Blu-ray Review
OT: Pixie
Hundertmal Ärger
Coole Gangsterposse aus britischer Produktion, die lustvoll Tarantino und Konsorten zitiert.
Inhalt
Pixie hat ihre Mutter vor vier Jahren an den Krebs verloren. Übrig geblieben ist ihr Stiefvater, Dermot O’Brien. O’Brien ist ein Gangster und hat früher die Waffen für die IRA verschoben. Heute kontrolliert er in der Gegend von Sligo an der Nordwestküste von Irland die kriminellen Machenschaften. Eigentlich ist er ein ganz guter Kerl, aber wenn ihm jemand krumm kommt, kann er auch ganz anders. Schlimmer als er selbst ist aber sein Sohn aus erster Ehe, der sich ständig mit Pixie und ihrer Schwester anlegt. Just gingen eine Tasche Geld und eine weitere mit Drogen verloren. Eigentlich hatte Pixies Ex-Freund Fergus mit Pixies Jetzt-Freund Colin die Finger im Spiel. Und noch eigentlicher wollten Pixie und Colin mit dem Geld nach San Francisco abhauen. Doch nun verteilt sich Colins Hirn auf der Autoscheibe des Fluchtwagens, weil Fergus spitzgekriegt hat, dass er Pixies neuer Lover ist. Colin selbst will seine Verflossene zur Rede stellen und besucht sie Nachts auf ihrem Grundstück. Dort halten sich, wie es der Zufall will, gerade Frank und Harland auf, die einfach nur mal herausfinden wollen, ob Pixie wirklich Sex mit Jungs hat, die sich als Fotomodelle zur Verfügung stellen. Weil Fergus auf dem Grundstück mit der Knarre rumfuchtelt, fährt Harland ihn kurzerhand über den Haufen und verlädt ihn im Kofferraum. Die Tasche mit Drogen fällt ihm dabei auch in die Hände. Jetzt ist guter Rat teuer. Wie sollen die beiden Dorfproleten die heiße Ware nun verkaufen, um sich mit dem freigemachten Geld aus dem Staub zu machen? Und wie sollen sie den toten Fergus beseitigen? Gut, dass Pixie von der Sache Wind bekommt und die zwei Greenhorns unter ihre Fittiche nimmt. Doch Pixie ist nicht alleine, denn bald sind alle Gangster in der Gegend hinter dem Trio her – unter anderem der brutale Father McGraw, der die Drogen ursprünglich ins Land gebracht hatte …
Regisseur Barnaby Thompson war bislang vornehmlich als Produzent unterwegs – und zwar als kein Unbekannter. So war er bereits bei Wayne’s World dabei, produzierte später den Spice-Girls-Film Spiceworld und Komödien wie Ein perfekter Ehemann oder die Skurrilität Alien Authopsy. Nach Die Girls von St. Trinian Teil eins und zwei führte er bei Pixie – Mit ihr ist nicht zu spaßen nun das dritte Mal selbst Regie – und zwar auf Basis eines Drehbuchs seines Sohnes Preston. Preston, das wird schnell offensichtlich, hat sich die großen Genre-Regisseure und deren Filme gut angeschaut. Denn schon der Beginn und die Titelmusik erinnern nicht nur ein wenig an einen gewissen Herrn Tarantino, wenn zu coolem Soundtrack, der direkt aus From Dusk till Dawn kommen könnte, eine Art Filmuntertitel eingeblendet wird, der auf den verheißungsvollen Namen Once Upon a Time in the West … of Ireland lautet. Fahren daraufhin zwei Typen in einem Auto zu einem nicht näher genannten Ziel, um einen kleinen Überfall zu begehen, erinnert man sich (erneut nicht von ungefähr) an die berühmte Amsterdam-Diskussion zwischen Travolta und Jackson in Pulp Fiction. Wenn dann keine fünf Minuten später vier Würdenträger das Zeitliche gesegnet haben und sich eine der zentralen Figuren bereits verabschiedet hat, ist das ein durchweg gelungener Einstieg in eine Nachwuchs-Gangsterkomödie, die ebenso britisches Flair versprüht wie sie bekannte Vorbilder von Tarantino bis Ritchie zitiert – die Ähnlichkeiten zu Travoltas versehentlich gelöstem Schuss, der Marvins Hirn auf der Heckscheibe verteilte, sind hier sicherlich nicht unerwünscht.
Der Einstieg in den Film ist also schon mal äußerst rasant und vom Timing her richtig gut gelungen. Dazu dient die irische Westküste als (meist) verregneter und ziemlich grauer Hintergrund, der perfekt zum rauen Charme der Gangsterkomödie und dem mitunter sarkastischen Tonfall passt. Die Szenerie trägt maßgeblich zur Atmosphäre bei, wenn entsprechendes Wetter auf ziemlich chaotische Möchtegern-Gangster trifft und der Film immer wieder Haken schlägt. Die Morde passieren unterdessen nicht selten beiläufig und mit einem süffisanten bis zynischen Unterton. Wer die kritische Distanz zum Medium Film wahrt, kann hier wirklich ziemlich viel Spaß mit den Figuren und ihrem Treiben haben. Denn was Pixie aber vor allem reizvoll macht, sind seine überzeichneten Figuren, die zwar teilweise den Gangster-Klischees entsprungen sind, aber durch ihre lustvolle Darstellung wirklich Spaß machen. Es ist außerdem eine Freude, endlich mal wieder Colm Meaney zu sehen, den viele sicherlich noch als Chief O’Brien aus Star Trek Deep Space Nine kennen und schätzen. Meaney ist einer der ganz großen Charakterdarsteller, die Irland zu bieten hat. Und seine Figuren sind stets von einer gewissen Grundwärme umgeben. Das gilt auch für den hier von ihm gespielten O’Brien. Klar, der Typ ist ein Gangster und hat eine Menge Dreck am Stecken. Aber er ist auch ein liebenswerter, empathischer Typ, der offenbar das Herz eines Löwen hat. Meaney ist es allerdings nicht, der den Film trägt. Das tut Olivia Cooke als titelgebende Pixie. Es ist einfach schön zu sehen, dass man heute in der Lage ist, solche starken Frauenfiguren zu etablieren, ohne dass man hier mit dem „Wokeness“-Knüppel rumdreschen muss. Cooke, die schon in Limehouse Golem oder Ready Player One gezeigt hat, dass sie zu den talentiertesten Jungdarstellerinnen gehört, ist klasse, wenn sie den versammelten Herren ordentlich die Richtung weist und auch vor Großgangstern nicht halt macht. Ihre gleichzeitig natürliche wie auch couragierte Darstellung nötigt dem Zuschauer Respekt ab, während sie selbst scheinbar gar keinen Respekt vor den bekannteren Namen ihrer Profession hat. Neben ihr halten Daryl McCormack und Ben Hardy als Harland und Frank gut mit – auch wenn ihnen das Drehbuch die Rolle der naiven Dorfburschen aufzwingt. Wenn die zwei merken, in welche knietiefe Scheiße sie sich geritten haben, hat das dennoch durchaus komisches Potenzial und ist fern von arroganter Selbstdarstellung. Witzig ist vor allen Dingen, wenn die zwei Jungspunde auf die unbeholfenste Art und Weise um die Gunst von Pixie buhlen. Auch das wirkt zu keiner Zeit aufgesetzt, sondern in all seiner Absurdität irgendwie nachvollziehbar und typisch für die Generation. Ach ja, und dann ist da ja noch Alec Baldwin, der den Priester McGrath mit souveräner Boshaftigkeit darstellt. Man muss allerdings zugeben, dass man nach den tödlichen Unglück der Kamerafrau Halyna Hutchins am Set des von ihm produzierten Films Rust ein wenig Magengrummeln hat, wenn er mit einer Waffe am Set von Pixie zu sehen ist. Dafür kann dieser Film natürlich nichts – er wurde deutlich vorher gedreht. Schade, dass der Gagfaktor am Ende nicht konstant hoch bleibt und dem Drehbuch hier und da die Puste etwas ausgeht. So bleiben am Ende aber dennoch einige coole Szenen, hervorragend aufgelegte Darsteller und ein kongenialer Soundtrack.
- Fulminante Gangster-Komödie mit absoluter Starbesetzung, die trotz ihres offensichtlichen Humors nicht vor knallhart-blutiger Action zurückschreckt
- Mit Olivia Cooke (HOUSE OF DRAGONS) Golden Globe-Nomminee Colm Meaney (STAR TREK), Ben Hardy (X-MEN) und Oscar-Nomminee Alec Baldwin (THE DEPARTED)
- Vom Regisseur des Video-Hits DIE GIRLS VON ST. TRINIAN, Barnaby Thompson
Bild- und Tonqualität
Pixie ist sichtbar digital gefilmt. Die Einstellung sind meist sehr laufruhig und rauscharm – besonders in Close-ups. Totale haben schon mal ein ganz dezentes Rauschen, was aber nicht weiter störend auffällt und vor allem auf hellen Hintergründen sichtbar wird. Aufgrund des eher glatten Look des Films wirken viele Einstellungen bisweilen etwas künstlich, etwas zu steril und wenig dreidimensional. Ein Plus an Plastizität wäre hier durchaus wünschenswert gewesen. Auf der anderen Seite ist die Kontrastgebung sehr angenehm. Vor allem Schwarz säuft zu keiner Zeit ab und zeichnet gut durch. Gleichzeitig werden helle Bereiche nicht überrissen dargestellt, sodass auch hier die Durchzeichnung gut gelungen ist. Farben halten sich in den normalen Tageslichtszenen sehr natürlich und etwas zurück. Das führt mitunter zu sehr authentischen Einstellungen (19’57). Der gelbe Benz nach 54 Minuten trifft den Farbton recht exakt – Kenner des W123 werden es bestätigen. Grüntöne gelingen kräftig und ohne zu deutlichen Gelbanteil (72’42) ans Auge. Alles in allem eine sehr saubere und authentische Farbgebung. Das Encoding lässt auch hier kaum Wünsche offen. Schaut man sich das ganz leichte Digitalrauschen in den Bäumen im Hintergrund bei 72’42 im Verlauf auch mal per Einzelbildfortschaltung an, entstehen im Zusammenspiel von Digitalrauschen und Bewegung in den Bäumen keine Artefakte. Die Clusterungs-Neigung von digitalem Rauschen ist minimal. Die beiden DTS-HD-Master-Spuren, die fürs Deutsche und Englische vorliegen, überzeugen mit klaren Dialogen der hervorragenden Synchro. Allerdings könnten die Stimmen in der deutschen Fassung etwas lauter sein. Hier und da muss man die Ohren etwas spitzen, um alles Gesagte hinreichend zu verstehen. Dafür zeigt sich Pixie während der Shootouts mit einer Wucht und einem Fundament, das Netflix‘ Gray Man gerne gehabt hätte. Erstaunlich, dass man es hier mit einem relativ kleinen Film europäischer Produktion zu tun hat, wenn man die überraschende Dynamik bemerkt. Die Musik wirkt zwar mitunter etwas künstlich auf Surround gerechnet, aber sobald neuere Songs ins Spiel kommen, gelingt es auch mit deren Einbindung (14’52). Schön, dass auch Umgebungsgeräusche wie Vogelgezwitscher räumlich dargestellt werden und man ihnen Beachtung schenkt. Im bleihaltigen Finale gibt’s dann wieder satte Schussgeräusche – insgesamt eine runde Vorstellung.
- Fulminante Gangster-Komödie mit absoluter Starbesetzung, die trotz ihres offensichtlichen Humors nicht vor knallhart-blutiger Action zurückschreckt
- Mit Olivia Cooke (HOUSE OF DRAGONS) Golden Globe-Nomminee Colm Meaney (STAR TREK), Ben Hardy (X-MEN) und Oscar-Nomminee Alec Baldwin (THE DEPARTED)
- Vom Regisseur des Video-Hits DIE GIRLS VON ST. TRINIAN, Barnaby Thompson
Bonusmaterial
Das Bonusmaterial von Pixie – Mit ihr ist nicht zu spaßen liefert einige Interviews mit den Darstellern, dem Regisseur, dem Autor des Drehbuchs und dem Produzenten. Alles Interviews sind untertitelt und kommen durchweg charmant rüber. Ein Behind the Scenes wäre aber durchaus noch wünschenswert gewesen, um mehr über die Produktion zu erfahren.
Fazit
Pixie – Mit ihr ist nicht zu spaßen bietet kurzweilige 90 Minuten und klasse Darsteller in einer Story, der zum Ende etwas die Luft ausgeht. Um die zitierten Vorbilder zu erreichen, reicht es deshalb nicht. Aber als für sich stehende Gangster-Komödie kann man das durchaus machen. Zumal Bild- und Tonqualität passen. Kleine Empfehlung für Freunde des Genres.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 75%
Tonqualität (dt. Fassung): 80%
Tonqualität (Originalversion): 80%
Bonusmaterial: %
Film: 70%
Anbieter: Koch Films
Land/Jahr: Irland/England 2020
Regie: Barnaby Thompson
Darsteller: Olivia Cooke, Alec Baldwin, Colm Meaney, Daryl McCormack, Fra Fee, Dylan Morgan
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,39:1
Laufzeit: 93
Codec: AVC
FSK: 16
(Copyright der Cover und Szenenbilder liegt bei Anbieter Koch Films)
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Trailer zu Pixie – Mit ihr ist nicht zu spaßen!
So testet Blu-ray-rezensionen.net
Die Grundlage für die Bild- und Tonbewertung von Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays bildet sich aus der jahrelangen Expertise im Bereich von Rezensionen zu DVDs, Blu-rays und Ultra-HD-Blu-rays sowie Tests im Bereich der Hardware von Unterhaltungselektronik-Komponenten. Gut zehn Jahre lang beschäftigte ich mich professionell mit den technischen Aspekten von Heimkino-Projektoren, Blu-ray-Playern und TVs als Redakteur für die Magazine HEIMKINO, HIFI TEST TV VIDEO, PLAYER oder BLU-RAY-WELT. Während dieser Zeit partizipierte ich an Lehrgängen zum Thema professioneller Bildkalibrierung mit Color Facts und erlangte ein Zertifikat in ISF-Kalibrierung. Wer mehr über meinen Werdegang lesen möchte, kann dies hier tun —> Klick.
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- Center: Canton Vento 858.2
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- Heights: 4 x Canton Plus X.3
- AV-Receiver: Denon AVR-X4500H
- AV-Receiver: Pioneer SC-LX59
- Mini-DSP 2x4HD Boxed
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