Playing it Cool

Blu-ray Review

Playing it Cool Blu-ray Review Cover
Universum Film, seit 17.07.2015

OT: Playing it Cool

 


Liebe in den Zeiten der Cholera

Wird Chris Evans in Playing it Cool zum ersten Mal in seinem Leben die drei magischen Worte sagen?

Inhalt

Wie schreibt man das Drehbuch zu einer romantischen Komödie, wenn man selbst noch nie verliebt war? Der Erzähler würde verzweifeln, wenn nicht ein Actionfilm winken würde. Dumm, dass er dafür zunächst mal die Romcom schreiben muss. Da er jedoch ein furchtbar gestörtes Verhältnis zur Liebe hat, seitdem seine Mutter ihn als kleinen Jungen beim Großvater wegen irgendeines Südamerikaners hat sitzen lassen, ist das gar nicht so einfach. Ein bisschen hofft er auf seinen Kumpel Scott, der ein Romantiker vor dem Herrn ist. Als er mit dem eines Tages auf einer Gala ist, lernt er SIE kennen. Eine Frau, die nicht nur hübsch, sondern vor allem witzig, frech und ungewöhnlich ist. Leider aber auch gebunden und somit außer Reichweite. Also lenkt ER sich mit Sex ab, denn das klappte bisher immer – nur eben jetzt nicht. Tja, und dann ist sie weg, ohne ihren Namen gesagt oder eine Kontaktmöglichkeit hinterlassen hat. Der Erzähler schnappt sich also seinen besten Freund Scott und macht sich auf die Suche nach Mrs. Right. Zunächst ohne Erfolg – bis er sie zufällig auf einem Empfang wiedertrifft. Und von da an beschließt man, sich zu daten … rein freundschaftlich, selbstverständlich – oder?

Frisch, unverkrampft und stark besetzt stürzt sich Playing it Cool in eine romantische Komödie, die zunächst so gar nicht romantisch beginnt und einen Helden etabliert, der emotional verkrüppelt ist. Chris Evans, der hier mal eine Pause von seinem Superheldenjob als Cpt. America nimmt, spielt den Erzähler souverän und durchaus charmant. Man nimmt ihm ab, dass er bisher maximal Bettgeschichten erlebt hat und vollkommen überrolt ist von diesem Gefühl, das er gar nicht einordnen kann. Michelle Monaghan an seiner Seite war selten so locker und spielfreudig wie hier. Endlich hat sie mal eine Rolle, in der man sie nicht als traditionell-konservatives Mauerblümchen inszeniert, das lediglich als Schwiegervater-Darling punktet. Dazu gesellen sich die wirklich großartigen Nebenfiguren in Playing it Cool sowie die entsprechenden Momente, die der Erzähler mit diesen verbringt. Wenn er gemeinsam mit Lyle, Samson, Mallory und Scott auf dem Schießstand über wahre Liebe diskutiert, dann ist das wirklich witzig und nett inszeniert. Durchaus brüllkomisch wird’s, wenn Mallory auf der Bowlingbahn die Kugel mit einem Urschrei wirft, anstatt sie zu rollen. Ohnehin gefällt die temporeiche, mit netten Überblendungs-Gimmicks arbeitende Regiearbeit von Langfilmdebütant Justin Reardon. In seinen besten Momenten passieren die Gags im Hintergrund, während vornherum die entscheidenden Dialoge gesprochen werden. Besonders gelungen ist tatsächlich die erzählerische Gegenüberstellung der sich entwickelnden Romanze mit den abgeklärt-nüchternen Treffen des Erzählers und seiner Kumpels. Das verhindert, dass Playing it Cool zu irgendeinem Zeitpunkt ins Kitschige abdriftet und holt den Zuschauer auf den Boden der Tatsachen zurück. Der inszenatorische Kniff, Rückblenden, Gleichnisse oder Fantasien immer mit Evans und Monaghan als Darsteller in Szene zu setzen, sorgt zwar bisweilen für etwas Verwirrung (vor allem, wenn Reardon es damit übertreibt), bietet den Darstellern aber die Möglichkeit, in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Das ist zwar nicht immer ganz treffsicher, doch der Humor von Playing it Cool bleibt jederzeit über der Gürtellinie. Erstaunlich in der Tat, dass viele Sprüche nur vordergründig witzig sind und unter der Oberfläche vortreffliche Lebensweisheiten für die Generation zwischen 30 und 40 schlummern. So schafft es der Film am Ende nicht nur, eine humorvolle Betrachtung der Lebensweise seiner Hauptfiguren abzuliefern, sondern blickt auch ein wenig hinter die Kulissen der Hollywood-Mechanismen und liefert zeitgleich eine unverkrampfte Variante einer romantischen Komödie – charmantes Cast inbegriffen.

Bild- und Tonqualität

Dem Bild von Playing it Cool mangelt es durchweg an Schärfe und Auflösung. Gerade Gesichter wirken oftmals weich und rutschen noch dazu etwas aus dem Fokus, wenn sie sich bewegen. Farben und Kontrastumfang sind ein wenig reduziert – beinahe macht es den Eindruck, als spiele der Film in den 70ern, was nicht nur an der leichten Braunfilterung liegt, sondern auch am etwas seichten Eindruck. Hin und wieder ruckelt es sogar etwas.
In Sachen Tonqualität bleibt Playing it Cool stets vordergründig und konzentriert sich auf die Dialoge. Lediglich während der einen oder anderen Musiksequenz hört man schon mal etwas Halleffekt von den rückwärtigen Lautsprechern. Auch ein Poltern an der Tür oder der Regen während der Beerdigung öffnen den Raum hin und wieder etwas. Herausragend ist allerdings die akustische Qualität der Synchronisation. Stimmen sind jederzeit hervorragend verständlich und haben ein druckvolles Fundament.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Playing it Cool hat sich ein Behind the Scenes eingeschlichen, das knapp 15 Minuten läuft und herausarbeitet, wie begeistert Darsteller und Filmemacher von der ungewöhnlichen Herangehensweise an das Thema Romantik waren.

Fazit

Playing it Cool mag die Romcom nicht neu erfinden, liefert aber eine frische Perspektive, treffsichere Sprüche und ein großartiges Schauspielerensemble. Eigentlich erstaunlich, dass dem Film keine Kinoauswertung vergönnt war, denn er ist besser als viele andere Beiträge und Tränenzieher, die durch die Lichtspielhäuser flimmern.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 60%
Tonqualität (dt. Fassung): 65%
Tonqualität (Originalversion): 65%
Bonusmaterial: 30%
Film: 80%

Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: USA 2014
Regie: Justin Reardon
Darsteller: Chris Evans, Michelle Monaghan, Luke Wilson, Topher Grace, Anthony Mackie, Aubrey Plaza, Phillip Baker Hall
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 95
Codec: AVC
FSK: 12

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