Pompeii 3D

Blu-ray Review

OT:Pompeii

Pompeii 3D Blu-ray Review Cover
Highlight Communications, 07.08.2014

 


Dem Untergang geweiht

Paul W.S. Anderson zeigt seine Vision von Untergang der legendären Stadt Pompeii.

Inhalt

Milo war noch ein Kind, als der römische Tribun Corvus das Lager der keltischen Aufwiegler säubern und alle umbringen ließ. Milo sah mit eigenen Augen, wie seine Mutter und sein Vater durch das Schwert starben. Er selbst überlebte nur, weil er sich tot stellte. Von Sklavenhändlern mehr oder weniger aufgezogen und zum Gladiator ausgebildet, folgt ihm 17 Jahre später ein Ruf als exzellenter Kämpfer, den alle nur „den Kelten“ nennen. Als solcher wird er von Präfekt Graecus entdeckt und nach Pompeii verschleppt, wo er als Kämpfer in den großen Arenen auftreten soll. Auf dem Weg in die Stadt am Fuße des Vesuv lernt er die wohlhabende Cassia kennen, deren Aufmerksamkeit er erringt, weil Milo ein leidendes Pferd von seinen Qualen erlöst. Die beiden verlieben sich gegen jede Regel und Form. An Dramatik gewinnt diese Liaison noch dadurch, weil Cassio eben jenen Corvus ehelichen soll, der seinerzeit die Verantwortung für den Tod von Milos Eltern trug. Doch bevor ein großes Racheszenario entwickelt werden kann, bricht der lodernde Vulkan aus …

Paul W.S. Anderson mag es, wenn seine Filme optisch etwas hermachen. Deshalb waren schon die von ihm inszenierten Teile der Resident-Evil-Reihe oberflächlich hübsch, aber inhaltlich maximal mittelprächtig. Mit Pompeii kann er seiner Fantasie und seinen epischen Bildern nun freien Lauf lassen und nutzt den Untergang der sagenumwobenen Stadt für ein Effektspektakel, das aktuell seinesgleichen sucht. Allerdings fällt er bis dahin seinen typischen Problemen zum Opfer: Er ist kein guter Schauspielführer und auch kein guter Geschichtenschreiber. Mit einer Mischung aus Gladiator und der jüngeren Spartacus-Serie (freilich ohne deren Blutgehalt), die Fans der TV-Show immer wieder mit Déjà Vu-Momenten versorgt, bleiben die Figuren scherenschnittartig und eindimensional. Seinem Protagonisten zimmert er ein Dauergrimmen ins Gesicht und Emily Browning darf Sätze zum Besten geben, die aus der Mottenkiste der Filmgeschichte zu kommen scheinen. Die vollkommen deplatzierten Pferdeflüsterer-Szenen tun ihr Übriges zum Stirnrunzeln beim Zuschauer hinzu. Letztlich ist die Geschichte aber auch nur Randerscheinung zum Naturereignis, um das es in Pompeii ja eigentlich geht. Bis allerdings die Lava aus dem Vulkan strömt, vergeht etwas mehr als eine Stunde. Der sich daran anschließende halbstündige Untergang der einst großen Stadt versöhnt zumindest auf dem Actionwege wieder für schwache Dialoge und Figuren, mit denen man nur bedingt mitfiebert. Anderson nutzt den Showdown dann jedoch, um die deutschen und kanadischen Gelder mit einer unglaublichen Vielzahl an digitalen Trickeffekten zu Schutt und Asche zu verarbeiten.

Bild- und Tonqualität

Die Bildqualität von Pompeii bietet ein gemischtes Vergnügen. Einerseits sind gut ausgeleuchtete Momente am Tag teilweise extrem kontraststark und knackig (Cassia und Ariadne vor dem Wagen 10’35), an anderer Stelle (meist in dunklen Szenen) nehmen Unruhe und Körnung derart zu, dass es zu stark von den guten Szenen abweicht. Auch ist Schärfe dann teils gar nicht mehr vorhanden (Cassias Gesicht 43’25). Am besten sehen die exzellent fotografierten Close-ups von Adewale Akinnuoye-Agbaje aus, dessen furchiges Gesicht extrem plastisch wirkt.
Schon der epochale Soundtrack zu Beginn verkündet von einem weiträumigen, effekt- und druckvollen Tonsektor in Pompeii. Der Chorgesang erklingt voluminös aus allen fünf Lautsprechern und der Subwoofer teilt schon früh mit, dass er sich nicht unterbuttern lässt. Die beiden dts-HD-High-Resolution-Tonspuren in Englisch und Deutsch schenken sich gegenseitig nichts, liegen auf vergleichbarem Niveau. Einzig die Originalstimmen sind ein wenig harmonischer ins Gesamtgeschehen eingebettet – die deutsche Synchronfassung wirkt etwas beengter. Sehr atmosphärisch und offen tönt das Treiben auf den offenen Plätzen und in den Gladiatorenkellern. Bei den Kämpfen in der Arena fliegen die Fäuste wuchtig und der Stahl der Klingen schneidet effektvoll durch die Luft. Das ist natürlich alles nur ein Strohfeuer im Vergleich zu dem, was abgeht, wenn der Vesuv letztlich ausbricht: Mit brutaler Gewalt bricht das Amphitheater auseinander, ziehen sich Risse durch den Boden und sausen die Holzbalken des Dachsegels gen Erde. Als das Wasser über die Stadt hereinbricht, könnte das Ganze vielleicht etwas weniger dumpf klingen, im Hochtonbereich fehlt es ein wenig an Klarheit – ansonsten ist das schon sehr gut umgesetzt.

3D-Effekt

Bis auf ein fliegendes Beil, das nach einer guten Stunde durch die Arena auf den Zuschauer zukommt, bleibt der 3D-Effekt während der ersten sechzig Minuten noch im Hintergrund. Die dreidimensionale Gestaltung bleibt, ebenso wie der Film selbst, auf das Finale fokussiert. Dort wähnt man sich allerdings mitten in umherfliegenden Trümmern und Feuerbällen, geht vor einstürzenden Säulen in Deckung und reibt sich den allgegenwärtigen Staub aus den Augen. Da Anderson Pompeii mit echten 3D-Kameras drehen ließ, bleiben digitale Umsetzungsfehler weitgehend aus. Hin und wieder gibt es – analog zur wechselhaften Bildqualität – ein paar Unschärfen und weniger gut umrissene Kanten.

Bonusmaterial

Im Bonusmaterial von Pompeii dürfen wir zunächst den Audiokommentar von Anderson und seinem Produzenten Jeremy Bolt zuhören. Dazu gibt noch ein 25-minütiges und durchaus interessante Making-of, das nicht nur Werbecharakter hat, sondern auch recht nahe an den Drehorten und den Kämpfen ist sowie Interviews und ein Pompeii Special. In Letzterem gibt’s dann noch mal detailliertere Infos zum Regisseur, dem Vulkanausbruch, den Gladiatoren, den Kostümen oder den Waffen.

Fazit

Es ist nicht das erste Mal, dass Paul W.S. Anderson die (durchaus beeindruckende) Hülle über den Inhalt stellt – nur bisher waren seine Filme etwas weniger episch angelegt. So steht die gegen Ende durchaus famose Optik in Pompeii durchwachsenen Darstellerleistungen und einer extrem simplen Geschichte gegenüber. Anderson arbeitete sechs Jahre an seinem Film, aufs Drehbuch entfielen offensichtlich nur ein paar Tage.
Timo Wolters


Bewertung

Bildqualität: 70%
Tonqualität (dt. Fassung): 85%
Tonqualität (Originalfassung): 90%
Bonusmaterial: 60%
Film: 60%
3D-Effekt: 75%

Anbieter: Highlight Communications
Land/Jahr: CA/DE
Regie: Paul W.S. Anderson
Darsteller: Kit Harington, Emily Browning, Kiefer Sutherland, Carrie-Anne Moss, Jared Harris
Tonformate: dts HD-High Resolution 5.1: de, en
Bildformat: 2,35:1
Real 3D: Ja
Laufzeit: 105
Codec: AVC
FSK: 12

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