Outrage Coda

Blu-ray Review

Outrage Coda Blu-ray Review Cover
Capelight Pictures, 14.09.2018

OT: Autoreiji saishu fumi

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Ein für alle Mal

Teil III von III in der Outrage-Filmreihe.

Inhalt

Outrage Coda Blu-ray Review Szene 8
Otomo führt eigentlich ein beschauliches Leben in Südkorea

Fünf Jahre ist es her, dass der Hanabishi-kai-Clan das Sanno-kai-Syndikat zerstört hat und dessen ehemalige Mitglieder entweder getötet oder übernommen hat. Otomo, der mit dafür sorgte, den Sanno-kai zu entmachten, ist mittlerweile in Korea. Dort arbeitet er für Mr. Chang, einen der größten Gangsterchefs des Landes. Chang kontrolliert die gesamte Sexindustrie Südkoreas. Als ein hohes, aber ziemlich überhebliches Mitglied des Hanabishi-kai in einem Bordell Ärger macht, will Otomo die Situation gewaltfrei lösen. Doch der Yakuza reagiert mit der Tötung eines Mannes von Chang. Der findet das wenig witzig, ist aber noch empörter über die respektlosen Entschuldigungsversuche der Hanabishi-kai. Als sämtliche Verhandlungs- und Schlichtungsversuche scheitern, schickt Chang Otomo zurück nach Japan, um aufzuräumen …

Outrage Coda Blu-ray Review Szene 7
Hanadas Verhalten ist der Anfang allen Übels zwischen dem Hanabishi-Clan und Südkoreas Unterweltboss Chang

Mit dem dritten Teil vollendet Takeshi Kitano seine Outrage-Trilogie, die ihn vor und hinter die Kamera führte und 2010 begann. Vor acht Jahren führte er die Figur des Yakuza-Gangsters Otomo ein, der im ersten Teil noch Befehlsempfänger eines größeren Bosses war und schließlich im Knast landete, wo man ihn schwer verletzte. In der Fortsetzung Outrage Beyond befreit ein korrupter Cop Otomo aus dem Gefängnis, weil er die Sanno-kai gegeneinander aufbringen soll. Da Otomo noch eine persönliche Rechnung mit deren Boss Kato offen hat, entfesselt er einen blutigen Rachefeldzug und tötete Kato am Ende.
Outrage Coda setzt nun erneut Jahre später an. Otomo scheint eigentlich ein ruhiges und zurückgezogenes Leben zu führen, wird aufgrund der Entwicklungen im führenden Yakuza-Clan aber erneut in einen Strudel aus Gewalt gezogen. Während Kitano die beiden Vorgänger ohne scheinbare Struktur inszenierte (und dafür teilweise massiv kritisiert wurde), kommt der Abschluss der Trilogie nun stringenter und chronologischer daher. Das heißt allerdings nicht, dass man als westlicher Zuschauer nicht durchweg konzentriert bleiben sollte, um die Figuren und Namen auseinanderhalten zu können.
Weil hierzulande die Motive von Ehre und Respekt nicht mal ansatzweise in ähnlichem Maße bekannt sind, ist es entsprechend schwer(er), nachvollziehen zu können, warum teilweise auch innerhalb des Clans Machtspiele vonstatten gehen. Und weil der Mittelteil des Films vornehmlich durch Dialoge bestimmt wird, heißt es eben: Aufpassen.

Outrage Coda Blu-ray Review Szene 11
Ratlosigkeit unter den Mitgliedern des Hanabishi-Clans

Kitano selbst nimmt sich zunächst erstaunlich zurück. Zwischendurch ist er sogar mal eine halbe Stunde gar nicht zu sehen. Dennoch ist er es, der Outrage Coda trägt. Und das, obwohl er immer lockerer wirkt als seine Schauspielkollegen in einem eigentlich ziemlich grimmigen Film. Kein Wunder allerdings, ist Takeshi Kitano in Japan doch vor allem aufgrund seiner komödiantischen Tätigkeiten berühmt (Takeshis Castle). Und das sieht man ihm in der Outrage-Trilogie eben immer wieder ein bisschen an. Sein Gesicht spiegelt eine eher sarkastisch-zynische Art der Rache wider und man meint erkennen zu können, wie er sich innerlich ein bisschen über seine Figur amüsiert. Und nicht nur über sie. Denn eigentlich entlarven die drei Filme, wie lächerlich und albern die Ränkespiele innerhalb der Yakuza sind. Wie sehr es jedem einzelnen nur noch darum geht, selbst an die Macht zu kommen. Von alt-traditioneller Ganoven-Ehre ist jedenfalls keine Spur mehr zu erkennen. Auch deshalb wirkt das Geschehen so unübersichtlich, sind die Intrigen so zahlreich. Vom ehemaligen Kodex der Yakuza scheint nichts mehr übrig, wenn diese sich eher wie opportunistische Geschäftsmänner verhalten.
In all dem Wirrwarr aus Figuren und Machtspielen ist Otomo der Fixpunkt. Einer, der für den Aufstieg und Zusammenbruch gleich mehrerer Clans mitverantwortlich ist und der mit der modernen Yakuza nichts mehr zu tun hat und zu tun haben will. Ihm ist mittlerweile egal, wer wo an der Macht ist. Also läuft Kitanos Otomo mit gezückter Waffe durch die Stadt und fräst eine Schneise des Todes durch die Reihen der Hanabishi-kai. Das ist immer noch brutal, aber nicht mehr ganz so gewalttätig wie im genau dafür kritisierten ersten Teil. Zudem wirkt es ein bisschen stilisierter, wenn Otomo und sein Kompagnon nach gut 80 Minuten eine Vollversammlung der Hannabishi mit MPs niedermäht.

Outrage Coda Blu-ray Review Szene 2
Otomo greift wieder zur Waffe

Bild- und Tonqualität

Outrage Coda Blu-ray Review Szene 3
Der Anschlag auf Chang misslingt

Outrage Coda hat vor allem eins: Steile Kontraste und abgrundtiefe Schwarzwerte. Die Anzüge der Yakuza-Bosse sowie die schwarzen Limousinen werden derart prägnant dargestellt, dass es ein großer Spaß ist. Da der Film teils analog, teils digital gedreht wurde, glich man die Bilder an. Soll heißen: Ein gewisses Korn ist durchgängig vorhanden, lässt den Film aber wunderbar authentisch und filmisch erscheinen. In Close-ups ist die Schärfe wirklich gut. Halbtotale lassen teilweise etwas nach.
Beim Sound zeigen sich Außengeräusche recht atmosphärisch. Wind oder Fahrzeuge, die um den Zuschauer herum fahren, gelangen atmosphärisch und gut ortbar ins Heimkino. Die Dialoge sind stets gut verständlich, wirken aber ab und an etwas belegt. Fallen Schüsse, werden diese überraschend effektvoll transportiert (22’09). Toll ist auch die regnerische Kulisse vor dem Anwesen, in dem die Feier für Naoki Kono stattfindet (76’47). Die kurz darauf folgende Baller-Orgie nutzt dann fast sämtliche Lautsprecher – und das sehr fulminant. Moment, FAST sämtliche Lautsprecher?
In der Tat bleibt der Subwoofer in dieser Szene erstaunlicherweise stumm. Drückt er den einzelnen Schuss von Otomo nach knapp 22 Minuten noch wuchtig ins Heimkino, ist der Shootout zwar sehr effektvoll und allumfassend aber eher krachig als druckvoll.

Bonusmaterial

Outrage Coda Blu-ray Review Szene 5
Auch zu Zweit reicht Otomos Feuerkraft für einen ganzen Clan

Dem 3-Disk-Mediabook von Outrage Coda liegt neben der Blu-ray auch die DVD des Films bei. Außerdem wurde mit Getting Any die wilde Sex-Farce des Darstellers/Regisseurs Kitano hinzugefügt. Das 24-seitige Booklet, dessen Text von Filmwissenschaftler Daniel Wagner stammt, klärt über die Geschichte des Yakuza-Films auf – ein spannender Einblick von den Beginnen des Bandenfilms bis heute.

Fazit

Outrage Coda ist vielleicht der am konventionellsten inszenierte Teil der Trilogie. Deshalb ist er aber für westliche Sehgewohnheiten auch der spannendste und unterhaltsamste. Kitanos Abrechnung mit den Yakuza-Ränkespielen ist zynisch, blutig und schwarzhumorig. Und weil er selbst als Otomo so eine coole Socke ist, darf man auch darüber hinwegsehen, dass die zugrunde liegende Story nach wie vor ziemlich dünn ist. Ganz und gar nicht dünn ist das Mediabook, was sich in der Sammel-Editionen-Ecke ganz hervorragend macht.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 75%
Tonqualität (Originalversion): 75%
Bonusmaterial: 50%
Film: 70%

Anbieter: Capelight Pictures
Land/Jahr: Japan 2017
Regie: Takeshi Kitano
Darsteller: Takeshi Kitano, Toshiyuki Nishida, Nao Omori
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, jp
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 104
Codec: AVC
FSK: 16

(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Capelight Pictures)

Trailer zu Outrage Coda

Trailer OUTRAGE CODA (Deutsch)

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