Pelé – Der Film

Blu-ray Review

Ascot Elite, 09.12.2016

OT: Pelé: Birth of a Legend

 


Ginga

Ein Film über einen Fußballer, der auf ganzer Linie überzeugt? Wo gibt’s denn sowas?

Inhalt

Edson Arantes do Nascimento ist elf Jahre alt, als die brasilianische Fußballnationalmannschaft im Finale der WM vor heimischem Publikum gegen Uruguay steht. Doch nach überzeugenden Viertel- und Halbfinalspielen mit hohen Siegen, verliert man gegen die Landesnachbarn mit 2:1. Edson, der von den reichen Kids als Pelé gehänselt wird, schwört an diesem Abend, dass er sein Land irgendwann zur Weltmeisterschaft führen wird. Während sein Vater ihm allerdings dazu rät, die Schule zu besuchen, um nicht ebenfalls als Hausmeister zu enden, bleibt Pelé dran. Gegenüber den reichen Söhnen der Häuser, in denen seine Mutter putzt, scheint der Junge aus ärmlichen Verhältnissen allerdings nur wenig Chancen zu haben. Bis er von einem berühmten Scout hört, der bei einem Turnier anwesend sein wird. Das spornt Pelé an und gemeinsam mit seinen Freunden von der Straße schaffen sie es während des Turniers bis ins Finale. Dort fällt dem Talentsucher tatsächlich das Ballgefühl des Jungen auf, der mit seinen Kumpels barfuß und in improvisierten Trikots auf dem Platz steht. Doch erst einige Zeit später kontaktiert Pelés Mutter den Scout, der ihn daraufhin zu einem Probetraining für den FC Santos einlädt. Gerade zu jenem Verein, dessen Trainer aktuell so gar nichts mit Zauberfußball am Hut hat und den Ball ausschließlich am Boden wissen will. Doch der junge Spieler bewährt sich und es beginnt ein Siegeszug, der Pelé zur Legende werden lässt …

Auch wenn es schon ein paar Jahrzehntchen her ist: Der Name Pelé ist auch den jungen Messi- oder Ronaldofans noch ein Begriff. Der Brasilianer, der seine Auswahl 1958 in Göteborg zum Weltmeistertitel gegen die hoch favorisierten Russen schoss, hat als einer der ersten Fußballer überhaupt einen individuellen Spielstil zelebriert und mit diesem nicht nur die heimischen Fans verzaubert. In Pelé – Der Film erzählt das Regie- und Brüderduo Jeff & Michael Zimbalist die Geschichte von ihren Anfängen an. Und sie zelebrieren den Fußball. Schon die Eingangssequenz der kickenden Jungs hat die Dynamik, mit der schon der Werbespot eines bekannten Sportartikelherstellers glänzen konnte, bei dem die aktuellen Helden mitspielten. Elegant und toll choreografiert wird der Stoffball über Häuserdächer und durch enge Gassen gekickt. Der unbeschwerte Ton bleibt bestehen, selbst wenn geschildert wird, dass Pelés Kindheit wahrlich nicht von Glück gesäumt war. Erst nach einem tragischen Ereignis gesellen sich ernste und bittere Töne dazu. So muss der Junge bei der Arbeit mit ansehen, wie sein Vater sprichwörtlich in der Schei*e anderer wühlen muss. So ist Pelé – Der Film eben auch ein Film über Träume, an denen man festhalten sollte und über den Sieg des Underdogs gegen etablierte Strukturen. Zusammenhalt ist ein weiteres Thema und vor allem die erste Hälfte, die von der Kindheit der künftigen Fußballlegende erzählt, hat in ihren besten Momenten etwas von Stand by Me.

Den dramatischeren Szenen setzt der Film wirklich schöne Sequenzen der Ball-, bzw. Mango-Übungen gegenüber und beschwört noch dazu die afrikanischen Wurzeln des brasilianischen Fußballs. Lehrreich ist Pelé also obendrein, wenn erklärt wird, dass die Wurzeln der Ballkunst des Landes im Capoeira der afrikanischen Sklaven des 16. Jahrhunderts liegen. Und weil das Regieduo seine Hausaufgaben gemacht hat, inszeniert es die echten Stadionszenen ebenso unterhaltsam wie sauber choreografiert. Oft wirken Filme über Fußball gekünstelt und staksig. Ganz anders Pelé – Der Film, der die Tricks seines Protagonisten teilweise am Stück und nicht nur in kurzen Großaufnahmen zeigt. Erstaunlich auch, wie gut man für das Werk die Bewegungsabläufe der Legende studiert und übernommen hat – hier auch ein großes Lob an Pelé-Darsteller Kevin de Paula. Um etwas mehr einer filmischen Dynamik zu entsprechen, hat man im Vorfeld der WM 1958 etwas überdramatisiert. Die hier beschriebene Verletzung und die Besorgnis des Arztes war in Wirklichkeit nur eine minderschwere Blessur, die Pelé nicht davon abhielt, von seinem ersten Einsatz an wie ein junger brasilianischer Fußballgott zu spielen. Wirklich charmant ist die Dribbel- und Ball-Hochhalte-Szene vor dem Finale gegen Schweden, die zwischendurch von seinem augenzwinkernden Gastauftritt des echten Pelé unterbrochen wird.

Bild- und Tonqualität

Ein wenig milchig und kontrastschwach präsentiert sich das Bild von Pelé – Der Film, das obendrein stark gefiltert ist, um die Hitze und Schwüle des südamerikanischen Landes darzustellen. Farben sind demnach hauptsächlich gelb-bräunlich und ein sichtbares Korn ist ebenfalls vorhanden. In Bewegungen gesellen sich leider auch noch Nachzieher hinzu (39’15), die wirklich nicht hübsch aussehen und auch kein Stilmittel sind. Dafür ist die Schärfe in Close-ups sehr gut, offenbart jede Pore im Gesicht des angehenden Fußballstars. Auch ansonsten bleiben digitale Bildfehler nahezu aus. Unschöne Kantenabstufungen oder Artefakte sind kein Thema. Allerdings gibt’s während ein paar Szenen schon mal color banding (66’50).
Absolut offen und räumlich präsentiert sich von Beginn an der Sound von Pelé – Der Film. Das Stadion scheint förmlich zu leben und der energetische Soundtrack kommt dynamisch aus allen Speakern. Ohnehin ist es der Filmscore, dessen heiße Rhythmen stets raumfüllend und mit netten Effekten daherkommen. Die Dialoge sind dagegen ein klein wenig dünn geraten. Auch atmosphärisch überzeugt der Film, lässt einen Bahnhof ebenso lebendig wirken wie die Straßenszenerie.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Pelé – Der Film wurde lediglich eine Trailershow abgelegt, ansonsten herrscht hier Ebbe.

Fazit

Pelé – Der Film ist zugleich packende Biografie als auch ein höchst unterhaltsamer Sportfilm. Mit toll choreografierten Fußballszenen, motivierenden und bewegenden Traineransprachen sowie einem Blick für die armen Verhältnisse im südamerikanischen Land deckt es alle Aspekte des Lebens einer heutigen Legende ab, sodass es am Ende nur heißen kann: Es leben die Nummer 10.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 65%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 5%
Film: 75%

Anbieter: Ascot Elite
Land/Jahr: USA 2016
Regie: Jeff & Michael Zimbalist
Darsteller: Kevin de Paula, Leonardo Lima Carvalho, Seu Jorge, Mariana Nunes, Diego Boneta, Colm Meaney, Vincent D’Onofrio, Seth Michaels, Rodrigo Santoro
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 117
Codec: AVC
FSK: 6

Trailer zu Pelè – Der Film

Pelé - Der Film I Deutscher Trailer

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