Insgesamt ein sehr atmosphärischer und intensiver Streifen.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 85%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 60%
Film: 75%

Anbieter: Koch Films
Land/Jahr: Großbritannien/Frankreich/Australien 2019
Regie: Justin Kurzel
Darsteller: George MacKay, Ben Corbett, Orlando Schwerdt, Charlie Hunnam, Russell Crowe, Claerwen Brown, Nicholas Hoult
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: Variabel zwischen 1,85:1 und 2.35:1
Laufzeit: 125
Codec: AVC
FSK: 16

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Koch Films)

Trailer zu Outlaws

Outlaws - Die wahre Geschichte der Kelly Gang


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