Perfide

Blu-ray Review

Perfide Blu-ray Review Cover
Maritim Pictures, seit 29.05.2015

OT: Perfidia

 


Zeit aufzuwachen

Chile empfiehlt sich mit Perfide einem offenen Genrepublikum.

Inhalt

Laura besucht über das Wochenende eine Freudin – das jedenfalls denkt ihr Mann, der sich derweil um die beiden Töchter kümmert. Tatsächlich trifft sich die frustrierte Ehefrau mit ihrem Lover Rubén und das nicht zum ersten Mal – immerhin kenn sich die beiden schon seit zwanzig Jahren und haben eine gemeinsame, wenig angenehme Erinnerung an die Vergangenheit. An diesem Wochenende jedoch ist es anders: Laura eröffnet Rubén, dass sie ihren Mann und die Kinder verlassen will und am besten ganz weit raus aus Santiago möchte. Die Tatsache, dass sie scheinbar von Rubén schwanger ist, kommt zwar erst später ans Licht, drängt den Liebhaber aber in eine Position, in der er nicht sein möchte. Als dann auch noch ein unheimlicher Mann auftaucht und die beiden in der Nacht die Flucht antreten wollen, ist ihr Auto nicht mehr auffindbar. Irgendjemand oder -etwas möchte nicht, dass Laura und Rubén heimkehren …

Spanischsprachige Horrorfilme/-thriller sind nur selten vordergründig brutal oder grafisch gewalttätig. Oft spielt sich der Schrecken subtil und im Verborgenenen statt. So auch bei Perfide, der mit einer Laufzeit von gerade einmal 70 Minuten dennoch kein rasantes Feuerwerk abfackelt, sondern sich auf langsam steigernde Spannung konzentriert. Die beiden Hauptdarsteller werden über ein kurzes, geheimnisvolles Intro vorgestellt und im Anschluss in eine Art (harmlose) Tanz-der-Teufel-trifft-Rotkäppchen-Variante geworfen. Dabei dauert es gut 25 Minuten, bis man überhaupt aus dem ursprünglichen Beziehungsdrama vor Waldkulisse heraustritt und in Richtung Grusel wechselt. Der wird vornehmlich durch unheimliche Gestalten, Spiel mit Licht und Schatten sowie dem angemessen atmosphärischen Soundtrack vermittelt. Letzterer übertreibt es allerdins bisweilen mit seiner Dramatik, die sich im Geschehen kaum widerspiegelt. Man merkt Perfide durchaus an, dass er sehr günstig produziert wurde: Das begrenzte Waldszenario, ein bisschen Nebel aus der Maschine, ein paar unheimlich gekleidete Typen – mehr braucht es in diesem Genrewerk nicht, um aus den Mitteln das Beste herauszuholen. Dennoch hätte das Tempo mitunter etwas zügiger ausfallen dürfen, denn selbst die kurze Laufzeit verhindert nicht die eine oder andere Länge. Zudem dauert es dann doch ein wenig lange, bis man ein paar Hinweise auf das bekommt, was dort draußen vor der Hütte überhaupt passiert. So fällt es ein wenig schwer, mit den beiden Protagonisten mitzufühlen, wenn man nicht mal weiß, ob überhaupt eine echte Bedrohung existiert. Bis zum Schluss bleibt diese dann auch konsequent unterschwellig, nicht greifbar und schlüsselt sich final auch nicht auf. Am Ende ist Perfide definitiv nichts für Gorehounds, denn Blut fließt nicht mal ansatzweise. Die FSK-18-Freigabe ergibt sich (wie zuletzt häufig) aus den vorhandenen Programmtrailern. Der Film selbst kam bei der FSK mit einem 16er Siegel davon.

Bild- und Tonqualität

Während das Bild von Perfide zunächst recht kontrastreich aussieht, entlarvt man es schnell als digital und stört sich an den leichten Rucklern in Bewegungen, der wenig gelungenen Kantendarstellung in den dunklen Naheinstellungen und einem eher wachsartigen Eindruck. Die Schärfe ist nur mittelprächtig und auf hellen Detailstellen überreißt der Kontrast. Farben driften oft ins blaustichige ab.
Wenngleich der Ton von Perfide technisch nicht hundertprozentig perfekt abgemischt wurde und die deutsche Synchronspur nur mittelmäßig gelungen ist, tragen die gewählten Sounds von zirpenden Zikaden und Grillen sowie knarzenden Holzbrettern sehr zur spannenden Atmosphäre bei. Obschon sie zumeist aus dem Vordergrund kommen und die Rearspeaker nur selten wirklich mit einbeziehen.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Perfide findet sich ein knapp achtminütiges, natürlich in Landessprache gehaltenes Making-of, das leider nicht untertitel wurde. Für des Spanischen mächtige Zuschauer könnten also ein paar interessante Infos dabei sein – leider zählt der Autor dieser Zeilen nicht dazu. Für die ebenfalls vorhandenen Artworks muss man allerdings keine Fremdsprache können, diese sind auch so nett anzusehen. Originaltrailer und Programmtipps runden  den Bereich ab.

Fazit

Perfide ist wenig brutal, kaum rasant, dafür aber relativ atmosphärisch und rätselhaft – ein mysteriöser Film.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 55%
Tonqualität (dt. Fassung): 60%
Tonqualität (Originalversion): 60%
Bonusmaterial: 30%
Film: 55%

Anbieter: Maritim Pictures/AL!VE AG
Land/Jahr: Chile 2014
Regie: Lucio A. Rojas
Darsteller: Catherine Mazoyer, Iñigo Urrutia, Daniel Antivilo, Ximena del Solar
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 71
Codec: AVC
FSK: 18 (ungeschnitten)

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