Point Break – Geh an deine Grenzen

Blu-ray Review

Point Break - Geh an deine Grenzen Blu-ray Review Cover
Concorde Home, seit 28.07.2016

OT: Point Break

 


Die perfekte Linie

25 Jahre nach Gefährliche Brandung toppt Point Break das Original in Sachen halsbrecherischer Stunts mühelos.

Inhalt

Johnny Utah war mal Extremsportler und Grenzgänger mit gutem Sponsor. Doch nachdem vor sieben Jahren sein Kumpel bei einem Stunt ums Leben kam, hat er dem Adrenalin den Rücken gekehrt und eine Ausbildung beim FBI absolviert. Das hat es aktuell mit einer Abfolge spektakulärer Raubzüge zu tun, die auch schon mal damit endet, dass 100 Mio. Dollar an Rohdiamanten über die arme Bevölkerung eines afrikanischen Staates regnen. Das Muster der Aktionen scheint immer gleich, denn sämtliche Überfälle scheinen von herausragenden Extremsportlern absolviert worden zu sein. Utah vermutet, dass die Gruppe die „Ozaki Eight“ abschließen wollen, eine Reihe von acht Herausforderungen, die die Naturgewalten der Erde ehren sollen. Gut, dass Johnny seine polyathletischen Fähigkeiten abrufen und sich entsprechend Undercover in die Gruppe rund um deren Leader Bodhi einschleusen kann. Dessen Kollegen sind zwar mehr als misstrauisch, doch die viel größere Gefahr ist, dass Johnny Gefallen am Treiben findet und seine eigentliche Aufgabe vergisst …

1991 hatte Kathryn Bigelow in Gefährliche Brandung Keanu Reeves und Patrick Swayze als Surfer aufeinandertreffen lassen und für eine Art Kultfilm unter den Wellenreitern gesorgt. Das 2016er Remake geht nun einen, oder besser sieben Schritte weiter. Denn in Point Break – Geh an deine Grenzen werden praktisch alle Extremsportarten abgefeiert, die ein berühmter Koffein-Getränkehersteller gerne sponsort – vom Surfen über Wingsuit-Fliegen bis hin zum MotoX, Snowboarden oder Freeclimbing. Die einzelnen Actionsequenzen, die sich jeweils um eine der Sportarten kümmern, werden von den (fiktiven) Ozaki Acht zusammengehalten und von einem vollkommen hanebüchenen Storykonstrukt umrahmt. Während es in Gefährliche Brandung „nur“ ein sportlicher Outlaw war, der gerne ein bisschen Kohle gemacht hätte, um sein Leben zu versüßen, integriert Point Break das Thema Ökoterrorismus und schert sich einen feuchten Kehricht um Logik oder Sinn. Das sollte der Zuschauer deshalb auch tun und beim Einlegen der Disk die „Hinterfrage-Funktion“ seines Hirns für zwei Stunden schlafen schicken. Dann nämlich kann man einem Film beiwohnen, der eine spektakuläre Aktion an die nächste reiht und die Messlatte für Stunts ebenso hoch legt wie die Sportlichkeit seiner Akteure, bzw. der Doubles, die für die Hauptfiguren in den Totalen eingesetzt wurden (immerhin waren das Athleten wie Snowboarder Xavier de le Rue oder Sportkletterer Chris Sharma). Und was die Jungs zeigen, ist schon aller Ehren wert. Der Flug der Vier im Wingsuit gehört wohl zum spektkulärsten, was man live gefilmt im Kino jemals erblicken konnte. Natürlich wirkt das Alles wie ein gigantischer Werbespot des bereits angesprochenen Getränkeherstellers und Sponsors, aber es macht halt auch richtig Spaß und setzt schon beim Zuschauen Adrenalin frei. Dass die Dialoge verquast sind, die FBI-Storyanteile mitunter sträflich vernachlässigt werden, die Romanze von Johnny und Samsara (natürlich ein spiritueller Name, was sonst) unglaubwürdig bleibt und die Aktionen äußerst mies vorzubereitet scheinen – geschenkt. Zwischendurch schließt man einfach  mal die Ohren und schaut sich dafür die unfassbar schöne Landschaft und Szenerie an. Dass die Schauspieler in Point Break nicht den gleichen Eindruck hinterlassen wie die beiden Hauptakteure in Gefährliche Brandung, liegt vornehmlich daran, dass Édgar Ramírez (Erlöse uns von dem Bösen) und Luke Bracey (The Best of me – Mein Weg zu dir) einfach nicht den gleichen Bekanntheitsgrad haben. Der raue Ramírez passt indes gut in die Rolle des kantigen und wenig sympathischen Bodhi, während Bracey gut als Surfer durchgeht. Für die darstellerische Substanz sorgen eher Nebendarsteller wie Ray Winstone (Gunman) in der Rolle des Pappas und Delroy Lindo als FBI-Einsatzleiter Hall. Aber auch über die eher standardmäßig besetzten Darsteller kann man hinwegsehen, wenn sich die beiden Hauptakteure nach 80 Minuten ein unfassbar spektakuläres Freeclimb-Duell liefern. Die Kenner dieser Sportart mögen verzeihen, dass auch hier die Vorbereitung mies und die Bekleidung/Ausrüstung nur wenig authentisch ist.

Bild- und Tonqualität

Das Bild von Point Break – Geh an deine Grenzen ist wie ein unterlegener Boxer nach einem Kampf: Grün und Blau – also zumindest von der Farbfilterung her. Eine derartige Tönung kennt man von ähnlichen Filmen, weshalb man kaum überrascht ist, wenn Lichter überstrahlen und im Dunklen Details recht früh absaufen. Die Schärfe in Nahaufnahmen gelingt gut, ebenfalls können Halbtotale vom Alpenmassiv kurz vor dem Wingsuit-Einsatz überzeugen. Tageslichtszenen sind durchweg etwas überkontrastiert, die sichtbare Körnung hingegen wirkt filmisch und passt zum Geschehen. Der Sound von Point Break beginnt äußerst gemein. Denkt man schon, mit der Disk stimmt etwas nicht, weil man zum Bild keinen Ton bekommt, rauschen Sekunden später zwei Cross-Maschinen von hinten ins Heimkino, dass man sich ernsthaft zusammenduckt, um nicht die Stollenreifen abzubekommen. Und so bleibt es praktisch während des ganzen Films stets absolut effektvoll. Jede der Actionszenen (und davon gibt’s nun mal reichlich) wird mit einer Effektvielfalt dargeboten, dass es eine wahre Freude ist. Wenn die riesigen Wellen über den Surfern zusammenbrechen, raunt es nur so im Wohnzimmer und die ständigen Naturgeräusche gelangen höchst authentisch ans Ohr. Gut und recht ausgewogen präsentieren sich die Dialoge, die verständlich rüberkommen und nur ab und an im Bombast etwas untergehen. Ebenfalls herausragend dynamisch ist auch der Einsatz des wuchtigen Filmscores, der die waghalsigen Stunts bisweilen begleitet.

Bonusmaterial

Das fünfteilige Featurette ist das Kernstück der Extras, das in gut 12 Minuten die frische Herangehensweise an die 25 Jahre alte Geschichte erklärt und ein paar Eindrücke der vier spektakulärsten Prüfungen liefert – allerdings bleibt das Ganze etwas oberflächlich und hätte gerade in Sachen „Wie wurde es gedreht“ noch mehr Information verdient. Immerhin erfahren wir, dass die Wingsuit-Flieger ganze 60 Mal den Sprung gemacht haben, um die Szenen einzufangen. Neun Interviews mit den Darstellern, den Sportlern, die die Szenen ermöglichten sowie acht Minuten an entfernten Szenen und eine B’Roll runden das Bonusmaterial von Point Break ab.

Fazit

Point Break – Geh an deine Grenzen ist ein Adrenalintrip, den man ähnlich im Kino/Heimkino noch nicht erleben konnte. Allerdings wird man den Eindruck nicht los, einem Zusammenschnitt der spektakulärsten Youtube-Videos zuzuschauen, der mit unpassenden Dialogen und einer papierdünnen Geschichte zusammengehalten wird. Wer den Sinn sucht, wird ihn nicht finden – wer Spaß haben will, kann das aber durchaus.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 85%
Tonqualität (Originalversion): 85%
Bonusmaterial: 50%
Film: 60%

Anbieter: Concorde Home
Land/Jahr: USA/Deutschland 2015
Regie: Ericson Core
Darsteller: Luke Bracey, Édgar Ramírez, Teresa Palmer, Delroy Lindo, Ray Winstone, Clemens Schick, Matias Varela, Tobias Santelmann, Nikolai Kinski
Tonformate: dts HD-Master 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Laufzeit: 114
Codec: AVC
FSK: 12

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