Pan 3D

Blu-ray Review

Pan 3D Blu-ray Review Cover
Warner Home, seit 17.03.2016

OT: Pan

 


Der Anfang der Geschichte

Vom Waisen zum Helden.

Inhalt

12 Jahre nachdem Peter als Baby von seiner Mutter vor einem Kloster ausgesetzt wurde, ist aus dem Knirps mittlerweile ein aufgewecktes Kerlchen geworden, das, mitten in den Irrungen des Zweiten Weltkriegs in Lodon von fliegenden Piraten entführt wird. Kaum hat Peter diese unglaubliche Pille geschluckt, findet er sich in den Minen des garstigen Blackbeard wieder, der sämtliche Waisenjungs und anderes Fußvolk dazu trietzt, Feenstaub in den Stollen abzubauen. Doch gemeinsam mit dem draufgängerischen Hook gelingt Peter die Flucht und sie landen im Neverwald. Dort werden sie von den Eingeborenen aufgenommen, die in Peter aufgrund dessen Panflöten-Kette einen ganz besonderen Jungen, einen Auserwählten sehen. Sie machen ihm Hoffnung, dass er seine Mutter im Land der Feen wiedersehen könnte, doch dort will auch Blackbeard hin – und das muss Peter gemeinsam mit Hook und Tiger Lily verhindern …

25 Jahre nach Spielbergs Hook und 12 Jahre nach Hogans Peter Pan nimmt sich nun Joe Wright (Stolz und Vorurteil) der Geschichte um den Jungen an, der nie erwachsen werden will. Nachdem Hogan 2003 die bisher werkgetreuste Adaption der Geschichte von J.M. Barrie aus dem Jahre 1902 realisierte, geht Wright vollkommen andere Wege. Sein Peter ist eine Waise, die noch nichts von ihren Fähigkeiten weiß und der eines Tages von den Piraten entführt wird. Während Spielbergs Hook also so etwas wie die „Fortsetzung“ der Geschichte war, ist Pan eher ein Prequel, bzw. die Erzählung des Ursprungs vom fliegenden Jungen, der Fee Tinkerbell und dem bösen Piraten Blackbeard. Während eines Gesprächs mit Blackbeard sagt Peter irgendwann, dass er nicht an Gute-Nacht-Geschichten glaube. Der Satz steht in diesem Moment für die Entwicklung, die unsere Titelfigur noch machen wird. Denn Gute-Nacht-Geschichten werden irgendwann Peters Lebenselixier. Einer der gelungensten Kniffe (für manche vermutlich das genaue Gegenteil) ist sicher das Überwinden zuckersüßer Schmalzsongs zugunsten von rotzigen Rocknummern wie Nirvanas Smells Like Teen Spirit, das Blackbeard voller Inbrunst seinen Gefolge bei der Ankunft der Waisenjungen entgegenschmettert oder einer mitreißenden Version von Ramones‘ Blitzkrieg Bop kurze Zeit später. Wenn man diese Szenen dem Sing-Sang von Hook aus dem Jahre 1991 gegenüberstellt, dann merkt man, dass sich während der letzten 25 Jahre vollkommen zu Recht einiges in Sachen filmischer Gewohnheiten verändert hat. Auch optisch schlägt sich das nieder, denn Pan ist kaum das kunter-quietschbunte Märchen, sondern orientiert sich eher am Steampunk-Design. Mit retrofuturistischen Klamotten und Designelementen, die an das Unterwasser-Vehikel von Captain Nemo erinnern, hebt sich Wrights Variante wohltuend von den zuckersüßen Vorgänger ab. Warum aber ist die mit 250 Mio. Dollar Produktionskosten und nur einem weltweiten Einspiel von knapp über 120 Mio. Dollar an den Kinokassen gnadenlos gescheiterte Neuinterpretation so krass abgeschmiert? Den deutlichsten Vorwurf kann man sicher der Tatsache machen, dass Pan durch seine Geschwindigkeit und die überbordenden visuellen Effekte kaum Zeit hat, seine Geschichte zu entfalten oder aber den Figuren Tiefe zu verleihen. So bleiben die Charaktere blass und obwohl Garrett Hedlund (Tron 2.0) durchaus mitreißt, ist es gerade sein Hook, der mit deutlichem Overacting leben muss. Rooney Mara als Tiger Lily überzeugt nur bedingt, sodass es vor allem an einem lustvoll aufspielenden Hugh Jackman liegt, dessen Blackbeard nicht nur optisch eine Augenweide ist. Natürlich ist Pan aber auch ein höchst effektvolles Spektakel, das die moderne Digitaltechnik überzeugend nutzt, um Piratenschiffe fliegen zu lassen und Massenszenen gänsehautverdächtig zu inszenieren. Im Wald ist der eine oder andere Effekt etwas albern geraten und die nicht enden wollende Flut überbordender Visual Effects ermüdet irgendwann ein wenig. Wenn aber Piratenschiffe vor gigantischen Kristallen in den Zweikampf gehen, ist das schon beeindruckend.

Bild- und Tonqualität

Pan beginnt mit relativ weichen und bewusst stark gefilterten Eindrücken im London des 2. Weltkriegs. Schmuddelige Farben, Grautöne und Dampf bestimmen das Bild. In Neverland bleibt das zunächst so, wenn die Jungs in Blackbeards Minen mit grauen Klamotten vor grauem Fels stehen. Im Wald bei den Eingeborenen kommt dann allerdings die entsprechende Farbenvielfalt hinzu und Pan wird augenblicklich knallig und kräftig. Der Kontrastumfang ist dann deutlich höher und Schwarzwerte sind knackig. Hin und wieder sind die visuellen Effekte etwas weicher geraten und setzen sich damit von den Realhintergründen ab. Dagegen ist die Bildruhe dauerhaft hervorragend und lässt weder Korn noch Rauschen zu.
Anbieter Warner Home zeigt, wie’s gehen kann: Von allen Verleihen ist Warner einer derjenigen, die es tatsächlich immer wieder schaffen, sowohl die Originalfassung als auch die deutsche Version mit einem Dolby-Atmos-Sound zu realisieren. Und das 3D-Tonformat ist für Pan geradezu prädestiniert. Dessen fantasievolle Welten scheinen ein echtes Leben zu führen. Allerdings sind das nicht nur die offenkundig spektalären Szenen, die toll funktionieren, sondern auch jene Sequenzen, in denen man damit zunächst gar nicht rechnen würde. So duckt man sich intuitiv, wenn Mutter Barnabas ihren Wassereimer praktisch auf Peter ausleert (4’45). Auch der Fliegeralarm und die nach oben aus dem Bild verschwindenden Bomber sorgen für Gänsehaut-Sound (5’40). Geradezu sensationell sind die von den Flugzeugen abgefeuerten Geschosse (7’20) oder die Auseinandersetzung zwischen ihnen und dem Piratenschiff. Hier kommen auch erstmals satte Tiefbässe zum Einsatz (15’00). Die Waldatmosphäre im späteren Verlauf ist dermaßen effektvoll, dass immer wieder Vogelgeräusche und Gurren aus allen Richtungen kommt (49’00). Und wenn Hook am seidenen Faden hängt, knarzt das Schiff bedrohlich (92’35). Stimmen bleiben dennoch stets perfekt eingebettet und der Score bleibt differenziert, vermatscht die Atmosphäre zu keiner Zeit. Alles in allem ein fast referenzverdächtiger Tonsektor auf beiden Sprach-Spuren.

3D-Effekt

Pan ist, trotzdem er „nur“ konvertiert und nicht in Real-3D gedreht wurde, für die dreidimensionale Wiedergabe geschaffen. Seien es die Luftkämpfe zu Beginn, die Flugmanöver der Piratenschiffe oder die zahlreichen Pop-Out-Effekte – klasse zu sehen beispielsweise, wenn Hook die Flucht vor dem anderen Schiff gelingt und dessen Bugspitze sich wuchtig in die Wand bohrt (43’30). Ohnehin ist die Tiefenstaffelung auf den Schiffen beeindruckend (19’50) und wenn Blackbeard auf Nirvana-Dirigent macht, fühlt man sich ins Bild hineingesogen (21’28). Wunderbar platisch gelungen ist auch die im Holz-Schnitt-Look gehaltene Erzählung Tiger Lillys (57’00) und wenn das Krokodil aus dem Wasser schießt, darf man schon mal einen Satz rückwärts machen (75’25). Die scheinbar schwerelos durch die Luft fliegenden Schiffe im Finale laden dazu ein, den 3D-Effekt richtig zu genießen. Denn Pan gehört technisch zu den besten Konvertierungen ins Dreidimensionale. Ein wenig anstrengend, auch wenn’s sehr plastisch ist, sind die Feenstaub-Elemente zu Beginn. Das ist einfach zu viel Gewusel vor den Augen, um es schaf zu bekommen. Auch das Seil der Bahn ist teils schwer auszumachen, da es vor dem Hintergrund einfach zu dünn gerät (39’54).

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Pan findet sich zunächst der Audiokommentar von Joe Wright. Dazu gesellen sich insgesamt vier Featurettes: In „Die Legende von Pan“ rekapitulieren die Filmemacher und Darsteller sowie Historiker, worum es in der Geschichte geht und wie man sie für diese Verfilmung wieder aufleben ließ. „Der Junge, der Pan sein würde“ kümmert sich um Levi Miller, der hier den Peter gibt. Joe Wright erklärt, warum gerade Miller ideal für die Rolle war. In „Schurken von Neverland“ kümmert man sich natürlich um Blackbeard, der von Hugh Jackman mit außerordentlicher Lust gegeben wurde. Der Australier findet, dass seine Figur so eine Art Rockstar in der Geschichte ist. „Wundersame Orte“ letztlich lässt noch einmal die verschiedenen Schauplätze des Pan-Märchens aufleben.

Fazit

Pan ist ein Effektspektakel sondergleichen. Freunde visueller Gimmicks und spektakulärer Animationen kommen hier voll auf ihre Kosten. Auch Hugh Jackman als Blackbeard überzeugt – schade nur, dass die Figurentiefe eher an der Oberfläche bleibt.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 80%
Tonqualität (dt. Fassung): 95%
Tonqualität (Originalversion): 95%
Bonusmaterial: 50%
Film: 70%
3D-Effekt: 80%

Anbieter: Warner Home
Land/Jahr: USA 2015
Regie: Joe Wright
Darsteller: Levi Miller, Hugh Jackman, Garrett Hedlund, Rooney Mara, Adeel Akhtar, Amanda Seyfried, Nonso Anozie, Cara Delevingne
Tonformate: Dolby Atmos (True HD 7.1): de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 112
Codec: AVC/MVC
Real 3D: Nein (konvertiert)
FSK: 12

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