Overdrive

Blu-ray Review

Overdrive Blu-ray Review Cover
Universum Film, 10.11.2017

OT: Overdrive

 


Nur eine Woche

Freunde von Fast and Furious aufgepasst.

Inhalt

Andrew und Garrett sind Brüder … ähm … HALBbrüder, wie Andrew nicht müde wird zu betonen. Aber ob halb oder ganz – gemeinsam klauen sie immer wieder teure Sportfahrzeuge für eine ganz besonders finanzkräftige Klientel. Eines Tages stibitzen sie einen just für 41 Mio. Dollar verkauften Bugatti SC Atlantic für einen schwerreichen Herren. Der hatte jedoch gar nicht gemeint, dass man ihn stellen solle, als er sagte, er „hätte ihn gerne“. Denn er weiß, dass derjenige, der das Fahrzeug gerade ersteigert hatte, niemand ist, mit dem man spaßen sollte. Morier heißt der gute Mann und ist ein fieser Gangster. Da Andrew und Garrett nun in dessen Hand sind, wissen sie nur einen Rat: Sie bieten Morier an, vom brutalen deutschen Gangster Max Klemp ein ebenfalls äußerst teures Fahrzeug zu beschaffen – einen Ferrari 250 GTO. Morier beißt an, gibt den beiden aber nur eine Woche Zeit. Um es in dieser kurzen Frist zu schaffen, müssen sie wohl oder übel Andrews Freundin Stephanie einbeziehen und noch ein paar weitere Typen engagieren. Doch selbst das reduziert nicht die Gefahr, wie Andrew bald feststellen muss, als Moriers Männer Stephanie entführen …

Schöne Autos, schöne Menschen, schöne Gegenden – Overdrive ist ein klassischer Car-Heist-Film im modernen Gewand eines Fast and Furious. Das kommt nicht von ungefähr, denn Michael Brandt und Derek Hass, die Drehbuchautoren des Films, haben auch die Story zu 2 Fast 2 Furious geschrieben. Die Regie übergab man mit Antonie Negret einem versierten TV-Inszenator (Arrow) und Schüler von Luc Besson, besetzte das Ganze mit Clint Eastwoods Sohn Scott und überließ ansonsten den schönen Blechkarossen die Bühne. Dass man es mit der Stückzahl des automobilen Hauptdarstellers nicht ganz so genau nahm (vom Bugatti SC Atlantic gibt es derzeit drei bekannte Exemplare, nicht zwei) ist sicherlich ein ärgerliches Detail für Kenner, aber immerhin ist der erzielte Auktionspreis von 41 Mio. Dollar durchaus realistisch. Mithin wäre der SC Atlantic das aktuell wohl teuerste Fahrzeug, käme es zu einer Veräußerung. Aber auch sonst gibt es zahlreiche Supersport- und Luxuskarossen zu sehen, die nur selten das Licht des Tages erblicken und meist von ihren Besitzern in gut behüteten Garagen „gehalten“ werden. Beispielsweise taucht auch ein Ferrari 250 GTO auf – mit Preisen zwischen 20 und 38 Mio. Dollar auch nicht gerade ein Schnäppchen (selbst wenn hier eine Replika zum Einsatz kam).

Abseits der Autos nimmt Overdrive den üblichen Verlauf eines Heist-Films: Ein Coup misslingt, ein weiterer soll das wieder gerade rücken, ein Team wird in Windeseile zusammen gestellt und die Planung geht in die heiße Phase. Apropos heiß: Die beiden Mädels an der Seite unserer zwei Halbbrüder sind zwar sehr ansehnlich, aber Scott Eastwood hat genau die perfekte Mischung aus James Dean und seinem Vater, die ihn zu einem absoluten Sexsymbol des kommenden Jahrzehnts machen sollte. Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn der Sohn des berühmten Vaters nicht seinen Weg gehen sollte. Ihren Weg verfolgen übrigens die ziemlich flotten Actionszenen mit den noch flotteren Sportwagen. Hier muss sich Overdrive zumindest nicht hinter den ersten vier Furious-Filmen verstecken, was durchaus als Lob zu verstehen ist – gerade weil sämtliche entsprechenden Sequenzen in Europa (vornehmlich Frankreich) gedreht wurden. Ein bisschen nervig ist der arg augenfällige Kooperationsvertrag mit einem deutschen Fahrzeughersteller bayerischer Herkunft. Die aktuellen Limousinen aus München wirken nicht nur gegenüber den Klassikern irgendwie deplatziert, sondern werden dann doch arg werbelastig in Szene gesetzt. Außerdem hält sich der Film zum Ende des zweiten Drittels ein bisschen sehr auf, bevor er dann seinem Showdown entgegensteuert. Gut, dass Clemens Schick einen veritablen Bad Guy abgibt, dem man das Skrupellose durchaus abnimmt. Er hätte schon alleine deshalb mehr Screentime verdient gehabt.

Bild- und Tonqualität

Overdrive liefert von Beginn an extrem satte Farben, was für einen Besson-Film typisch wäre, ohne dass der Franzose seine Hände im Spiel hätte. Während Close-ups recht knackig sind und gerade Eastwoods Konterfei scharf darstellen, gibt’s an den unteren Rändern leichte Unschärfen (44’50). Ein durchaus sichtbares Korn passt zum Look des Films, wird auf uniformen Hintergründen noch ein wenig intensiver.
Akustisch gibt’s in Overdrive von Beginn an was auf die Ohren. Der Auto-Überfall auf den Laster zu Beginn liefert einen fetten Motorensound des M-Modells und einen ziemlich brachialen Soundtrack. Vielleicht ist das alles ein wenig zu laut und könnte besser ausdifferenziert sein. Außerdem dürften die deutschen Dialoge ein wenig kräftiger sein. Sie gehen in den Actionszenen ziemlich unter. Gut, dass in den dynamischen Momenten ohnehin nur wenig gesprochen wird, was bspw. der Szene mit dem Flugzeug entgegenkommt, während jener vor allem die Filmmusik mit äußerst direktionalen Effekten klotzt. Die Rears werden dann noch mal massiv gefordert, wenn man auf die beiden Helden das Feuer eröffnet (50’10) und natürlich wird’s auch im Showdown entsprechend effektvoll. Der Subwoofer bekommt ebenfalls gut zu tun, was mitunter aber auch ein wenig zu undifferenziert geschieht. ab und an rumpelt er dann doch etwas unangenehm vor sich hin.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Overdrive gibt’s zunächst mal sechs Interviews mit Darstellern und Crew. Dazu kommt ein Making-of, das mit zwei Minuten Laufzeit seinen Namen nicht wirklich verdient hat. Zwei ebenfalls nur zweiminütige Featurettes über die Stunts und die Autos des Films kommen hinzu und werden von einer unkommentierten B’Roll komplettiert.

Fazit

Overdrive ist cooles Actionkino mit ebenso coolen Darstellern und noch cooleren Autos. Gut, die Story ist belanglos und kommt aus dem 08/15-Schubfach ähnlicher Drehbuchvorlagen. Aber wer braucht schon Story, wenn er einen 250 GTO und einen Bugatti SC Atlantic innerhalb eines Films sehen (und hören) darf.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: 30%
Film: 65%

Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: Frankreich/Belgien/USA 2017
Regie: Antoine Negrett
Darsteller: Scott Eastwood, Ana de Armas, Clemens Schick, Gaia Weiss, Simon Abkarian, Freddie Thorp, Moussa Maaskri, Abraham Belaga, Pierre-Marie Mosconi
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 94
Codec: AVC
FSK: 12

Trailer zu Overdrive

Overdrive - Trailer (deutsch/german; FSK 12)

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