Blu-ray Review

OT: Pig

Trüffelig
Ob Nicolas Cage hier endlich mal wieder einen Trüffel von Film gefunden hat, klärt das Review zu Pig.
Inhalt

Robin Feld, genannt Rob, lebt seit einigen Jahren zurückgezogen in einer heruntergekommenen Hütte im Wald von Oregon. Sein einziger Wegbegleiter ist Trüffelschwein Apple. Apple sorgt für das Einkommen der beiden. Denn die gefundenen Trüffel verkauft Rob an Amir, seinen einzigen menschlichen Kontakt. Amir versorgt damit die lokalen Luxus-Restaurants und verdient sich damit eine goldene Nase. Eines Nachts wird Rob überfallen und ausgeknockt. Als er wieder aufwacht, ist Apple weg. Weil er ohne seinen treuen Freund nicht sein möchte, begibt er sich seit Jahren wieder in die Stadt und nimmt dabei Amirs Hilfe in Anspruch. Schnell stoßen die beiden auf ein Drogenpärchen, das den Überfall zwar begangen hat, das Schwein aber an irgendeinen reichen Kerl verkauft haben. Da sie in ihrer Bewusstseinsumnachtung keinerlei Erinnerung an den Typen haben, muss Rob tiefer graben. Und dabei begegnet ihm seine eigene Vergangenheit …

Die Sache mit Nicolas-Cage-Filmen ist die: Es gibt solche und solche. Solche, die so schlecht sind, dass man sich fragt, warum man sich das immer wieder antut. Und solche, die noch schlechter sind.
Und dann, alle Jubeljahre mal, pickt sich der einst so gefeierte Star eine Rolle heraus, die er spielt als müsse er nur diese eine letzte Mission erfüllen. Cage-Fans wissen die schlechten Filme mittlerweile schätzen – naja, irgendwie jedenfalls. Und wenn man ehrlich ist, kann man es ihm nicht mal übel nehmen. Denn so schlecht wie seine Frisuren in den Billigwerken oft aussehen, so sehr bleibt Cage irgendwie immer charmant. Das wiederum kann man von seinem Kollegen John Travolta nicht mehr behaupten. Und auch Bruce Willis hat sich durch seine lustlos runtergekurbelten Rollen mittlerweile fast jeden Kredit verspielt. Ich gebe zu, dass mich neue Cage-Beteiligungen weit mehr interessieren als jene von Willis oder Travolta. Vielleicht auch deshalb, weil es (wie erwähnt) immer mal wieder eine echte Perle in seinem Œuvre gibt. Zuletzt waren das bspw. Mandy oder auch der 2013er Joe, die Rache ist sein. Pig, einer seiner jüngsten Filme geht mit erstaunlich viel Vorschusslorbeeren ins Rennen. Allerdings häuft(e) er auch bereits zahlreiche Missverständnisse an. Denn wer sich den vielerorts aufgebauschten Story-Inhalt isoliert durchlas und der einen oder anderen Pressemitteilung (bzw. -dramatisierung) folgte, der konnte denken, es handle sich um eine Art John Wick. Nur nicht mit Hund, sondern mit Schwein. Angestachelt von gewissen griffigen Beschreibungen, die Pig als Rachefilm beschrieben und befeuert von einer! Sequenz, die an Fight Club erinnert. Dabei ist er dies (ein Rachefilm) so überhaupt nicht. Vielmehr ist es ein existenzielles Drama über einen Mann, den ein Schicksalsschlag in die Einsamkeit zwang und der im Verlaufe des Films mit einem doppelten Verlust umgehen muss. Und Cage ist schlicht großartig. Vielleicht war er nie besser. Und man fragt sich durchaus, wie er es schafft, den Schalter so umzulegen, mal so sensationell zu agieren wie hier und mal scheinbar so völlig neben der Spur wie in vielen der anderen Filme. Das erste Mal seit langer Zeit passen auch Haar- und Bartpracht zu seiner Rolle und wenn man sich die erste Viertelstunde anschaut, kann man Robs zurückgezogene Traurigkeit fast physisch spüren. Dargestellt durch eine Mischung aus Abgeklärtheit, Resignation, Trauer und Wut, die sich in Cages Gesichtsausdruck wiederfinden. Zurückhaltend ist das beste Wort, um die Performance zu beschreiben, die Cage hier an den Tag legt. Und in dieser Zurückhaltung liegt die Kraft und Stärke der Rolle. Es ist aber nicht nur Cage, der hier überzeugt. Auch Alex Wolff (Hereditary) kann seine Figur nach und nach mit Leben füllen. Was wiederum am Skript liegt, das den Charakteren nicht nur oberflächlich Raum gibt, sondern sich Zeit für sie nimmt. Und auch hier ist Trauer ein Thema. Ohnehin zieht sich das wie ein roter Faden durch den Film: Unverarbeitete, vergrabene Trauer, die in den finalen Szenen gleich mehrfach eruptiv zum Vorschein kommt. Pig unterstützt das mit stimmungsvollen Bildern, die in erdigen Brauntönen gehalten sind und unterlegt das Geschehen oft mit melancholischer Filmmusik. Aufgrund der langsamen Inszenierung und eher unspektakulären Ereignisse wird das absolut nicht jedem gefallen. Aber es wird definitiv Cage- und Arthaus-Filmfans geben, denen bei den abschließenden Tönen von I’m on Fire die Tränen in die Augen schießen werden.

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- Dieser Artikel hat deutschen Untertiteln.
Bild- und Tonqualität

Da Pig zunächst auf natürliche Beleuchtung setzt und wenig künstliches Licht integriert, ist er trotz seiner digitalen Herkunft nicht frei von einem leichten Rauschen. Sichtbar wird das auf den helleren Hintergründen in dunklen Szenen. Ebenfalls leidet der Schwarzwert etwas unter der geringen Ausleuchtung, da wirklich dynamische Kontraste erst gar nicht entstehen. Zudem versumpfen Details im Schwarz schon mal etwas, was fast bis ins Black Crush hinabreicht. Die wenigen Farben, die der Film aufbietet (bspw. jene des gelben Camaros) werden etwas reduziert wiedergegeben. Die Schärfe ist maximal mittelprächtig und lässt in Halbtotalen nochmals nach. Close-ups wirken etwas soft, bisweilen gar eine Spur wachsig. Wenn im zweiten Teil die Farbgebung schlagartig wechselt, weil der Tag in der Stadt anbricht, werden die Kontraste zwar auch nicht besser, aber man bekommt für einen kurzen Moment mal ein wenig blaue Farbgebung und damit Abwechslung vom Braun.
Schön räumlich und dynamisch beginnen die DTS-HD-Master-Spuren von Pig, wenn die Kamera langsam aus dem Wasser auftaucht und man das Geschwappe und Gerausche des Flusses hört. Vögel zwitschern leise, aber gut differenziert hörbar von den Speakern rundherum und das Quieken von Apple klingt ebenfalls authentisch. Dialoge legen sich angenehm warm auf den Center und sind weitgehend harmonisch eingebettet. Da viele Sprechsequenzen eher gedehnt vorgetragen werden, bleiben sie jederzeit gut verständlich. Aufgrund des Fehlens von auffälligen Actionszenen (sieht man vom anfänglichen Überfall auf Rob ab), gibt’s nicht sonderlich viele Möglichkeiten für den Ton, sich zu profilieren. Aber das, was er können muss, das macht er gut.

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Bonusmaterial
Das Bonusmaterial von Pig besteht lediglich aus dem Trailer zum Film sowie einigen Programmtipps des Anbieters Leonine. Was schade ist, da man sich über die Produktion wirklich ein paar Hintergrundinfos oder zumindest Interviews gewünscht hätte.
Fazit
Pig ist ungewöhnlich, zurückhaltend, tief im Inneren aber brodelt es in den Figuren. Und das wird von allen Beteiligten intensiv dargestellt. Allen voran von Nicolas Cage, der seit langer Zeit nicht mehr so überzeugte wie als zurückgezogen lebender Eremit Rob. Dass er praktisch den kompletten Film hindurch mit blutverschmiertem Gesicht, Bart und Hemd agiert; und dass er das mit der Präsenz einer Bulldogge tut – dafür muss man seinen Hut ziehen. Nur bitte: Niemand soll hier einen Arthaus-John-Wick erwarten. Denn das ist das Regiedebüt von Michael Sarnoski zu keiner Zeit. Das etwas trübe Bild der Blu-ray passt sich dem Thema des Films an, während der Ton durchaus seine Momente hat.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 70%
Tonqualität (Originalversion): 70%
Bonusmaterial: 10%
Film: 85%
Anbieter: Leonine Distribution
Land/Jahr: USA/GB 2021
Regie: Michael Sarnoski
Darsteller: Nicolas Cage, Alex Wolff, Adam Arkin, Cassandra Violet, Julia Bray, Gretchen Corbett
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 92
Codec: AVC
FSK: 16
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Leonine Distribution)
*Affiliate-Links sind mit * gekennzeichnet. Für Einkäufe über diese Affiliate-Links erhalten wir eine Provision. Für den Käufer entstehen keine Mehrkosten. Infos zum Datenschutz findet ihr hier.
Trailer zu Pig
So testet Blu-ray-rezensionen.net
Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
Die technische Expertise ist aber lediglich eine Seite der Medaille. Um stets auf der Basis von aktuellem technischen Wiedergabegerät zu bleiben, wird das Testequipment regelmäßig auf dem aktuellen Stand gehalten – sowohl in puncto Hardware (also der Neuanschaffung von TV-Displays, Playern oder ähnlichem, wenn es der technische Fortschritt verlangt) als auch in puncto Firmware-Updates. Dazu werden die Tests stets im komplett verdunkelbaren, dedizierten Heimkino angefertigt. Den Aufbau des Heimkinos könnt ihr hier nachlesen —> Klick.
Dort findet ihr auch das aktuelle Referenz-Gerät für die Bewertung der Tonqualität, das aus folgenden Geräten besteht:
- Mainspeaker: 2 x Canton Reference 5.2 DC
- Center: Canton Vento 858.2
- Surroundspeaker: 2 x Canton Vento 890.2 DC
- Subwoofer: 2 x Canton Sub 12 R
- Heights: 4 x Canton Plus X.3
- AV-Receiver: Denon AVR-X4500H
- AV-Receiver: Pioneer SC-LX59
- Mini-DSP 2x4HD Boxed
Das Referenz-Equipment fürs Bild findet ihr wiederum hier aufgelistet. Dort steht auch, wie die Bildgeräte auf Norm kalibriert wurden. Denn selbstverständlich finden die Bildbewertungen ausschließlich mit möglichst perfekt kalibriertem Gerät statt, um den Eindruck nicht durch falsche Farbtemperaturen, -intensitäten oder irrigerweise aktivierten Bild”verbesserern” zu verfälschen.
Liest sich ja ganz gut. Dann werde ich mir mal den Film besorgen. Die Kritik was für Bruce Willis gilt ist völlig richtig. Die letzten Filme habe ich mir nicht angeschaut weil das Verschwendung von Lebenszeit ist. Ich würde mal gerne Wissen ob bei Herrn Willis überhaupt die Kritiken ankommen. Mensch ,der hatte mal echt Riesenerfolge . Anscheinend ist dem das egal . Hauptsache die Kohle kommt rüber. Die letzten Produktionen sind keinen Cent Wert.
Bei Nicolas Cage sieht man einfach auf welche Filme er wirklich Bock hat, und welche er nur des Geldes wegen macht.
Pig hat mir echt gut gefallen.
Absolut.